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und Frohnleichnam war ich einige Tage hier. Wenn ich an die armen Bischöfe dachte, welche von ihren Diöcesen vertrieben sind, so dankte ich von ganzer Seele dem lieben Gott, daß ich wenigstens noch ungefährdet in meinen Pfarreien herumreisen konnte. Im Ganzen ist es mir auch recht gut gegangen, wenn ich auch an einigen Orten die Wirkungen des Culturkampfes in den Schulen schon wahrnehmen konnte. Das waren aber doch nur vereinzelte Fälle.

Ferdinand Spee erzählte mir gestern bei seiner Rückkehr von Homburg, daß er von August und Marie1) sehr gute Nachrichten aus Marienbad erhalten habe, und daß beide von ihrem Aufenthalt in Eichstätt und ihrem Besuche bei Mathias 2) im höchsten Grade zufrieden seien. Das ist mir eine große Beruhigung, da ich ihnen Eichstätt empfohlen hatte. Mathias macht mir große Freude und denke ich mit innigstem Dank gegen Gott daran, daß durch ihn der Priesterstand unter unsern Verwandten sich forterhält.

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Du wirst aus den Zeitungen gelesen haben, daß meine aus den Schulen vertriebenen Schulschwestern jezt auch angefangen haben Schulen in Amerika zu übernehmen 3). Es ist mir recht schwer geworden, sie ziehen zu lassen. Aber Gottes Absichten müssen sich erfüllen. Ob ich im Herbst noch nach Westphalen komme, weiß ich nicht. Ich wage gar nicht Pläne zu machen. Ganz verzichte ich aber doch nicht auf die Hoffnung Dich im Herbst noch zu sehen..

Freifrau v. Villani geb. v. Lukacsich an Bischof v. Ketteler.

299.

Mühlberg, 24. Juli 1876.

Als eine Bittende nahe ich heute, noch nie im Leben so verzagt; denn nie noch hat mir eine Persönlichkeit so imponirt als die, vor der ich eben stehe. Möchten Ew. Bischöfliche Gnaden mit dem bekannten Wohlwollen dieses Album entgegen nehmen, an dem ich mit Herz und Hand gearbeitet habe, um ein zwar sehr kleines Zeichen einer sehr großen, tiefen Verehrung zu schaffen, die mich seit Jahrzehnten erfüllt. Seit dem Jahre 1848 in Frankfurt und seit der so vielbewunderten Rede am Grabe der Septemberopfer 4) bin ich mit stets wachsendem Interesse

1) Graf und Gräfin v. Spee.

2) Ihrem Sohne, Candidat der Theologie.

3) Zuerst in Dungannon, später in drei Vorstädten von Pittsburg.
4) Vgl. v. Ketteler Predigten 2, 107-114.

dem Leben Ew. Bischöflichen Gnaden gefolgt persönlich wohl nur in ehrerbietiger Entfernung, zur Zeit meiner verschiedenen Aufenthalte in Mainz und bis zum heutigen Tag. Unvergeßlich bleibt mir der 25. Juli 18501), wo ich mit Baron Mertens 2), neben dem Altar, eine andächtige Festgenossin war. Darum hat es mich auch im vorigen Sommer große Selbstüberwindung gekostet, mich nicht an dem schönen großen Feste 3) zu betheiligen, weil ich mir das Recht dazu nicht zuerkannte. Ein solches fehlt mir auch heute noch an dessen Anniversar; aber das Wohlwollen, mit dem mich Ew. Bischöfliche Gnaden dieses Frühjahr empfangen haben, ermuthigt mich zu der Bitte um Annahme dieses Albums, in welchem ich im Bilde so viel es mir möglich gemacht wurde einem von früher Jugend an so glänzend tugendhaften Lebenslauf nachging; gefolgt von Darstellungen aus der irdischen Lebenszeit dessen, der das alleinige und höchste Vorbild für dieses und jenes Leben Ew. Bischöflichen Gnaden ist). Meine Seele neigt sich tief vor den hohen Tugenden Ew. Bischöflichen Gnaden, die nur um so heller strahlen, je mehr Unverstand und Blindheit dieser Erde denselben entgegen zu treten wagt.

Mögen Ew. Bischöfliche Gnaden noch oft den 25. Juli, gleichviel an welchem Orte, wiedersehen, immer zum Segen für Tausende. Gott segne Sie, gnädiger Herr, heute und allezeit.

An Freifran Theresia v. Villani geb. v. Lukacsic.

300.

Mainz, 28. Juli 1876.

Ich kann kaum Worte finden, um Ihnen für ein mit so viel Liebe und Güte ausgedachtes Geschenk meinen Dank auszusprechen. Selbst die mir so unbeschreiblich lieben Gegenstände, welche mich an mein elterliches Haus erinnern, haben Sie in liebevoller Sorgfalt nicht vergessen! Sie konnten doch kaum ahnen, welchen Werth diese Erinnerungen für mich haben. Alles, alles ist mit so viel Liebe ausgesucht, daß ich ganz beschämt dadurch bin. Ich kann daher nur den lieben Gott bitten, daß er

1) Consecrationstag des Bischofs im Mainzer Dome.
2) Damals Gouverneur der Festung Mainz.

3) Fünfundzwanzigjähriges Bischofsjubiläum.

4) Das Album enthält die photographischen Aufnahmen verschiedener Stätten seiner Heimath und anderer Orte, welche in Ketteler's Leben eine Rolle spielen. Daran schließt sich ein Cyclus von Photographien der klassischen Bildwerke, mit welchen die großen Meister der Kunst das Leben Jesu verherrlichet haben.

Ihnen, Gnädige Frau, diese große Güte vergelte und zwar um so mehr, als ich nicht verkenne, daß ich Ihr Wohlwollen nur den großen Principien der Religion und des Rechtes verdanke, deren unwürdiger Bertreter ich in dieser sturmbewegten Zeit bin.

Indem ich mir vorbehalte, bei der nächsten Gelegenheit auch noch mündlich meinen Dank abzustatten, habe ich die Ehre 2c.

An seine Schwägerin Paula.

301.

Mainz, 11. August 1876.

Wenn ich Dir fage, daß ich seit Ostern 51 Firmungen vorgenommen habe, so wirst Du mein langes Schweigen gewiß begreiflich finden. Ich wollte in diesem Jahre keine Pfarrei zurücklassen, da man der Zeitverhältnisse wegen nicht weiß, wie lange noch Bischöfe solche staatsgefähr= liche Handlungen vornehmen können, oder ob nicht andere Geschäfte eintreten, welche sie verhindern. Ich bin jezt fast zu Ende und danke dem lieben Gott aus ganzer Seele dafür, daß ich meine lieben Gemeinden noch besuchen konnte, während so viele andere Bischöfe in Deutschland daran gehindert sind. An den Grenzen der Diöcesen nimmt man diese traurigen Zustände auch überall wahr, da die armen Leute aus den verwaisten Diöcesen von weit her kommen, um die Gnaden der Kirche zu empfangen. So mußte ich auf dem Vogelsberg nach Fulda zu in einer Gemeinde 1) drei Tage die hl. Firmung spenden, um 2500 Firmlinge aus Fulda selbst und weiter Umgegend, welche zum Theil bis 12 Stunden weit her kamen, zu firmen. Das waren wunderschöne Tage. Auf allen meinen Besuchen in den Pfarreien habe ich aber fast nur Freude gehabt und überall die Wahrnehmung gemacht, daß Gott in den Herzen der Menschen viel aufbaut, während die Menschen viel zerstören.

An seine Schwester Sophie.

302.

Mainz, 10. November 1876.

Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, der mir die erste directe Nachricht seit unserer Trennung in Assen 1) brachte. Die Zeit läuft in

1) In Herbstein.

2) Ende September war der Bischof zum leßtenmal in seiner westphälischen Heimath, besuchte in Thüle das Grab seines Bruders Wilderich, in Eresburg v. Ketteler, Briefe.

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der Carriere und kaum hat man eine Freude genossen, so ist sie schon wieder in weiter Ferne. Ich denke, aber immer noch mit recht großer Freude an unser Zusammensein.

Von unserer Reise nach Salzburg 1) und Goldegg wirst Du, liebe Schwester, schon alles, was Max und ich mitgetheilt haben, über Assen gehört haben. Es war eine wunderschöne Reise und Du hast wohl Recht, wenn Du voraussetzest, daß ich in der schönen Gegend bei dem herrlichen Wetter tüchtig geschwärmt habe. Goldegg 2) liegt sehr hübsch und seine Bewohner schienen uns recht vergnügt zu sein.

Bei der Consekration des Erzbischofs von Salzburg habe ich mit großer Freude so viele alte Bekannte unter den österreichischen Bischöfen wiedergesehen, mit denen ich in Rom Monate lang zusammen war. Ich bin mit ihnen sehr befreundet und sie waren voll Herzlichkeit gegen mich. So viel auch die österreichischen Verhältnisse zu wünschen lassen, so war es mir doch eine wahre Herzensfreude, in einem Lande zu weilen, in dem nicht die heilige Kirche so offen mit allen Waffen bekämpft wird wie bei uns.

An seine Schwägerin Paula.

303.

Mainz, 24.. November 1876.

Vor meiner Abreise nach Constanz, wo ich eine Art Mission zu Ehren der neunhundertjährigen Feier des Todestages des hl. Bischofs Conrad mitbegehen soll, muß ich Dir doch sagen, daß Heinrich3), welchem Janssen das erste Exemplar der Briefe des Grafen Stolberg mitgetheilt hat, ganz entzückt von denselben ist und sie nicht genug loben kann. Er hat uns während des ganzen Mittagessens davon erzählt und hörte nicht auf uns Mittheilungen aus den Briefen zu machen. Dieses Urtheil wird Dich freuen. Sobald das Buch zu haben ist, schicke ich Dir ein Exemplar. Nach dem, was Heinrich sagt, hoffe ich, daß die Briefe viel Gutes stiften werden. Hoffentlich werden sie auch in unsern west= phälischen Kreisen viel gelesen werden.

seine Schwägerin Paula und traf dann mit den übrigen Verwandten auf dem Galen'schen Schlosse Assen zusammen.

1) Zur Trauung des Prinzen Heinrich von Bourbon, Graf v. Bardi, mit Dona Maria Adelgunde von Braganza, Infantin von Portugal, am 15. October 1876. Vgl. v. Ketteler Predigten 2, 83.

2) Wohnsiz seines Neffen Hubert Graf v. Galen.

3) Domdecan Dr. Heinrich.

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Eure lieben Kinder werden jest wohl in voller Vorbereitung zur ersten heiligen Communion sein. Gott gebe. seinen vollen Segen dazu. Der beste Trost unter allerlei Besorgnissen darüber, ob auch alles hinreichend geschieht, um die Kinder gut zu bereiten, ist wiederum das Gebet. Unser Werk ist und bleibt Stückwerk. Dabei müssen wir uns nun einmal beruhigen und auf diese Ueberzeugung uns stüßen, wenn wir überhaupt Ruhe finden wollen. Gott selbst muß die Hauptsache thun.

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Wie herrlich hat Schorlemer in den lezten Tagen gesprochen. Wenn Du Frau v. Schorlemer einmal siehst, so sage ihr doch, ich gratulirte ihr von ganzem Herzen zu dem Glück, einen Mann zu haben, der so, in solchen Zeiten und unter solchen Umständen für Gottes Sache zu kämpfen versteht. Aus den Antworten, selbst von Falk, leuchtet doch das erste Auftauchen der Erkenntniß hervor, daß man auf dem jezigen Wege nicht zum Ziele gelange. Auch da wird Gott helfen, aber auf seinem Wege und zu seiner Zeit."

An seine Großnichte Maria Gräfin v. Spee.

305.

Mainz, 2. März 1877.

Soeben bekomme ich die Abdrücke einer Predigt über das Gebet, welche ich in Constanz gehalten habe 1), und da ich Dir noch einen Dank für Deinen lieben Brief schuldig bin, so will ich ihn dadurch abstatten, daß ich Dir ein Exemplar schicke. Es soll aber insofern ein Gemeingut für Euch Geschwister alle sein, daß Ihr alle die Predigt leset und beherziget. Wenn sie auch an sich nichts Besonderes enthält, so ist uns doch jede Anregung zum Gebet nüglich, da wir nichts so nothwendig haben wie das Gebet, und der Teufel daher nichts mehr sucht, als uns vom Gebet abzuhalten. Deßhalb ist es so wichtig, immer von Neuem dazu ermahnt zu werden. Leset also, liebe Kinder, diese Predigt und beherziget sie.

Es freut mich sehr für Dich, daß Du die lezte Zeit noch mit der

1) v. Ketteler, Predigten 2, 352-369.

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