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VIII.

Des Hrn. Ludewig Riccoboni

Geschichte

ber

italianischen Schaubühne.

*

Nachricht von dem Verfasser. udewig Riccoboni war ein Modeneser von Geburt, welche ohngefehr in die Jahre 1682 oder 83 fällt. Er mochte aus einer ganz guten Familie seyn, weil er selbst, an einem Orte seiner Schriften, den Antonius Riccoboni, einen Professor zu Padua, aus der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, für einen seiner Vorfahren wahrscheinlicher Weise hält. Er mußte aber sehr jung diejenige Lebensart ergriffen haben, in welcher er sich hernach auf eine doppelte Art sehr rühmlich hervorthat. Denn schon in seinem zren und zwanzigsten Jahre, wie man es weiter unten aus seinem eignen Munde hören wird, war er das Haupt einer Gesellschaft von Schau, spielern, die in den Städten der Lombarder und besonders zu Venedig mit vielem Beyfalle spielte. Er gab sich ganzer zehn Jahr lang in seinem 34 Vater

Vaterlande sehr viel Mühe, die Bühne aus ih. rem damaligen Verfalle wieder in die Höhe zu bringen, und sie besonders von dem unregelmäßigen Wuste zu reinigen, welcher damals auf derselben herrschte. Doch weil ihm diese Bes mühungen 'so glücklich nicht ausschlagen wollten, als sie es wohl verdient hätten, ward er es überbrüßig, unter einem Volke nur Undank da. mit zu verdienen, dessen, Hauptgeschmack auf nichts als Poffen ging. Er nahm also den Vorschlag an, den man ihm damals that; nehm lich eine Gesellschaft italiänischer Schauspieler für den König von Frankreich zusammen zu bringen, und mit derselben nach Paris zu gehen. Er langte daselbst im May 1716 an. Sein Theatername, unter welchem er sich bekannt machte, war Lelio. Als Acteur fällte man das Urtheil von ihm, daß ihm zwar das Anmuthige und Reißende fehle, daß sich aber sein finfres Ansehen vollkommen wohl schicke, traurige und übertriebene Leidenschaften auszudrücken, die auch in der That niemand besser und wahrschein licher vorgestellt habe, als er. Er blieb auf dem italianischen Theater zu Paris bis 1729, in welchem Jahre er dasselbe mit seiner Frau und feinem Sohne, verließ, und eine Haushofmeister. stelle bey dem Herzoge von Parma annahm. Nach dem Tode dieses Herzogs kam er zwar wieder nach Paris, nicht aber wieder auf das Theater, von welchem er für sich und seine Frau

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eine doppelte Pension, jede von 1000 Livres, beybehalten hatte. Er starb den 6ten December 1753. Als einen Theatralischen Schriftsteller hatte er sich schon bekannt gemacht, ehe er aus. feinem Vaterlande ging; doch hat er seine vornehmsten Werke in Frankreich, und zwar auch französisch, geschrieben. Unter die erstern, die er italianisch abgefaßt, gehören verschiedne Lustspiele, und ein Gedicht über die Kunst zu declamiren, welches den Titel l'Arte representativa führet. Auch hat er eine Sammlung alter italiänischer Stücke besorgt, welche er für geschickt hielt, den Ausländern eine bessere Meinung von der eigentlichen dramatischen Poesie seiner Landsleute berzubringen. Diejenigen Lustspiele, wel the er in Paris für das italianische Theater machte, find weder ganz welsch, noch ganz französisch, fondern die Scenen find aus beyden Sprachen vermengt. Dergleichen sind seine Pere partial, feine Diana & Endymion und fein Italien marié à Paris, welche Stücke er ganz allein, so wie fol gende, la Defolation des deux Comedies; le Procès des Theatres, und la Foire renaiffante, in Gesellschaft mit dem Hrn. Dominique verfertiget hat. Diejenigen Werke aber, die er ganz französisch geschrieben hat, und die man ohne Zweifel für seine beträchtlichsten halten muß, find seine Hiftoire du Theatre Italien, und seine Reflexions hiftoriques & critiques fur les differens Theatres de l'Europe. Die erstere bestehet

aus zwey Theilen in groß Octav, deren erster 1727 und der zweyte 1731 zu Paris an das Licht getreten find. Jener enthält die Geschichte des italianischen Theaters, wovon nachstehendes eine Uebersehung ist; ein Verzeichniß aller welschen Komödien und Tragödien, und eine Abhandlung über das Trauerspiel der Neuern, Dieser bestehet aus Auszügen aus fünf der besten italiänischen Tragódien, und eben so vielen Komödien, welchen noch ein Brief des Rousseau an den Verfasser, nebst der Antwort vorgeseßet, und die in Kupfer gestochenen Charaktere der welschen Bühne, nebst einer Erklärung, beygefügt worden. Die Reflexions des Hrn. Riccoboni kamen das erstemal 1738 heraus, und betreffen die italianische, die spanische, die französische, die englische, die holländische und die deutsche Bühne. Am Ende hat der Verfasser noch Pensées fur la Declamation hinzugethan, welche man aber nicht mit dem oben angeführten Gedichte vermengen muß.

Ich verspare es auf ein andèrmal von diesem oder jenem genannter Auffäße nähere Nachricht zu geben, wie man denn auch seiner Frau und feines Sohnes, welche beyde noch leben, bey einer andern Gelegenheit soll gedacht finder.

Erstes

Erstes Hauptstück.

Von dem Verfalle der lateinischen Romödie, und von dem, was uns von derselben übrig geblieben ist.

R

om,

welches vor den Kaysern die Künste und Wissenschaften auf den höchsten Grad getrieben hatte, that sich in der Pracht der Schauspiele und öffentlichen Ergöhlichkeiten, bie es dem Volke gab, nicht minder hervor.

Die Circi, die Theater und Umphitheater, wovon noch einige Spuren auf uns gekommen find, können uns nicht ohne Bewunderung dn die Pracht und an den Geschmack der Römer Denken lassen. Ich will hier bloß von dem reden, was zu der Sache, die ich mir abzuhandeln vor. genommen, näher gehöret..

Es ist ausgemacht, daß die Stücke, welche auf dem Theater aufgeführet wurden, von dreyerley Art waren. Die Tragödie, die ordentliche Komödie, und diejenige Komödie, welche von den Mimen und Pantomimen gespielt wurde. Ich mache aus dieser leztern nur eine Art, ungeachtet das Spiel der Mimen von dem Spiele der Pantomimen eben so wohl unterschieden war, als die besondern Unterabtheilungen der Komödie, die Togata, die Palliata, die Tabernaria und Attellana, von einander unterschieden sind, und gleichwohl insgesamt unter dem allgemeinen Namen der Komödie begriffen werden.

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