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Canus, Suarez, Lugo, Petavius und vor allem dem hl. Thomas von Aquin und ich weiß, welches die Lehre der Kirche, der Mutter und Lehrmeisterin, ist. Ich habe nicht geschrieben, um meine Gedanken aufrecht zu halten, sondern um das zu vertheidigen, wovon ich weiß, daß es der Glaube des heiligen Stuhles ist. Ich weiß, wem ich ge= glaubt habe.

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Das gilt nicht gleicher Weise von unserm Freunde; man muß das wohl beachten: es ist nicht die römisch-katholische Lehre, deren Vertheidigung ihm zumeist am Herzen liegt. Wir wollen für ihn beten. Mögen Ew. Bischöfliche Gnaden mich unverändert halten für Ihren ergebenen und treuen Diener in Jesu Christo.

An den Erzbischof Dechamps').

224.

Rom, im Juli 1870.

In der im Concil gehaltenen Rede habe ich behauptet, die Lehre des vierten Kapitels des Schema, wie es in der Relation 2) erklärt wird, sei die übertriebene Lehre einer Schule, nicht aber jene, welche Bellarmin an vierter Stelle 3) als die fast allen Theologen gemeinsame vorträgt. Das scheint mir evident zu sein: denn in der Relation wird ausdrücklich erklärt, daß die Unfehlbarkeit des Papstes, welche in dem Schema zur Entscheidung vorliegt, von den Bischöfen ebenso Abstand nehme wie von den übrigen Gliedern der Kirche, während Bellarmin im Gegentheil lehrt, der vierten Meinung müßten auch jene Theologen beigezählt werden, welche sagen, der Papst könne nicht irren, wenn er umsichtig verfährt und den Rath anderer Hirten anhört. Diese gestehen zwar zu, daß die Unfehlbarkeit nicht auf den vereinigten Rathgebern, sondern auf dem Papst allein beruhe; ferner, es sei nicht möglich, daß der Papst ohne Grund und Ueberlegung entscheide, weil dies Gott niemals zulassen werde. Dadurch wird aber mein Saß nicht umgestoßen, daß nämlich das unfehlbare Urtheil nach jenen Theologen von einer wahren Bedingung abhängig

1) Uebersehung. Das lateinische Concept im Anhang Nr. XI.

2) Relatio de observationibus RR. Conc. Patrum in schema de Rom. Pon

tificis primatu. Friedberg 578-603.

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3) Die vierte Meinung ist, der Papst könne in keiner Weise etwas Häretisches der ganzen Kirche zu glauben vorstellen." De Rom. Pont. 4, 2. Vgl. Ka

tholik 1870 Bd. 2, 90 f.

v. Ketteler, Briefe.

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sei. Wenn folgende Säße: Der Papst ist unfehlbar ohne Rücksichtsnahme auf die Bischöfe; und der Papst ist unfehlbar, wenn er umsichtig verfährt und die Bischöfe anhört, keine Gegensäße sind, dann weiß ich nicht, welche Säße Gegensäße sein sollen 1).

Ew. Bischöfliche Gnaden sagen zwar, die Relation habe für Sie keine Bedeutung 2). Aber das genügt uns nicht. Denn so lange die für den Glauben eingesetzte Commission den Sinn, in welchem die Relation das Schema erklärt, nicht öffentlich zurücknimmt, kann in den Synodalverhandlungen nur dieser Sinn in Anschlag kommen.

Ihre Rede sende ich Ihnen mit Dank zurück. Ich verkenne nicht das Gewicht der vorgebrachten Gründe; ich könnte aber viele andere Gründe entgegen stellen zur Vertheidigung meiner Auffassung der Bellarmin'schen Lehre. Ich verzichte jedoch darauf. Mein Leben lang habe ich frischen Muthes mit den Gegnern der Kirche gekämpft und hätte es bis an's Ende meines Lebens gethan, ohne daß diese Kämpfe mich ermü deten; aber der unselige Zwist, welcher jezt die Bischöfe spaltet, macht mich matt und müde, so daß ich lieber die Feder aus der Hand lege. Durch das Band vollkommener Hochachtung und brüderlicher Liebe vereinigt, bin ich 2c.

1) Diese Gegensäge beruhen wie die Meinung, das Schema gehe weiter als Bellarmin, auf einem Mißverständnisse. Das Schema stimmt mit Bellarmin darin überein, daß bei einer Entscheidung ex cathedra dem Papst allein, nicht aber seinen Rathgebern der göttliche Beistand verheißen sei, der vor Frrthum bewahrt; daß also der Papst allein das Subject, der Träger der Unfehlbarkeit sei. Handelt es sich aber um die andere Frage, was zur Uebung dieses höchsten Lehramtes erfordert werde, so ist nirgends ausgesprochen, daß hierbei auf die Bischöfe keine Rücksicht zu nehmen sei, vielmehr wird deren Rath und Zeugniß an erster Stelle erwähnt. Uebrigens legte der sel. Bischof später selbst das Geständniß ab, daß durch das Corcil doch nicht mehr entschieden worden sei, als er von jeher vertheidiget habe.

2) Die Relation ist die Arbeit eines Theologen. Ihre Bedeutung ist in der That nicht größer als das Gewicht ihrer Gründe. Tantum valet, quantum probat. Wo ihre Gründe nicht stichhaltig sind, wird kein Theologe sich durch ihr Ansehen für gebunden erachten.

Bischof Fehler an den Bischof v. Ketteler').

225.

Rom, 9. Juli 1870.

Mit Vergnügen seze ich Ew. Bischöfliche Gnaden in Kenntniß, daß Se. Heiligkeit Papst Pius IX. auf Ihr Gesuch, wegen wichtigen kirchlichen Angelegenheiten in Ihre Diöcese zurückkehren zu dürfen, gütigst entsprochen und Ihnen die nachgesuchte Erlaubniß bis zum Beginn des Novembermonats bewilliget hat.

Ich benuße diesen Anlaß 2c.

An seine Schwester Sophie.

226.

Rom, 11. Juli 1870.

Da die Zeit meines Hierseins wohl bald zu Ende geht, so will ich noch ein leßtes Wörtchen von hier Dir sagen und damit den Dank für Deinen lieben Brief verbinden. Hoffentlich können wir in 8-14 Tagen abreisen. Das Resultat ist noch immer nicht gewiß. Diese Tage müssen die Entscheidung bringen. Ich hoffe noch immer auf eine Vereinigung. Die Hiße ist groß, aber die Nachrichten in den Zeitungen darüber sind wieder lächerliche Uebertreibungen. Namentlich sind die Mittheilungen über viele Krankheiten unter den Bischöfen reine Lügen. Meine Herren und ich sind durchaus wohl. Eine große Annehmlichkeit in diesem Clima sind die großen Häuser mit ihren weiten Räumen und Gängen. Das lerne ich jest recht schäßen. Der Aufenthalt der lieben Geschwister Ga= len war mir eine große Freude. Sie werden gewiß recht liebe Erinnerungen von hier behalten.

1) Das lateinische Original im Anhang Nr. XII.

An seine Nichte Helene Gräfin Droste zu Vischering.

227.

Nom, 12. Juli 1870.

Wenn Du nicht so gut gegen mich wärest, so müßtest Du eigentlich etwas böse sein, daß ich Dir gar nichts von hier aus geschrieben habe, außer den paar Zeilen, als Gott Dein Kindchen unter die Engel aufnahm. Es gehört dieser armselige Verkehr mit den Seelen hier auf Erden, die man so innig liebt, zu dem vielen Elend des irdischen Lebens. Ganz ohne Schuld bin ich dabei nicht, das weiß ich wohl. Aber auch unsere vielen Fehler gehören zu demselben irdischen Elend. Ich kann Dich daher nur bitten, auch diese Fehler Deines alten Onkels mit derselben Nachsicht wie bisher zu tragen und mir doch Deine Liebe zu bewahren.

Diesmal habe ich aber eine besondere Veranlassung, Dir zu schreiben, daß ich wenigstens noch nicht mehr „närrisch" geworden bin, wie die Augsburger Allg. 3tg." gemeldet hat1). Uebrigens bin ich überzeugt, daß die „Alg. Ztg." in ihren Aeußerungen, welche sie vom Heiligen Vater berichtet, ganz oft geradezu lügt, um uns gegen ihn zu verheßen.

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Wir stehen also jezt ganz nahe vor dem Schluß. Morgen findet schon die lezte Abstimmung der General-Congregation statt. Ich zweifle gar nicht mehr, daß nächsten Sonntag die öffentliche Sißung und damit vorläufig der Schluß sein wird. Ob eine volle Einigung aller Bischöfe eintreten wird, ist noch nicht ganz gewiß, ich hoffe es aber. Diese letzten Tage bedürfen wir noch eines besondern Beistandes des heiligen Geistes. Gott gebe, daß wir alle am Sonntag aus ganzem Herzen Te Deum singen können, und daß dieses Te Deum dann in der ganzen Kirche auf der weiten Erde wiederhallt.

Ich habe hier eine ernste und vielfach schwere Zeit erlebt. Es war eben eine Thorheit, es anders zu erwarten, da ja die höchsten Lebensakte der Kirche des Kreuzes unmöglich ohne Kreuz sein können. Daz Kreuz ist auch zugleich in unserem Leben wie im Leben der Kirche das Mysterium, das Geheimnißvolle, das unseren neugierigen Augen, die alles sonnenklar sehen wollen, Verborgene. So ist uns auch so vieles im Verlauf der Ereignisse dieses Winters verborgen. Es soll uns das eine zeitweise Prüfung des Glaubens sein, bis es sich schon hier in Sehen

1) Hauptblatt vom 8. Juli Nr. 189.

verwandelt. Später, vielleicht in kurzer Zeit, wird uns Gottes Leitung überall, selbst in dem klar werden, was uns jetzt noch fast unbegreiflich ist. So geht es immer, und der schlichte, einfältige Glaube behält immer Recht. Gott sei Dank, daß er ihn uns gegeben hat. Welche Gnade, wenn man auf so viele sieht, die diesen göttlichen Leitstern des Lebens nicht haben!

Zu unseren Kreuzen haben hier in Rom auch so viele vortreffliche Seelen gehört, die gar nicht begreifen konnten, daß nicht alle Bischöfe so seien, wie sie es sich gedacht hatten, und daß ein Concil nicht ganz so verlaufe, wie sie es in ihrem frommen Enthusiasmus haben wollten. In dieser Hinsicht war es mir lieb, daß Du nicht hier warst, ohne damit fagen zu wollen, daß Du ganz so gehandelt hättest.

Wie wird es mich freuen, Dich, Clemens und die Kinder im Herbste wiederzusehen! Ob es dazu kommen wird, weiß Gott. Die Dinge in der Welt sehen so drohend aus, daß wir bis dahin wieder in ganz anderm Kreuze stecken können. Nun Gott befohlen, geliebte Helene. Die innigsten Grüße an Mann und Kinder. Ich segne Euch alle. Sonntag über acht Tage, den 24., könnten wir uns wohl ein Rendez-vous in Oberammergau geben!

An Papst Pius IX.1).

228.

Rom, 17. Juli 1870.

Aus dem Schema, welches ich eben erhalten habe, ersehe ich, daß Du die Bitte, welche wir Dir flehentlich vorgetragen haben, nicht glaubtest erfüllen zu können 2). Um mich nun nicht in der meiner ganzen Seele widersprechenden Lage zu befinden, mit Non placet zu stimmen, bleibt mir kein anderes Mittel übrig, als noch heute Abend von der mir ertheilten Erlaubniß zur Rückkehr Gebrauch zu machen. Bevor ich aber abreise, kann ich es nicht unterlassen, Dir in aller Demuth die Erklärung

1) Deutsches Concept. Die lateinische Ueberseßung im Anhang Nr. XIII. 2) Um ein einstimmiges Resultat herbeizuführen, hatte eine Deputation der Minorität, bestehend aus den Erzbischöfen Simor, Darboy, Ginoulhiac, Scherr und den Bischöfen Ketteler und Rivet, am Abend des 15. Juli den Papst gebeten, im dritten Canon der Constitution über die Kirche einen spätern Zusaß zu streichen und in die Definitionsformel selbst die Worte einzuschalten: Wenn der Papst, „ge= tügt auf das Zeugniß der Kirchen" (innixus testimonio Ecclesiarum), entscheidet 2c. Bgl. Katholik 1870 Bd. 2, 162-165.

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