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Die lateinische Komödie nahm mit dem ròmischen Reiche ihr Ende; wenigstens hatte sie nur noch eine sehr kurze darauf folgende Zeit einen etwannigen Bestand.

Der heilige Hieronymus, Auguftinus, Tertullianus, Lactantius und andre Våter der Kirche, wandten alle ihre Kråste an, ein Schauspiel zu unterdrücken, welches unserer Religion gerade zuwider war. Die Komödie war damals eine Art von Verehrung der falschen Götter, und so zu reden ein Opfer. Dieser Gebrauch nun mußte nothwendig abgeschaft werden, um die Gemüther auf eine andre Seite zu lenken, und sie zu lehren, wie sie dem wahren Gott auf eine ganz andre Art dienen sollten Die Ermahnungen und Verweise der heiligen Våter hatten ihre Wirkung. Die lateinische Komödie verfiel immer mehr und mehr, und end, lich machten ihr der Untergang des römischen Reichs und der Einfall der Barbaren, den Garaus.

Wie die Bühne in Italien, von den Zeiten dieser Veränderungen bis auf die Zeiten Carls des Groffen, beschaffen gewesen, davon ist kein einiges Denkmahl auf uns gekommen. Man weis, wieviel kostbare Handschriften vor Erfin dung der Buchdruckeren verlohren gegangen; und es ist daher nicht zu verwundern, daß keine von denjenigen übrig geblieben ist, die uns von dem, was auf den italiänischen Theatern vorging, Håtten

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håtten Nachricht geben können. Gleichwohl kann man mit Grunde vermuthen, daß von allen Schauspielen, welche bey den Römern bekannt waren, sich diejenigen, mitten unter der Barbar rey der auf den Verfall des Reichs folgenden. Jahrhunderte, am långsten werden erhalten ha ben, welche des Beystandes der schönen Wissenschaften am wenigsten bedurften. Und dieses waren die Spiele der Mimen und Pantomimen, ferner die Spiele der Seiltänzer auf den öffentlichen Märkten, und die Bacchanalien, deren Andenken Italien noch bis jezt zu der Zeit des Carnevals erneuert. Sollte es also wohl zu verwundern seyn, wenn diese Schauspiele noch einige von den Kleidungen und Spielen der alten Mimen und Pantomimen, von welchen wir keine Kenntniß mehr haben, auf uns gebracht. håtten?

Wenn man heut zu Tage die Kleidung des Harlequins, als eine neue Erfindung untersuchen wollte, so würde uns derjenige, der sie erdacht hat, der abgeschmackteste Mensch von der Welt zu seyn scheinen. Die Kleidung des Harlequins ist ́niemals Mode, und nirgends einer Nation eigen gewesen. Stückchen von rothen, blauen, gelben und grünen Tuche, welche dreyeckicht geschnitten, und nach der Form eines Wamstes zusammen genåhet sind; ein kleiner Hut, welcher den geschornen Kopf kaum bedeckt; kleine Schlürfen ohne Abfäße und eine schwarze Larve,

welche

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welche keine Augen hat, sondern bloß zwey kleine Löcher zum Durchsehen: was für eine nårrische Erfindung!

Gleichwohl glaube ich über diese Kleidung gewisse Muthmassungen zu haben, die man ge gründet finden wird. Ich meine nehmlich, daß ich Ursache habe, die Kleidung des Harles quins für die Kleidung derjenigen Mimen zu halten, welche mit geschornem Kopfe gingen, und die man Planipedes nannte. Ich werde in meiner Vermuthung durch folgende Stelle des Apulejus (*) bestärkt: Quid enim fi choragium thimelicum poffiderem? num ex eo argumentarere etiam uti me confueffe Tragædi Syrmate, Hiftrionis crocota, Mimi cenrunculo?

In dem einzigen Worte Mimi centunculo ist die Kleidung des Harlequins ausgedrückt.

Es kommen noch einige andere Umstände bey der Kleidung des Harlequins vor, welche beweisen, daß er seinen Ursprung von den Kleis" dern der Mimen haben müsse. Zum Erempel seine Larve stellet uns jene alte Mimen vor, fuligine faciem obductos.

Die Gewohnheit mit geschornem Kopfe zu gehen kömmt daher, weil Sanniones Mimum agebant rafis capitibus. (**)

(*) Apulejus in seiner Schußschrift.
(**) Voff. Inft. Peet. 1. H. §. 4. cap. XXXI.

Und

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Und damit ganz und gar nichts fehle, fo wollen wir noch diese Stelle betrachten: (*) Planipes græce dicitur Mimus, ideo autem latine Planipes, quod actores planis pedibus, id eft nudi Profcenium introirent. Ist der untere Anzug des Harlequins nicht hiedurch angezeigt? Seine Füsse sind bloß mit Leder umwickelt und ohne Abfäße. Vom Kopf an bis auf die Füsse ist also die Kleidung des Harlequins nichts anders als die Kleidung der Mimen bey den Lateinern.

Zweytes Hauptstück.

Von der Bedeutung des Worts Zanni und dem Ursprung, der lateinischen Romödie.

Ich glaube von der Kleidung des Harlequins genung gesagt, oder eigentlich hinlänglich bewiesen zu haben, daß die Kleidung der Mimen niemals in Italien verlohren gegangen. Nun wird es nöthig seyn, zu untersuchen, ob der Charakter unsers Harlequins mit dem Charakter der *Mimen übereinkömmt.

Ich schmeichle mir, zeigen zu können, daß beyde einander nicht bloß ähnlich, sondern ganz und gar gleich und folglich eben dieselben sind. Und dieses wird meine Meinung um so vielmehr bestärcken.

(*) Diomed. Lib. I.

Den

Den Harlequin und den Scapin nennt man in Italien Zanni. Kein einziger guter italià nischer Schriftsteller hat sie anders genennet.

In dem Wörterbuche der Crusca heisset es: Zannata, cofa da Zanni, cofa frivola. Tacito del Davanfati. Und weiter 450. Mattaçini o Zanni &c. che come gli antichi Ofci e Atellani ancora oggi con goffiffima lingua Bergamasca o Norcina &c. fanno l'arte del far ridere. Canti Carnafcialefchi. E Zanni tutti fiamo Und ander.

Recitatori eccellenti e perfetti. wårts: Digrazia udire un pò che ciarleria infieme fanno que valenti Žanni. Demetrio Falero volgarizato da Pier Segni Academico della Crufca: ma tali cofe hanno piu del Zanni.

Ich habe untersucht, woher der Name Zanni seinen Ursprung haben könne, und ich glaube, baß die Veränderung des ersten Buchstabens die ganze Schwierigkeit dabey macht. Wir sehen, daß sich unsere Vorfahren sehr oft an statt des S des Z bedient haben. Man sagt Zmirne für Smirne, Alle Schriftsteller der italianischen Sprache, und selbst die angesehensten, haben Zambuco für Sambuco, Zampogna für Sampogna, Zanna für Sanna und so weiter gefagt.

Ich glaube also, wenn man an statt Zanni, Sanni fagte, so würde man nicht im geringsten mehr anstossen. Sanna, fannæ heißt in der lateinischen Sprache eine Spötterey, eine beis› fende Scherzrede; und fannio, fannionis ein Spotter, ein Lustigmacher.

Wenn

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