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,,dat muß daher einen weit grössern Eindruck ,,machen, wenn er seinen Söhnen die Entwür,,fe, die er den Stolz der Römer zu erniedrigen gemacht hat, mit einer ganz gelassenen und ein,,fältigen Art mittheilet, als wenn er sie mit ,,Schwulst und Pralerey austrahmet, und in ,,dem Tone eines Menschen vorträgt, welcher ,,den weiten Umfang feines Genies und die ,,Grösse seines Muths gern möchte bewundern ,,lassen. Wenn man dieses gehörig überlegt, fo wird man hoffentlich nicht einen Augenblick lager daran zweifeln, daß grosse Gefinnungen zur Vorstellung einer Tragödie nothwendig erfordert werden. Ein Acteur, welcher keine erhabene Seele hat, wird diese verlangten Abstechungen auf keine Weise anbringen können; kaum daß er fähig seyn wird, dieselben sich vorzustellen.

Das vierzehnte Hauptstücke handelt von denjenigen Feinheiten insbesondere, welche für das Romische gehören. Diese sind zweyerley. Entweder der komische Schauspieler macht uns über seine eigne Person zu lachen, oder über die andern Personen des Stücks. Das erste zu thun, sind eine unzähli ge Menge Mittel vorhanden. Das vorachmste aber besteht darinne, daß man sich der Umstårde zu Nuhe macht, welche den Charakter der Person an den Tag legen können. Ist zum Erempel diese Person ein Geiziger und es bren

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nen zwey Wachslichter in dem Zimmer, so muß er nothwendig das eine auslöschen. Auch be den Leidenschaften kann man viel komische Feinheiten von dieser Art anbringen; wenn man nehmlich thut, als ob sie sich wider Willen der Person, die sie gerne verbergen will, verriethen. Ferner kann man über seiner Person zu lachen machen, wenn man sie etwas thun läßt, was ihren Absichten zuwider ist. Ein Liebhaber, der wider seine Schöne in dem heftigsten Zorne ist und sie fliehen will, ergößt uns allezeit, wenn wir ihn aus Gewohnheit den Weg zu dem Zimmer seiner Geliebten nehmen sehen; desgleichen ein unbedachtsam Dummer, wenn er dasjenige, was er gerne verschweigen möchte, ganz laut ergehlt. Unter den komischen Feinheiten, von der andern Art, wodurch man nehmlich ans dre Personen lächerlich zu machen fucht, gehöret der rechte Gebrauch der Anspielungen, und bes sonders das Parodiren, welches entweder aus Unwillen, oder aus bloffer Munterfeit geschieht. Gleichfalls gehören die Hindernisse hierher, die man der Ungeduld eines andern in Weg legt. Zum Erempel ein Herr glaubt den Brief, den ihm der Bediente bringt, nicht hurtig genug lesen zu können; und dieser zieht ihn entweder durch die Langsamkeit, mit welcher er ihn sucht, oder durch die Unvorsichtigkeit, ein Pappier für das andre zu ergreifen, auf.

In dem funfzehnten Hauptstücke fügt der Verfasser zu dem, was von den Feinheiten gefagt worden, einige Regeln, die man bey Unwendung derselben beobachten muß. Sie müs fen vor allen Dingen diejenige Person nicht wie Big machen, welche entweder gar keinen oder nur sehr wenig Wig haben soll. Sie müssen auch alsdenn nicht gebraucht werden, wenn die Person in einer heftigen Bewegung ist, weil die Feinheiten eine völlige Freyheit der Vernunft voraussehen. Ferner muß man sich lieber gar nicht damit abgeben, als solche anzuwenden was gen, von deren guten Wirkung man nicht gewiß überzeugt ist; denn in Absicht auf angenehme Empfindungen, wollen wir lieber gar keine, als unvollkommene haben.

Alle diese Feinheiten sind von der Art, daß fie fast immer so wohl gesehen als gehöret werden müssen. Es giebt deren aber auch noch eine Art, welche blos gesehen werden dürfen, und Diese sind das, was man Theaterspiele nennt. Der Verfasser widmet ihnen das sechszehnte Hauptstück. Sie helfen entweder die Vorstellung blos angenehmer, oder wahrer mas chen. Die lehtern, welche die Vorstellung wahrer machen, gehören für die Tragödie so wohl, als für die Komödie; die andern aber, insbe fondre nur für die Komödie. Ferner hangen fie entweder nur von einer Person, oder von allen Personen, die sich mit einander auf der Büh

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ne befinden, zusammen ab. Die legtern müssen so eingerichtet seyn, daß in aller Stellungen und Bewegungen eine vollkommene Uebereinstimmung herrsche. Wenn Phädra dem Hippolyt den Degen von der Seite reißt, so müssen for der Schauspieler und die Schauspielerin sich wohl vorgesehen haben, damit sie sich in dem Augens blicke nicht allzuweit von einander befinden, und damit die Schauspielerin nicht nöthig hat, das Gewehr, dessen sie sich bemächtigen will, erst Lange zu suchen. Ueberhaupt muß in den Theaterspielen eine grosse Abwechselung zu bemerken seyn; und von dieser handelt der Verfasser

In dem siebzehnten Hauptstücke. Die Abwechselung gehöret nicht allein für diejenigen

ieter, welche sich zugleich in der Tragddie und Komödie zeigen wollen; auch nicht für die alleine, die nur in der einen oder in der an dern spielen: sondern auch für die, die sich nur zu gewissen Rollen bestimmen, die alle einigermaassen mit einander übereinkommen. Die Urs sache davon ist diese, weil auch diejenigen Perfonen, die einander am meisten ähnlich sind, dennoch gewisse Schattirungen haben, die sie von einander unterscheiden. Diese Schattirungen muß der Schauspieler aufsuchen, und seine Rolle genau zergliedern, wenn er nicht alles unter einander mengen, und sich nicht einer eckeln Ein= förmigkeit schuldig machen will.

Doch

auch

auch nicht einmal in den ähnlichen Rollen allein muß der Schauspieler sein Spiel abwechseln; er muß es auch alsdann abwechseln, wenn er eben dieselben Rollen spielt. Die wenige Aufmerk famkeit, die man auf diesen Artickel richtet, ist eine von den vornehmsten Ursachen, warum wir nicht gerne einerley Stück mehr als einmal hinter einander sehen mögen. Meistentheils sind die Schauspieler aber nur deswegen so einförmig, weil sie mehr nach dem Gedächtnisse, als nach der Empfindung spielen. Wenn ein Acteur, der Feuer hat, von seiner Stellung gehörig eingenommen ist; wenn er die Gabe hat, sich in sei ne Person zu verwandeln, so braucht er auf die Abwechselung weiter nicht zu denken. Ob er gleich verbunden ist, so oft er eben diefelbe Rolle spielt, eben derselbe Mensch zu bleiben, so wird er doch immer ein Mittel finden, den Zuschauern neu zu scheinen.

Gefeht nun, daß das Spiel eines Komödian ten vollkommen wahr ist; geseßt, daß es natürlich ist; geseht, daß es fein und abwechselnd ist: fo werden wir ihn zwar bewundern, wir werden aber doch immer noch etwas vermissen, wenn er. nicht die Anmuth des Vortrags und der Action, damit verbindet. Von dieser Anmuth handelt das achtzehnte Hauptstück. Ben Vor stellung der Tragödie, ist sie mit unter der Mas jestät begriffen, welche überall darinne herrschen muß. Was aber die Anmuth in dem Komis R schen

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