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Der Parole des alten Ringseis schließe ich von ganzem Herzen mich auch für meine Person an,

In innigster Verehrung und Liebe ac..

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Die Norddeutsche Allg. Zeitung" Nr. 249 enthält einen Artikel aus der Genfer Correspondenz," worin ein Gespräch mitgetheilt wird, welches ein deutscher Bischof mit dem Fürsten Bismarck gehabt haben soll. Die folgende Nummer 250 desselben Blattes bringt dann unter der bezeichnenden Ueberschrift: „Ueber den Urprung der Schmähungen, welche die „Genfer Correspondenz," wie wir gestern gemeldet, gegen den Fürsten Bismard sich erlaubt hat, lesen wir in der Spenerschen Zeitung" einen Artikel, welcher unter anderem sagt: „Der einzige deutsche Bischof," der seit dem legten Kriege eine Unterredung mit dem Fürsten gehabt hat, ist der Bischof von Mainz, welcher Mitglied des Reichstages ist. Auf Herrn v. Ketteler also würde jene Mittheilung zurückzuführen sein, und dieser hochwürdige Herr dürfte sich daher veranlaßt finden, über den Inhalt derselben sich demnächst zu erklären.“

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Ob es nun wahr ist, daß ich der einzige „deutsche Bischof“ bin, welcher seit dem lehten Kriege eine Unterredung mit dem Fürsten Bismard gehabt hat, kann ich nicht beurtheilen, und ebensowenig, aus welcher Quelle die „Spenersche Zeitung" sich hierüber informirt hat, oder ob die „Nordd. Allg. Ztg." durch ihre Beziehungen in der Lage war, vor Mittheilung dieser Notiz sich volle Gewißheit hierüber zu verschaffen. Da dies aber einmal öffentlich behauptet worden ist, so darf ich es nicht unterlassen, auf diese Provocation zu erklären, daß ich die „Genfer Correspondenz" seit den ersten Blättern, welche mir zugeschickt wurden, nicht mehr lese, weil ich den Geist und Ton dieses Blattes der großen Sache nicht angemessen erachte, der es dienen will; daß ich weder direct noch indirect ihm jemals eine Mittheilung irgend welcher Art habe zugehen lassen; daß endlich nie ein Wort über meine Lippen gekommen ist, welches zu einem solchen Berichte hätte Veranlassung geben können. Ich habe nur einmal die Ehre gehabt, mit dem Fürsten eine längere Unterredung

1) Jahrgang 1871 Nr. 246.

zu haben und in derselben ist nichts gesprochen worden, was mit dem Gegenstand dieses angeblichen Gespräches irgend welchen Zusammenhang hätte. Die Mittheilung der „Genfer Correspondenz" ist daher, in so weit sie auf mich bezogen werden soll, in jedem Betrachte unwahr. Ich würde mich übrigens fast schämen, bezüglich der erwähnten Insinuation eine Erklärung abzugeben, wenn nicht wir Katholiken uns gegenwärtig in unserem eigenen Vaterlande durch die Intoleranz unserer Gegner in einer Art Ausnahmezustand befänden. Nicht nur arme Berliner Kinder auf der Straße beschimpfen den katholischen Priester, wenn er in seinem Kleide sich in der Hauptstadt des deutschen Kaiserreiches sehen läßt, sondern ein großer Theil der deutschen Presse handelt ähnlich. Angeblich achtet man die Katholiken; aber die Katholiken, welche man achtet, existiren nicht, außer in toleranten Phrasen oder höchstens in der Person abgefallener Glieder der Kirche. Die Katholiken dagegen, welche es wirklich sind und welche ein gutes Drittheil der Bewohner des deutschen Reiches ausmachen, beschimpft und verdächtigt man unter fast allgemeiner Zustimmung. Alle Intoleranz der Gesinnung gegen die katholische Kirche und die Katholiken, welche es in Wahrheit sind, versteckt man dadurch, daß man sie unter fremder Benennung befeindet. An diesem namenlos intoleranten Treiben nehmen auch jene Blätter Antheil, welche den officiellen Kreisen nahestehen, namentlich auch die „Nordd. Allg. Ztg. ;" ja selbst solche, welche eine christliche und conservative Gesinnung zu vertreten vorgeben.

Bei einer derartigen Sachlage bietet keine Stellung und kein Charakter mehr Schuß dagegen, daß nicht boshafte oder frivole Insinuationen Gehör und Glauben finden. Dadurch bin ich genöthigt, die Redaction zu ersuchen, diese Erklärung in ihr Blatt aufzunehmen.

An seine Nichte Helene Gräfin Droste zu Vischering.

241.

Berlin, 10. November 1871.

Ich muß doch endlich Dir ein Wörtchen auf Deine Schreiben ant worten, nachdem ich so lange geschwiegen habe. Ich benuße dazu die Reichstagssigung, da außerdem fast gar keine Zeit übrig ist. Daß Clemens 1) ein Mandat nicht glaubt annehmen zu können, bedaure ich sehr. Ich kann natürlich das Gewicht seiner Gründe nicht beurtheilen und bin

1) Graf Droste zu Vischering.

sehr weit entfernt ihn zu tadeln: Clemens hat die Sache gewiß mit höchster Gewissenhaftigkeit geprüft. Dagegen habe ich mit den übrigen Herren innig bedauert, daß solche Gründe vorliegen, welche ihn hindern. Die Schwierigkeit, Deputirte zu finden, für den Reichstag wie für den Landtag, wird immer größer. Und nicht nur die Schwierigkeit sie zu finden ist so groß; noch größer ist die Schwierigkeit, geeignete Deputirte zu finden. Das Ansehen und die Kraft einer Fraction hängt viel weniger von der Anzahl der Mitglieder ab, als von dem Gewichte derselben. Ein recht tüchtiges, befähigtes, redefertiges Mitglied hat mehr Gewicht als zehn Figuranten. Ein solches Mitglied wird man aber nicht plöglich, sondern nur durch Uebung, durch längere practische Theilnahme an solchen Verhandlungen. Wenn unsere Herren das hierzu erforderliche Opfer nicht bringen können und wollen, so sind wir in dringender und größter Gefahr, daß wir einer wahren Hungersnoth entgegen gehen, und daß unser katholisches Volk zulegt unvertreten bleibt oder schlecht vertreten ist, weil es keine Männer hat, die es vertreten wollen oder können. Das ist jedenfalls ein Elend!

Von hier kann ich Dir nichts schreiben, was Ihr nicht alles schon aus den Zeitungen wisset, mit Ausnahme, daß wir gesund und wohl find. Stürme haben wir noch keine gehabt; sie scheinen auch für diesesmal abbestellt zu sein. Es scheint von obenher eine Beruhigungsordre ergangen zu sein. Das berechtigt aber gar nicht, irgend eine Beruhigung für die Zukunft zu gewähren. Was diese uns bringen wird, weiß Gott allein. Ich weiß von ihr nichts, absolut nichts, als daß Gott alles Böse zum Guten zu leiten weiß. Gott prüft jezt unsern Glauben und unser Vertrauen, wie er es bei unsern christlichen Vorfahren auch gethan hat. Die Geschichte der Kirche bleibt eben immer - schwerer Kampf.

Berlin ist ein schrecklich ungemüthlicher Aufenthalt. Keine Glocken, keine Uhr, kein Ton, der an Gott erinnert; alles rein weltliches Treiben, so kalt und trostlos wie die Welt selbst. Dabei Sünden und Laster mehr wie Pflastersteine. Augenblicklich behandelt eines der vielgelesensten Blätter das Thema, daß Vielweiberei vollkommen berechtigt sei, und daß hiernach die Geseze umgeändert werden müssen. Und von einer solchen Stadt aus soll Deutschland reformirt werden!

Gott sei Dank, daß mein liebes Pathenkindchen wieder gesund ist, wie Schorlemer mir sagt. Zum Eintritt Deiner Schwägerin bei den Clemensschwestern meine innigsten Glückwünsche. Es ist gar schön, daß eine Droste in diese Genossenschaft eintritt 1). Das Opfer wird aber

1) Gräfin Marie Droste zu Vischering, Mitglied der Barmherzigen Schwestern b. Ketteler, Briefe.

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von Eurer Seite auch noch größer sein. An Clemens tausend herzliche Grüße. Ich segne Euch und die lieben Kinder und bleibe in treuer Liebe zc.

An seine Schwester Sophie.

242.

Berlin, 13. November 1871.

Durch Deinen lehten lieben Brief hast Du Wilderich und mir 1) sehr große Freude gemacht. Wir müssen Gott innig danken, daß alle Nachwehen Deines Unwohlseins vollständig geschwunden sind. So haft Du Deinen lieben gewohnten Aufenthalt in Lembeck mit allen theuren Erinnerungen wieder ganz ungetrübt genießen können. Hätte ich doch einige Tage bei Dir sein können, um alle die lieben Orte mit Dir zu besuchen. Wie würde mich das beglückt haben! Aber darauf werde ich wohl für immer verzichten müssen, da die Zeit mir mehr und mehr fehlt, je älter ich werde. Während Du so in der liebsten Einsamkeit zugebracht hast, haben wir in der Babylonischen Verwirrung gelebt. Eine große Annehmlichkeit ist für uns beide, daß wir in einem Hause wohnen und zusammen essen. Unsere Eßstunde ist 4 oder 5 Uhr, je nachdem die Sizung endet. Auch meine Wohnung ist nicht übel, besonders deßhalb, weil sie ziemlich ruhig ist und weil man nicht so sehr wie in andern Straßen Tag und Nacht das Gerassel der Wagen in den Ohren hat. Damit bin ich aber auch mit allen Annehmlichkeiten so ziemlich zu Ende, alles Andere ist möglichst widerwärtig. Schön ist Berlin sehr geworden, seit ich es früher sah. Herrliche Stadttheile sind entstanden, aber alles ist eisig kalt und irdisch über alles Maß und allen Ausdruck. Ich habe einen Heißhunger nach einem Glöckchen, das an Gott erinnert. Dazu dann diese feindliche Richtung gegen alles, was uns heilig und theuer ist, welche man nicht nur in allen Regierungskreisen, sondern auch sonst überall, namentlich in der Presse wahrnimmt. Im Reichstag selbst scheint man für diese Saison keine Skandale veranlassen zu wollen. Zwar hört man jeden Augenblick Gerüchte vom Gegentheil, von Anträgen gegen die Jesuiten u. s. w.; sie haben sich aber nicht bestätiget und ich glaube, daß man uns in Ruhe lassen wird, um dann später alle Pläne gegen uns

zu Münster, welche von ihrem Stifter Clemens August Freiherr Droste zu Vischering auch Clemensschwestern genannt werden.

1) Beide Brüder waren Abgeordnete des Deutschen Reichstags.

besser und sicherer durch die Gesetze zu erreichen, welche man vorbereitet. Der liebe Gott wird alles leiten und uns zur rechten Zeit seine Hilfe wie immer gewähren. Augenblicklich scheint er uns alle andere Hoffnungen, außer denen, welche auf ihn gegründet sind, vollständig entziehen zu wollen. Was die Menschen angeht, so kann man hier nicht einen Punkt mehr finden, von dem aus man Hoffnung zu einer Rückkehr schöpfen könnte. Alles steuert mit allen Segeln dem "gottlosen“ Staate ent= gegen. Hoffentlich werden wir bald entlassen. Ich freue mich unbeschreiblich auf alle geistlichen Freuden, welche die heilige Adventzeit uns bringt. Da will ich allen Staub von hier wieder abschütteln.

Erklärung gegen den Abgeordneten Fischer von Augsburg1).

243.

Berlin, 25. November 1871.

Ich erlaube mir den Mitgliedern des Reichstages zu der Discussion über das Gesez, betreffend die Ergänzung des Strafgesetzbuchs, über die Entstellungen und Beschuldigungen des Herrn Abgeordneten Fischer von Augsburg zwei Berichtigungen nachträglich vorzulegen.

Der genannte. Herr Abgeordnete hat sich nicht gescheut, vor Ihnen, einer vorwiegend protestantischen Versammlung, in der 28. Sigung zu behaupten, daß auf dem Concil zu Rom ein Mensch als unfehlbar erklärt worden sei; daß man dort einem Menschen göttliche Eigenschaften angedichtet und den alten Gott zum Statthalter des Papstes degradirt habe. (Stenographischer Bericht Seite 475.) Er hat in dieser Rede fich wiederholt als einen Katholiken bezeichnet, um sich dadurch vor Ihnen als glaubwürdigen Zeugen seiner Behauptungen wider die Kirche zu legitimiren.

Wenn an der vorstehenden Behauptung nur ein Schatten von Wahrheit wäre, so gäbe es kaum einen Ausdruck, um eine solche Lehrentscheidung zu bezeichnen. Eine solche Behauptung stellt sämmtliche katholischen Bischöfe der Welt, welche in Rom versammelt waren, als schwachsinnige Thoren oder als boshafte Verbrecher hin. Weiter könnte der Wahn in der That nicht gehen.

Im Reichstage selbst konnte ich auf eine theologische Discussion nicht eingehen. Da ich aber als Bischof der Versammlung in Rom beigewohnt habe und jezt als Abgeordneter dem Reichstage anwohne, in

1) Flugblatt, gedruckt von G. Jansen in Berlin.

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