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Wenn man also den Harlequin und den Scapin Sanni nennte, so würde man gar leicht einsehen, was dieses Wort sagen wolle, weil Sannio nichts anders als einen Lustigmacher bedeutet. Und dieses ist auch in der That der Charakter dieser beyden Schauspieler, welche in unserer Komödie ausdrücklich dazu bestimmt. sind, daß sie Lachen erregen sollen. Auch der Charakter der Mimen war nichts anders, welches durch folgende Stelle des Cicero bekräftiget wird: (*) Quid enim poteft tam ridiculum quam Sannio effe? qui ore, vultu, imitandis motibus, voce, denique corpore ridetur ipfo. Es ist gewiß kein Mensch, der in diesen Worten unfern Harlequin nicht nach dem Leben geschildert finden sollte. Herr Menage hat in seinem etymologischen Wörterbuche Anfangs sehr gute Gedanken gehabt; hernach aber hat er seine Meinung geändert, und sehr Unrecht daran gethan.

Er sagt, dieser italiånische Name komme von dem barbarogriechischen Worte Zannos her. Er bestärkt sich in seiner Vermuthung durch das Ansehen des Salmafius, und führt eine Stelle aus dem Tonius Marcellus an, die ich gleich falls anführen will. Hier ist sie: Sanniones dicuntur a Sannis qui funt in dictis fatui, &in mori bus & in fchemis, quos moros vocant Græci; unb

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(*) Cicero lib. H. n. 61. de Oratore.

und hierauf fügt er noch den halben Vers aus dem Terenz hinzu: (*) Solus Sannio fervat domi. Ich will über diese Anführung aus dem Terenz eine kleine Anmerkung machen; und wenn ich mich nicht irre, so kann sie nur in einer etwas entfernten Bedeutung zu unserer Sache dienen. Solus Sannio fervat domi. Sannio ist der eigenthümliche Name eines Knechts in dieser Komödie, und in soweit kann er uns zu nichts dienen; aber nach der Bedeutung des Worts kann er uns sehr viel dienen. Wenn Sannio einen spaßhaften, drolligten, komischen Menschen bedeutet, so ist es gleich das, wir suchen: und er kan auch in der That nach der Stelle des Cicero unmöglich etwas anders bedeuten.

was

Sowohl in Franckreich als in Italien charakterisirt man gleichfalls die Personen durch ihre Namen; zum Erempel le Divertiffant, le Plaifantin, und in Italien il Traftullo, welche alle, in dem einem Lande sowohl als in dem andern, die Lustigmacher der niedrigen Komödie find. Nachdem Herr Menage verschiedene Stellen aus griechischen Verfassern, die aber in weit neuern Zeiten gelebt haben, angeführet, und welche Stellen ich deswegen hier nicht wieder anführen will, weil ich kein Griechisch verstehes so führt er auch die Stelle aus dem Nonius Marcellus und aus dem Cicero

(*) Terentius in Evnucho.

an,

an, die ich eben angeführt habe. Kann man nunmehr noch einen Augenblick zweifeln, daß Zanni von Sannio komme? Auch Voßius berechtiget uns, es zu glauben. (*)

Diefem ohngeachtet hat Herr Menage seine Meinung geändert, und zwar zu Folge eines Briefes des Herrn Carlo Dati, eines berühm ten Mitgliedes der Crusca, welcher seiner Meis nung nicht war, sondern den Namen Zanni eine ganz andere Ableitung gab. Herr Menage hat seine Höflichkeit gegen die Italiàåner allzuweit getrieben; ich weiß, daß er mit den Gelehrten in Italien in einem grossen Briefwechsel stand; ich weiß auch, daß er ihnen viele Verbindlichkeit hatte, weil er durch die Bentråge der gelehrtesten damals lebenden Mitglieder der Crusca, alle seine Werke, die er über diese Sprache geschrieben hatte, vollkommen machte, Theils in Ansehung der Uebersehung einiger der schönsten Stücke unserer Poeten, Theils in Unse hung seines Buchs von dem Ursprunge der ita Kiänischen Sprache: aber mußte er deswegen die Schmeichelen bis zur Verleugnung der Wahr heit und seiner Meinung treiben? Ich für mein Theil bin völlig überzeugt, daß sich Herr Carlo Datti in der Abstammung des Worts Zanni betrogen

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(*) Voffius Inftitutione Poetica lib. II. cap. 32. §. 4° Sanniones inimum agebant rafis capitibus & cap. 3 I. §. 6. fub fine, aliqua modulati fannionum inftar obvi um queinque atque id ftantes irridebant.

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betrogen habe. Ich will den ganzen italianischen Brief des Herrn Dati, so wie ihn Menage angeführt hat, aus zwey Ursachen nicht anfüh ren; erstlich weil es für diejenigen unnöthig seyn. würde, welche das etymologische Wörterbuch des Menage kennen, und zum andern, weil ich diejenigen verdrüßlich machen würde, welche kein italianisch verstehen. Jch will blos die Meinung des italianischen Verfassers und die Gründe herausziehen, durch die er zeigen will, daß Zanni weder von dem griechischen Zannos, noch von dem lateinischen Sannio herkomme.

Herr Dati behauptet Zanni bedeute nichts anders als Gioanni, weil man in der Toscanischen Sprache dieses Wort durch Gianni ver. kürzt ausspreche. Er sagt, es wären die Longobarden gewesen, welche den Namen Gianni in Zanni verändert hatten, weil sie in ihrer verworrenen Sprache anstatt Gian Carlo, Giam Piero, zu sagen pflegten Zancarlo, Zampiero. Wenn diese Verstümmlung von den Longobarden gekommen wåre, so würden die Florentinischen Poeten, und die guten Mitglieder der Crusca die Barbaren eines so lächerlichen Longobardischen Worts wohl nicht angenommen haben. Ist es wohl wahrscheinlich, daß Bernardo Davanzeti, Pier Segni und die Canti Carnafcialefchi, die ich zu Anfange dieses Hauptstucks angezogen habe, Zanni an statt Gianni würden gesezt haben? Ich kenne die Akademie

zu Florenz aus allen Werken, die uns die Denkungsart der Herren Florentiner in solchen Din gen lehren können.

Wir wissen, was sie von dem Grafen Bal dassar Castiglioni geurtheilt haben, welcher in dem Briefe und in dem ersten Buche seines Hofmannes von sich gesagt hatte, er habe in Lingua commune Italiana und nicht in Lingua Toscana geschrieben.

Auch kennet man die Schriften, welche die Glieder der Crusca ben Gelegenheit des Streits über den Gesang des Annibal Caro: Venite à l'ombra de bei Gigli d'oro &c. wieder den Castelvetro ausgefertiget, und worinnen Tasso felbst, nebst noch vielen andern, nicht verschont geblieben.

Alle diese Schriften der Florentinischen Aka demie hatten keine andere Absicht, als die Florentinische Sprache fest zu erhalten, und gewisse Lombardische Worte davon auszuschliessen, welche durch ganz Italien im Gebrauch find.

Wie hat nun Herr Menage, welcher dieses alles nothwendig wissen mußte, und auch alle diese Werke gelesen hatte, weil sie ihm bey seiner Arbeit über die Italiänische Sprache unentbehrlich waren, sich überreden können, daß die Glieder der Crusca ein von beyden Lombar. deyen so verderbtes Wort angenommen håtten?

Bernardo Davanzati sagt in der eben an geführten Stelle, daß gli Zanni Schauspieler R 3

wären,

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