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267

V.

Leben

des

Herrn Philipp Nericault Destouches.

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er nur vor kurzen erfolgte Tod dieses be rühmten komischen Dichters hat die Borstellung seiner Vollkommenheiten bey mir so lebhaft gemacht, daß ich nicht umhin kann, in dieser Bibliothek seiner unter allen Franzosen am ersten zu gedenken. Vor jezt will ich nur einige historische Umstände seines Lebens mittheilen, und die nähere Bekanntmachung seiner Werke, deren vornehmste ich mit allem Fleis zergliedern werde, auf die nächste Fortsetzung versparen.

Philipp Nericault Destouches, Herr von Fortoiseau, von Vofves, von Vives-Eaux, 20. Gouverneur der Stadt und des Schlosses Melun, und eines von den vierzig Gliedern der französischen Akademie, war im Jahr 1680 ge= bohren. In seinem neunzehnten Jahre kam er zu dem Marquis von Puyzieulr, damaligen Ge nerallieutenant der französischen Armeen, und R 4 Cous

Gouverneur von Hünningen, in dessen Diensten und unter dessen Aufsicht er sich ganzer sieben Jahr zu öffentlichen Angelegenheiten geschickt machte. Dieser Herr hatte sich ehedem nicht nur im Felde einen grossen Ruhm und das Vertrauen des Turenne erworben, sondern war auch königlicher Abgesandter bey den Schweiherischen Cantons gewesen. Er besas sehr befondere Verdienste, und wußte zwey ganz ent= gegen gesezte Eigenschaften, die Klugheit nehm lich und das Phlegma eines Staatsmanns mit der Kühnheit und Thätigkeit eines Soldaten zu verbinden. Der junge Destouches befand fich noch in dem Haufe des Marquis, als er feine erste Komödie ans Licht stellte. Es war dieses der unverschämte leugierige (le Curieux impertinent) in Verfen und fünf Aufzügen. Sie hatte Beyfall gefunden, und er 'glaubte verbunden zu seyn, sie seinen Wohlthåter zuzueignen; ja, wenn er in dieser Zueignungs•schrift nicht so wohl die Sprache der Schmeis chelen, als der Wahrheit geredet hat, so war er es auch in der That. Er und seine Familie hatten ihm den löblichen Ehrgeiz, sich auch in der gelehrten Republik einen Rang zu erwerben, bengebracht; unter ihm hatte er seinen Geist ge-bildet und sein Herz gebeffert, ja von ihm hatte er so gar manche vortrefliche Einsicht in die Kunst, in welcher er sich zu zeigen anfing, erlangt. S viel ist gewiß, daß unser Dichter schon in seinem

ersten

ersten Stücke eine besondre Kenntniß der groffen Welt und der Art, durch welche sich das Lächerliche derselben von den Lächerlichkeiten des Pd. bels unterscheidet, zeigte, und überall diejenige Anständigkeit auch bey Schilderung der Laster bli cken ließ, die fast nur denen, die unter Leuten von Stande aufgewachsen sind, natürlich zu seyn scheinet. Nachdem er das Haus des Marquis von Puyzieulr verlassen, ward er nach und nach in verschiedenen Staatsunterhandlungen gebraucht, in welchen er immer glücklich noar. Er unterließ daben nicht, ein vortrefliches Stück nach dem andern dem Theater zu liefern, und wiederlegte durch sein Beyspiel auf eine sehr nachdrückliche Art das Vorurtheil, daß sich ein Dichter zu weiter nichts als zum Dichten schicke, und befonders die geringsten öffentlichen Angelegenheiten zu verwalten unfähig sen. Die Beloh nungen feiner Verdienste blieben nicht aus. Im Jahr 1723 machte ihn die französische Akademie zu ihrem Mitgliede, und einige Jahre darauf erhielt er das gedachte Gouvernement von Melun. Er hörte auch in seinem höchsten Alter nicht auf, sich immer neue komische Lorbeerkränze zu flechten, und trieb diese seine gelehrte Be fchäftigung mit dem mühsamsten Fleise. Fr arbeitete unter andern ganzer zehn Jahr an dramatischen Commentariis über alle tragische und komische, so wohl alte als neue Dichter, ohne die Spanischen, Englischen und Italianischen R.5.

aus

auszunehmen. Er machte über jeden derselben kritische Anmerkungen, und der erste Theil, welcher Versuche über den Sophokles, Euripides, Aristophanes, Plautus und Terenz enthält, ist bereits vor verschiedenen Jahren fertig gewesen. In dem andern Theile war er auch fchon bis auf die beyden Corneilles gekom men, und fand den jüngern, jemehr er ihn untersuchte, besonders in Ansehung der Erfindung und Einrichtung seiner Stücke, immer schäßbarer, als man sich ihn gemeiniglich einbildet. Ob der Verfasser dieses Werk noch vor seinem Tode zu Stande gebracht, und ob es das Licht sehen werde, wird die Zeit lehren. Niemand kann über grosse Meister besser urtheilen, als wer selbst ein grosser Meister ist, und zugleich die edle Bescheidenheit besißt, welche den Herrn Destouches allezeit liebenswerth gemacht hat. Er starb zu Melun, den sten Julius dieses Jahres.

Seine dramatischen Stücke sind zu verschieDenen malen zusammen gedruckt worden. Die neuste Ausgabe davon ist ohne Zweifel die, welche ich vor mir habe und zu Haag 1752 in vier Theilen in Duodez gedruckt ist. Der Buchhänd ler Benjamin Gibert hat sie dem Herrn Destouches selbst zugeeignet, und bittet ihn in der Zueignung um Verzeihung, daß er ohne feine Erlaubniß alles, was er von seiner Arbeit auftreiben können, zusammen gedruckt, und der

Welt

Welt mitgetheilt habe. Ich glaube eine Zueig nungsschrift ist in solchen Fällen die geringste Genugthuung, die der gewinsüchtige Buchhändler dem beschämten Verfasser kann wiederfahren lassen. Doch ohne mich um die Rechtmäßigkeit dieser Ausgabe viel zu bekümmern, will ich mir vielmehr ihre Vollständigkeit zu Nuke machen, und den Inhalt daraus anzeigen.

Der erste Theil enthält sechs Stück. Das erste ist der unverschämte Neugierige, dessen ich schon gedacht habe. Der Prolog, den ihm der Dichter vorgesetzt hat, ist erst lange nach der Zeit dazu gekommen, und ist auf die Fenerlichkeit gerichtet, bey welcher er von einer Gesellschaft Freunde auf dem Lande vorgestellet ward. Das zweyteStück ist der Undankbare (l'Ingrat) in Versen und fünf Aufzügen. Dieses folgte in der That gleich auf das erste, wie denn, überhaupt alle folgende Stücke nach der Zeitrechnung geordnet sind. Das dritte Stück ist der Unent fhlüßige (l'Irrefolu) auch in Verfen und fünf Aufzügen. Der Verfasser hat es dem Marquis von Courcillon zugeeignet, welcher zu eben der Zeit das Gouvernement von Touraine, der Proving in welcher unser Destouches gebohren war, erhalten hatte. Das vierte Stück ist der Verleumder, (le Medifant) gleichfalls in Versen und fünf Aufzügen. Das fünfte Stück ist nur in einem Aufzuge, in Prosa, und heißt: Die dreyfache Heyrath (le triple

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