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fchen sen, besonders in dem hohen Kömischen, das läßt sich schwer erklåren, und eben so schwer lassen sich Regeln davon geben; überhaupt kann man sagen, daß sie darinne bestehe, wenn man der Natur auch so gar in ihren Fehlern Zierde und Reiß giebt. Man muß nårrische Originale nachschildern, aber man muß sie auf ihrer schönften Seite nachschildern. Ein jeder Gegenstand ist einer Art von Vollkommenheit fähig, und ein jeder, den man auf der Bühne zeigt, muß fo vollkommen seyn, als er nur immer seyn kann. Ein landmagdchen, zum Erempel, ist auf dem Theater diejenige gar nicht, die es auf dem Dorfe ist. Es muß unter ihrem Betragen und dem Betragen ihres gleichen, eben der Unterschied feyn, welcher zwischen ihren Kleidern und den Kleidern einer gemeinen Båuerin ist.

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Das neunzehnte Hauptstück, welches das lehte unsers Schauspielers ist, enthält nichts als einen kurzen Schluß, welcher aus einer Betrachtung besteht, der die natürliche Folge aus den vorhergemachten Anmerkungen ist.

„Je schwerer nun, sagt der Verfasser, die Kunst ist, ,,desto mehr Nachsicht sollten wir gegen die jun ,,gen Schauspieler haben, wenn sie mit den na ,,türlichen Gaben, die ihnen nöthig sind, auch ,,den gehörigen Eifer, in ihrem Werke vortrefs ,,lich zu werden, verbinden. Wenn es aber un,,fer Nußen erfordert, mit diesen nicht allzupstrenge zu verfahren, so erfordert es auch unsee „Billige

„Billigkeit, vortreflichen Schauspielern alle die Achtung wiederfahren zu lassen, welche sie verdienen.

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Ich bin überzeugt, daß meine leser aus die fem Auszuge eine sehr gute Meinung von dem Werke des Herra Remond von Sainte Albine bekommen werden. Und vielleicht wers den sie mir es gar verdenken, daß ich sie mit einem blossen Auszuge abgefertiget habe. Ich muß also meine Gründe entdecken, warum ich von einer förmlichen Ueberseßung, die doch schon fast fertig war, abgestanden bin. Ich habe de ren zwey. Erstlich glaube ich nicht, daß unsre deutschen Schauspieler viel daraus lernen fone nen; zweytens wollte ich nicht gerne, daß deuts sche Zuschauer ihre Art zu beurtheilen daraus borgen möchten. Das erste zu beweisen berufe ich mich Theils darauf, daß der Verfasser seine feinsten Anmerkungen zu erläutern sehr oft nur folche französische Stücke anführt, die wir auf unsrer deutschen Bühne nicht kennen; Theils berufe ich mich auf die ganze Einrichtung des Werks. Man sage mir, ist es wohl etwas mehr, als eine schöne Methaphysik von der Kunst des Schauspielers? Glaubt wohl jemand, wenn er auch schon alles, was darinne gesagt wird, inne hat, sich mit völliger Zuversicht des Beyfalls auf dem Theater zeigen zu können? Man bilde sich einen Menschen ein, dem es an dem äußerlichen nicht fehlt, einen Menschen, der Wig, Feuer

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und Empfindung hat, einen Menschen, der alles weis, was zur Wahrheit der Vorstellung gehört: wird ihn denn deswegen sogleich sein Körper überall zu Diensten seyn? Wird er deswegen alles durch außerliche Merkmahle ausdrücken können, was er empfindet und einfieht? Ums sonst sagt man: ja, wenn er nur alsdenn Action und Aussprache seiner Person gemäß, natürlich, abwechselnd und reißend einrichtet. Alles dieses find abgesonderte Begriffe von dem, was er thur foll, aber noch gar keine Vorschriften, wie er es thun foll. Der Herr Remond von Sainte Albine seßet in seinem ganzen Werke stillschweigend voraus, daß die äußerlichen Modificationen des Körpers natürliche Folgen von der innern Beschaffenheit der Seele sind, die sich von selbst ohne Mühe ergeben. Es ist zwar wahr, daß je der Mensch ungelernt den Zustand seiner Seele durch Kennzeichen, welche in die Sinne fallen, einigermaaßen ausdrücken kann, der eine durch dieses, der andre durch jenes. Allein auf dem Theater will man Gesinnungen und Leidenschaften nicht nur einigermaassen ausgedrückt sehen; nicht nur auf die unvollkommene Weise, wie sie. ein einzelner Mensch, wenn er sich wirklich in eben denselben Umständen befände, vor sich ausbrücken würde; sondern man will sie auf die aller vollkommenste Art ausgedrückt fehen, so wie sie nicht besser und nicht vollständiger ausgedrückt werden können. Jazu aber ist kein ander Mit

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tel, als die besondern Arten, wie sie sich ben dem und bey jenem ausdrücken,, kennen zu lers nen, und eine allgemeine Art daraus zusammen zu sehen, die um so viel wahrer scheinen muß, da ein jeder etwas von der seinigen darinnen entdeckt. Kurz, ich glaube, der ganze Grundsag nsers Verfassers ist umzukehren. Ich glaube, wenn der Schauspieler alle äußerliche Kennzei chen und Merkmale, alle Abänderungen des Körpers, von welchen man aus der Erfahrung gelernet hat, daß sie etwas gewisses ausdrücken, nachzumachen weis, so wird sich seine Seele durch den Eindruck, der durch die Sinne auf sie geschieht, von selbst in den Stand sehen, der feinen Bewegungen, Stellungen und Tönen gemäß ist. Diese nun auf eine gewisse mechanische Art zu erlernen, auf eine Art aber, die fich auf unwandelbare Regeln gründet, an des ren Daseyn man durchgängig zweifelt, ist die einzige und wahre Art die Schauspielkunst zu studiren. Allein was findet man hiervon in dem ganzen Schauspieler unsers Verfassers? Nichts, oder aufs höchste nur solche allgemeine Anmerkungen, welche uns leere Worte für Bes griffe, oder ein ich weis nicht was für Erklärun gen geben. Und eben dieses ist auch die Ursache, warum es nicht gut wäre, wenn unser Zuschauer sich nach diesen Anmerkungen zu ur theilen gewöhnen wollten. Feuer, Empfins

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dung, Eingeweide, Wahrheit, Flas tur, Anmuth würden alle im Munde füh ren, und kein einziger würde vielleicht wissen, was er dabey denken müsse. Ich hoffe eheftens Gelegenheit zu haben, mich weitläuftiger hierüber zu erklären, wenn ich nehmlich dem Publico ein kleines Werk über die körperliche Beredsamkeit vorlegen werde, von welchem ich jest weiter nichts sagen will, als daß ich mir alle Mühe gegeben habe, die Erlernung derselben eben so sicher, als leicht zu machen.

V. Leben

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