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Jugend gewesen sey, denn er gelangte gar bald zu wichtigen Bedienungen, welche ihm keine Zeit übrig liessen, sich mit solchen Beschäftigungen abzugeben. Ich vermuthe also, daß er diese Komödie, zum spätesten, gegen das Jahr 1490 geschrieben habe, zu welcher Zeit er Secre tair des Laurentius de Medicis war, der ihm die Aufsicht über den jungen Kardinal Johann de Medicis, seinen Sohn, aufgetragen hatte. Inbem uns der Kardinal Bibiena, in dem Vorredner zu seinem Stücke, die Ursachen anzeigt, derenwegen er es in Prose geschrieben, so sagt er zugleich deutlich, daß es vor ihm verschiedene Komödien gegeben habe, welche in italiånischen Versen, oder auch wohl gar in lateinischen, geschrieben gewesen. Ein gleiches lehrt uns auch das Verzeichniß des Allatius, und gleichwohl giebt man der Calandra die Ehre, sie die erste von unsern Komödien zu nennen. Alle übrigen, die in dem vierzehnten und funfzehnten Jahrhunderte geschrieben sind, werden von einigen italianischen Schriftstellern in die Klasse der Possenspiele geseht. Ich weiß nicht, ob sie Recht haben.

Seit 1300 bis 1500. gewann die italianische Sprache eine schönere Gestalt. Dantes fing an, und Petrarcha, Boccacio und andere gaben ihr eine weit grössere Vollkommenheit. Zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts bes ehrten verschiedene grosse Männer Italien mit £3

einer

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einter Menge von Werken; und die, welche für das Theater gemacht wurden, glänzten ungemein. Die Calandra del Cardinal Bibiena wird als die erste Komödie angeführt.

Kurze Zeit nach dem Abdrucke der Calans dra erschienen die vier Komödien des Ariost, die er Anfangs in Prose schrieb, hernachmals aber in Verse brachte. Was die Scholastica anbelangt, welches seine fünfte ist, so verfertigte er fie gleich Anfangs in Versen, allein er hinterließ sie unvollkommen, und nach seinem Tode brachte sie sein Bruder zu Stande.

Zu eben der Zeit gab Gio Giorgio Trisfino fein Lustspiel i Similimi heraus, welches in Bersen abgefaßt ist. Diesen zwen geschickten Männern folgte eine grosse Anzahl von Dichtern, welche vortrefliche Komödien, Theils in Profa, Theils in Versen, verfertigten, und von welchen man mein Verzeichniß nachsehen kann. *

Man muß hierbey anmerken, daß obgleich vers schiedner dieser Komödien in Prosa geschrieben find, sie dem ohngeachtet doch hochgeachtet werden.

Die Stücke des Firenzuola, des Salvias ti, des Domenichi, des Lorenzino de Mes dici

*) Ich will aus diesem Verzeichnisse, welches in eben diesem Theile der Geschichte der italianischen Büh ne vorkommt, ein andermal die vornehmsten anführen. Uber.

dici, des Ambra, und verschiedne andere, wer den als klaßische Schriften wegen der Reinigkeit ber Sprache betrachtet.

Alle diese Schriftsteller, und eine grosse Anzahl andrer, welche gute Lustspiele verfertiget haben, haben alles, was uns die Lateiner hinterlassen, entweder in die italiänische Sprache überseht, ober doch nachgeahmt, und dadurch genugsam gezeigt, daß die Söhne die Runft ihrer Våter gar nicht vergessen hatten, wie es sich Herr d'Aubignac eingebildet hat.

Eben so verhält es sich mit der Tragödie. Trißino gab zuerst seine Sophonisbe, und zu eben der Zeit Ruccelai seine Rosmonda heraus.

Man kann es nicht ohne Erstaunen bemerken wie vollkommen die dramatischen Gedichte der Italiåner gleich von ihrer ersten Geburt an, was ren. Es ist wahr, die Beyspiele der Griechen und Lateiner bewahrten sie vor den Fehltritten, die sie in ihren ersten Versuchen hätten begehen können.

Alle, die auf den Trißino und Ruccelai gefolgt sind, haben sich es niemals in den Sinn konimen lassen, Tragödien in Prosa oder in trey Aufzügen zu verfertigen, in welchen das Erha bene und Possenhafte vermischt wäre, wie Herr d'Aubignac fagt; sondern lauter Tragödien £ 4

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in Verfen und fünf Aufzügen, und zwar fast alle mit Chören.

Alle diese Tragödien folgen den vorgeschriebenen Regeln so genau, daß man ihren Verfassern fast verwerfen sollte, sie hätten sich allzusklavisch daran gebunden, und die griechischen Originale allzu buchstäblich nachgeahmet. Daher ist es auch gekommen, daß man die ohngefehr von 1500 bis 1600 verfertigten Tragödien in Italien für allzu grausam gehalten, und kein Vergnügen baran gefunden hat. Endlich machte das allzuweit getriebne Schreckliche den Italiånern ein folches Schauspiel eckel; denn die Poeten begnüg ten sich nicht damit, daß sie die Söhne ihre Mütter, und die Våter ihre Kinder umbringen Lieffen; die Urnen, worinne die Glieder dieser ermordeten Kinder aufbehalten waren, wurden so gar auf die Scene gebracht, aus welchen man Stück vor Stück alles heraus zog, ume die Zu schauer sehen zu lassen.

Die italianische Tragödie hätte sich sehr leicht. in diefem Stücke bessern können, so wie es bey andern Nationen geschehen ist; allein es wurde ihr die Zeit dazu nicht gelassen; ste fiel nicht allein aus eben dieser Ursache, sondern sie verschwand auch ganz und gar bey dem Verfalle der schönen Wissenschaften in Italien.

Fünftes

Fünftes Hauptstück.

Was für eine Art von Romödien bey den Schauspielern zu Anfange des sechs zehnten Jahrhunderts im Gebrauche war. Verfall der schönen Wissenschafs ten in Italien. Verschlimmerung der guten Tragödie und guten Romödie.

Obgleich die regelmäßige Komödie seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts in Italien wieder zum Vorscheine zu kommen angefangen hatte; so gaben dennoch diejenigen, welche die Profeßion der Schauspieler trieben, ihre alten Stücke deswegen nicht auf, sondern fuhren fort, aus dem Stegreife zu spielen. Ich habe die Beweise hiervon in meiner Sammlung an den, Theils gedruckten, Theils geschriebenen Entwür fen solcher Stücke. Allein seit dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts, als es Italien allen Nationen in den schönen Wissenschaften zuvorthat, stiftete die Nacheiferung und der Geschmack an den Wissenschaften verschiedne ge lehrte Gesellschaften, und viele von den Gliedern derselben versuchten, es sey nun zum Zeitvertreibe, oder in der Absicht das Publicum an eine regels mäßigere Art von Schauspielen zu gewöhnen, die geschriebnen Komödien der besten Schriftsteller, so wie sie nach und nach zum Vorschein kamen, aufzuführen. Die gemeinen Komödian

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