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ten aber nahmen sich wohl in Ucht, ein gleiches zu wagen, und sie würden auch gewiß Mühe und Zeit dabey verlohren haben.

Flaminio Scala, genannt Flavio, welches ein berühmter Komödiant und das Haupt einer Bande war, spielte keine andre Komödien, als die, welche vor ihm beständig auf dem Theater gewesen waren; nehmlich Fabeln aus dem Stegreife mit unserm Harlequin; und dieses zwar zu einer Zeit, da die Mitglieder der Akademien die regelmäßigen Komödien aufführten, welche in Italien seit einem Jahrhunderte zum Vorschein gekommen waren. Eben dieser Flaminio Scala ließ im Jahr 1611 sein Theater drucken, worinne er, ohne alle Abwechslung der Reden, bloffe Entwürfe von seinen Stücken giebt, die zwar nicht so gar kurz sind, als diejenigen, die wir noch brauchen, und hinter den Scenen, wäh rend dem Stücke, zur Nachricht für die spielenden Personen, anschlagen, aber auch nicht so weits läuftig, daß man sich den geringsten Begrif von dem Gespräche daraus machen könne. Sie merken bloß und allein das an, was der Schauspieler auf der Scene zu thun hat, die Handlung auf die es ankommt, und weiter nichts.

Flaminio Scala war der erste, welcher Ents würfe zu Komödien verfertigte und sie drucken ließ. Die Einrichtung seiner Fabeln ist sehr schwach, und ich wollte fast sagen, schlecht; überhaupt aber ist der größte Theil derselben årger

lich.

Da ihn aber dennoch das Verdienst der Erfindung gehörte, so erwarb er sich auch die Lobsprüche der besten Poeten seiner Zeit, deren. Sonnete vor seinem Buch befindlich sind, und die diesen Verfaffer bis auf die höchste Staffel der Ehren in seiner Gattung erheben, weil er die besten Komödien, die man noch jemals gesehen, auf den Schauplah gebracht habe.

Man wird sich hoffentlich nicht einbilden, daß diese geschickten Leute durch die groffen Lobsprůche, welche sie dem Flaminio Scala ertheilten, ihn über die vortreflichen Schriftsteller haben hinaus seßen wollen, welche zu den Zeiten dieses Komedianten lebten, oder daß sie auch nur zwischen seinen elenden aus dem Stegreife gespielten Fabeln und den schönen geschriebenen Komödien eines Lasca, eines Secchi und so vieler andern, die damals lebten, eine Vergleichung anstellen wollen. Dieses würde eine unverants wortliche Ungereimtheit seyn. Nein; es kam Hier gar auf keine Vergleichung an; sondern die Dichter, welche dem Theater des Flaminio Scala ihren Beyfall ertheilten, erklären sich deutlich genug, wenn sie sagen, daß bis auf ihn die Komödianten nichts aufgeführt hatten, was mit seinem Theater könne verglichen werden; das ist, auf dem komischen Theater der für Geld spielenden Komödianten. Die guten gedruckten Komödien, welche zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts erschienen waren, hatten dem Flaminio

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Flaminio Scala die Augen eröfnet, und ihn gelehrt seinen extemporirten mimischen Spielen eine leidlichere Form zu geben, welche übrigens in Ansehung der Action und des Komischen vortreflich seyn konnten, nur daß ihnen ganz und gar die Einrichtung fehlte, welche der theatralis schen Handlung eine gewisse Harmonie giebt, und sie auf den Staffeln, welche die gesunde Vernunft vorschreibt, hinauf führet.

Man wird ohne Zweifel hier nicht ohne Ver gnügen angemerkt finden, daß es um die Zeit des Flaminio Scala war, als die Weibspers fonen auf die Bühne gebracht wurden, nehmlich gegen das Jahr 1560. Wenn Scala auch damals noch nicht Komödiant war, als dieses geschah, so hat er doch wenigstens ein Augenzeuge von dieser Neuigkeit seyn können. Ich gründe mich hierinne auf das Zeugniß des Pietro Maria Cecchini, genannt Fritellino, welcher die Rolle des Harlequins spielte, und uns in einem kleinen Werke, welches er über die Komos die geschrieben, meldet, daß die Frauenspersonen erst seit funfzig Jahren auf die Bühne gebracht worden. Sein Werk aber hat er selbst im Jahr 1616 drucken lassen, und es dem Kardinal Burghese zugeeignet. Da er also ein Zeitgenosse des Flaminio Scala war, so sieht man leicht, daß beyde von dieser Epoche nicht weit entfernt gewesen, und man kann ohne Ges fahr behaupten, daß sie die Komödiantinnen

werden

werden gekannt haben, die das Theater zuerst betraten. Eben diefer Cecchi meldet uns auch, daß vorher die weiblichen Rollen von jungen verkleideten Mannspersonen wåren gespielt worden.

Aus allen dem nun, was ich jezt gesagt habe, sollte man mit Grunde schliessen können, daß die geschriebenen Komödien von den Komödianten von Profeßion nicht gebraucht worden. Es ist wahr, sie stunden lange Zeit an, dergleichen Stücke dem Publico vorzustellen, dessen Geschmak an Possen und an einer Art des Komischen, deren die geschriebenen regelmäßigen Lustspiele nicht fähig sind, ihnen nicht unbekannt war; fie begnügten sich lange Zeit, nichts als Stücke aus dem Stegreife zu spielen: endlich aber wagten es doch einige von ihnen, welche mehr Herz hatten, geschriebene Komödien aufzuführen, und ich kan versichern, daß der größte Theil der besten, nachdem sie von den Gliedern der Akademie vorgestellet worden, auch von den Komödianten vorgestellet wurden. Cecchini versichert uns dessen in seiner kleinen Abhandlung von der Komödie. Verschiedene Stücke wurden fogar in der Folge für die Komödianten ver fertiget, welche sie zu allererst öffentlich aufführten. Um nicht verdrießlich zu fallen, will ich bloß drey Beyspiele anführen. Comedia di Agoftino Ricchi da Lucca, intitolata: itre Tiranni recitata in Bologna a N, Signore, & a

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Cefare

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Cefare il Giorno della comemoratione della Corona di fua Maefta. Ein anderes Exempel: Gli Inganni Comedia del Signor Nicolo Secchi, recitata in Milano, l'anno 1547. Dinanzi a la Maefta del Re Filippo. Und das dritte: Le due Perfilie. Comedia di Gioanni Fedini, pittore Fiorentino, fatta recitare da gli illuftri Signori, il Signor Gerolamo el il Signor Giulio Roffi de Conti di fan Secondo, alla presenza delle Gran Principeffe di Toscana, il di 16 di Febraio 1582 in Firenze.

Auf dem Titel dieser drey Komödien lieset man es nicht, von welcher Akademie sie wären vorgestellet worden, welches man bey so ruhmvollen Gelegenheiten gewiß nicht würde verschwiegen haben. Es ist also zu vermuthen, daß sie von Komödianten gespielt worden, welche ihren Harlequin, im Falle sie ihn nicht brauchten, ruhen liessen. Diese Muthmaßung ist um so viel wahrscheinlicher, weil der Paftor fido del Guarini, von dem Tage an, da er an das Licht trat, allezeit von Komödianten ist gespielt worden; und zwar von eben den Kömödianten, welche des Tages vorher Harlequin der dumme Bediente gespielt hatten, und des Tages darauf Harlequin der Meister in der Liebe spielten, zwey alte Kömödien aus dem Stegreife, welche sehr mimisch, aber gar nicht regelmäßig sind, und noch bis jezt auf dem Theater gebraucht werden, Zu meiner

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