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Jcilius antwortet ihnen, daß die Eilfertig. feit sehr wichtig hätte seyn können, wenn der fühne Appius auf seiner gråßlichen Treulosig keit bestanden wåre; daß er aber auf ihre Tapferkeit Rechnung mache, im Fall diesen Nachmit tag die ungerechten Forderungen des Claudius, über welche der Decemvir alsdann sprechen were de, über das Recht siegen sollten.

Ob ihm nun schon die zwey Rathsglieder ihr Wort geben, daß sie ihm mit allen ihren Leuten beystehen wollen, so scheint doch Virginia, welche noch immer mißtrauisch ist, ihnen nicht viel Glauben beyzumeffen. Sie bemüht sich daher, Burch Vorstellungen, wie sie nur immer, ihren Ehrgeiz rege zu machen, fähig seyn können, sich der Wirkungen dieses Versprechens zu versichern, und dringet ihnen eine neue Bekräftigung ab, daß sie sie nicht verlassen wollen.

Nach so oft wiederhohlten Angelobungen, glaubt Jcilius, daß er nichts mehr zu fürchten habe, und legt alles Mißtrauen bey Seite. Endlich ist Flumitor der Meinung, daß man zusehen müsse, ob Virginius, welchen man erwarte, angekommen ist, um mit ihm zu überJegen, was nunmehr zu thun sen. Es gehet also ein jeder ab, ausgenommen Valerius und Horatius.

Neun

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Neunter Auftritt.

Diese zwen sind erfreut, daß sie alle Gemü ther zur Rache geneigt sehen, und die Geschicklichkeit gehabt haben, dem Jcilius ihre wahre Triebfeder zu verbergen. Sie argwohnen zwar, daß Virginius und Lumitor viel zu scharf sichtig sind, als daß sie sich hinters Licht sollten führen lassen. Aber was verschlägt es ihnen, wenn einem jeden für sich daran gelegen ist, die Sache zu treiben, und ein jeder seinen besondern Vortheil in der Verschwörung findet. Sie befchliessen also, ehe sie abgehen, daß sie fortfahren wollen, die Hofnung dieser zwey Alten zu unterftüßen, ihren Zorn in Gluth zu erhalten, und alles zu einem glücklichern Ausgange vorzuberei

ten.

"Das hiesse nicht siegen, sagt Horatius, ,,wenn Virginia fren und Rom in Knecht „schaft bliebe.

Fünfter Aufzug.
Erster Auftritt.

Nachdem Virginius aus dem Lager anges langt, begiebt er sich auf den Markt, in Beglei tung des Jcilius, des Lumitors, der Virs ginia, der Publicia und eines Trupps vom Römern und Römerinnen. Hier nun beklagt er sich gleich Anfangs, seine Ehre den viehischen Listen des Appius, und der Betriegeren des Claudius zum Raube ausgefeßt zu sehen. Da

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hm die Götter Lumitorien genommen, so háts ten sie ihm wenigstens Virginien gelassen, um ihm in seinem Alter zum Troste zu dienen; aber nun muß diese unschuldige Schöne die Leidenschaft eines ehrlosen Wollüstlings erwecken, und das durch ihrem Vaterlande zu einem Gegenstande des Aergernisses werden. Was für Kränkung ist dieses nicht für ihn! Wenn er nur noch eis nige Hofnung, einige Zuflucht vor sich sähe! Aber so fehlt ihm alles. So viel Eifer Vales rius und Horatius zu haben, sich auch stellen, fo glaubt er doch nicht, daß er grosse Rechnung auf sie machen dürfe. Hat man ihm nicht ge sagt, daß sie sich nicht eher gezeigt hätten, als bis Jcilius Virginien schon wieder frey ges macht, und daß sie noch darzu ganz allein ge wesen? Hatten sie eine vorsichtigere Aufführung beobachten können? Virginius kennt ihre Marimen. Sie mögen sagen oder thun, was fie wollen, so weis er doch, daß sein Nußen dasjenige gar nicht ist, was sie zur Absicht haben. Ihre verschlagne Staatsklugheit hat sie die Aus, führung hochmüthiger Anschläge, die sie gemacht haben, bis jezt versparen lassen. Diese zu Stande zu bringen, ist das einzige, worauf sie sinnen; fie suchen nichts als die Gemüther zu erbittern, und alsdann sich die Gelegenheit zu Nuke ju machen. Sobald die Sachen so beschaffen seyn werden, daß sie nichts mehr zu fürchten haben, werden sie sich aller Heftigkeit ihrer herrsch

füch.

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füchtigen Wuth überlassen. Was wird die Frucht des glücklichen Ausganges ihrer Unternehmungen seyn? Die Wiederherstellung der Confuls. Sie werden die Namen der Obrigkeit åndern, in der That aber wird die Unterdrückung immer eben dieselbe bleiben. Auf das Volk darf man auch keine Rechnung machen, weil ein Nichts es in Bewegung seßt, und ein Nichts es auch beruhiget. Wenn es einmal aufgebracht ist, so wird es sich der Gefahr mit Ungestüm aussehen, so lange es sich nehmlich einbildet, daß man ihm nur wenig wiederstehe, oder gar vor ihm fliehe; merkt es aber, daß man. sich nicht vor ihm scheuet, so wird es gar bald seiner natürlichen Furchtsamkeit nachgeben. Man muß sich übrigens nicht einbilden, daß Appius noch einmal sein tyrannisches Ansehen brauchen werde, ohne vorhero alle nöthige Maaßregeln genommen zu haben. Die ungerechten Urthelssprüche seiner Leidenschaft vollziehen zu Lassen, wird er ohne Zweifel die Truppen zu Hülfe nehmen, deren eine grosse Anzahl in dem Capitolio ist. Er läßt gemeiniglich nichts auf den Zufall ankommen. Er thut alles mit Vorfichtigkeit. Hat man nicht einen Beweis von seiner List an dem Befehle, welchen er an den Cornelius stellte, daß er den Virginius nach Rom zu kommen verhindern solle? Dieser Befehl kam ju eben der Zeit im Lager an, als Virginius von dem Lumitor Bericht er

Kurz, alles

hielt; und es war bereits alles sowohl veranstaltet, daß erschwerlich würde haben durchkommen können, wenn er nicht die allerunbekanntesten Schleifwege genommen håtte. bringt ihm das größte Mißtrauen gegen den Decemvir bey. Virginius sieht nichts, was seine Verwirrung und seine Unruhe nicht vermehre. Je mehr er nachdenkt, desto bestürzs ter wird er. Er fürchtet zwar nicht, daß es ihm an Muthe, allem zu widerstehen, fehlen werde; aber Virginiens Zustand zerreißt ihm das Herz. Gefeht auch, daß die gute Sache siege, so wird es doch gewiß nicht anders, als durch die Gewalt die Waffen geschehen können, und seine ge liebte Tochter wird allzeit Gefahr laufen, enta weder die Ehre oder das Leben zu verlieren. So habt ihr mich, mächtige Götter, ruft er aus, keiner andern Ursache wegen so vielen Ge fahren, in welchen ich mich befunden habe, ent,,riffen, als um mich heut solchen Widerwärtig,,keiten Preis zu geben? Habt ihr nur deswegen ,,die Dauer meines hohen Alters verlängert? ,,Habt ihr nur deswegen →→

Hier unterbricht Virginia ihren Vater, und will seinen Schmerz zu lindern, versuchen. Sie demüht sich, ihm die Hofnung einzuflössen, daß bas Glücke vielleicht Mitleiden mit ihr haben, oder auch nach seiner eignen Unbeständigkeit, sich für sie erklären werde. Allenfalls aber, versichert fie, lieber das edle Blut, welches in ihren Adern

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