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chen. Er ist erfreut, sie anzutreffen, und sagt ihr gleich Anfangs alles, was die verbindlichste und zärtlichste Liebe nur eingeben kann. Virs ginia antwortet ihm nichts; Jcilius, welcher über ihr Stillschweigen, und noch mehr darüber erstaunt, daß er sie in Thrånen zerfliessen, und das Gesicht von ihm abwenden sieht, kömmt zuerst auf den Verdacht, ob dieses nicht die Wirkung der Unbeständigkeit sey? Doch er låßt diefen Gedanken gar bald fahren, und fragt sie, wer der Verwegne sen, der sich unterstehe, ihr Verdruß zu verursachen, und dadurch die erste Schönheit Rom zu verdunkeln?,,Kann es wohl, ,,ruft er aus, eine so ungerechte Seele geben, ,,welche für eine so vollkommene Person nicht Achtung haben sollte? Kann wohl jemand „seyn,der sein Leben so geringe schäßet, daß er meine ,,Wuth aufbringt, ohne sie zu fürchten? Bin ,,ich es nicht, der sich, unter dem Schuße des „Volks, zu einemSchrecken der Tyrannen Roms

zu machen gewußt hat? Bin ich es nicht, welcher ,,Tribun eben dieses Volks gewesen ist? Habe „ich nicht noch Hofnung, es wieder zu werden? ,,Wenn du einige Ursache hast, dich zu bekla „gen, glaubst du nicht, daß ich vermögend sen, ,,dich zu rächen? Bekümmre mich also nicht ,,långer. Eile, mir den Grund deines Verdrußses zu entdecken, oder fürchte, daß ein långers »Zögern mein Tob sey!

Virginia antwortet hierauf bloß durch eine Betheurung ihrer Liebe, welche fähig ist, ihn wegen der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnungen zu beruhigen. Sie sagt ihm, daß er allein ihr Herz besiße, daß es ihm nie ein andrer rauben solle, und daß es ihr unanståndig seyn würde, einer neuen Leidenschaft nachzuhangen. Sie gesteht

es zu, daß, ehe ihr Vater ihre Liebe gebilliget has be, ihr ein jeder Gegenstand habe gleichgültig seyn können.,,Aber jezt, feßt sie hinzu, verbin ,,den Pflicht und Vergnügen unsre Herzen auf ,,ewig.

Ein so schmeichelhaftes Bekenntniß erfüllet ben Jcilius mit Freude, und macht daß ihn sein erster Verdacht reuet. Gleichwohl aber ist dieses für ihn noch nicht genung. Er will durch aus die Ursache des Kummers seiner geliebten Virginia wissen, damit er ihn wenigstens mit ihr theilen könne. Er bringt aufs neue in sie, ihm denselben zu entdecken; doch Virginia sucht sich zu entschuldigen, und wendet vor, die Ursache sen so groß, daß sie keine Worte finde, fie auszudrücken, besonders, wenn sie überlege, daß sie ihm, ihrem Jcilius, die Erzehlung bavon machen solle. Fordre alfo, schließt sie, „nicht von mir, dir etwas zu sagen, das ich nicht „weis, wie ich dir es sagen soll.

Diese abschlägliche Antwort bringt den Jcis lius auf den Verdacht, daß es etwas sehr wich tiges seyn müsse, und daß vielleicht seine eigne Ja

Ehre

Ehre daran Theil nehme. Umsonst sucht Virginia ihn wegen des leßtern Puncts zu beruhigen; umsonst versichert sie ihn, daß wenn seine oder ihre Ehre wåre beleidiget worden, sie den Schimpf, sollte es auch mit ihrem Bluté seyn, schon würde geråchet haben: Icilius ist darum nichts ruhiger.,,Aber, sagt er, wenn es weder ,,die Liebe, noch die Ehre betrift, was ist denn sonst ,,auf der Welt, was dich betrüben, und dir Thrånen auspressen könne? Was kann dich „bewegen, mich als einen Fremden zu betrach,,ten? Ach, Virginia, entweder du kennst die Ursache deines Verdrusses nicht, oder du hintergehest meine Geduld!

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Die gewöhnliche Aufrichtigkeit der Virginia wird durch diesen Vorwurf beleidiget. Sie weis, daß sie unfähig ist, irgend eine Wahrheit zu ver-, bergen, und läßt also den Jcilius von der Gewalt urtheilen, die sie sich besonders mit ihm anthun müsse. Ihr Herz kennet keine Verstellung. Aber fügt sie hinzu, es giebt Fälle, welche eine klu»ge Behutsamkeit erfordern, damit man sich nicht, ,,aus Mangel der Ueberlegung, allem, was Leis denschaft und Zorn eingeben können, blindlings überlasse. Vielleicht würden ich und du dieser Gefahr ausgefeht seyn.

So viel Zurückhaltung macht den Jcilius ungeduldig, welcher nichts mehr hören will, wenn es nicht eine Erläuterung auf seine Frage ser. Virginia fürchtet sich ihn allzusehr zu erbit

tern,

tern, und macht sich eben gefaßt, sie ihm zu geben, als Publicia mit dem Numitor dazu. Fömmt.

Bierter Auftritt.

Lumitor erstaunt, den Jcilius zornig, und die Virginia in Bewegung zu finden, und fragt, was sie beyde mit einander haben. Was „giebt es denn? Wie? Ihr seyd beyde stumm? Jcilius überläßt es der Virginia die Ursache, ihrer Verwirrung zu erzehlen; die Römerin nimmt also das Wort, und spricht: „Jcilius sahe einige Thränen aus meinen Augen fliessen, ,,und ich konnte keinen Ausdruck finden, ihm die „Ursache davon zu sagen. Mußte er sich des„wegen wohl erzürnen? Urtheile selbst, Lu„mitor, und weil dir Publicia doch schon et,,was wird gesagt haben, so bringe ihn doch, ich ,,bitte dich, meinentwegen aus seinem · Jrr,,thume.

Lumitor billiget die kluge Zurückhaltung seiner Muhme, und weil Jcilius in ihn dringt, ihm den Handel zu entdecken, so giebt er gleich Anfangs dem jungen Römer zu verstehen, daß es besser für ihn seyn würde, wenn er in seiner Unwissenheit bliebe, als wenn man ihn daraus zöge und er seine natürliche Hige weder zurück zu halten, noch sich einer so nöthige als klugen Ver stellung zu bedienen wüßte. Er kömmt hierauf fogleich zur Sache selbst, und fügt hinzu: „Apz X 3

pius

„pius, der Tyrann Appius, begehret der Schönheit, die du, Jcilius, verehrest.. Er „hat sich deswegen der Publicia entdeckt, wel,,che ihm mit aller Verachtung, und mit allem ,,Abscheu, den er verdient, und den seine stråf „lichen Absichten werth waren, geantwortet hat. ,,Sie ist ihm wirklich so hart begegnet, daß ich ihn ‚weder für so blind, noch für so verwegen halte, ,,einen neuen Versuch zu wagen. Ich bin viel= ,,mehr gewiß, daß er nach dieser Abfertigung, weder Gute noch Drohungen mehr anwenden wird.

Auf diese Erzehlung kann sich Jcilius nicht. enthalten, das Stillschweigen der Virginia zu billigen. Wie wohl hast du gethan, ruft er ,,aus, indem er sich gegen sie wendet, daß du mir ,,eine solche Beschimpfung verschwiegen hast!

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Wie klüglich hast du gehandelt! Heiligsten Göte ster! Wo ist das Herz, das sie erdulden könn,,te? Welcher Mensch ist so niederträchtig, daß ser sich hierbey halten könne? Kann es eine fo nichtswürdige und unempfindliche Seele geben, „welche hier nicht nach Blut und Rache dürfte? Was hat man noch zu verlieren, wenn Ehrgeiß, Grausamkeit und Gierde, uns Güter, Ehre, Freyheit und Vergnügen geraubet haben? Den Feind hinrichten und sterben, das ist das beste, was unser Unglück vergönnet. Lebe wohl, "Virginia, lebe wohl! Ich eile mich für mein Vaterland, für meine Liebe, für meine Wuth,

für

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