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so wie die komischen verbunden, den Reim allezeit zu verstecken. Gemeiniglich würde es auch nicht einmal angehen, wenn sie auch gerne wolten. Der Abschnitt des Verstandes zwingt sie oft, bey dem Schlusse eines jeden Verses inne zu halten, und dieses verursacht eine Art von Ge fang, welchem man am besten dadurch abhilft, wenn man diesen Abschnitt nach Beschaffenheit der Umstände entweder verkürzt oder verlängert, und nicht alle Verse in einerley Zeit ausspricht.

Ferner gehöret unter die Hindernisse der vorherrschende Geschmak, welchen gewisse Schaus spieler für eine besondere Art zu spielen haben. Befißen sie zum Erempel die Kunst zu rühren, so wollen sie diese Kunst überall anwenden, und weil ihnen der weinende Ton wohl läßt, so sind fie fast nie daraus zu bringen.

Das achte Hauptstück untersucht in wel cher Vollkommenheit die Schauspieler ihre Rollen auswendig wissen sollen, damit die Wahrheit der Verstellung nichts darunter leider Die Antwort hiers auf ist offenbar: in der allermöglichsten.,,Denn ,,die vornehmste Aufmerksamkeit des Schauspie,,lers, sagt der Verfasser, muß dahin gerichtet „seyn, daß er uns nichts als die Person, die er ,,vorstellt, sehen lasse. Wie ist dieses aber mög ,,lich, wenn er uns merken läßt, daß er blos das wiederhohlt, was er auswendig gelernt hat? Ja noch mehr. Wie kann er uns nur den D. a

,,blossen

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,,bloffen Schauspieler zeigen, wenn sein Gedächt-
,,niß arbeiten muß? Wenn der Lauf des Waf-
,fers, das durch seine Erhöhung oder durch seis
,,nen Fall eme Fontaine zu verschönern bestimmt
,,ist, in seinen Kanälen durch etwas aufgehalten
,,wird, so kann es unmöglich die verlangte Wir-
,,kung thun. Wenn dem Schauspieler feine
„Rede nicht auf das schleunigste beýfällt, so kann
„er fast nicht den geringsten Gebrauch von seinen
,,Talenten machen.
Ja, der Verfaffer
geht noch weiter und behauptet, daß die Schau-
spieler nicht allein ihre eigne Rolle, fondern auch
.bie Rollen aller andern, mit welchen sie auf der
Bühne zusammen kommen, wenigstens zum Theil,
wissen müssen. Man muß fast immer auf dem
Theater, che man das Stillschweigen bricht,
feine Rede durch einige Action vorbereiten, und
der Anfang dieser Action muß, nach Beschaffen-
heit der Umstände, eine kürzere oder längere Zeit
vor der Rede vorhergehen. Wenn man aber
nichts als die lehten Worte von der Rede, auf
die man antworten soll, weis, so ist man oft der
Gefahr ausgefeßt, seine Antwort nicht gehörig
vorbereiten zu können.

Bis hieher hat der Verfasser die Wahrschein, ́lichkeiten betrachtet, die der Schauspieler in seinem Spiele beobachten muß, wenn die Vorstellung wahr scheinen soll. In dem neunten Hauptstücke betrachtet er nunmehr diejenigen Wahrscheinlichkeiten, welche von den

åuffer

aufserlichen Umständen, in welchen sich der Schauspieler befindet, abhangen. Es muß zum Erempel der Ort der Scene allezeit dem Orte ähnlich seyn, in welchem man die Handlung vorgehen läßt. Die Zuschauer müs sen sich nicht mit auf dem Theater befinden, welches in Paris besonders Møde ist. Die Schaufpieler müssen gehörig gekleidet seyn; wenn sie ihre Rolle in einem prächtigen Aufzuge zu erschei nen verbindet, so müssen sie nicht in einem schlechten erscheinen; auch diejenigen Schauspielerinnen, welche die Mägdchen vorstellen, müssen sich nicht allzusehr pußen, sondern ihrer Eitelkeit ein renig Gewalt anthun. Besonders müssen die Schauspieler die Wahrscheinlichkeit beobachten, wenn sie sich den Zuschauern nach einer That zeigen, die ihre Person nothwendig in einige Unordnung muß geseht haben. Grest, wenn er aus dem Tempel fömmt, wo er, Hermionen ein Gnüge zu thun, den Pirrhus umgebracht hat, muß nicht in künstlich frisirten und gepu derten Haaren erscheinen. Noch eine gewisse Gleichheit muß zwischen dem Schauspieler und der Person, die er vorstellt, ausser der, deren wir ober gedacht haben, beobachtet werden. Derjenige Acteur, welcher zuerst den verlohrnen Sohn vorstellte, schien seiner Vortreflichkeit in dem hohen Komischen ungeachtet, dennoch an der unrechten Stelle zu feyn, weil man ihn unmög lich für einen jungen Unglücklichen halten könnte,

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der sich durch seine üble Aufführung in die aufserste Armuth gestürzt, und das härteste Elend erduldet habe. Hingegen war das gesunde Unsehen des Montmeny, welcher den eingebildeten Kranken vorstellte, in dieser Rolle gar nicht anstößig, sondern um so viel angenehmer, je lå cherlicher es war, daß ein Mensch, dem alles das långste Leben zu versprechen schien, sich bes ständig in einer nahen Todesgefahr zu seyn eins bildete.

Aus den jest angeführten Betrachtungen über die Wahrheit der Vorstellung fliessen einige ande re Betrachtungen, welche das zehnte Haupts ftück ausmachen. Sie betreffen die Vorberei tung grosser Bewegungen, das stuffenweise Steis gen derselben und die Verbindung in dem Ueber gange von einer auf die andre. Ein dramati scher Dichter, welcher seine Kunst verstehet, läßt die Zuschauer mit Fleiß nicht merken, wohin er fie führen will. Der Schauspieler muß sich hierinne nach dem Verfasser richten, und muß uns das lehte nicht eher sehen lassen, als bis wir eben darauf kommen sollen. Allein, wie wir das, was uns vorbehalten wird, nicht gern errathen mögen, so mögen wir auch eben so wenig uns gern betriegen lassen. Es ist uns lieb, wenn wir das zu sehen bekommen, was wir nicht erwarte teten, allein mißvergnügt sind wir, wenn man uns etwas anders hat erwarten laffen, als das, was wir sehen. Dieses erläutert der Verfasser

durch

durch eine Stelle aus der Phädra, wo diese den Hippolyt zu einer Liebeserklärung vorberei tet. Das stuffenweise Steigen besteht darinne, daß sich die heftige Bewegung immer nach und nach entwickle, welches eben so nothwendig als die Vorbereitung ist, weil jeder Eindruck, welcher nicht zunimmt, nothwendig abnimmt. Die fernere Folge der angeführten Stelle aus der Phädra muß auch dieses erläutern.

Was aber die Verbindung verschiedner Bewegungen, besonders diejenigen, die einander vernichten, anbelangt, so wird die Stelle aus der Zaire zum Muster angeführt, wo Orosman bald Wuth, bald Liebe, und bald Verachtung gegen den unschuldigen Gegenstand feines Verdachts äussert. Ich mußte sie ganz herseßen, wenn ich mehr davon anführen wollte.

Ein Schauspieler kann die meisten der nur gedachten Bedingungen beobachten, und dennoch nicht natürlich spielen. Der Verfasser unterfucht also in dem eilften Hauptstücke, worinne das natürliche Spiel bestehe, und ob es auf dem Theater allezeit nöthig sey. Wenn man unter dem natürlichen Spiele dasjenige meint, welches nicht gezwungen und mühsam läßt, so ist es wohl gewiß, daß es überhaupt alle Schauspieler haben müssen. Versteht man aber eine durchaus genaue Nachahmung der ges meinen Natur darunter, so kann man kühnlich behaupten, daß der Schauspieler unschmackhaft

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