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Dr. J. V. Becelaire gt. 5-2-1923

Druck von Joh. Falk III. in Mainz.

Vorrede.

„Es gibt," so sagte jüngst eine deutsche Zeitschrift, „wohl kein geeigneteres Mittel, den großen, sittigenden Einfluß, den wahrhaft große Männer mit Naturnothwendigkeit auf ihre nächste Umgebung ausüben, von den bevorzugten Wenigen auf weitere Kreise überzuleiten, als die Veröffentlichung ihrer Correspondenz. Durch dieselbe wird das edle Metall aus dem engen Schachte des nothwendig beschränkten Freundeskreises gehoben, in gangbare Münze umgeprägt und zur Bereicherung von Tausenden ausgegeben... Je höher der Mann über das Mittelmaß der Alltäglichkeit hinausragt, je weiter die von ihm ausgehende Bewegung auf der geistigen Physiognomie der Mitzeit ihre Kreise zog, je kräftiger er seinen Namen in die Geschichtsblätter seiner Tage eintrug, desto erwünschter muß es uns sein, ein solches Spiegelbild seines Geistes zu besitzen."

Gleiche Erwägungen haben auch die Herausgabe des gegenwärtigen Briefwechsels veranlaßt.

An der Spize stehen drei Briefe, welche Wilhelm v. Ketteler als Knabe aus dem Colleg zu Brig an seinen ältern Bruder Wilderich, da mals Zögling des Cadettencorps zu Berlin, gerichtet hat. Andere briefliche Mittheilungen aus dieser frühen Jugendzeit scheinen sich nicht erhalten zu haben. Im Jahre 1828 kehrte Wilhelm von den fernen Schweizer Bergen in seine westphälische Heimath zurück, besuchte ein Jahr später die Hochschule zu Göttingen, dann der Reihe nach die zu Berlin, Heidelberg und München. Im lezten Semester wandte er seine Schritte nochmals nach Berlin, um dort seine akademischen Studien zu vollenden. Die Correspondenz aus dieser Zeit, sowie aus den Jahren 1833-1837, in welchen derselbe als Referendar bei der königlichen Regierung zu Münster fungirte, war nicht aufzufinden. Erst mit seiner Entlassung aus dem Staatsdienste beginnt der fortgesezte Briefwechsel mit seinem Bruder Wilderich und seiner Schwester Sophie Gräfin v. Merveldt. Die Briefe

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aus dieser Lebensperiode, welchen die ernste Prüfung über die Standeswahl wie ein rother Faden eingewoben ist, geben über die äußern Lebenswege und die geistige Richtung des jugendlichen Freiherrn und spätern Candidaten der Theologie interessante Aufschlüsse.

Der sel. Bischof hatte weder in seinen früheren Jahren, noch später die Gewohnheit eine regelrechte Briefsammlung anzulegen, so reichhaltig, wie sie seiner ausgedehnten Correspondenz wohl entsprochen hätte. A¤ sein Sinnen und Trachten war zu sehr auf die Erfüllung der Pflichten seines heiligen Amtes gerichtet, als daß ihm hiefür die nöthige Muße geblieben wäre. In der Regel pflegte er den ersten freien Augenblick zu benutzen, um die eingelaufenen Schreiben zu erledigen. War dies ge= schehen, so wurden die Privatbriefe, wenige ausgenommen, vernichtet sammt den Concepten für die Antwort, wenn je solche aufgenommen waren. Die Auswahl war daher nicht so groß, als man etwa vermuthen dürfte. Die Mehrzahl der gesammelten Briefe verdanke ich seinen Angehörigen und Freunden, welche mir die Originale zur Verfügung stellten. Ich fühle mich verpflichtet, für dieses gütige Entgegenkommen hier den innigsten Dank auszusprechen.

Aus den angegebenen Gründen kann und will daher die vorliegende Sammlung keineswegs den Anspruch erheben, ein vollständiges Bild der Correspondenz des Bischofs zu bieten.

Es verstand sich wohl von selbst, daß die Hirtenbriefe und außerdem einige, wenn gleich in Briefform abgefaßte polemische Arbeiten, die ihrem Umfange nach zur Broschürenliteratur zählen, in diese Sammlung nicht gehören. Amtliche Schreiben haben nur ausnahmsweise, so= fern sie die persönlichen Verhältnisse des Bischofs betreffen oder von ihm selbst der Deffentlichkeit übergeben sind, Aufnahme gefunden. Höhere Rücksichten schienen ein solches Verfahren zu gebieten.

Dagegen glaubte ich eine Reihe öffentlicher Erklärungen, durch welche der sel. Bischof, namentlich in den lezten Jahren, mit dem deutschen Volke gleichsam in brieflichen Verkehr getreten, dieser Sammlung chronologisch einreihen und dadurch diese Schreiben, welche theils für die richtige Beurtheilung des politischen und religiösen Standpunktes des Bischofs, theils für die Orientirung in allgemeinen Zeitfragen von Bedeu= tung sind, vor allmäliger Vergessenheit sichern zu sollen.

Mainz, 15. Februar 1879.

J. M. Raich.

Inhalt der Briefe.

1. Auf der Lateinschule der Jesuiten zu Brig im Canton Wallis.

1824-1828.

1. An seinen Bruder Wilderich im Cadettencorps zu Berlin. Brig 1825. Winterfreuden. Fortschritt in den Studien. Patriotismus 1-2.

2. An seinen Bruder Wilderich. Brig 1825.

Sein Bruder Clemens. Sein Freund J. B. Schloffer 2-3.

3. An seinen Bruder Wilderich. Brig 1826.

Ein grober und ein guter Oberer 3-4.

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4. An den Regierungs-Vicepräsidenten du Vignau. Münster 1837. Urlaubsgesuch 5.

5. An den Regierungs-Vicepräsidenten du Vignau. Münster 1338. Entlassungsgesuch 5.

6. Von du Vignau. Münster 1838.

Entlassung als Referendar 6.

7. An seinen Bruder Wilderich. Münster 1838.

Freude an der Natur. Mystik von Görres. Hermes 6--7.

8. An seinen Bruder Wilderich. Münster 1838.

Unteroffizier im Landwehr-Ulanenregiment. Selbstanklage 7-9.

9. An seine Schwester Sophie Gräfin v. Merveldt. München 1839. Erinnerung an Westerwinkel. Rheinreise. Tirolerberge. Münchnerleben 9-14.

10. An seine Schwester Sophie. München 1839.

Zeitspiegel. Die „Histor.-polit. Blätter. Besuch in Zinneberg. Cl. Brentano. Frohnleichnamsproceffion 14-18.

11. An seine Schwester Sophie. München 1839.

Theilnahme an deren Kinderlosigkeit. Guido Görres. Kronprinz Friedrich Wilhelm von
Preußen 18-21.

12. An seine Schwester Sophie. München 1839.

Erinnerung an Baters Tod. Ungewißheit im Beruf. Graf Mirbach. Jagden 21-24. 13. An seinen Bruder Wilderich. München 1839.

Reisepläne. Möhler. Hirschjagden 25-27.

14. An seine Schwester Sophie. München 1839.

Lacordaire. Tegernsee. Kreuth. Sophie Fürstin zu Löwenstein. Gebirgsjagd. Graf Mirbach. Reisepläne 27-30.

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