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rinne, zu vergiessen, als entehrer zu lassen. Dieser heldenmüthige Entschluß thut dem Alten Genüge, welcher, so lange seine Tochter darinne beharren werde, kein widriges Schicksal fürchten zu dürfen versichert.

Cumitor will ihn des Valerius und Horatius wegen beruhigen. Ob er schon selbst in ihre Treue ein Mißtrauen seßt, so behauptet er doch, daß sie ben gegenwärtiger Gelegenheit, ihren Beystand nimmermehr versagen können. Es scheint ihnen zu viel daran gelegen zu seyn, daß Appius über den Widerstand des Virgie nius und des Volkes, auf welchen sie alle ihre Hofnung gründen, nicht siege.

Jcilius geht noch weiter. Wenn auch alle beyde, Valerius und Horatius ausbleiben follten, so versichert er doch, daß Virginius Numitor und er, unter dem Beystande der jungen Mannschaft, welche ihn begleite, und deren Tapferkeit schon bekannt sen, über die Ge walt und den Stolz des Decemvirs lachen könn ten. Unterdessen ist er aber noch immer für diese zwey Patricier eigenommen, und ist nicht damit zufrieden, daß man sie durch einen schimpflichen Verdacht beleidige. Sie sind nur noch vor ei nem Augenblicke bey ihm gewesen, und haben ihm die Versicherungen ihrer Treue und ihrer Freundschaft erneuret. Dieses ist, nach seiner Meinung genug, blindlings auf sie und ihre An hånger,

Hanger, welche zahlreich, tapfer und entschlossen find, zu trauen.

Auf diese Rede versichert Virginius, daß es gar nicht sein Wille sey, diese zwey Raths glieder zu verschreven. Sein hohes Alter und feine lange Erfahrung haben ihn gelehrt, daß fie es nicht für schimpflich halten, ihren eignen Nußen dem zufälligen Vortheile ihrer Freunde vorzuziehen. Er zweifelt auch eben so wenig an der Tapferkeit und Entschlossenheit der Anhänger des Jcilius; er befürchtet nur, daß nicht alle, bie sich einlassen möchten, eben dieselbe Tapferkeit zeigen, und daß sie nicht sowohl Vertheidis ger abgeben, als bloß die Zahl vermehren wer den. Wollte sich wohl Icilius unterfangen, thm diesen Argwohn zu benehmen? Oder wollte er ihm wohl beweisen, daß dieses weder natürlich, noch glaublich, noch wahrscheinlich wäre? Uebris gens lassen den Virginius sein Alter, seine Gemüthsart, seine väterliche Liebe nichts glücke fiches voraussehen. Er seht alle seine Hofnung auf die jungen Römer, welche ihm Jcilius so sehr rühmet. Ihnen kömmt es zu, die Ver theidigung eines unglücklichen und betrübten Al ten über sich zu nehmen. Ihnen kömmt es zu, Virginien, diese traurige Schöne von einem Schicksale zu befreyen, von welchem die Freyheit Der keuschen Römerinnen abhängt. Alles, was Dirginius von ihnen verlangt, um die Frucht eines so wichtigen Unternehmens nicht zu ver

lieren,

lieren, ist dieses, daß sie alle ihre Thaten nach dem Plane, den er ihnen durch sein Beyspiel zeigen werde, einrichten möchten. Er will auch, Daß Jcilius die Klugheit allem vorziehe, und so lange an sich halte, bis er den Dolch in seiner Hand sehen werde.

Ob nun gleich so viel Måßigung gar nicht nach dem Geschmackr des Jcilius ist, so be quemt er sich doch, aus Uchtung und Ehrfurcht gegen den alten Virginius, nach dessen Willen. Die Römer folgen seinem Beyspiel, und nachdem Virginius verlangt, daß sie sich durch ei nen Eid anheischig machen sollen, so willigen Jcilius und die übrigen darein. Endlich muß ihm auch Virginia versprechen, ihre Thränen und ihr Geschrey nach seinem Befehle einzu richten.

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Zweyter Auftritt.

In dem Augenblicke kömmt der Decemvir in Begleitung des Claudius, und unter Bedeckung der Schergen und Soldaten dazu, welche sich um den Richterstuhl, auf den er sich seßt, stellen. Er thut gleich Anfangs, als ob er von allen Bemühungen, die man, das Volk aufzubringen, angewendet habe, hinlänglich unterrichtet sey, und brohet daher alle seine Gewalt und Entschlossenz heit anzuwenden, diejenigen zurück zu halten und zu bestrafen, welche kühn genug seyn würden, die öffentliche Ruhe zu stören, und die Gerechtigkeit

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zu verhindern, welche in dem Staate die Grundfeste der Freyheit sey. Er wirft hierauf dem Virginius vor, daß er aus dem Lager entlau fen und nach Rom ohne Urlaub, seinem Eide zuwider, gekommen sey. ́_Er seht voraus, daß er von dem Cornelius Nachricht davon müsse bekommen haben, und will, daß eine weit wich tigere Sache darunter verborgen sen, als der Handel mit Virginien. Damit er unterdessen zeige, wie wenig er sich deswegen beunruhige, so befiehlt er dem Claudius, sogleich seine Forde rung vorzutragen, und dem Virginius, feine Sache zu vertheidigen.

Claudius gehorcht ohne Anstand; und be. hauptet zu Unterstüßung seines Vorgebens, daß umitoria unfruchtbar gewesen sey, und er biethet sich, seine Sklavin Servilia und ver schiedne andre Personen abhören zu lassen, welche an dem Verkaufe und an der Unterschiebung Theil gehabt hätten.

Virginius hebt damit an, daß er seine Zus rückkunft nach Rom vertheidiget. Auf die „Nachricht, sagt er zu dem Decemvir, die man ,,mir von dem, was Virginien zugestossen, er „theilte, und von deren Wahrheit ich jezt durch die „Gefahr, welcher sie deine Leidenschaft ausseßet, ,,nur allzuwohl überzeugt werde,habe ich das Lager „verlassen, um zu ihrem Beystande herzuzueilen. Was die Erlaubniß des Cornelius anbelangt, von welcher du vorgiebst, daß sie unumgänglich n

nothe

„nothwendig gewesen sey, wenn man mich nicht. ,,als einen treulofen Ueberläufer betrachten solle, so glaube ich, daß ich sie deswegen ganz wohl ,habe entbehren können, weil man noch zweifelt, ,,ob das Unsehen dieser obrigkeitlichen Person rechtmäßig ist. Vorausgeseht also, daß mich „bloß meine Ehre, und nicht das, was du etwa „erdenken willst, nach Nom gebracht habe; so „laß uns nunmehr zu der Sache selbst kommen, welche dieser Rechtshandel betrift.

Er wendet sich hierauf gegen den Claudius und bestreitet dessen Vorgeben bis auf den ersten Grund. ,,Weit gefehlt, fährt er fort, daß „Numitoria unfruchtbar gewesen ist; ich ha„be vielmehr von ihr eine zahlreiche Nachkom,,menschaft erhalten, die mir aber, bis auf die schöne Virginia, das genaueste Ebenbild al,,ler meiner übrigen Kinder, der Tod entrissen ,,hat. Dieses werden verschiedne von denen, die ,,mich jezt hören, bezeugen können. Doch wenn ,,auch niemand etwas davon wüßte, ist es wohl wahrscheinlich, daß sie ihrer Unfruchtbarkeit ,,durch die Tochter einer Sklavin würde haben aushelfen wollen? Sollte sie sich nicht viel eher an eine Freygebohrne gewendet, und von dieser ,,etwa einen Sohn zu erhalten gesucht haben, „welcher den Glanz seiner ehrlichen Herkunft „nicht verleugnet håtte? Und wenn auch noch ,,dieses einigen Zweifel litte, und die Lügen dieses ,,nichtswürdigen Betriegers noch nicht deutlich

genug

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