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lieder, die wirkliche Volkslieder sind, und schon vor der Sammlung des Grafen Villemarqué vorhanden waren, nachgewiesen werden, können wir nicht daran glauben, dass sich druidische Erinnerungen in der Bretagne erhalten haben.

Mit der Gegenwart also sind wir fertig geworden; aber wie steht es mit dem Mittelalter? Es ist gewiss und kann nicht im Geringsten bezweifelt werden, dass wir im zwölften Jahrhundert in Wales Barden, und Druiden antreffen. Ja aus dem sechsten Jahrhundert sind uns die Namen und sogar die Gedichte kymrischer Barden erhalten. Es ist also doch wohl deutlich, dass sich in Wales die alten keltischen Einrichtungen, das alte keltische Druidenthum und der alte keltische Bardenorden ohne Unterbrechung fortgepflanzt haben; es müssen also die alten Britten die ächten Kelten gewesen sein.

Im

Diess war bis auf die neueste Zeit nicht dem geringsten Zweifel unterworfen. Nun aber haben sich, und zwar bei den Kymren selbst, Bedenken erhoben, die so einleuchtend sind, dass man sich nur darüber wundern kann, dass sie so spät erst sich aufdrängten. zwölften Jahrhundert soll in Wales noch das alte Druidenthum durch lebendige Ueberlieferung vorhanden gewesen sein? Also waren die Kymren noch im zwölften Jahrhundert Heiden? Nun weiss man aber, dass das ganze kymrische Volk schon längst zum Christenthum bekehrt war. Und es zeigt sich, dass auch jene jüngern Druiden keineswegs für Feinde des Christenthums gelten wollen. In der Geschichte der kymrischen Literatur von Thomas Stephens (1849), welche das Verdienst hat, in diesen nebelhaften Gebieten einen schwachen Anfang von Kritik zu machen, wird S. 115 gezeigt, dass das kymrische Druidenthum eine junge auf die Barden beschränkte Institution war. Es war eine Art von geheimer Verbindung, die dazu dienen sollte, den Patriotismus zu beleben; und der Barde Kynddelw um 1150 stellt den Fürsten vor, dass das Druidenthum nicht gefährlich sei und nicht im Widerspruch mit dem Christenthum stehe, und zur Vertheidigung des Landes ermuthige. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Kynddelw selbst der Stifter des Bundes war. Die Mythologie, die man aus den Schriften dieser jüngern Druiden schöpfte, und bis auf unsre Tage für die alte keltische ausgab, ist nichts als

eine poetische Fiction, und beruht so wenig auf alter kymrischer Ueberlieferung, dass darin sogar manches zu erkennen ist, was die Kymren von ihren Feinden, den Sachsen, entlehnten. Um aber der neuen Einrichtung den Schein eines ehrwürdigen Alters zu geben, wurden die Gedichte des Aneurin, Taliesin, Llywarch u. s. w. verfertigt und diesen angeblichen Barden das sechste Jahrhundert angewiesen. Sogar Stephens, der an dem hohen Alter dieser Barden nicht zweifelt, muss doch eingestehen S. 10, dass die dem Merddin zugeschriebenen Gedichte ins 13., und manche dem Taliesin beigelegte ins 12. Jahrhundert gehören, und unmöglich älter sein können. Wenn aber einige jener Gedichte sicher viel jünger sind, so wird es kaum möglich sein, das Alter der übrigen zu vertheidigen. Nach Stephens ist der nächste Dichter, der auf jene Barden des sechsten Jahrhunderts folgte, Meilyr zu Ende des elften Jahrhunderts. Ist es glaublich, dass die brittische Dichtkunst, nachdem sie eine reiche Blüthe entfaltet hatte, fünf Jahrhunderte lang ganz unfruchtbar blieb? S. 20: no poems of any great merit except those of the bards of the sixth century had appeared prior to the appearance of Meilyr. Es wird dadurch höchst wahrscheinlich, dass jene angeblich ältern Gedichte nicht vor dem zwölften Jahrhundert entstanden sind. Dagegen kann man sich auf das Zeugniss des Nennius berufen: tunc Talhaern Cataguen in poemate claruit et Neirin et Taliessin et Bluchbard et Cian qui vocatur Guenith Guaus, simul uno tempore in poemate britannico claruerunt. Ich bin sehr geneigt, diese Stelle für einen spätern Zusatz zu halten; sie soll allerdings sich schon in einer Handschrift des zehnten Jahrhunderts finden; allein ich erlaube mir daran zu zweifeln: alle andern bekannten Handschriften sind nicht älter als das zwölfte Jahrhundert. Die Kritik des Nennius ist noch in den Anfängen, und eine Stelle aus der vielfach interpolirten historia Britonum kann mich nicht hindern, dem Urtheil A. W. Schlegels beizutreten, welcher Essais (1842) S. 380 sagt: les poésies débitées sous les noms de Taliesin, d'Aneurin etc. sont évidemment des inventions modernes.

Das Druidenthum der Kymren ist also nicht das alte der Kelten; es ist nichts als eine poetische Fiction, die wahrscheinlich erst im

zwölften Jahrhundert aufgekommen ist. Wenn aber die kymrischen Druiden nicht die alten keltischen sind, so ist es höchst wahrscheinlich mit den Barden ebenso. Zwar finden wir schon in den Gesetzen des Howel Dda um 1000 das Bardenwesen geordnet; aber es ist höchst auffallend, dass wir von Dichtern aus dieser Zeit nichts wissen und dass von ihren Gedichten nichts erhalten ist. Selbst Stephens macht die Bemerkung: it is somewhat singular that the bards who lived at this time and under the guardianship of so able and accomplished a prince should have left no traces of their poetical labours. Schwerlich haben diese Gesetze das Alter, das man ihnen zuschreibt. Erst gegen 1100 scheint das Bardenwesen aus der Bretagne nach Wales gekommen zu sein. Rhys ab Tewdwr brachte 1077 aus der Bretagne die Tafelrunde und das Bardenwesen nach Wales, wie in den Jolomanuscripts erzählt wird: „he brought with him the system of the Round Table, which at home had become quite forgotten, and he restored it as it is with regard to minstrels and bards, as it had been at Caerlleon under the emperor Arthur in the time of the sovereignty of the race of the Kymry over the Island of Britain. and then an honourable Eisteddvod was held by proclamation of a year and a day, to which invitation was given to all bards to assemble in the hall of the church, where according to the royal institution of the Round Table degrees were conferred on the chiefs of song and gifts and presents made them, as in the time of Emperor Arthur." Im Jahr 1100 hielt Gruffyd ab Kynan ein Eisteddvod zu Caerwys; dort wurden die Barden in drei Classen eingetheilt: Poets, Family Bards, Migratory Bards; he fixed the scale of renumeration of their labours. Zwar Dichter und Sänger gab es ohne Zweifel schon früher bei den Kymren, aber den Namen Barden und feste Ordnung erhielten sie erst gegen 1100 aus der Bretagne. Zuerst waren es die in Armorica wohnenden Britten, welche sich für die Nachkommen der alten Gallier hielten, und daher auch ihre Dichter und Sänger mit einem aus Lucan genommenen Namen Barden nannten. Von ihren Brüdern auf dem Festland erhielten dann die Inselbritten die Sitten, die Gebräuche, die Bücher und Erzählungen und Gedichte und die Einrichtung und den Namen

der Barden. Noch gegen Ende des zwölften Jahrhunderts beruft sich Giraldus Cambrensis, wenn er die kymrischen Dichter Barden nennt, auf den Lucan. So wenig aber waren diese Barden die Pfleger einer altnationalen Kunst, dass sie nichts zu thun wussten, als die angelsächsischen Dichter nachzuahmen und von ihnen die Alliteration anzunehmen. Es ist also das kymrische Bardenwesen auf eine ganz ähnliche Weise entstanden, wie unsre deutsche Bardenpoesie zur Zeit Klopstocks; nicht aus lebendiger Ueberlieferung, sondern aus Gelehrsamkeit. In Irland scheint man sogar erst seit kurzer Zeit die Barden und Druiden angenommen zu haben; denn in den Bollandisten März 11. S. 517 finde ich angeführt aus des Magnus Odonellus Tirconalliae princeps drittem Buch de S. Columbae Vita: natio illa laudis avida et suae antiquitatis studiosissima, ab ipsa prima gentis origine consuevit in magno et pretio et numero habere rei antiquariae professores, quos tempore Gentilismi Druidas Vates et Bardos, a Christi fide suscepta Antiquarios et Poetas vocabant. Ich weiss nicht, wie die Stelle im irischen Original lautet, aber sie beweist, dass zur Zeit des Verfassers die Namen Druiden und Barden nicht üblich, sondern nur aus den Classikern bekannt waren.

So haben wir also auch das Mittelalter nicht zu fürchten. Die jüngern Barden und Druiden der brittischen Völker sind nicht die Nachkommen der alten keltischen und stehen mit diesen durchaus in keinem Zusammenhang; sie sind vielmehr eine junge Einrichtung, die aus der Büchergelehrsamkeit hervorgegangen ist, gerade wie die deutschen Barden des vorigen Jahrhunderts. So wenig man aus Klopstocks Bardieten beweisen könnte, dass Tacitus unter dem Namen der Germanen die Deutschen schilderte, ebensowenig kann man aus den kymrischen Barden und Druiden beweisen, dass die Alten unter Kelten dasjenige Volk vor Augen hatten, dessen Nachkommen die Kymren sind.

Aber freilich unwiderleglich ist bewiesen, dass die Britten die ächten keltischen Institutionen hatten, wenn schon die Römer auf der Insel Mona den Hauptsitz des Druidenthums fanden. Und wie kann man daran zweifeln, wenn man z. B. bei Amand Thierry histoire des Gaulois III, 2 folgendes liest? „apre, inculte, d'un aspect

lugubre et affreux, Mona avait été choisie depuis des siècles par les Druides pour le siège le plus secret de leur culte. Le haut collège du sacerdoce y résidait, et les collèges inférieurs des prètres et des prètresses, échappés aux massacres de la Gaule et à ceux de l'est et du midi de la Bretagne, accouraient de toutes parts s'y grouper autour de leurs pontifes; ils formaient un conseil suprème, en rapport avec les peuples confédérés de l'ouest, et dirigeaient leurs opérations. De là partaient des ordres, des prédictions, des encouragemens, des menaces, tout ce que le fanatisme de la croyance peut ajouter à celui de la patrie et de la liberté. Là sous de vieux chènes consacrés, sur d'informes autels, le sang humain ruisselait chaque jour; là étaient conduits et gardés tous les prisonniers pour y périr l'un après l'autre par le couteau des devins, par la flamme ou dans de plus douloureuses tortures.“ Was lässt diese schöne Beschreibung noch zu wünschen übrig? Nichts gewiss, als die Angabe der Quelle. Diese aber ist durchaus keine andre als die rhetorische Fantasie des Verfassers; denn von einem Druidensitz auf Mona ist nirgends die Rede als in folgender Stelle des Tacitus in Annal. 14, 30: stabat pro litore diversa acies, densa armis virisque, intercursantibus feminis in modum Furiarum veste ferali, crinibus dejectis; faces praeferebant. Druidaeque circum, preces diras sublatis ad coelum manibus fundentes, novitate aspectus perculere milites, ut quasi haerentibus membris immobile corpus vulneribus praeberent. dein cohortationibus ducis, et se ipsi stimulantes, ne muliebre et fanaticum agmen pavescerent, inferunt signa sternuntque obvios et igni suo involvunt. Es ist diess die Eroberung der Insel Mona durch Paulinus Suetonius im Jahr 61. Hier ist allerdings von Druiden auf der Insel Mona die Rede; und diess ist die einzige Stelle, die für altbrittisches Druidenthum angeführt werden kann. Darf man nun einer einzigen Stelle ein so grosses Gewicht beimessen, dass sie allen andern Gründen gegenüber den Ausschlag gibt? Wenn einmal die Priester der Britten Druiden genannt werden, ist dadurch erwiesen, dass die Priester der Britten dieselben wie die der Gallier, und dass die Religion der Britten dieselbe wie die der Gallier war? Könnte nicht Tacitus sich ungenau ausgedrückt haben, ebenso wie man wohl

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