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Werkzeug zu einer so unmenschlichen That seyn:
Atreus sieht den Thyest kommen, wiederhohlt
seinen drohenden Befehl nochmals, und läßt ihn
mit ihm allein. Dieser dankt dem Plisthenes
für seine ihm erwiesene Freundschaft, und ver
sichert ihn einer Liebe, die seiner våterlichen Liebe
gegen seine Tochter gleich komme. Pliftbenes
thut desgleichen, und gesteht, gegen den Thyest
eine Zuneigung zu fühlen, die sein Herz mit ganz
unbekannten Regungen erfülle. Er giebt ihm
von weiten alle das Unglück zu verstehen, das
über seinem Haupte hånge, und giebt ihm eben
den Rath zu fliehen, als Atreus wieder herein
tritt. Er sagt ihm mit wenig Worten, daß er
feinen Ungehorsam schon zu bestrafen wissen wolle,
und schickt ihn fort. Thyest erstaunt über diese
Drohungen, wird aber auf eine gebietherische.
Art von seinem Bruder erinnert, daß er sich des-
wegen zufrieden stellen solle, weil sie nichts beträf-
fen, was ihn angehen könne. Sobald Atreus
allein ist, läßt er seinen Verdruß über die verzö-
gerte Rache aus, und entschließt sich, den Thyest
zwar leben zu lassen, aber ihn sonst auf eine weit
schreklichere Art zu strafen. Vierter Aufzug.
Plisthenes erscheint, mit seinem Vertrauten,
voller Wuth, nachdem er alle Anstalten zu einer
plößlichen Flucht nehmen lassen. Er kann weder
den Thyeft noch die Theodamie finden, und
ist besonders wegen der leßtern in der grausamsten
Unruhe, als er sie zitternd und weinend auf sich

zu

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zu kommen sieht. Sie sagt ihm, daß sie wegen ihres Vaters in den aussersten Sorgen sey, welcher wie rasend in dem Pallaste herum irre, u. dem Atreus den Dolch in das Herz stossen wolle, weil er gewiß glaube, daß der Tyrann sowohl seinen als des Plisthenes Tod geschworen habe. Der Prink will ihn aufsuchen, aber Thyest erscheinet selbst, und erfreut sich, daß seine Furcht, vergebens gewesen, in der er den Plisthenes schon für er mordet gehalten. Dieser dringt mit aller Ge walt in ihn, sich sogleich auf die Flucht zu machen, und will ihm seinen Vertrauten mitgeben, welcher ihn bis in den Hafen bringen solle. Doch Thyest hält es für seiner Ehre unanständig,sich zu retten, und denjenigen,dem er diese Rettung würde zu danken haben, der größten Gefahr seinetwegen ausgeseht zu wissen. Während diesem großmů. thigen Weigern kömmt Atreus dazu. Et fieht ihre Bestürzung, und nimt von derselben Gelegenheit, auf einmal sich als eine ganz verånderte Person zu zeigen. Er sagt, der Himmel habe sein Herz verändert, und alle Rache daraus vertilget; und damit er seinen Bruder von der Aufrichtigkeit dieses Bekenntnisses überzeugen möge, entdeckt er, wer Plisthenes sey, und zu was für einer grausamen That er ihn bestimmt gehabt habe. Die Erkennung ist rührend, und Plisthenes sieht mit Entseßen auf die Laster zurück, in die ihn sein grausames Schicksal beynahe gestürzt hätte. Fast wäre er ein Vater

mörder

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mörder und ein Blutschänder geworden! Doch Atreus will dieses, daß er den Thyest seinen Sohn wiederschenkt, nicht die einzige Versiche rung seiner völligen Ausjöhnung seyn lassen; sonDern erbietet sich auch, mit seinem Bruder aus dem våterlichen Becher zu trinken, welcher für die Söhne des Tantalus eben das sey, was den Göttern der Schwur bey dem Styr zu seyn pflege. Thyest nimmt dieses Erbieten an, und es gehen alle mit einem Scheine von Zufriedenheit ab; nur Plisthenes behält Verdacht, und giebt seinem Vertrauten Befehl, die Schiffe im Hafen noch immer in Bereitschafft zu halten. Fünfter Aufzug. Auch zu Anfange dieses Aufzuges kämpfet er noch mit schrecklichen Ahndungen. Thessander will ihn beruhigen, und råth ihm, nicht zu entfliehen, weil diese Flucht den Atreus aufs neue aufbringen möchte, welcher sich jezt gegen den Thyest ganz ausneh mend freundschaftlich bezeige, und ein prächtiges Fest ihm zu Ehren anstellen lasse. Doch dem ohngeachtet hört Plisthenes nicht auf, zu fürch ten, und schickt den Theffander fort, die Theodamie abzuholen, und sich mit ihr nach den Hafen zu begeben. Er selbst will den Thyest in gleicher Absicht aufsuchen, und eben fortgehen, als Atreus mit seiner Wache herein tritt, und ihm aus der vorgesehten Flucht, die er erfahren habe, ein Verbrechen macht, unter dessen Vorwande er ihm zum Tode verdammt. Plisthe

Plisthenes entschuldiget sich nur wenig, und ist bloß für seinen Vater und seine Schwester besorgt, von welchen er versichert, daß sie keinen Antheil an seiner Veranstaltung zur Flucht ge= habt hätten. Er bittet für sie; doch der Tyrann läßt ihn von der Wache fortschleppen, um ihn in der schmerzlichsten Ungewißheit von dem Schickfale dieser geliebten Person hinrichten zu lassen. Nunmehr frohlocket Atreus vor sich selbst, und kißelt sich im voraus mit der Rache, die er durch das Blut des Sohnes gegen den Vater ausüben wolle. Beynahe erschrickt er zwar selbst, über feinen grausamen Anschlag; doch er erinnert sich gar bald wieder, daß er Atreus sey, und den Thyeft, wenner ihn ftrafen wolle, nicht anders als auf eine unerhörte Art strafen müsse. Der unglückliche Bruder erscheint mit einem Gesichte, auf welchem sich Furcht und Traurigkeit zeigen. Er bittet, um wieder ruhig zu werden, daß man seine Kinder zu ihm lasse, und Atreus hält ihn so lange mit zweydeutigen Tröstungen auf, bis der väterliche Becher herben gebracht wird. Thyest ergreift ihn, und will ihn an den Mund bringen, als er das Blut barinne gewahr wird. Er erschrickt; seine Tochter kommt dazu und meldet den Tod ihres Bruders; er merkt, daß es das Blut seines Sohnes sen, und bricht gegen den Atreus in Vorwürfe und Verwünschungen aus. Er verlangt nicht länger zu leben; doch eben darum,

weil ihm das Leben nunmehr zur last sey, will es ihm der Tyrann laffen. Doch Chyest ver -schmähet diese grausame Gnade, und ersticht sich selbst. Sterbend beruhiget er noch seine Toch ter, und läßt sie auf die Rache des Himmels hoffen. Atreus geht mit seiner Bosheit zufrieden ab, und das Stük schließt Ich habe diesen troknen Auszug nicht in der Absicht vorgelegt, den Werth des Dichters daraus zu be stimmen; ich würde sonst eben so thörigt seyn, als derienige, welcher nach einem Skelet die vol lige Schönheit beurtheilen wollte, welche der ganze Körper könne gehabt haben.

Wie man aber doch aus dem Skeler wenigstens auf etwas schliessen kann, nehmlich auf den regelmäs figen Bau der Glieder; so wird auch mein Ause zug wenigstens darzu nüßen können, daß man ohngefehr die Art und Weise sieht, mit welcher ein neuer Dichter einen so alten und von den Sit ten unfrer Zeit so abweichenden Stof, habe bearbeiten können. Nach meinem Urtheile kann man dem Hrn. Crebillon wohl weiter nichts vorwerfen, als daß er seinen Atreus und Thyest ein wenig gar zu neumodisch gemacht; daß er die Haupthandlung mit einer unnöthigen Episode, und zwar mit einer verliebten Episode, geschwächt, und das Ganze durch die Einführung so vieler Vertrauten, welches immer nichts anders als fehr frostige Personen sind, die bloß die Mono logen müssen vermeiden helfen, matt gemacht habe.

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