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Aus dieser Ursache vornehmlich wird die Tauschung des neuen Komischen gewiß verschwin den; man wird es bald durchgängig überdrüßig seyn, die Auskrahmung der Tugend mit bürgerlichen Abentheuern verbunden zu sehen, und ro manenhafte Originale die strengste Weisheit, in dem nachgemachten Tone des Seneca predigen, oder mit den menschlichen Tugenden, zur Nach ahmung des berühmten Marimenschreibers, finn reich zanken zu hören.

Lasset uns daher aus diesem allen den Schluß ziehen, daß keine Erfindungen vergönnt sind, als welche die Absicht zu verschönern haben, und daß die Gattung des weinerlich Komischen eine von den gefährlichen Erfindungen ist, welche dem wahren Komischen einen tödlichen Streich versehen kann. Wenn eine Kunft zu ihrer Voll kommenheit gelangt ist, und man will ihr Wes sen verändern, so ist dieses, nicht sowohl eine in dem Reiche der Gelehrsamkeit erlaubte Freyheit, als vielmehr eine unerträgliche Frechheit. (1)

Die

(1) Da alle Künste aneinander grenzen, so laßt uns noch die Klagen hören, welche Hr. Blondel in seinem 1747 gedrückten Difcours fur l'Architecture führet. Es ist zu befürchten, sagt er, daß die finnreichen Neuerungen, welche man zu jeßiger Zeit, mit ziemlichem Glück einführt, endlich von Künstlern werden nachgeahmt werden, welchen die Verdienste und die Fähigkeiten der Erfinder mangeln. Sie werden daher auf eine Menge une

Die Griechen und die Römer unfre Meister und Muster in allen Geburthen des Geschmacks, haben die Komödie vornehm lich dazu bestimmt, daß sie uns, vers mittelst der Critik und des Scherzes, zugleich ers gößen und unterrichten soll. Alle Völker Eu ropens find hernach dieser Weise mehr oder we niger gefolgt, so wie es ihrem eigenthümlichen Genie gemäß war: und wir selbst haben sie in den Zeiten unsers Ruhmes, in dem Jahrhunderte angenommen, das man so oft mit dem Jahrhun derte des Augusts in Vergleichung gestellet hat. Warum will man jezt Thalien nöthigen die trau rige Stellung der Melpomene zu borgen, und ein ernsthaftes Unsehen über eine Bühne zu verbreiten, deren vornehmste Zierde allezeit Spiel und Lachen gewesen sind, und beständig ihr unterscheidender Charakter seyn werden?

Verfibus exponi tragicis res comica non

vult

Horaz in der Dichtkunst.

Hier

gereimter Gestalten fallen, welche den Geschmack nach und nach verderben, und werden ausschweis fenden Sonderlichkeiten den schönen Namen der Erfindungen beylegen. Wann dieses Gift die Künste einmal ergriffen hat, so fangen die Alten an uns fruchtbar zu scheinen, die großen Meister frostig, und die Regeln allzu enge ic. ic.

Hier ist die Schrift des französischen Gegners aus. Ob es nun gleich nicht scheint, daß sie der Hr. Prof. Gellert gekannt habe, so ist es dennoch geschehen, daß er auf die meisten ihrer Gründe glücklich geantwortet hat. Weil sie dem Leser noch in frischem Undenken seyn müssen, so will ich ihn nicht lange abhalten, sich selbst das von zu überzeugen. Nur habe ich eine kleine Bitte an ihn zu thun. Er mag so gut seyn, und es dem Hrn. Prof. Gellert nicht zuschreis ben, wann er finden sollte, daß er sich dieses mal schlechter ausdrücke, als er sonst von ihm gewohnt ist. Man sagt, daß auch die besten Ueberseher Verhunzer wären.

Des

Hrn. Prof. Gellerts Abhandlung

für das

rührende Lustspiel

M

Dan hat zu unsern Zeiten, besonders in Frankreich, eine Art von Lustspielen versucht, welche nicht allein die Gemüther der Zuschauer zu ergößen, sondern auch so zu rühren und so anzutreiben vermögend wäre, daß sie ih nen so gar Thränen auspresse. Man hat dergleichen Komödie, zum Scherz und zur Verspottung, in der französischen Sprache, come

*

die larmoyante, das ist die weinerlich ge= nennt, und von nicht wenigen pflegt sie als eine abgeschmackte Nachaffung des Trauerspiels getadelt zu werden. Ich bin zwar nicht Willens, alle und jede Stücke, welche in diese Klasse können gebracht werden, zu vertheidigen; sondern ich will bloß die Art der Einrichtung selbst retten, und wo möglich erweisen, daß die Komobie, mit allem Ruhme, heftiger bewegen könne. Dacier ** und andre, welche die von dem Aris stoteles entworfene Erklärung weitläuftiger haben erleutern wollen, sehen die ganze Kraft und Stärke der Komödie in das lächerlich. Nun kann man zwar nicht leugnen, daß nicht der größte Theil derselben darauf ankomme, obgleich, nach dem Voßius, *** auch dieses zweifelhaft seyn könnte; allein so viel ist auch gewiß, daß in dem Lächerlichen nicht durchaus alle ihre Tugend bes

Stehe.

S. die Vorrede des Hrn. v. Voltaire zu seiner
Lakine im IX. Theile seiner Werke, Dresditer
Ausgabe.

** In den Anmerkungen zu des Aristoteles Dichts kunst Hauptst. V. S. 58. Pariser Ausgabe von 1692. Ariftote en faifant la definition de la Comedie. decide, quelles chofes peuvent faire le fujet de fon initation. Il n'y a que celles qui font purement ri dicules, car tous les autres genres de mechanceté ou de vice, ne fçauroient y trouver place, parce qu'ils ne peuvent attirer que l'indignation, ou la pitie, pasfions," qui ne doivent nullement regner dans la Comedie.

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Hehe. Denn entweder sind die reizenden Stücke bes Terenz keine Komödien zu nennen; oder die Komödie hat ihre ernsthaften Stellen, und muß fie haben, damit selbst das Lächerliche durch bas beständige Anhalten nicht geschwächt werde. Denn was ohne Unterlaß artig ist, das rührt entweder nicht genug, oder ermüdet das Gemuth, indem es dasselbe allzusehr rührt. Ich glaube also, daß aus der Erklärung des Aristoteles weiter nichts zu folgern ist, als diefes, was für eine Art von Lastern die Komödie vornehmlich durchziehen soll. Es erhellt nehmlich daraus, daß sie sich mit solchen Lastern beschäftigen müsse, welche niemandem ohne Schande, obs schon ohne seinem und ohne andrer Schaden, anhängen können; kurz, solche Laster, welche Lachen und Satyre, nicht aber Ahndung und öffentliche Strafe verdienen, woran sich aber doch weder Plautus, noch diejenigen, die er unter den Griechen nachgeahmet hat, besonders gekehrt zu haben scheinen. Ja man muß so gar zugestehen, daß es eine Art Laster giebt, welche gar sehr mit eines andern Schaden verbunden ist, als zum Erempel die Verschwendung, und dennoch in der Komödie angebracht werden kann, wenn es nur auf eine geschickte und kunste mäßige Art geschieht. Ich sehe also nicht, worinne derjenige Lustspieldichter sündige, welcher, in Betrachtung der Nüßlichkeit, die Regeln der D Kunst

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