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Um das Jahr 1728. schrieb Herr Thomson ein Gedicht, welches er Britannia nennte. Sein Vorfah war darinne, die Nation zu Ergreifung der Waffen aufzumuntern, und in den Gemüthern des Volks eine edle Neigung anzuflammen, das von den Spaniern erlittene Unrecht zu råchen. Dieses Gedicht ist bey weis ten nicht eines von seinen besten.

Auf den Tod seines großmüthigen Beförde= rers des Lord Talbots, welchen die ganze Na= tion mit dem Herrn Thomson zugleich aufrichtig betauerte, schrieb er eine Elegie, welche ihrem Verfassers, und dem Andenken des großen Mannes, den er darinne ge= priesen hatte, Ehre machte. Er genoß, bey Lebzeiten des KanzlerTalbots, eine sehr einträg liche Stelle, die ihm dieser würdige Patriot als eine Belohnung für die Mühe, den Geist seines Sohnes gebildet zu haben, zugetheilt hatte. Nach seinem Tode behielt der Nachfolger dessel ben diese Stelle dem Hrn. Thomson vor, und wartete nur darauf, bis dieser zu ihm kommen, und durch Beobachtungen einiger kleinen For malitäten, sie in Besiß nehmen würde. Doch dieses versäumte der Dichter durch eine unverantwortliche Nachläßigkeit, so daß zuleßt seine Stelle, die er ohne viele Mühe långer håtte be. halten können, einem andern zufiel

Unter die lehten Werke des Hrn. Thom fons gehöret seine Burg der Trägheit,

(Caftle

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Caftle of Indolence) ein allegorisches Gedicht von so ausserordentlichen Schönheiten, daß man nicht zu weit geht, wenn man behauptet, dieses einzige Stück zeige mehr Genie und poe tische Beurtheilungskraft, als alle seine andern Werke. Es ist in dem Stile des Spencers geschrieben, welchen die Engländer in den allegorischen Gedichten eben so nachahmen, als die Franzosen den Stil des Morots in den Erzehlungen und Sinnschriften.

Es ist nunmehr Zeit den Hrn. Thomson auf derjenigen Seite zu betrachten, welche mit unsrer Absicht eine nähere Verwandtschaft hat; nehmlich auf der Seite eines dramatischen Dich ters. Im Jahre 1730, ungefehr in dem fechften Jahre seines Aufenthalts in Londen, brachte er seine erste Tragödie, unter dem Titel Sophonisbe, auf die Bühne, die sich auf die Karthaginensische Geschichte dieser Prinzeßzin gründet, welche der bekannte lathaneel Lee gleich falls in ein Trauerspiel gebracht hat. Dieses Stück ward von dem Publico sehr wohl aufgenommen. Die Mad. Oldfield that sich in dem Character der Sophonisbe ungemein hervor, welches Hr. Thomsom selbst in seiner Vorrede gestehet.,,Ehe ich schliesse, sagte er, ,,muß ich noch bekennen, wie sehr ich denjeni ,,gen, welche mein Trauerspiel vorgestellt has ,,ben, verbunden bin. Sie haben in der That ,,mir mehr als Gerechtigkeit wiederfahren las ,,fen.

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„sen. ́Was ich dem Masinissa nur liebens„würdiges und einnehmendes gegeben hatte, al„les dieses hat Hr. Wilk vollkommen ausge„drückt. Auch die Mad. Oldfield hat ihre Sophonisbe unverbesserlich gespielt; schöner als es der zärtlichste Eigensinn eines Verfassers verlangen, oder sich einbilden kann. Der Reih, ,,die Würde und die glückliche Abwechslung aller ,,ihrer Stellungen und Bewegungen hat den ,,durchgängisten Beyfall erhalten, und ihn auch „mehr als zu wohl verdient.

Bey der ersten Vorstellung dieses Trauerspiels fiel eine kleine lächerliche Begebenheit vor. Hr. Thomson läßt eine von seinen Pers fonen gegen die Sophonisbe folgende Zeile fagen:

O Sophonisbe, Sophonisbe G!
Diefe Worte waren kaum ausgesprochen, als ein
Spötter aus dem Parterre laut schrie:

Jacob Thomson, Jacob Thoms
fon !

So ungesittet es nun auch war, die Vorstellung
durch einen so lächerlichen Einfall zu unterbres
chen, so kann man doch das falsch Pathetische
dieser getadelten Zeile nicht leugnen, und ein tra-
gischer Dichter muß es sich zur Warnung dies
nen lassen, ja wohl auf sich Acht zu haben, daß
er nicht schwülstig wird, wenn er erhaben seyn
will Hr. Thomson mußte nothwendig an

dem

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Bem ersten Tage seines Trauerspiels alle die Bewegungen und Besorgnisse eines jungen Schriftstellers empfinden; er hatte sich daher an einen dunkeln und abgelegenen Ort auf der obersten Gallerie gemacht, wo er die Vorstellung unge. hindert abwarten könnte, ohne für den Dichter erkannt zu werden. Doch die Natur war viel zu stark bey ihm, als daß er sich hätte enthalten können, die Rollen den Schauspielern nachzu fagen, und manchmal bey sich zu murmeln: ,,nun muß die Scene kommen; nun muß das geschehen... Und hierdurch ward er gar bald von einem Manne von Stonde, welcher wegen des groffen Gedrengs keinen Plak, als auf der Gallerie, hatte finden können, als der Verfasser entdeckt.

99.

Nach einem Zwischenraume von vier Jahren brachte Thomson seine zweyte Tragödie, den Agamemnon, zum Vorscheine. Hr. Pope gab bey dieser Gelegenheit einen sehr merklichen Beweis seiner grossen Gewogenheit gegen den Hrn. Thomson; er schrieb seinetwegen zwey Briefe an die Entrepreneurs der Bühne, und beehrte die erste Vorstellung mit seiner Gegenwart. Weil er seit langer Zeit in kein Schauspiel gekommen war, so wurde dieses für ein Zeichen einer ganz besondern Hochachtung aufgenommen. Ob man nun schon an dem Hrn. Thomson ausseßte, daß er in diesem Trauere Spiele die Handlung allzusehr verkürzt habe; daß $ 4

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Leben des Heern

verschiedne Theile desselben zu lang, und andre ganz und gar überflüßig wären, weil nicht die Person, sondern der Dichter darinne rede; und obschon die Aufführung selbst erst in dem Monate April vor sich ging, so ward sie doch zu verschiednenmalen mit Beyfall wiederhohlt.

Einige Kunstrichter haben angemerkt daß die Charaktere in seinen Tragödien mehr durch Befchreibungen, als durch thätige Leidenschaften aus. gedrückt werden; daß sie aber alle einen UeberAluß an den seltensten Schönheiten, an Feuer, an tiefen Gedanken, und an edeln Empfindungen haben, und in einem nervenreichen Ausdrucke geschrieben sind. Seine Reden, sind oft zu lang, besonders für ein englisches Auditoríum, dem sie manchmal ganz übernatürlich gedehnt vorkommen. Es ist überhaupt angenehmer für das Ohr, wenn die Unteredung öftrer gebrochen wird; doch wird die angestrengtre Aufmerksamkeit desselben wohl in keinem Stücke des Thomsons besser belohnt,als in dem Agamem, non, und besonders in der beweglichen, Erzeh lung, welche Melisander von seiner Ausseßung auf die wüste Insel macht.

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Als ich im Schoos der Schatten,
Von Furcht und Argwohn frey, in stillem

Schlummer lag,

Brach ein vermummter Schwarm, von des
Aegisthus Bande

Schnell

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