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,,von Erleichterung seyn, die dir noch bis jezt ge fehlt hat.

Endlich entschließt sich Appius, so hart es ihm auch fällt, diesem Rathe zu folgen; und weil er in eben dem Augenblicke Virginien mit der Publicia herben kommen sieht, so macht er sich ein wenig ber Seite, damit sie, wenn sie ihn erblickten, nicht wieder zurück gehen möchten; Claudius aber geht noch weiter zurück, um ihm völlige Freyheit zu lassen.

Zweyter Auftritt.

Virginia ist ihres geliebten Jcilius wegen besorgt. Weil sie fürchtet, daß ihn seine naturliche Hiße allzuweit treiben, und er seine Person der Gefahr allzusehr aussehen dürfte, so betau ert sie es, daß sie ihm nicht alle ihre Furcht entdeckt habe, um ihn dadurch zurück zu halten. Sie möchte ihm gerne antreffen, um es nach zu thun, und dieses ist es, was sie hierher bringt. Publicia hat ihrer Ungeduld nachgegeben; allein sie fürchtet ihr Nachgeben könne ihrer jun gen Gebietherin nachtheilig seyn, wenn sie Aps pius etwan antreffen sollte. Sie findet ihre Treue dadurch beleidiget, und erkennt, daß es der bitterste Vorwurf seyn würde, den sie sich selbst machen könnte. Diesem Unglücke vorzukommen, nöthiget sie Virginien, mit ihr wieder fortzugehen; doch in eben dem Augenblicke entdeckt sie den Decemvir. Voller Bestürzung

ruft

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ruft sie sogleich aus:,,gerechter Himmel! Meine ,,Besorgniß trift ein. Ich sehe den Appius.

Bey diesem Namen erkaltet das Herz der Virginia, und diese tugendhafte Römerin stellt ihre Aufseherin zwischen sich und den Decemvir, um ihr gleichsam zur Schuhwehr zu dienen. Doch dieses verhindert den Uppius nicht, sich ihr zu nähern, und ihr alles zu sagen, was die Liebe nur zärtliches und lebhaftes einflössen kann. Publicia welche beständig ihrer Pflicht auf das genaueste nachzukommen sucht, erinnert den Decemvir an die Antwort, die sie ihm schon im Namen ihrer jungen Gebietherin gegeben habe, und seht hinzu: Schmeichle dir nicht, daß Virz „ginia deinem Verlangen heut geneigter seyn werde. Sle ist kein Weibsbild, welches ges ,,wohnt ist Reden anzuhören, die ihre Tugend ,,beleidigen. Wende dich damit zu andern, die „sie anhören wollen, wenn du dich durch ihr Stillschweigen nicht einer neuen noch größern ,,Krankung aussehen willst.

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Der Decemvir ist zu verliebt, als daß er sich so plößlich sollte abschrecken lassen, und beschwört fie, daß sie ihm erlauben wolle, Virginien alle die Stärke seiner Leidenschaft zu erkennen zu ge ben, oder daß ihm wenigstens diese anbethens würdige Schöne mit ihrem eignen Munde die abschlägliche Antwort ertheilen dürfe. Doch die Aufseherin erklärt ihm, daß es umsonst seyn

würde,

würde, wenn sie es auch erlaubte, ja wenn auch, Virginia selbst darein willigte.

Um so wohl die eine als die andre zu gewin nen, zeigt Appins beyden die Vortheile, die sie aus dem Opfer seines Herzens und seines Ansehens ziehen könnten.,,Fragt ihr denn, spricht ,,er zu ihnen, so wenig nach dem Glücke, daß ihr ,,es so verächtlich von euch stosset? Und du Vir, „ginia, kannst du mit einem gleichgültigen Auge ,,denjenigen zu deinen Füßen sehen, welchem als „Herrn von Rom, alles zu Gebothe steht? Schmeichelt es dir so gar wenig, daß er dir nicht ,,einmal des geringsten Zeichens der Erkenntlich ,,keit werth zu seyn scheinet? Ich halte dich für ju klug, als daß du dein Glük so hassen, und ,,den Appius verachten solltest, der dir seine „Hoheit anbiethet und aufopfert.

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Unterdessen kömmt er damit nicht weiter. Virginia und Publicia halten es für ihrer unwürdig, fich durch die Reizungen des Eigen nuhes und des Glückes verführen zu lassen. Der Decemvir geräth darüber in Wuth, er kann sich nicht länger halten, und drohet der Virginia, ihr und ihrem Geliebten die Wirkungen seines Zorns und der Macht, die sie verachtet, em pfinden zu lassen. „Ich will dich, spricht er, ,,die Güter die du verachtest, höher schäßen ,,lehren. Ich will = =

Publicia will ihn hier unterbrechen, doch Virginia legt ihr Stillschweigen auf, und er

greift das Wort selbst. Wenn es Klugheit und Anständigkeit von ihr forderten, bey verliebten Schmeicheleyen taub zu seyn, so ist es mit Drohungen ganz anders beschaffen. Es würde eine Niederträchtigkeit seyn, fie ruhig zu ertragen, und ihr edler Stolz erlaubt es ihr nicht. Was kann sie auch mehr beleidigen, als daß man sie zu der geringsten unanständigen Schwachheit für fähig hålt? Ob schon ihre Familie geringer als die Familie des Decemvirs ist, so weicht sie ihr doch nicht an Verdiensten. Niemanden ist der Ruhm unbekannt, den sie erhalten hat, und den sie noch jezt, ohne dem geringsten Fleck, behauptet. Sollte Appius allein keine Kennt niß davon haben? Und weis er denn übrigens nicht, daß Virginia ihr Herz nicht mehr in ihrer Gewalt hat? Weis er denn auch nicht, daß er kein Recht hat, einigen Anspruch darauf zu machen? Warum wagt er es dennoch? Auf was gründet er sich, da er das untadelhafte Band, welches den Icilius und die Virginia ver bindet, zertrennen will? Ist er es nicht selbst, welcher das Gesetz bekannt gemacht hat, das die Heyrathen zwischen Patriciern und Plebejern verbiethet? Wie kann er die Unverschämtheit haben, sich von demselben auszuschließen? Sollte nicht schon das genug seyn, ihn zurück zu halten, wenn ihm die Tugend der Virginia auch nicht bekannt wäre? Darf er sich wohl schmei cheln, diese Tugend zu verführen? Heißt nicht,

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nur

nur so etwas zu denken, sie beleidigen? Daran zu zweifeln, und es zu versuchen, heißt dieses nicht, sich selbst schuldig machen? Was für starfe Gründe können nicht dem Decemvir vorge legt werden, um ihm die Ungerechtigkeit und die Abscheulichkeit seines kühnen Unternehmens zu zeigen! Virginia vergißt keinen einzigen, und nachdem sie sogar dem Decemvir einen ewigen Groll geschworen, sagt sie zum Schlusse: „Mäs,,sige also deine nichtswürdige, blinde und eitle "Kühnheit, mit der du nichts suchst, als mich „zu beleidigen. Befürchte, daß mich die Göts ,,ter entweder selbst, oder durch die Hand eines ,,Sterblichen, vielleicht rächen werden. - Mit diesen Worten geht sie zugleich mit ihrer Aufseherin, ab.

Dritter Auftritt.

Appius will sie zurück halten, er ruft sie, aber es ist umsonst. Bald aber sieht er auf sich selbst zurück, und schähmt sich einer solchen Schwachheit. Er hålt es für seiner unwürdig, wie der Pöbel zu lieben und sich den Geseßen daben zu unterwerfen. Wenn seine Liebe der gleichen erkennen müßte; so würde er glauben, daß sein Ansehen dadurch eingeschränkt wåre. Er vermeint, daß seine Ehre darauf beruhe, sich überall Gehorsam zu verschaffen. Er faßt hier auf den Entschluß, seine Wuth zu verbergen, ein ruhiges und freudiges Ansehen anzunehmen,

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