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um seine Absichten desto gewisser zu erreichen, in der That aber Gewalt, List, Betriegeren, und alles anzuwenden, wodurch er über das hartnäckige Weigern der Virginia siegen könne.,,Es ,,empfinde dieses Weibsbild, was derjenige ver,,mag, welcher Rom beherrscht, und keinen Hö hern erkennt; derjenige, welcher nur deswegen ,,Gefeße gegeben hat, damit er desto freyer leben ,,könne; kurz derjenige, welcher durch seine ,,Standhaftigkeit selbst die Religion wird zu ,,zwingen wissen, sich nach seinem Gutdunken ju ,,bequemen.

Vierter Auftritt.

Hier wird er durch die Zurückkunft des Clau, dius unterbrochen, welchem er den schlechtert Fortgang feines Unternehmens erzehlt. Ob er gleich schon entschlossen ist, sich an nichts ferner zu kehren; ob er gleich bereits einen Anschlag ausgedacht, dem zu Folge er dem Cornelius einen Befehl zugeschickt, den Virginius nicht aus dem Lager zu lassen, sondern auf alle seine Handlungen sorgfältig Acht zu haben; und ob er gleich versichert, daß er die Gegenbemühungen des Jcilius und des Lumitors, welche einzig und allein im Stande wåren, sich ihnt mit ihren Anhängern zu widerseßen, auf keine Weise fürchte: so gesteht er doch dem Clau dius, daß die List, welche er erdacht habe, so

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fonderbar sey, daß er sie noch vorher überlegen wolle, ehe er sie zur Ausführung brachte.

Claudius, der würdige Liebling eines solchen Herren, mißbilliget diese langsamkeit. Bey ge genwärtigen Umständen, scheinet ihm die Eilfer tigkeit unumgänglich nöthig zu seyn, und da er überzeugt ist, daß man keine Zeit zu verlieren habe, so dringt er in den Appius, auf das schleunigste seinen Entschluß zu fassen.,,Ent schließe dich noch heut, spricht er, entschließe ,,dich noch in diesem Augenblicke. Fange an, meine Treue zu beschäftigen. Bediene dich ,,meiner; befiehl!

Der Decemvir zweifelt an seinem Eifer nicht, und weil er endlich seiner Meinung nachgiebt, sö will er ihm eben sein Vorhaben entdecken, als er durch die Ankunft des Jcilius daran verhin bert wird.

Fünfter Auftritt.

Dieser macht sich die

um ihm seine Aufwartungelegenheit zu Nuße,

zu und mit dem verbindlichsten und ehrfurchtsvollsten Bezeiger seine Dienste anzubieten. Allein p pius kehrt ihm den Rücken zu, und begiebt sich mit seinem Lieblinge fort, nachdem er hochmüthig zur Antwort gegeben: Wenn ich mir auch selbst nicht genug wäre,so find doch schon die Schergen, ,,auch alsdann, wenn ich allein zu seyn scheine, ssso nahe um mich, daß alle Gesellschaft für mich $

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,,unnöthig ist; besonders weil ich bey ihnen, „Jcilius, nichts zu fürchten habe, und versichert seyn kann, daß man mir gehorcht.

Sechster Auftritt.

Es scheint als ob der Anblick und die hochmüthige Antwort dieses Tyrannen die Wuth des Jcilius aufs neue angeflammt habe. Bey der Verzweiflung, Rom von seiner Höhe herab ge-stürzt, den Adel und das Volk unterdrükt, und die Hiße und den Eifer der Römer für die Frey= heit fast ganz erkaltet zu sehen, erstaunt er eben so sehr über sich selbst, daß er, der so viele andre durch seinen Widerstand, sich unter das schimpfliche Joch zu biegen, übertroffen habe, nunmehr selbst so geduldig die schimpflichen Reden dieses verhaßten Ungeheuers anhören könne. ,,umitor, ruft er aus, indem er sich des ,,Raths dieses klugen Alten erinnert, das also ..ift die Frucht, die man von der Zurückhaltung feines Zornes hat? Was gewinne ich, wenn ,,mich der Grausame beleidiget, und ich mich nicht ,,den Augenblick råche? Soll ich lieber warten, ,,bis der Eigensinn des Schicksals mir die Ge ,,legenheit versagt, die es mir heute anbiethet?

Ich schwöre bey dem allmächtigen Vater der ,,Götter, welcher in unserm alten Latium vers ,,ehret wird, daß, wenn wir jemals die Zeit ,,loszubrechen erlaubet, dieser abscheuliche Bar,,bar, dieser grausame Feind meiner Ruhe, zu

,,seinem Unglücke erfahren soll, daß noch unter ,,den Ruinen des Vaterlandes ein Römisches "Herz zu finden sey.

Siebender Auftritt.

Jcilius läßt seine Wuth austoben, als eben Virginia, die ihn, in der Absicht ihn selbst anzufeuern, aufsucht, mit der Publicia weinend herzukommt. So bald sie den Jcilius gewahr werden, råth Publicia ihrer jungen Gebietherin ihre Thränen zu hemmen; doch es ist umsonst. Das Herz der Virginia ist allzuempfindlich verwundet, und von der kühnen Belei digung des Decemvirs allzuschmerzlich durch drungen. Sie muß ihnen, wider ihren Willen freyen Lauf lassen. Ihr Geliebter sieht es, wird darüber unruhig und fragt nach der Ursache, ,,So lange Jcilius lebt, sprich, was kann dich ,,betrüben? Sollte dich sein brennender Eifer, ,,seine Liebe nicht gegen alles beruhigen? Rede ,,doch, und verbirg mir die Ursache deines Ver „drusses nicht länger. Du hast jezt ohne Zweis ,,fel eine neue und eine empfindlichere als „die ist, die ich schon weis.

Virginia läßt nicht sehr in sich dringen. Ihre Thränen haben angefangen, ihren Schmerz zu entdecken, und ihr Mund zaudert nicht, das übrige hinzu zu thun. Nachdem sie ihrem Geliebten zu verstehen gegeben, daß sie den Appius gesehen habe, und nicht länger feinen unver schähm.

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schähmten Reden ausgefeht seyn wolle, so ents decft fie ihm, ohne allem Umschweif, ihr Verlans gen. Sie ist nicht mehr die zärtliche Liebhabe rin, die für das Leben ihres Liebhabers und ihr eignes zittert, und den Zorn ihres theuren Jcilius zu mäßigen sucht. Sie ist nunmehr ein wüthendes Weibsbild, welches nach nichts als Rache dürftet. Keine Gefahr ist fähig, sie zu erschrecken. Ihr Geliebter, so werth er ihr ist, foll alles wagen. Sie will, daß er nebst ihrem Vater, den sie alle Augenblicke erwarte, nebst dem Numitor und den zwey Rathsgliedern, auf das schleunigste die nöthigen Maaßregeln ergreife, um den Tyrannen zu stürzen, und seint Vaterland indem er sie rache, aus der schimpf lichen Knechtschaft, in welcher es feufze, zu ret ten. Jcilius besonders, seht sie hinzu, darf. "sich an nichts weiter kehren. Was haben wir ,,noch zu verlieren, wenn man uns die Freyheit sogar in den Gesehen und in der Liebe raubet?

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So viel war nicht einmal nöthig, um den Jcilius aufzumuntern, das alleräußerste zu wa gen. Es tauert ihn mir, daß er nicht in dent Augenblicke alle Verschworne versammeln, unt mit ihnen eilen kann, feine Hand in das Blut des grausamen Appius zu tauchen. Seitdem er weis, daß seiner geliebten Virginia selbst daran gelegen ist, sind ihm alle Augenblicke kostbar. Er will sich einen jeden derselben sogleich zu Nuge machen, um alles zu einer schleunigen Auss

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