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Kunst dann, und wann bey Seite seßt, besonders wenn man von ihm sagen kann:

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Habet bonorum exemplum: quo exemplo fibi Licere id facere, quod illi fecerunt, putat.

Es sey also immer die sinnreiche Verspottung der Easter und Ungereimtheiten die vornehmste Verrichtung der Komödie, damit eine mit NuHen verbundene Fröhlichkeit die Gemüther der Zuschauer einnehme; nur merke man auch zugleich, daß es eine doppelte Gattung des Lächerlichen giebt. Die eine ist die stammhafte und, so zureden, am meisten handgreifliche, weil sie in ein lautes Gelächter ausbricht; die andere ist feiner und bescheidener, weil sie zwar ebenfalls Beyfall und Vergnügen erweckt, immer aber nur einen solchen Beyfall und ein solches Vergnügen, welches nicht so starck ausbricht, sondern gleichsam in dem Innersten des Herzens verfchloffen bleibt. Wann nun die ausgelassene und heftige Freude, welche aus der ersten Gattung entspringt, nicht leicht eine ernsthaftere Gemüthsbewegung verstattet; so glaube ich doch, daß jene gefeßtere Freude sie verstatten werde. Und wenn ferner die Freude nicht das einzige Vergnügen ist, welches bey den Nachahmungen des gemeinen Lebens empfunden werden kann; so sage man mir doch, worinne dasjenige. Lustspiel zu tadeln sey, welches sich einen solchen Innhalt erwählet, durch welchen es, ausfer der Freude, auch eine Art von Gemüthsbewegung

Hervor

hervorbringen kann, welche zwar den Schein der Traurigkeit hat, an und für sich selbst aber ungemein süsse ist. * Da nun aber dieses als dann sehr leicht geschehen kann, wenn man die Komödie nicht nur die Laster, sondern auch die Tugenden schildern läßt; so sehe ich nicht warum es ihr nicht vergönnt seyn sollte, mit den tas delhaften Personen auch gute und liebenswürdige zu verbinden, und sich dadurch sowohl angeneh mer als nüßlicher zu machen, damit einigermaafsen jener alten Klage des komischen Trupps bey dem Plautus abgeholfen werde.

Hujusmodi paucas Poetæ reperiunt comedias, Ubi boni meliores fiant.

Wenigstens sind unter den Alten, wie Scalis ger erinnert, sowohl unter den Griechen als unter den Römern, verschiedene gewesen, welche eine doppelte Gattung von Komödie zugelafsen, und sie in die sittliche und lächerliche eirgetheilet haben. Unter der sittlichen verstanden sie diejenige, in welcher die Sitten, und D 2

unter

* Permagna enim, sagt der vortrefliche Engländer, Joseph Trapp, eft difcrepantia inter iftam triftitiam, quæ in tragedia dominatur, & iftam, quæ in comœdiam adimittitur. Illa, tanquam hiemalis tempeftas, diem pene integrum nubibus & tenėbris obvolvit; interfperfis tantum raris & brevibus lucis intervallis: hæc actionem dramaticam, tanquain cœlum tempore æftivo plerumque fu dum, nubibus non nunquam, fed rarius, intersipit. Prælect. Pact. p. 323. edit. alt. Londini 1722,

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unter der lächerlichen, in welcher das lächer. liche herrschte. Doch wenn man nicht allein darauf zu sehen hat, was in der Komödie zu ge schehen pflegt, sondern auch auf das, was darinne geschehen sollte, warum wollen wir sie nicht lieber, nach Maaßgebung des Trapps,* also erklåren, daß wir sagen, die Komödie sey ein dramatisches Gedicht, welches Abschilderungen von dem gemeinen Privatleben enthalte, die Tugend anpreise, und verschiedene Laster und Ungereimtheiten der Menschen, auf eine scherzhafte und feine Art durchziehe. Ich gestehe ganz gerne, daß sich diese Erklärung nicht auf alle und jede Exempel anwenden lasse; allein, wenn man auch durchaus eine solche verlangte, welche alles, was jemals unter dem Namen Komödie begriffen werden, in sich fassen sollte, so würde man entweder gar keine, oder doch ein Ungeheuer von einer Erklärung bekommen. Genug, daß diese von uns angenommene Erklärung von dem Endzwecke, welchen die Komödie erreichen foll, und auch leicht erreichen kann, abgeleitet ist, und auch daher ihre Entschuldigung und Vertheidigung nehmen darf.

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Damit ich aber die Sache der rührenden Komödie, wo nicht glücklich, doch sorgfältig führen` möge, so muß ich einer doppelten Anklage entgegen gehen; deren eine dahinaus läuft, daß auf diese Weise der Unterscheid, wels

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cher zwischen einer Tragödie und Ro mödie seyn müsse, aufgehoben werde; und deren andre darauf ankömmt, daß diejes nige Romödie fich selbst zuwieder wås re, welche die Affecten sorgfältig erregen wolle.

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Was den ersten Grund anbelangt, so scheint es mir gar nicht, daß man zu befürchten habe, die Grenzen beyder Gattungen möchten vermengt werden. Die Komödie kann ganz wohl zu rühren fähig seyn, und gleichwohl von der Tragödie noch weit entfernt bleiben, indem sie weder eben dieselben Leidenschaften rege macht, noch aus eben derselben Absicht, und durch eben dieselben Mittel, als die Tragödie zu thun pflegt. Es wåre freylich unsinnig, wenn sich die Komödie jene großen und schrecklichen Zurüstungen der Tragödie, Mord, Verzweiflung und derglei chen, anmaassen wollte; allein wenn hat sie dieses jemals gethan? Sie begnügt sich mit einer gemeinen, obschon feltnen, Begebenheit, und weis von dem Adel und von der Hoheit der Handlung nichts; sie weis nichts von den Sitten und Empfindungen großer Helden, welche. fich entweder durch ihre erhabne Tugend, oder durch ihre ausserordentliche Häßlichkeit ausnehmen; sie weis nichts von jenem tragischen hohen und prächtigen Ausdrucke. Dieses alles ist so klar, daß ich es nur verdunkeln würde, wenn ich es mehr aus einander sehen wollte. Was

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hat man also für einen Grund, zu behaupten, daß die rührende Komödie, wenn sie dann und wann Erbarmen erweckt, in die Vorzüge der Tragödie einen Eingriff thue? Können denn die kleinen Uebel, welche sie dieser oder jener Personen zustoßen läßt, jene heftige Empfindung des Mitleids erregen, welche der Tragödie eigen ist? Es sind kaum die Anfänge dieser Empfindung, welche die Komödie zuläßt und auf kurze Zeit in der Absicht anwendet, daß sie diese kleine Bes wegung durch etwas erwünschtes wieder stillen möge; welches in der Tragödie ganz anders zir ́ geschehen pflegt. Doch wir wollen uns zu der vornehmsten Quelle wenden, aus welcher die Komödie ihre Rührungen herhohlt, und zusehen, ob sie sich vielleicht auf dieser Seite des Eigenthums der Tragödie anmaasse. Man sage mir also, wenn rühret denn diese neue Art von Komödie, von welcher wir handeln? Geschicht es nicht meistentheils, wenn sie eiue tugendhafte, gefeßte und ausserordentliche Liebe vorstellet? Was ist aber nun zwischen der Liebe, welche die Tragödie anwendet, und derjenigen, welche die Komödie braucht, für ein Unterscheid? Ein sehr großer. Die Liebe in der Komödie ist nicht je ne heroische Liebe, welche durch die Bande wichtiger Angelegenheiten, der Pflicht, der Tapferkeit, des größten Ehrgeißes, entweder unzertrennlich verknüpfet, oder unglücklich zertrennet wird; es ist nicht jene lermende Liebe, wel

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