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liam Hamilton war, als ihm von diesem eine Rede über die Macht des höchsten Wesens auszuarbeiten, aufgetragen ward. Als es seine Mitschüler erfuhren, hielten sie sich nicht wenig über die schlechte Beurtheilungskraft des Professors anf, eine so fruchtbare Materie einem jungen Menschen aufzugeben, von dem man sich ganz und gar nichts versprechen konnte. Doch als Herr Thomson seine Rede ablegte, fanden sie Ursache, sich ihre eigene schlechte Beurthei lungskraft vorzuwerfen, daß sie einen Menschen verachtet hatten, der dem größten Genie unter ihnen überlegen war. Diese Rede war se erhaben, daß sowohl der Professor als die Studierenden, welche sie halten hörten, darüber er= staunten. Sie war in reimlosen Versen abge faßt, welches aber Hr. Hamilton daran-ausfeste, weil es sich zu dieser Materie nicht schicke. Verschiedne von den Mitgliedern des Collegii, welche ihm den durch diese Rede erlangten Ruhm nicht gönnten, glaubten, er müßte einen gelehr ten Diebstahl begangen haben, und gaben sich daher alle Mühe, ihn zu entdecken. Doch ihr Nachforschen war vergebens, und Hr. Thom fon blieb in dem unverkürzten Besiße seiner Ehre, so lange er sich auf der Universität aufhielt.

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Man weis eigentlich nicht, warum Herr Thomson den Vorsak, in das heilige Prebigtamt zu treten fahren ließ. Vielleicht glaub

te

te er, dieser Stand sey zu strenge, als daß er、 fich mit der Freyheit seiner Neigung vertragen konne; vielleicht fühlte er sich auch selbst und glaubte, daß er sich, in Ansehung seiner Gaben, auf etwas gröffers Rechnung machen könnte, als ein Presbyterianischer Geistlicher zu werden: denn selten pflegt sich ein grosses Genie mit ei ner dunkeln Lebensart, und mit einer jährlichèn Einkunft von sechzig Pfund in dem entfernten Winkel einer schlechten Provinz, zu begnügen, welches doch gewiß das Schicksal des Herrn Thomson gewesen wäre, wenn sich seine Ab sichten nicht über die Sphäre eines Predigers der schettischen Kirche erstreckt hätten.

Nachdem er also alle Gedanken auf den geists lichen Stand aufgegeben hatte, so war er mit mehr Sorgfalt darauf bedacht, sich zu zeigen und fich Gönner zu erwerben, die ihm zu einer vor theilhaften Lebensart behülflich seyn könnten, Weil aber der Theil der Welt, wo er sich jeßo befand, ihm ganz und gar keine Hofnung hier zu machen konnte, so fing er an, sein Augenmerk auf die Hauptstadt zu richten.

Das erste Gedicht des Hrn. Thomsons, welches ihm einiges Ansehen bey dem Publico erwarb, war sein Winter, dessen schon ge dacht worden; doch hatte er auch schon wegen verschiedner andern Stücke, noch ehe er sein Vaterland verließ, den Beyfall deren, welchen sie zu Gesichte gekommen waren, erhalten. Fr

machte

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machte eine Paraphrasin über den 104ten Pfal men, welche er seinen Freunden abzuschreiben er laubte, nachdem sie vorher von dem Hrn. Rickerton war gebilliget worden. Diese Para phrasis kam endlich durch verschiedne Wege in die Hände des Hrn. Auditor Benson, wel cher seine Verwunderung darüber entdeckte, und zugleich sagte, wenn der Verfasser in London wäre, so würde es ihm schwerlich an einer seiner Verdienste würdigen Aufmunterung mangeln. Diese Anmerkung ward dem Hrn. Thomson durch einen Brief mitgetheilt, und machte einen so starken Eindruck bey ihm, daß er seinen Aufenthalt in der Hauptstadt zu nehmen, beschleinigte. Er machte sich alsobald nach Newćastle, wo er zu Schiffe ging, und in Billinsgate anlandete. Als er angekommen war, ließ er seine unmittelbare Sorge sey, den Herrn Mallet, seinen ehemaligen Schulkameraden zu besuchen, welcher jeho in Hannover-Squa re lebte, und zwar als Hofmeister bey dem Her zoge von Montrose und seinem verstorbnen Bruder dem Lord Graham. Ehe er aber in Hannover-Square anlangte, begegnete ihm ein Zufall, der ein wenig lächerlich ist. Er hatte von einem vornehmen Manne in Schottland Empfehlungsschreiben an verschiedne Stan Despersonen in London mitbekommen, die er sehr sorgfältig in fein Schnupftuch eingewickelt hatte. Als er nun durch die Gassen schlenderte,

fonnte

konnte er die Grösse, den Reichthum und die verschiednen Gegenstände, die ihm alle Augenbli cfe in dieser berühmten Hauptstadt vorkamen, nicht genug bewundern. Er blieb oft stehen, und sein Geist war mit diesen Scenen so erfüllt, daß er auf das beschäftigte Gedrenge um sich herum wenig Achtung gab. Als er nun endlich den Weg nach Hannover-Square, in einer zehnmahl längern Zeit, als er ordentlich nöthig gehabt hätte, zurück gelegt hatte, und daselbst ankam, fand er, daß er seine Neugierde habe bezahlen müssen; man hatte ihm nehmlich das Schnupftuch aus dem Schupsacke gezogen, in welches die Briefe eingewickelt waren. Dieser Zufall würde einem, der weniger philofophisch gewesen wäre, als Hr. Thomsom, sehr empfindlich gewesen seyn; doch er lächelte darüber, und brachte hernach oft selbst seine Freude durch bie Erzehlung desselben zum lachen.

Es ist natürlich, daß Hr. Thomson, nach seiner Ankunft in die Stadt, verschiednen von feinen Bekannten das Gedichte auf den Wine ter zeigte. Es bestand Anfangs aus abgerisse nen Stücken und gelegentlichen Beschreibungen, die er auf des Hrn. Mallets Rath her nach in ein Ganzes zusammenbrachte. So vies len Beyfall es nun auch etwa fand, so wollte es ihm doch zu keiner hinlänglichen Empfehlung bey feinem Eintritte in die Welt dienen. Er hatte den Verdruß, es verschiednen Buchhändlern

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vergebens anzubiethen, welche die Schönheit
desselben ohne Zweifel nicht zu beurtheilen ver
mochten, noch sich eines unbekannten Fremdlings
wegen, dessen Name keine Unpreisung seyn, konn
te, in Unkosten sehen wollten. Endlich both
es Hr. Mallet dem Hrn. Millan, jeßi-
gem Buchhändler in Charing-croß an, der es,
auch ohne Umstände übernahm, und drucken
ließ. Eine Zeitlang glaubte Hr. Willan sehr
schlecht gefahren zu seyn; es blieb liegen und nur
sehr wenige Exemplare wurden davon verkauft,
bis endlich die Vortreflichkeit desselben durch ei
nen Zufall entdeckt ward. Ein gewisser Herr
Whatley, ein Mann von einigem Geschmacke
in den Wissenschaften, der aber die Bewunde
rung alles dessen, was ihm gefiel, bis zum En-
thusiasmus übertrieb, warf ungefehr die Augen
darauf; und weil er verschiednes fand, was ihn
vergnügte, so las er es ganz durch und erstaunte
nicht wenig, daß ein solches Gedicht eben so un-
bekannt, als sein Verfasser sey. Er erfuhr von
dem Buchhändler die jezt gedachten Umstände,
und in der Entzückung ging er von einem Kaf-
fehause auf das andre, pofaunte die Schönheis
ten seines Dichters aus, und both alle Leute von
Geschmack auf, eines von den größten Genies,
die jemals erschienen wären, aus seiner Dunkels
heit zu retten. Dieses Verfahren hatte eine sehr
glückliche Wirkung; die ganze Auflage ward in
kurzer Zeit verkauft, und alle, die das Gedichte

lasen,

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