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Gleichwohl weis es die ganze Welt, auf was für Weise Siccius ist umgebracht worden. Heftigkeit und Grausamkeit werden die Gemüs ther nur noch mehr aufbringen. Das Volk ist schon in der Wuth. Die Truppen stehen in der Nähe des Berges Vellejus, und man muß fürch ten, daß sie das Andenken des Siccius aufmuntern werde, zu zeigen, was die angeerbte Liebe zur Freyheit vermögend sey. Dieses ist es, was Valerius dem Decemvir noch vorstellet, und Horatius, welcher diese klugen Vorstellungen unterstüßt, giebt sich alle Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß diese Dinge wohl noch weiter gehen könnten; daß er selbst, wenn es das Volk erführe, wie wenig er nach den allgemeinen Trang falen frage, und deswegen einen Aufstand machte, gar leicht das Opfer feines unverföhnlichen Zornes werden, und die Gefahr für ihn allein weit größer, als für alle seine Anhänger ausfal len könnte. Doch nichts vermag den hochmůthigen Appius zu bewegen. Er glaubt viela mehr es sen gut, wenn er nie aufhöre, sich fest und hart zu zeigen, und drohet dem ersten den besten vom Tarpejo herabstürzen zu lassen, welcher sich unterstehen würde, das Volk in Bewe gung zu sehen.,,Denn, sagt er, die kluge Aufführung des Magistrats stören, ist kein gerin ger Verbrechen, als die Freyheit Roms durch eine schändliche Unterdrückung mißhandelns Mit diesen Worten geht er ab. K

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Bierter Auftritt.

Des Appius Vermuthung, als ob Vales rius und Horatius seine Gewalt zertheilen und ihn hernach den Gesehen ihres Eigensinnes unterwerfen wollten, ist für diese zwey Raths glieder eine Art von Genugthuung. Aus seinem Abscheu vor allem Zwange, aus seinem heftigen Charakter schliessen sie, daß er fähig seyn werde, sich noch größerer Verbrechen schuldig zu machen, von einer verwegnen Unternehmung auf die andre zu fallen, und dadurch die Zahl seiner Gegner zu vermehren, und sie in Stand zu sehen, das Vaterland aus seiner Unterdrückung zu retten, und zugleich dem Jcilius und der Virgis nia nißlich zu seyn. Sie reden es mit einans der ab, die erste Gelegenheit zum öffentlichen Ausbruche zu ergreifen. Beyde haben ihre Anverwandten und Freunde auf dem Markt: verstreuet, welche bereit sind, sich auf das geringste Zeichen thätig zu erweisen. Es kommt nur dar auf an, ein Wort auszumachen, an welchem sie fich alle erkennen, sich vereinigen und gemeinschaftlich benstehen können. Dieses ist es, was fie thun müssen. Die Unterstüßung des Icilius Scheinen sie noch nöthig zu haben, weil dieser eine große Menge Anhänger hat; sie machen sich als so gefaßt, ihn aufzusuchen, als sie ihn eben mit einem Eifer herben kommen sehen, welcher seine Absichten und die Stärke seiner Liebe genugsam

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anzeigt. Valerius schlägt sogleich vor, ihm mit wenig Worten das, was zwischen ihnen und dem Appius vorgefallen, zu erzehlen, und ihn dadurch zu ihrem Vertrauten zu machen.

Fünfter Auftritt.

Die Neugierde ist es, welche den Jcilius herzuführet. Er hatte den Decemvir die beyden Rathsglieder zornig verlassen sehen, er ist also begierig zu erfahren, wie er ihre friedsamen Reden, und ihre klugen Rathschläge aufgenom men habe. Valerius läßt ihn nicht lange warten. Er sagt ihm sogleich; daß Appius nur seinem Ehrgeize folge, daß er seinen Zorn nirgends verberge, daß er sie kaum gewürdiget has be, ihre Vorstellungen anzuhören, und daß ihn alles in Grimm und Wuth bringe. „Er bes hauptet, sezt Valerius hinzu, daß Siccius ,,nicht vorseßlich sey ermordet worden; daß ,,der Unwille des Volks erdichtet und unser Eis ,,fer eine Treulosigkeit sey. Kurz, nach seinem ,,ausgelaßnen Betragen zu urtheilen, scheint er ,,kein Gefeß, als seinen Eigenfinn zu erkennen, ,,und Leben und Ehre sind bey ihm in Gefahr.

Hier unterbricht ihn Horatius, und wender das Gespräch auf eine geschickte Art auf das, was für Virginien zu fürchten sey, und fragt, wer sie schüßen werde? Auf diese Frage antwortet der eben so unerschrokne als verliebte Jcilius hihig: mein Degen! Ich werde ihn brauchen

,,so bald ich sehe, daß mir keine andre Hülfe ,,übrig bleibt. In einer so dringenden Noth ,,werden meine Anhänger thun, was ich ihnen ,,befehlen werde. Wer wird aus dem Volke „mir diese Schöne nicht vertheidigen helfen, wenn ihr beyde selbst, ́aus Mitleid gegen sie, ,,euch ihrer annehmt?

Valerius verspricht es ihm in beyder Namen; allein er glaubt, daß man keine Zeit zu verlieren habe. Es sey von der äußersten Wichtigkeit, die Wuth eines Ungeheuers, als Uppius, so bald als möglich zu hemmen, und dem tödtlichen Gifte, welches er aushauche, ein Ende zu machen. Man müsse daher die erste Gele genheit, die sich darbieten werde, nicht aus den Hånden lassen. Jcilius denkt in diesem Stücke wie Valerius, und versichert ihn, daß, sobald es darauf ankommen werde, mit einer råchenden Hand seinen Degen mit dem Blute des Tyrannen zu beneßen, und die abscheuliche Brunst zu zerfleischen, in welcher so viel barbarische Anschläge verschlossen lågen, er nicht einen Augenblick anstehen wolle...

So viel Entschlossenheit ist gleichwohl nicht nach dem Geschmacke des Horatius. Es scheint ihm, der Muth müsse mit mehr Ueberlea -gung angewendet werden. Alles, was er von dem Jcilius verlangt, ist dieses, daß er seine Leu te berede, sich den Verschwornen zuzugesellen, und daß er die Virginia dahin vermöge, daß sie bloß

bloß ihren Namen hergebe,damit man überall, wo es die Nothwendigkeit erfordern werde, zusammen kommen könne. Jcilius giebt sein Wort darauf, und weil die Umstände der Zeit ihrem Uns schlage, in Betrachtung der Menge Volks, welche das Fest der Pates auf dem Markte versammelt, vortheilhaft sind, so begeben sich die Rathsglieder weg, um alles zur Ausführung fertig zu halten.

Sechster Auftritt.

So bald sie weg find, spricht Jcilius „Ha! ,,erlauchte Patricier, welche Ehre habt ihr euch ,,nicht ehedem erworben, als die Maaßregeln, „die ihr zu Stürzung eines tyrannischen Königs nahmt, so glücklich von Statten gingen! Möch= te doch Rom, eure Mutter, euch, so wie euren ,,berühmten Vorfahren, den Tod oder die Verbannung dieses neuen Tarquins, bald zu danken ,,haben. Möchte doch das Volk, welches edel,,müthig nach der ihm geraubten Freyheit seufzet, aus einer so harten Knechtschaft gerissen "werden! Lasset uns, durch die gerechten Bewes „gungsgründe, die uns vereinigen, selbst das "Werkzeug dazu feyn! Und du Virginia, du,

mein höchstes Gut, und Gebietherin dieses ent ,,brannten Herzens, welches nur dich beh allem, ,,nach dem es strebt, zur Absicht hat; erfülle die „ses Herz dergestalt, daß es sich nichts vorseße, und nach keiner andern Ehre geize, als deinetwegen

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