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Regnards sehr nöthig, wo ohne dieselbe bey verschiednen Rollen alle Unmuth wegfällt. Auch fordert man von den Mägdchen eine schalkhafte Mine, und von den Bedienten Geschwindigkeit und Hurtigkeit. Ein dicker Körper schickt sich daher für die Bedienten eben so wenig, als sich für die Mägdchen das Stottern schicken würde.

Dieses also wäre der Inhalt des ersten Theils. Er handelt, wie man gesehen hat, nichts anders ab, als diejenigen natürlichen Gaben, ohne welche es nicht einmal möglich ist, ein guter Schauspieler zu werden. Wie viel häßliche Gegen stände würden wir unter ihnen entbehren, wenn fie alle fo billig gewesen wären, sich darnach zu prüfen. Noch weniger Stümper aber würden wir sehen, wenn diejenigen die diese Prüfung vorgenommen, und darinne bestanden haben, ́nicht geglaubt hätten, daß sie nunmehr schon vollkommne Schauspieler wåren, und nichts mehr als diese natürlichen Vorzüge nöthig hätten, um den Beyfall der Zuschauer zu erzwingen. Sie mögen sich ja nicht betriegen; sie haben aufs höchste nur die Anlage von dem, was sie seyn müssen, und wenn sie sich nicht durch Kunst und Fleiß ausarbeiten wollen, so werden sie zeitlebens auf dem halben Wege stehen bleiben. Wie dieses aber geschehen müsse und worauf sie insbesondere zu sehen haben, handelt unser Verfas ser in seinem zweyten Theile ab, welcher, ohne einige Unterabtheilungen, aus neunzehn Hauptstücken

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stücken besteht, deren Inhalt ich gleichfalls anzeigen will.

Das erste Hauptstück untersucht worin ne die Wahrheit der Vorstellung beste he? Diese Wahrheit bestehet in dem Zusam menfluße aller Wahrscheinlichkeiten, welche den Zuschauer zu betriegen geschickt sind. Sie thei len sich in zwey Klassen. Die einen entstehen aus dem Spiele des Acteurs; und die andern aus gewissen Modificationen des Schauspielers, in Ansehung seiner Verkleidung oder der Aus zierung des Orts, wo er spielt. Die Wahr fcheinlichkeiten von der ersten Art gehören vornehmlich hierher, und bestehen in der genauen Beobachtung alles dessen, was sich geziemt. Das Spiel des Acteurs ist nur alsdann wahr, wenn man alles darinne bemerkt, was sich für das Alter, für den Stand, für den Charakter und für die Umstände der Person, die er vorstellt, schicket. Diese Wahrheit aber theilt sich in die Wahrheit der Action, und in die Wahrheit der Recitation.

Von der ersten handelt das zweyte Haupts ftück. Diese Wahrheit ist oft diejenige gar nicht, welche dem Schauspieler zuerst in die Gedanken fömmt. Agamemnon zum Exempel, (Iphigenia Aufz. II. Auft. 2.) als ihn Iphigenia fragt, ob er ihr erlauben werde, dem Opfer, das er vorhabe, beyzuwohen, antwortet ihr: Du bist dabey, mein Tochter.

Berthiedne Schauspieler glauben diese Stellung recht pathetisch auszudrücken, wenn sie Blicke voll Zärtlichkeiten auf Iphigenien heften, allein diese Action ist ganz wider die Wahrscheinlichkeit, weil Agamemnon, indem er dieses zu feiner Tochter gesagt, die Augen gewiß wird abgewendet haben, damit sie den tödlichen Schmerz, der sein Herz zerfleischte, nicht darinne lesen möge. Die Schwierigkeit alle kleine Schattirungen zu bemerken, aus welchen die Wahrheit der Action bestehet, zeigt sich besonders in dem verwickelten Stellungen. Der Verfasser verstehet unter dieser Benennung diejenigen Stellungen, in welchen die Person entgegengesetzten Absich ten ein Genüge thun muß. In diesem Falle ist Isabelle in der Männerschule, wenn sie sich zwischen dem Sganarelle und Valere befin det, und den einen umfaßt indem sie dem andern · die Hand giebt, und zu den einen etwas spricht, was sich der andre annehmen soll. Die Schau spielerin, die dieses spielt, hat sehr viel Genauig keit anzuwenden, damit ihr die Zuschauer weder allzuwenige Vorsicht in Ansehung ihres Eifer füchtigen, noch allzuwenig Zärtlichkeit gegen ihren Liebhaber Schuld geben können.

In dem dritten Hauptstücke betracht der Verfasser die zwey vornehmsten Stücke der Uc tion; die Minen nehmlich und die Gestus. Beyde müssen hauptsächlich wahr seyn. Der Schaus spieler muß die Leidenschaften nicht allein in sei

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nem Gesichte ausdrücken, sondern er muß sie auch lebhaft ausdrücken können. Nur muß es: nicht so weit gehen, daß er sein Gesicht dadurch verstellet. Gemeiniglich aber fällt man in diefen Fehler nur alsdenn, wenn man nicht wirklich, nachdem es die Stellung der Person erfordert, aufgebracht oder gerührt ist. Empfin det man wirklich eine von diesen beyden Eindrücken, wie man sie empfinden soll, so wird sie sich ohne Mühe in den Augen abmahlen. Muß man aber seine Seele erst mit aller Gewalt aus ihrem Todenschlafe reissen, so wird sich der innere gewaltsame Zustand auch in dem Spiele und in den Minen verrathen. Die Gestus theilt der Verfasser in zwey Arten; einige, spricht er, haben eine bestimmte Bedeutung, andre aber dienen bloß die Action zu bele ben.

Die erstern sind nicht willkührlich, son= dern sie machen eine gewisse Sprache aus, die wir alle reden, ohne sie gelernt zu haben, und durch die uns alle Nationen verstehen können. Die Kunst kann sie weder deutlicher noch nachdrücklicher machen; sie kann sie aufs höchste nur auspuhen, und den Schauspieler lehren, sich ihrer so zu bedienen, wie es sich für seine Rolle schickt. Sie kann ihn zum Erempel lehren, daß das edle Komische wenigere heftige Gestus erfordert, als das niedrig Komische; und das Tragische noch wenigere, als das edle Komische. Die Ursache hiervon ist leicht zu ers rathen.

rathen. Die Natur nehmlich macht, wenn sie sich selbst gelassen ist, weit unmäßigere Bewer gungen, als wenn sie von dem Zaume der Erzie hung, oder von der Ernsthaftigkeit eines zu be obachtenden Ansehens zurück gehalten wird. Was die andre Art der Gestus anbelangt, so müssen sie wenigstens eine Art des Ausdruckes haben; sie müssen nicht studirt seyn, und müssen oft abgewechselt werden. Bey denjenigen fo mischen Rollen, bey welchen man gewisser Maaffen die Natur nicht vor sich haben kann, dergleichen die erdichteten Rollen der Crispins, der Pourceaugnacs und andre sind, thut man wohl, wenn man seinen Vorgänger in denselben, dessen Art Beyfall gefunden hat, so viel wie möglich nachahmt. Vielleicht ist es gut, wenn man manchmal auch sogar dessen Fehler nachahmt, um den Zuschauern die Action desto wahrer scheinen zu lassen.

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Bon der Action kömmt nunmehr der Verfasser in dem vierten Hauptstücke auf die Reci tation und derselben Wahrheit. Nach einigen Stellen bey den Alten muß man glauben, daß sie die Declamation ihrer dramatischen Werken nach Noten abgemessen haben. Wenn dieses harmonische Noten gewesen sind, so haben fich ihre Schauspieler in eben den Umständen befunden, in welchen sich die heutigen Operfänger in Ansehung der Recitative befinden, allein die Wahrheit der Recitation kann daben nichts ge

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