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Schatz, unter der Aufschrift Trinummus abgeborgt. In beyden Stücken, und auch in andern, kommen Auftritte vor, die einer zårtlichen Seele Thränen kosten müssen. Im Mo, liere selbst, fehlt es an rührenden Stellen nicht; die nur deswegen ihre völlige Wirkung nicht thun können, weil er uns das lachen allzugewöhnlich macht. Was man von dem schleininigen Uebergange der Seele von Freude auf Traurigkeit, und von dem unnatürlichen dessel ben gesagt hat; betrist nicht die Sache selbst, fondern die ungeschickte Ausführung. Man se he das Erempel, welches der Franzose aus dem Schauspiele, Simson, anführt. Freylich muß der Dichter gewisse Staffeln, gewisse Schattirungen beobachten, und unsre Empfin dungen niemals einen Sprung thun lassen. Von einem Aeuffersten plößlich auf das andre gerissen werden, ist ganz etwas anders, als von ei nem Aeussersten allmålig zu dem andern geLangen.

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Es muß also die andre Gattung seyn, über die man hauptsächlich streitet; diejenige nehme lich, worinne man gar nicht lacht, auch nicht: einmahl lächelt; worinne man durchgängig weich gemacht wird. Und auch hier kan man eine doppelte Frage thun. Man kann fragen, ist ein solches Stück dasjenige, was man von je her unter dem Namen Komödie verstanden hat? Und darauf antwortet Hr. Gellert selbst Nein.

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Ist es aber gleichwohl ein Schauspiel, welches nüßlich und für gewisse Denkungsarten angenehm seyn kann? Ja; und dieses kann der französische Verfasser selbst nicht gänzlich in Abrede feyn.

Worauf kömmt es also nun noch weiter an? Darauf, sollte ich meinen, daß man den Grad der Nüßlichkeit des neuen Schauspiels, gegen die Nüßlichkeit der alten Komödie bestimme, und nach Maaßgebung dieser Bestimmung entscheide, ob man beyden einerley Vorzüge einräumen müsse oder nicht? Ich habe schon ge= sagt, daß man niemals diejenigen Stücke getadelt habe, welche Lachen und Rührung verbinden; ich kann mich dieserwegen unter andern barauf berufen, daß man den Destouches niemals mit dem la Chauffee in eine Klasse gesezt hat, und daß die hartnäckigsten Feinde des leßtern, niemals dem erstern den Ruhm eines vortreflichen komischen Dichters abgesprochen haben, so viel edle Charaktere und zärtliche Scenen in seinem Stücke auch vorkommen. Ja, ich getraue mir zu behaupten, daß nur dieses allein wahre Komödien sind, welche so wohl Tugenden als Laster, so wohl Anständigkeit als Ungereimtheit schildern, weil sie eben durch diese Vermischung ihrem Originale, dem menschlichen Leben, am nächsten kommen. Die Klus gen und Thoren sind in der Welt untermengt, und ob es gleich gewiß ist, daß die erstern von

den

den lehtern an der Zahl übertroffen werden, so ist doch eine Gesellschaft von lauter Thoren, beynahe eben so unwahrscheinlich, als eine Ges sellschaft von lauter Klugen. Diese Erscheinung ahmet das Lustspiel nach, und nur durch die Nachahmung derselben ist es fähig, dem Voike nicht allein das, was es vermeiden muß, auch nicht allein das, was es beobachten muß, sondern bendes zugleich in einem Lichte vorzustellen, in welchem das eine das andre erhebt. Man fieht leicht, daß man von diesem wahren und eis nigen Wege auf eine doppelte Art abweichen. kann. Der einen Abweichung hat man schon långst den Namen des Possenspiels gegeben, dessen charakteristische Eigenschaft darinne be steht, daß es nichts als Laster und Ungereimtheiten, mit keinen andern als solchen Zügen schildert, welche zum Lachen bewegen, es mag dieses Lachen nun ein nüßliches oder ein finnloses Lachen seyn. Edle Gesinnungen, ernsthafte Leidenschaften, Stellungen, wo sich die schöne Ma=` tur in ihrer Stärke zeigen kann, bleiben aus demselben ganz und gar weg; und wenn es aufserdem auch noch so regelmäßig ist, so wird es doch in den Augen strenger Kunstrichter dadurch noch lange nicht zu einer Komödie. Worinne

wird also die andre Abweichung bestehen? Ohn fehlbar darinne, wenn man nichts als Tugenden und anständige Sitten, mit keinen andern als solchen Zügen schildert, welche Bewunderung

und

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und Mitleid erwecken, beydes mag nun einen Einfluß auf die Beßrung der Zuhörer haben können, oder nicht. Lebhafte Satyre, lächerliche Ausschweifungen, Stellungen, die den Narren in seiner Blöße zeigen, find gånzlich aus einem solchen Stücke verbannt. Und wie wird man ein solches Stück nennen? Jedermann wird mir zuruffen: das eben ist die weinerliche Komödie! Noch einmal also mit einem Worte; das Possenspiel will nur zum Lachen bewegen; das weinerliche Luftspiel will nur rühren; die wahre Romödie will beydes. Man glaube nicht, daß ich dadurch die beyden erstern in eine Klasse sehen will; es ist noch immer der Unterscheid zwischen beyden, der zwischen dem Pöbel und Leuten von Stande ist. Der Pöbel wird ewig der Beschüßer der Possenspiele blei= ben, und unter Leuten von Stande wird es im mer gezwungne Zártlinge geben, die den Ruhm empfindlicher Seelen auch da zu behaupten fue chen, wo andre ehrliche Leute gåhnen. Die wahre Komödie allein ist für das Volk, und allein fähig einen allgemeinen Beyfall zu erlangen, und folglich auch einen allgemeinen Nugen zu stiften. Was sie bey dem einen nicht durch die Schahm erlangt, das erlangt sie durch die Bewunderung; und wer sich gegen diese ver hårtet, dem macht sie jene fühlbar. Hieraus scheinet die Regel des Contrasts, oder der Abstechung, gefloffen zu seyn, vermöge welF 2

cher

cher man nicht gerne eine Untugend aufführt, ohne ihr Gegentheil mit anzubringen; ob ich gleich gerne zugebe, daß sie auch darinne gegründet. ist, daß ohne sie der Dichter seine Cha raktere nicht wirksam genug vorstellen könnte.

Dieses nun, sollte ich meinen, bestimmë den Nußen der weinerlichen Komödie genau genug. Er ist nehmlich nur die Hälfte von dem Nußen, den sich die wahre Komödie vorstellet; und auch von dieser Hålste geht nur allzuoft nicht wenig ab. Ihre Zuschauer wollen ausgesucht seyn, und sie werden schwerlich den zwanzigsten Theil der gewöhnlichen Komödiengånger ausmachen. Doch geseht sie machten die Helfte derselben aus. Die Aufmerksamkeit, mit der sie zuhören, ist, wie es der Herr Prof. Gellert selbst an die Hand giebt, doch nur ein Kompliment, welches fie ihrer Eigenliebe machen; eine Nahrung ihe res Stolzes. Wie aber hieraus eine Beßrung erfolgen könne, sehe ich nicht ein. Jeder von ihnen glaubt der edlen Gesinnungen, und der großmüthigen Thaten, die er siehet und höret, desto eher fähig zu seyn, je weniger er an das Gegentheil zu denken, und sich mit demselben zu vergleichen Gelegenheit findet. Er bleibt was er ist, und bekömmt von den guten Eigenschaf ten weiter nichts, als die Einbildung, daß er sie schon besige.

Wie steht es aber mit dem Namen? Der Name ist etwas sehr willkührliches, und man könnte

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