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für meine Enfersucht, aufzuopfern. Großer Jupiter, nimm das Opfer, das ich dir bringen „will, geneigt an! Nimm Theil an der Hand,,lung, auf die ich sinne. Wann ich dich beleis ,,dige, so laß mich umkommen; wann ich dir ,,diene, so verleihe mir Sieg!

Indem er diese lezten Worte sagt, will er fortgehen; doch er wird von dem Lumitor zurückgehalten, welcher ihm, seine Hiße zu måßigen, verschiedne seiner Urtheilskraft würdige Vorstellungen macht. Die Gefahr, in welche Virs ginia gestürzt würde, wenn ihm sein Anschlag mißlånge, ist ein Grund, welchen der Ulte am meisten treibet. Virginia steht ihm ben, und beschwöret ihren Liebhaber, sie nicht zu verlassen. Ohne ihm würde sie das Leben verachten, aber seitdem sie es ihm ganz geweiht habe, sey es fün fie ein kostbarer Schaß, auf dessen Erhaltung fie bedacht seyn músse. ,, Wenn ich deinen ,,Schuß habe, sagt sie, und dennoch in Gefahr „bin, wie würde es nicht mit mir werden, wenn ,,ich dich nicht mehr hätte? Habe doch also Mit,,leiden mit mir. Halte deinen Arm zurück. „Du wirst ihn mit größerm Ruhme brauchen, „wenn du wartest, bis er keinen zweifelhaften „Stoß thun darf.

Solche kluge und vernünftige Gründe machen bey dem Jcilius Eindruck, und bringen ihn wieder zu sich selbst. Doch weil er allzu aufges bracht ist, als daß er einigen Entschluß fassen 34 Fönnte,

könnte, so bittet er die Virginia und den us, mitor, ihm die Aufführung, die er beobachten, folle, vorzuschreiben. Dieser giebt ihm daher verschiedne heilsame Anschläge, nehmlich, seine erste Bewegung zu unterdrücken, sich durch sie zu keinen Ausschweifungen bringen zu lassen, seinen Schmerz zu verbergen, damit er dem kühnen Appius keinen Verdacht erwecke, sondern ihn überraschen könne, wenn er am sichersten zu seyn glaube, und am wenigsten auf seiner Hut stehe. Die Virginia aber ermahnt er, an den Feyerlichkeiten des Fests der Pales Theil zu nehmen. Er verspricht ihr, für ihre Sicherheit zu wachen, dem Virginius von allen Nachricht zu geben, und ihn zu nöthigen, sogleich nach Rom zu fommen.,,Weil er so nahe ist, fährt er fort, so be„ruhige dich nur unterdessen. Fürchte unter der ,,Aufsicht des Jcilius nichts. Die Gegenwart eines Ehegatten ist immer von großem Ges „wichte.

Valerius und Horatius sind noch zwey Stüßen, welche Icilius seiner verfolgten Freundin geben will. Diese zwey Rathsherren, wels che seit langer Zeit mit ihm verbunden, und hef-a tige Feinde des Decemvirats sind, erwarten ihn eben, sich wegen der gemeinen Noth mit ihm zu berathschlagen; des Jcilius Begierde also, sich zu råchen, wird gewiß für ihn ein neuer Bewegungsgrund seyn, ihre Anschläge, so bald als möglich ausbrechen zu lassen. Die Umstånde

scheinen

scheinen ihm übrigens vortheilhaft. Der tapfre Siccius ist, nach der Aussage der ganzen Armee, durch die allerschimpflichste Berrätherey umgekommen. Man ist deswegen in Rom in der äussersten Bewegung. Jcilius schmeichelt sich, das Volk werde vielleicht seinen Groll ausbrechen lassen, und das schimpfliche Joch, das man ihm auflege, abzuschütteln füchen. Alle dies fe Betrachtungen scheinen ihm für Virginien eben so viel Gründe, sich zu beruhigen, zu seyn; und nachdem er sie ihr also alle vorgelegt, seht er hinzu:,,Geh nur Virginia, und sey ohne Sor gen. So große und so entschloßne Seelen sind fürchterlich genug, wenn fie die Wuth belebet. Gleichwohl beruhigen alle diese schöne Hofnungen Virginien nicht völlig. Doch ohne ihre Furcht zu verrathen, begnügt sie sich, für den Jcilius und sich, um den Schuß der Göt ter zu flehen, und sie zu bitten, daß Appius umkommen, Rom seine Freyheit wieder erlangen, und sie selbst ihre Pflicht erfüllen möge. Jcilius und Flumitor begeben sich hierauf weg; dieser aber, welcher ein eben so eifriger Pa -triot, als guter Vetter ist, giebt jenem bey dent Weggehen noch zu überlegen, daß er so viel als nichts würde gethan haben, wenn aus dem füh nen Anschlage, den er etwa im Sinne habe, der Republik einiger Schaden erwüchse, oder wenn er nicht mit seiner eignen Rache die Rache des Vaterlandes verknüpfe.

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Fünf

Fünfter Auftritt.

Virginia und Publicia bleiben also allein, und diese thut ihr möglichstes, ihrer Gebietherin zu beweisen, daß sie nichts zu fürchten habe, weil fie sich schmeicheln könne, daß Rom selbst ihre Vertheidigung auf sich nehmen werde; doch Virginia behauptet, daß sie deswegen nichts ruhiger zu seyn Ursache habe. So lange sie ihr Vaterland unterdrückt sehe, so lange ihre Ehre und ihr Geliebter in Gefahr sen, könne sie nicht anders, als in Furcht und Betrübniß leben. Unterdessen zweifle sie weder an der Macht der Götter, noch an ihrer Liebe zur Gerechtigkeit; es sen ihr aber auch nicht unbekannt, daß nach vereh, rungswürdigen Rathschlüssen, deren Weisheit man nicht ergründen könne, es oft geschehe, daß die Tugend unterliege, und das Laster ungestraft bleibe. Und dieses sey es, weswegen sie zittere.

Sechster Auftritt.

Indem Virginia noch redet, kommen vers fchiedne Römerinnen, welche sie zu dem Feste der Pales abhohlen wollen, und nach einigen verbindlichen und bescheidenen Reden von beyden Theilen, gehen sie alle unter Begleitung der Pubs licia ab.

Zweyter

Zweyter Aufzug.

Erster Auftritt.

Appius tritt allein auf, und beklagt sich, daß er ben Virginien, welche er anbethe, ein Herz finde, das sich seiner Neigung widerseße. Ohne dieses würde sein Glück vollkommen seyn. Er fieht sich als Herrn von Rom, wo alles nach feinem Willen gehet; er sieht sich von den andern neun Decempire, welche ihren Namen und ih. re Würde bloß ihm zu danken haben, weil er. burch sein Ansehen die Comitialerwehlungen abgeschaft, verehret und befolgt; er siehet die Kriegsheere in seiner Gewalt, die nichts ohne seinen Befehl thun dürfen: was fehlet also noch feiner Größe? Auf den höchsten Gipfel der Ehre erhaben, und mit der höchsten Gewalt verse hen, konnte er wohl vermuthen, daß ihm etwas widerstehen werde? Gleichwohl unterstehet sich ein Weibsbild feine Anerbiethungen auszuschla gen, über seine Drohungen zu lachen, ihn selbst zu verachten, und auf diese Art den Lauf seines Glücks zu unterbrechen. Da er sich eben schmeichelt, Rom zu seinen Füßen zu sehen, will sich das Herz einer Plebejin ihm nicht unterwerfen, und ein Plebejus ist Ursache daran. Welche Erniedrigung! Alles was er unternimmt, hat den guten oder schlechten Ausgang, den er sich vorseßt, und nur die Liebe muß ihm ihre Widerwärtigkeiten entgegen stellen. Es war für den Icis

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