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einigen lassen? Zum guten Glücke finde ich, so wohl hier als da, zwey Sprecher, an deren Ge schicklichkeit es wahrhaftig nicht liegt, wenn fie nicht beyde Recht haben.

Der eine ist ein Franzose und der an. dre ein Deutscher. Jener verdammt diese neue Gattung, und dieser vertheidiget sie; so wahr ist es, daß die wenigsten Erfindungen, an dem Orte, wo sie gemacht werden, den meisten Schuß und die meiste Unterstüßung finden.

Der Franzose ist ein Mitglied der Akademie von Rochelle, dessen Name sich mit den Buchstaben M. D. C. anfängt. Er hat Be trachtungen über das weinerlich Romische geschrieben, welche bereits im Jahr 1749. auf fünf Bogen in klein Octav herausgekommen find. Hier ist der völlige Titel: Reflexions fur le Comique - larmoyant, par Mr. M. D. C. Tréforier de France & Confeiller au Prefidial, de l'Academie de la Rochelle; adreffées à M. M. Arcere & Thylorier de la même Academie.

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Der Deutsche ist der Hr. Prof. Gellert, welcher im Jahr 1751. bey dem Antritte sei ner Profeßur, durch eine lateinische Abhandlung pro Comœdia commovente, zu der feyerlichen Antrittsrede einlub. Sie ist in Quart, auf drey Bogen gedruckt.

Die Regel, daß man das, was bereits ges than ist, nicht noch einmal thun solle, wenn man A3

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nicht gewiß wüßte, daß man es besser thun werde, scheint mir so billig, als bequem. Sie al lein würde mich daher entschuldigen, daß ich jezt gleich bende Auffäße meinem Leser überseht vorlegen will, wenn dieses Verfahren eine Entschuldigung brauchte,

Mit der Abhandlung des Franzosen, die man also zuerst lesen wird, bin ich ein wenig franzöfisch verfahren, und beynahe wäre ich noch frans zösischer damit umgegangen. Sie ist, wie man gesehen hat, an zwey Nebenmitglieder der Akademie zu Rochelle gerichtet; und ich habe es für gut befunden, diese Anrede durchgängig zu verändern. Sie hat verschiedene Noten, die nicht viel sagen wollen; ich habe also die armseligsten weggelassen, und beynahe håtte sie dieses Schicksal alle gehabt. Sie hat ferner eine Einleitung von sechs Seiten, und auch diese habe ich nicht überseht, weil ich glaube, daß sie zu vermissen ist. Beynahe hätte ich sogar den Anfang der Abhandlung selbst übergangen, wo uns mit wenigen die ganze Geschichte der Dramati schen Dichtkunst, nach dem Pater Brumoi, ers zehlt wird. Doch weil der Verfasser versi chert, daß er diese Schritte zurück nothwendig habe thun müssen, um desto sichrer und mit desto mehr Kräften auf seinen eigentlichen Gegenstand loßgehen zu können, so habe ich alles gelassen wie es ist. Seine Schreibart übrigens schmeckt ein wenig nach der kostbaren Art, die auch keis

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ne Kleinigkeit ohne Wendung sagen will. Ich habe sie größten Theils müssen beybehalten, und man wird mich entschuldigen.

Ohne weitre Vorrede endlich zur Abhandlung selbst zu kommen; hier ist sie!

Betrachtungen.

über das

weinerlich Komische,

aus dem Französischen des Herrn M. D. C.

ie Schaubühne der Griechen, das unsterbliche Werk des Pater Brumoi, lehret uns, daß die Komödie, nachdem fie ihre bretterne Gerüste verlassen, ihr Augenmerk auf den Unterricht der Bürger, in Anfehung der politischen Angelegenheiten der Regierung, gerichtet habe. In dem ersten Alter der Bühne grif man vielmehr die Personen, als die Laster an, und gebrauchte lieber die Waffen der Satyre, als die Züge des lächerlichen. Damals waren der Weltweise, der Redner die Obrigkeit, der Feldherr, die Götter selbst, den allerblutigsten Spöttereyen ausgeseht; und alles, ohne Unterscheid, ward das Opfer einer Freyheit, die keine Grenzen kannte.

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Die erstern Geseze schränkten diese unbåndige Frechheit der Dichter einigermassen ein. Sie durften sich nicht erkühnen irgend eine Person zu nennen; allein sie fanden gar bald das Geheimniß, sich dieses Zwangs wegen schadlos zu halten. Aristophanes und feine Zeitgenossen schilderten unter geborgten Namen, vollkommen gleichende Charaktere; so daß sie das Vergnůgen hatten, so wohl ihrer Eigenliebe, als der Bosheit der Zuschauer, auf eine feinre Art ein Gnüge zu thun.

Das dritte Ulter der Atheniensischen Bühne war unendlich weniger frech. Menander, welcher das Muster derselben ward, verlegte die Scene an einen eingebildeten Ort, welcher mit dem, wo die Vorstellung geschah, nichts mehr gemein hatte. Die Personen waren gleichfalls Geschöpfe der Erfindung, und wie die Begebenheiten erdichtet. Neue Geseke, welche weit strenger als die erstern waren, erlaubten dieser neuen Art von Komodie nicht das geringste von dem zu behalten, was sie etwa den ersten Dichtern konnte abgeborgt haben.

Das Lateinische Theater machte in der Art des Menanders keine Veränderung, sondern begnügte sich, ihr mehr oder weniger knechtisch nachzuahmen, nach dem das Genie seiner Verfasser beschaffen war. Plautus, welcher eine vors trefliche Gabe zu scherzen hatte, entwarf alle seis ne Schilderungen von der Seite des Lächer

lichen,

lichen, und wäre weit lieber ein Nacheiferer des Aristophanes als des Menanders gewesen, wenn er es hätte wagen dürfen. Terenz war kålter, anständiger und regelmäßiger; seine Schilderungen hatten mehr Wahrheit, aber weniger Le ben. Die Römer, sagt der Pater Rapin, glaubten in artiger Gesellschaft zu seyn, wann sie den Lustspielen dieses Dichters beywohnten; und seine Scherze sind, nach dem Urtheile der Frau Dacier, von einer Leichtigkeit und Bescheidenheit, die den Lustspieldichtern aller Jahrhunderte zum Muster dienen kann.

Die persönliche Satyre und das lächerliche der Sitten machten also, die auf einander folgenden Kennzeichen der Gedichte von diesen verschiedenen Arten des Komischen, aus; und unter diefen Zügen einzig und allein suchten die Verfafser ihre Mitbürger zu bessern und zu ergößen. Doch diese lestre Art, welche sich auf alle Stånde erstrecken konnte, ward nicht so weit getrie ben, als sie es wohl håtte seyn können. Wir haben in der That kein Stück, weder im Gries chischen noch im Lateinischen, dessen Gegenstand unmittelbar das Frauenzimmer sey. Aristophanes führt zwar oft genug Weibsbilder auf, allein nur immer als Nebenrollen, welche keis nen Antheil an dem Lächerlichen haben; und auch alsdenn, wenn er ihnen die ersten Rollen giebt, wie zum Erempel in den Rednerin sen, fällt dennoch die Critik auf die Manns

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