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der medicinischen Systeme, kein Schwanken der Mode vermochte seinen Ruf zu schmälern. Ein mächtiger Heros unter den deutschen Heilquellen steht Teplitz da, und seit mehr als einem Jahrtausend sprudeln seine Thermen zum Heil und Segen der leidenden Menschheit.

II. Topographisch - statistische Schilderung der Stadt Teplitz und des Dorfes Schönau.

Lage.

Teplitz und das angränzende Schönau liegt

in Böhmen, im leitmeritzer Kreise, in einem ausgedehnten Thale, das nördlich und westlich vom Erzgebirge, östlich und südlich vom Mittelgebirge eingeschlossen wird, unter 50o, 38′ 16′′ nördl. Breite, 31° 29′ 41′′ östl. Länge von Ferro, 107, 14 Par. Kl. über der Nordsee, und 12 Meilen von Prag, 8 von Dresden, 4 von Leitmeritz und 2 von Aussig und Brüx entfernt.

Die Stadt, die früher eine Ringmauer und drei Thore hatte, ist jetzt grösstentheils von allen Seiten offen, und gewährt von den sie zunächst umgebenden Anhöhen, vorzüglich von dem Spitelberge aus, einen sehr freundlichen Anblick. Das Dorf Schönau, von der Stadt nur wenige Minuten im Osten entfernt, schlängelt sich romantisch zwischen mässigen Anhöhen hin, und wird durch seine Alleen und Anlagen, durch die netten Gärtchen an den Häusern, durch die Sau- und Wildbach, die das Thal bewässern, so wie durch die Aussicht auf die malerische Kette des Erz- und Mittelgebirges zum reizenden Aufenthalte der Fremden.

Climatische Verhältnisse.

Das Klima von Teplitz ist im Allgemeinen milde, und die Vegetation seiner nächsten Umgebung üppiger, als man bei solcher Höhe über der Meeresfläche vermuthen sollte. Diess dürfte wohl der Unterlage des Bodens, nämlich den vulkanischen Trappfelsarten zugeschrieben werden, indem diese Gesteine theils durch die grössere Wärmekapacität, theils dadurch, dass sich aus ihrer Verwitterung fruchtbare Dammerde bildet, auf die Entwicklung der Vegetation einen mächtigen Einfluss äussern. Es reifen hier die edelsten Obstarten nicht viel später als in den Gauen des Ober- und Mittelrheins, und die Feldfrüchte gedeihen in reichlicher Menge und von vorzüglicher Güte.

Die mittlere Jahreswärme ist 71 Gr: R. Der Frühling und der Herbst sind allerdings nicht selten rauh, denn, obgleich Teplitz durch das Erzgebirge vor den kalten Nordwinden geschützt wird, so steht es doch den Ostwinden offen. Die Sommerhitze ist oft durch die Zurückstrahlung der Sonne von den nahgelegenen Bergen und Porphyrkegeln gross und drückend. In Schönau, das sich durch kleine Gebirgsgruppen hinzieht, ist der Luftzug schon etwas merklicher und der Abend kühler. Der Winter ist selten strenge und lange andauernd. Uibrigens ist der Witterungswechsel sehr häufig in Teplitz, was eine vorsichtige Kleidung der Badegäste erfordert.

Dass die climatischen Verhältnisse unseres Kurortes auf die Gesundheit wohlthätig wirken, beweist schon die nicht geringe Zahl der Fremden, die jährlich hierher kömmt, bloss um das Luftbad zu geniessen. Vorzüglich scheint Brustkranken die hiesige mit den balsamischen Walddüften erfüllte Gebirgsluft wohl zu bekommen. Endemische Uibel kennt man hier nicht, und ausser dem kontagiösen Typhus, den die Durchzüge

fremder Truppen 1813 und 1814 herbeiführten, wurde Teplitz von Epidemieen nur selten heimgesucht. Selbst die verheerende Cholera hat sich hier nur auf einige Opfer beschränkt. Uiberhaupt ist der Gesundheitszustand des so ziemlich bevölkerten Teplitz ein höchst erfreulicher, und Greise von 80 bis 90 Jahren gehören hier zu den nicht seltenen Erscheinungen.

Chausseen und Wege.

Die Verbindung unseres Kurortes mit Prag, Dresden und Karlsbad, so wie der Verkehr mit den benachbarten Orten wird durch gute Chausse en erleichtert, die von hier aus nach verschiedenen Richtungen gehen, nämlich:

1. Uiber Bilin und Schlan nach Prag.

2. Uiber Schönau, Lobositz, Theresienstadt ebenfalls nach Prag.

3. Uiber Settenz, Dux, Brüx, Saaz nach Carlsbad, Eger, Marienbad.

4. Uiber Turn, Kulm, Peterswald nach Dresden; ein Zweig dieser Chaussee geht über Arbesau nach Aussig, und ein anderer nach Tetschen. Letzterer verbindet Teplitz mit der Elbeschifffahrt, und setzt den Reisenden in den Stand über Schandau bis Dresden und von hieraus mittelst der Eisenbahn bis Leipzig in einem Tage zu gelangen. Die genannten Strassen sind zugleich Post- und Commerzialstrassen. Ausser ihnen führt noch 5. eine Landstrasse über Eichwald nach Zinnwald, im Erzgebirge an der sächsischen Gränze.

Nach den übrigen Ortschaften führen mehrere in gutem Stand erhaltene Landwege.

Häuser- und Einwohnerzahl. Erwerbsquellen.

Die Stadt zählt 422 Häuser und zwar 343 in der eigentlichen Stadt, 31 im Schlossbezirke, und 48 in der Judenstadt.

Das Dorf Schönau zählt 85 Häuser, die sich jedoch mit jedem Jahre vermehren.

Die Stadt hat gegen 3000 und Schönau 650 Einwohner.

Eine Hauptnahrungsquelle derselben ist das Herbeiströmen vieler Tausende von Kurgästen während des Sommers.

Was die Gewerbsverhältnisse betrifft, so ist der Betrieb der Landwirthschaft unbedeutend. Desto blühender ist der Zustand der eigentlichen Gewerbsindustrie. So gibt es hier 16 Bäcker, 2 Büchsenmacher (deren Arbeiten bis nach Mexiko verschickt werden), 1 Buchdrucker, 4 Buchbinder, 4 Conditors, 5 Drechsler, 5 Fassbinder, 2 Färber, 12 Fleischer, 2 Friseurs, 63 Gast- und Schankwirthe, 2 Gärber, 4 Gold- und Juwelenarbeiter, 5 Griesler, 2 Handschuhmacher, 2 Haarflechter, 5 Hutmacher, 3 Instrumentenmacher, 1 Kammmacher, 1 Kirschnermeister, 1 Knopfmacher, 1 Kupferschmied, 2 Kaminfeger, 3 Lebzelter, 5 Lohnkutscher, 3 Maler, 9 Musiklehrer, 5 Maurer, 2 Messerschmiede, 5 Müller, 1 Nadler, 2 Nagelschmiede, 2 Riemer, 2 Sprachmeister, 6 Sattler, 4 Seifensieder, 3 Spengler, 3 Seiler, 5 Schmiede, 5 Schlosser, 33 Schneider, 38 Schuhmacher, 14 Tischler, 2 Töpfer, 3 Tuchscherer, 5 Uhrmacher, 1 Wachszieher, 1 Wagner, 1 Weissgärber, 1 Zimmermeister und 1 Zinngiesser.

Uiberdiess zählt Teplitz viele Buch-, Kunst-, Glas-, Galanterie-, Putz-, Schnittwaaren-, Tuch-, Leder-, Spezerei-, und Weinhandlungen.

Sämmtliche Einwohner sprechen deutsch, und charakterisiren sich durch Dienstfertigkeit und freundliches Be

nehmen, mit denen sie den leisesten Wünschen der Gäste zuvorkommen.

Oeffentliche Plätze und Strassen. Bemerkenswertheste Gebäude.

Teplitz hat mit Inbegriff Schönau's 5 öffentliche Plätze und 14 Strassen.

Zu den ersteren gehören: Der Schlossplatz mit der hohen Dreifaltigkeitsstatue, der Marktplatz, der Badeplatz, der Waldthorplatz, und der Mühlplatz.

Die Strassen sind: Die graupner-, die lange-, die Fleischbank-, die grüne Ring-, die Papier-, die Juden-, die Bade-, die Kirchen-, die Herrengasse, die Mühlstrasse, die kleine Mühlgasse, die Lindenstrasse, die Sand- und Steinbadgasse.

Uibrigens befinden sich noch Häuser an der Chaussee längst der Rückseite des Spitelgartens, vor dem Waldthore, am Spitelberge und vor dem graupner Thore.

Die bemerkenswerthesten Gebäude sind:

1. Das fürstliche Schloss am Schlossplatze. Dieses erhielt seine gegenwärtige Gestalt zuerst im J. 1751 durch den damaligen Besitzer Franz Wenzel Grafen von Clary-Aldringen, so wie später durch dessen Nachfolger, den Fürsten Johann. Es ist die gewöhnliche Sommerresidenz der fürstlichen Familie. In den Seitenflügeln befindet sich das 1732 erbaute Gartenhaus und das 1787 errichtete Schauspielhaus. Hinter dem Schlosse breitet sich der grosse mit geschmackvollen Anlagen und schattenreichen Gängen geschmückte Schlossgarten aus.

2. Die Schlosskirche, dicht an dem Schlosse. Sie wurde 1568 von Wolf Wřezowic, der auch daselbst begraben liegt, erbaut, und durch den Fürsten

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