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würde es mir sehr übel stehen, wenn ich den Herrn Crebillon deswegen tadeln wollte. Aber einer andern Kleinigkeit wegen könnte ich ihn vielleicht mit mehrerm Rechte tadeln; deswegen nehmlich, daß er die geographische Wahrscheinlichkeit hin und wieder gar mercklich verlegt habe. Denn man darf nur die Charte von Griechenland vor sich nehmen, so wird man sich gar bald wundern, was Thyest, der von Athen nach Argos schiffen wollte, in dem Euripus zu fuchen gehabt? und wie ihn ein Sturm bis nach Chalcis habe verschlagen können? Man kann wohl die Geschichte åndern; aber die Erdbeschreibung muß man ungeändert lassen. Zwar wie hat Herr Crebillon wohl vermuthen können, daß ein ängstlicher Deutscher seine Wercke so genau betrachten werde? Kein Wort also mehr davon. Man wirft denen, die sich an solche Schwierigkeiten stoffen, nur allzuoft vor, daß sie unfähig wären, wesentlichere Schönheiten zu empfinden. Diesen Vorwurf möchte ich nicht gern zu verdienen scheinen. Ich komme auf den Auszug des Stückes selbst:

Erster Aufzug. Atreus giebt Befehl, daß sich die Flotte fertig halten solle, wieder unter Segel zu gehen. Er bleibt hierauf mit seinem Vertrauten, dem Euristhenes, allein, und entdeckt ihm sein Vorhaben; daß Plisthenes sein Sohn nicht sey, sondern daß er ihn nur Weswegen so lange dafür ausgegeben, um sich

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an den Thyeft, durch die eigne Frucht seiner la sterhaften Liebe, råchen zu können. Diese Scene ist zum Theil eine Nachahmung des zweiten Acts des lateinischen Dichters. In der folgenden er scheint Plisthenes, welchen sein vermeinter Vater, vor sich kommen lassen, um einen Eið von ihm zu nehmen, daß er ihn nach Gefallen an seinem Feinde råchen wollen. Plisthenes ist so unvorsichtig, diesen Eid zu thun, ehe er es noch weis, wer der Feind des Atreus sey. Er hört endlich, daß es Thyest sen, auf welchen diese ganze Zurüstung ziele; er erschrikt und will sein Wort wieder zurük nehmen. Er verspricht zwar, allenfalls der Sieger seines Vetters zu seyn; aber nicht sein Henker. Doch Atreus hålt ihm bey seinem Eide, und geht ab. nes beklagt sich gegen seinen Vertrauten den Theffander, und tröstet sich einzig damit, daß er vor Athen schon den Tod wolle zu finden wisfen. Endlich erklåret er ihm auch seine Liebe gegen die unglückliche Unbekannte, die er nebst ihrem Vater aus den Wellen errettet habe. Sie ist es selbst die diesen Auftritt unterbricht. Theo domia fömmt mit ihrer Vertrauten der Loz nide, und bittet den Prinzen um ein Schif für ihren Vater, weil sie gehört habe, weil sie gehört habe, daß die Flotte noch heut von Euboea abstoffen solle. Prinz betauert, daß er für sich nichts thun dürfe, und verweiset sie an den Atreus, von dem sie die Erfüllung ihres Wunsches um so viel eher er$5

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warten könne, da er sie schon bereits den ersten Tag sehr gnädig empfangen, und ihr allen Beystand versprochen habe. Er spricht ihr hierauf von seiner Liebe, und will verzweifeln, weil er fie vielleicht nie wieder werde zu sehen bekommen. Er erkundiget sich nach ihrem Vaterlande, nach der Ursache ihrer Reise, und fragt sehr galant, ob ihre Reize nur das einzige seyn sollten, was er von ihr kennen dürfe? Theodamie giebt ihm eine kurze Antwort; er sieht, daß sie ihm ein Geheimniß daraus machen wolle; verspricht aber dennoch bey seinem Bater für sie zu sprechen, so nachtheilig es auch seiner Liebe seyn möge. Er geht ab und läßt die beyden Frauenzimmer allein. In dieser Scene nun erfährt es der. Zuhörer wer Theodamie und ihr Vater sind, und erfährt auch zugleich, daß die erstere gegen die Liebe des Plisthenes nicht eben unempfindlich fen. Sie bittet die Götter, den Thyest vor dem Atreus zu verbergen, und hålt es schon für Ungluf genug, daß die Tochter des Thyest den Sohn des Atreus liebe, für welchen sie ihren Prinz nicht anders als noch halten kann. Sie begiebt sich weg, ihrem Vater von der Wirkung ihrer gethanen Bitte, Nachricht zu geben. Zwey ter Aufzug. Thyest und Theodamie er öfnete ihn. Der Vater dringt in seine Tochter, daß sie bey dem Atreus um ein Schiff bitten foll, und alle ihre Einwendungen von der Ge fahr, die daben zu besorgen sey, find, umsonst.

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Er will auf dem Schiffe, wenn er es bekommen sollte, nach Athen wieder zurük gehen, damit ihn die feindliche Flotte nicht verhindere, diesem seinen einzigen Zufluchtsorte mit Rath und Hülfe beyzuspringen. Er sieht seinen Bruder kommen und entfernt sich. Ehe Atreus noch die Theodamie anredet, meldet ihm Alcimedon, einer von den Officieren der Flotte, daß ein von Athen kommendes Schif die Nachricht mitgebracht/daß sich Thyest schon seit einem Monate nicht mehr daselbst aufhalte. Er will den Patron des Schiffes selbst sprechen, und nachdem er Befehl gegeben, ihn herben zu bringen, fragt er die Theodamie, was ihr Begehren sey? Sie trågt ihre Bitte vor, und antwortet ihm auf verschiedene Fragen, die er ihr wegen ihres Unglüks, wegen ihrer Reise, wegen ihres Vaters vorlegt. Endlich erinnert er sich, daß er diesen leztern noch nicht gesehen, und will wissen, warum er sich vor ihm verborgen halte? Die Tochter entschulDiget ihn, mit seinen krånklichen Umstånden; doch dieser Entschuldigung ohngeachtet schickt er einen von seiner Wache ab, und will den unglücklichen Fremdling mit aller Gewalt sehen. Die Wache bringt ihn. Er thut eben die Frage an ihn, die er an seine Tochter gethan hatte; bekömme aber ganz widersprechende Antworten darauf. Endlich erkennt er den Thyeft an der Stimme, und noch mehr, wie er sagt, an den plöglichen Aufwallungen seines Zornes. Thyeft verleugnet

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sich nicht lange, und Atreus will ihn sogleich durch seine Trabanten ermorden lassen, als er sich noch besinnt, daß er dem Plisthenes dieser Mord vorbehalten müßte. Plisthenes erscheint; erfährt, daß der Vater seiner Geliebten Thyest sey, und nimmt sich desselben mit solchem Nachdrucke an, daß Atreus genöthigt ist, seinen Zorn zu verbergen, und sich versöhnt zu stellen. Auf diese erfreuliche Veränderung gehen alle ab; im Abgehen aber giebt Atreus dem Euristhes nes noch Befehl, diejenigen von den Soldaten bey Seite zu bringen, welche dem Plisthenes etwa am meisten ergeben seyn könnten, und sich selbst an diesem Orte wieder bald bey ihm einzufinden. Dritter Aufzug. Atreus- freuet fich, daß er den Thyeft nunmehr in seiner Ge walt habe. Er hat es gemerkt, daß Plisthenes die Theodamie liebe, und ist entschlossen beyde dieser Liebe zu überlassen, von der er es fast nur allein wußte, wie lasterhaft sie sey. Ja diese lasterhafte Liebe soll ihm so gar das Mittel werden, wodurch er den plisthenes desto eher zur Ermordung des Thyeft zu bringen denkt. Er hatte ihn durch den Euristhenes vor sich fordern lassen; er führt ihm seinen gethanen Eid zu Gemüthe und läßt ihm die Wahl, ob er den Thyest sogleich selbst ermorden oder seine Gelieb te vor seinen Augen sterben sehen wolle. Verges bens beruft sich der Prinz auf die geschehene Ausjöhnung, und will lieber selbst sterben, als das

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