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Ausführung seines Anschlages zu veranstalten. Unterdeffen råth er der Virginia, sich ohne Anstand wieder zu ihren Römerinnen zu begeben, welche sie bereits zur Feverung des Festes der Pales suchten; er verspricht ihr zugleich, daß er sie nicht aus dem Gesichte verlieren, sondern auf ihre Sicherheit äußerst bedacht seyn wolle.

Nach diesen Versicherungen befürchtet Virs ginia weiter nichts. Sie ist an Geist und Herz mit dem Jcilins vereint, und scheuet we der den verhaßten Namen, noch selbst die Gegenwart des Tyrannen. Die zwey Verliebten, nehmen hierauf auf das zärtlichste von einander Abschied, versprechen sich eine beyderseitige Liebe, welche selbst der Tod nicht auslöschen soll, und Publicia schließt diese leßte Scene des dritten Aufzuges mit folgenden Worten:,,Möchten doch ,,die Götter an euch beyden zeigen wollen, daß sie ,,die Tugend beschüßen und belohnen, ob sie die selbe gleich manchmal zu verlassen scheinen. Bierter Aufzug. Erster Auftritt.

Der Anschlag des Appius in Ansehung der Virginia ist dem Claudius kein Geheimniß mehr. Appius selbst hat ihn davon unterrichtet, und ihm die gehörigen Befehle ertheilet. Man kann es aus den Worten schließen, die er im hereintreten zu dem Claudius sagt. 23 ,,Die

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„Dieses, Claudius, dieses ist das lehte Hülfsmittel, welches mir meine unumschränkte Herr schaft anbiethet, um meinen brennenden Begierden Genüge zu thun. Du, der du die ,,Seele des ganzen Unternehmens feyn mußt, ,,mache dich fertig, alles, was ich dir gesagt ha ,,be, zu vollziehen.

Claudius entdeckt nunmehr vollends seinen berhaßten Charakter, und zeigt wie viel ähnliches er mit dem Appius habe. Wenn man, spricht er, so glücklich ist, eine Creatur von dir zu seyn, ,,so weis man nichts zu antworten. Der Ge ,,horfam spricht allein. Bis hierher sind weder „Lafter noch Schwierigkeiten fähig gewesen, mich „zurück zu halten. Die Gewohnheit und das Vergnügen dir zu dienen, zerstreuen alle Be,,denklichkeiten.

Noch mehr wird er durch die schmeichelhaften Versprechungen aufgemuntert, welche ihm der Decemvir macht. Er will ihm zum Lohne in allen behülflich seyn, wornach seine Begierde nur streben werde, und seine Unterstügung soll ihm in feiner Sache mangeln.

Zweyter Auftritt.

Nachdem aber Appius weg ist, so scheint es doch, als ob er beynahe unentschlossen sey, was er eigentlich thun folle. So lange er die Gefahr nur von weiten gesehen hat, so lange hat ihm seine Verblendung nicht erlaubt, fie in ih

rer

rer ganzen Größe und nach allen ihren Eigenschaften zu entdecken; jezt aber, da er sie in der Nähe betrachtet, und sich ihr eben aussehen soll, ist es ganz etwas anders. Ihr Anblick scheint ihn zu erschrecken. Die Ungewißheit des Ausganges, die traurigen Folgen, welche dieses Unternehmen haben kann, bewegen ihn einige fluge Betrachtungen anzustellen; und ob ihn diese Betrachtungen gleich nicht anders Sinnes ma chen, so halten sie ihn doch einige Zeit in Unge= wißheit und seine Kühnheit geht fast verlohren. Unterdessen sind sie viel zu schwach, als daß sie einen allzudauerhaften Eindruck auf ein verderb tes Herz machen sollten, und es währt nicht lange, so hat er sie gänzlich aus seiner Einbildung verjagt. Das Glück ist viel zu reizend für ihn, als daß er es nicht zu erhalten suchen solle, wenn es ihm auch noch so theuer zu stehen käme. Die allerabscheuligsten Laster sind bey ihm gerechtfertiget, wenn sie geschickt sind, glücklich zu machen. Was liegt ihm daran, daß die That die er bes gehen soll, ihres gleichen nicht habe? Wenn er keine Ehre dabey einlegt, so wird er doch Nußen daraus ziehen, welches seine Eitelkeit eben so sehr schmeicheln muß. Dieses ist ihm genug, und in diesem Entschlusse begiebt er sich bey Seite, weil er Virginien nebst der Publicia und andern Römerinnen gewahr wird.

Dritter

Dritter Auftritt.» «

Unter dem Vorwande einer kleinen Unbäßs lichkeit, die ihr in der ungefunden Luft zugestossen fey, bittet Virginia die Romerinnen, es nicht übel zu nehmen, daß sie sich nach Hause bege ben müsse. Die Römerinnen find wegen ihre Gesundheit besorgt und wollen sie begleiten, worein Publicia auch williget, als plöslich der treulo se Claudius erscheint, auf Virginien los gehet, sie bey der Hand ergreift und gebiethrisch spricht.,,Du mußt mir vorher folgen, weil es „erlaubt ist, das Seine wieder zu nehmen, wo man es findet,

Virginia erstaunt über diese Gewaltsamkeit, und ruft aus:,,Was soll diefes fagen, mächtige ,,Götter! Aber Claudits antwortet ihr mit Ungeftum.,,Es will sagen, daß du nicht als ,,diejenige gebohren bist, die du dir zu seyn einbildest; sondern du bist die Tochter einer Sklas „vin, die mir zugehört, und jezt will ich mich, „da es mir der Zufall erlaubet, meines Rechts ,,bedienen.

Auf diese Rede nimmt das Erstaunen der Virginia noch mehr zu; und indem sie sich mit Gewalt aus den Händen ihres ungerechten Räubers tosreißen will, ruft sie den Beystand der Götter an, welchen die Abscheulichkeit dieser Berleumdung bekannt fey. Publicia die, wie es ihre Pflicht erfordert, bey ihrer Gebiethe

rin feft hålt, ist über eine so gråßliche Beleidi gung nicht weniger betroffen. Sie ist bey der Geburth der Virginia gegenwärtig gewesen, allein ihr Zeugniß kann hier von keinem Gewichte feyn. Uebrigens fehlt ihr auch die Stärfe, es geltend zu machen. Was kann sie also thun? Nichts, als um Rache zu schreyen, und die andern Römerinnen zu ersuchen, ein gleiches zu thun, weil ihre eigne Freyheit in der Entführung der Virginia angegriffen sey. Dieses ist ihre einzige Hülfe. Eine von ihren Gefehrtinnen erhebt auch sogleich die Stimme und ruft; „Rd,,mer, wann ihr für die Ehre einer Weibsperfon empfindlich seyd, so eilet schleunig herzu, ihr beyzustehen.

Bierter Auftritt.

Sie findet auch sogleich einen Vertheidiger an dem Lumitor, welchen seine großmüthige Gesinnung den Augenblick herben bringt. Aber wie erstaunt dieser Römer, als er Virginien in den Händen des Claudius gewahr wird! Was seh ich! ruft er. Virginien beleidiget ,,man! Wie kannst du dich Claudius einer ,,solchen Ausschweifung unterfangen?

Doch Claudius läßt sich durch diese Frage nicht abschrecken, sondern bestehet auf seinem Vorgeben, und antwortet mit Uebermuth:,,Weil ,,eben dasselbe Gefeß, umiror, welches mich ,,berechtiget, das Meine zu vertheidigenį mir

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