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læber diese als eine andere, weil die Stadt Bergamo in dem Ruffe steht, daß es entweder dumme Gecken, oder Betrieger sind, welche den gemeinen Pöbel derselben ausmachen. Der Bergamische Harlequin bekam also den Charakter eines dummen Gecken, und der Bergamische Scapin den Charakter eines Betrie gers. Was aber die Masken dieser Personen anbelangt, so können sie ganz auf einmal aufgekommen seyn, indem die Masken allezeit in Italien sehr gewöhnlich gewesen; oder können sich auch mit der Zeit verbessert haben.

Die Komödien des Ruzante stehen in grossem Ansehen; allein man kann nicht leicht einen Geschmack daran finden, weil es sehr schwer ist, so viel verschiedene Mundarten zu verstehen. Bernardinus Scardeonius fagt in seinem Werke de antiq. Urbis Patavii, auf der 255ten Seite, von diesem Dichter, welcher mit seinem eigentlichen Namen Angelus Beolcus hieß, erstaunliche Dinge; denn, wenn es nach ihm geht, so hat Ruzante den Plautus in Verfertigung der Komödie, und den Roscius in Vorstellung derselben übertroffen. Ich will bloß den Schluß von dem, was Scardeonius von ihm sagt, nebst seiner Grabschrift hier anführen: Sepultus eft Patavii in æde divi Danielis, juxta pratum Vallis, anno Domini MDXLII Mart. Cui Joannes Baptifta Rota

nofter

nofter ei fummopere affectus hanc Monu menti Infcriptionem conftituit.

V. S.

ANGELO BEOLCO

RUZANTI

PATAVINO

Nullis in fcribendis agendisque Comœdiis
Ingenio, facundia, aut arte fecundo
Jocis & fermonib.agreft.

Applaufu omnium facetiff.

Qui non fine amicorum mærore vita
Deceffit ann. Domini MDXLIF
Die XVII. Martii

Ætatis vero XL.

Jo. Bapt. Rota Patavinus tantæ præftantiæ Admirat. pign. hoc fempit. in teftimoniura Famæ ac Nominis P. C,

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Annɔ a mundo redempto MDLX. Ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich vermuthe, Ruzante habe den Komödianten den Weg eröfnet, in ihren Stücken alle die Mundarten und alle die Kleidungen einzuführen, die er in seine Komödien gebracht hatte. Hier durch bereicherten sie ihr Theater mit einer bestan digen Maskerade, welche dem italianischen Theater einen groffen Glanz giebt. Ich tadle sie daher nicht, daß sie in dem sechzehnten Jahrhunderte, in welchem das geschriebene Theater so schön und regelmäßig war, den Harlequin M 3

und

und die übrigen verlarvten Schauspieler nicht. aufgegeben, noch die ganze Komödie aus dem Stegreife vertilgt haben, um sich einzig und allein an die guten in Profa oder in Versen gefchriebenen Komödien zu halten, welche, wie die Komödien des Plautus und Terenz, die schöne Natur nachahmen, und worinne alle Schauspieler einerley Mundart reden.

Diese Komödianten thaten eben das, was ein guter Wirth thut, der, ob er sich gleich ein neues Kleid machen lassen, dennoch das alte forgfältig aufhebt, um sich desselben im Falle der Noth bedienen zu können. Wenn sie ein ganzes Jahrhundert hindurch den Harlequin und ihre Komödie aus dem Stegreife aufgegeben hatten, um sich einzig und allein an die gute geschriebene Komödie zu halten, so würden sie ihrem gänzlichen Untergange gewiß sehr nahe gewesen seyn, als der gute Geschmak sich in Italien verlohr, und die Bühne durch die spanifchen Stücke, welche man naturalisirte, ganz und gar umgekehrt wurde. Sie befanden sich fehr wohl daben, die guten geschriebenen Komödien mit ihren alten Komödien abzuwechseln; sie ver lohren zwar vielleicht auf zwen oder drey Tage in der Woche ihren Harlequin, Pantalon, Doctor und andere verlarvten Personen; allein dafür lieffen sie sie auch die übrigen Tage mit desto mehrerm Glanze erscheinen, und dieses zwar wegen des kleinen Zwischenraums, den die gute geschrie,

geschriebene Komodie eingenommen, welche von den Zuschauern für frostig gehalten wurde, weil fie an das Spiel und die Maske des Harlequins gewöhnt waren, welcher damals gefiel, noch gefällt und beständig gefallen wird.

Wir haben also gewiesen, daß Ruzante die verlarvten Personen auf das italiänische Theater gebracht. Die Entwürfe des Flaminio Scala, welcher sie bereits auf der Bühne fand, zeigen, daß sie während der Zeit von dem Ruzante bis auf ihn, sich auf derselben festgesezt und sich der vornehmsten Rollen bemächtiget hatten. Die verschiedenen Mundarten, welche diese Personen redeten, verschaften ohne Zweifel, eine neue Art von Vergnügen, weil alle die verschiedenen Völfer Italiens einen Geschmak, daran fanden, und fie auf ihren Bühnen mit einander um die Wette einführten. Bologna hat, ausser dem Doctor, einen Narcifino Deffevedo de Malalbergo, erscheinen lassen; Romagna einen Packtråger, welcher seine schlechte Pöbelsprache redet; Mey=' land einen Beltrame; Neapolis den Scaramouche und Polichinel; Calabrien, die Giangurgoli; und auch Genua hat, eben so wohl als die andern Städte Italiens, feine Sprache auf die Bühne gebracht.

Die Herrschaft der Spanier in Italien zog verschiedne Komödianten ihrer Nation in dieses Land, und das Theater bekam dadurch Capitaine, welche entweder nichts als spanisch, oder M 4 einen

einen Mischmasch von beyden Sprachen redeten. Unter diesen Capitains sind einige sehr vortrefliche gewesen, und noch bis jetzt sind die Capitains Spavento, Matamors & Sangre & Fuego nicht ganz vergessen. Dieser Charakter ist in den legten zwanzig Jahren des vergangenen Jahrhunderts ganz und gar weggefallen.

Seit dem Jahr 1600 bis 1700 verlohr das italianische Theater unendlich viel durch die schlechten spanischen Komödien und Tragikomödien, welche häufig auf der Bühne erschienen, und die Hoffnung immer mehr und mehr entfernten, die gute Tragödien und gute Komödien in Jtalien einmal wieder zu sehen. Destomehr aber gewann es von Seiten der guten Schauspieler, welche die Stücke vorstellten, und ihre Kunst auf einen so hohen Grad der Vollkommenheit trieben, daß sie an alle Europäische Höfe berufs fen wurden. Der Kayser und der König von Frankreich überschütteten sie mit Ehre und Gnadenbezeugungen. Ich besige eine gedruckte Copie von den Briefen des Kayfers Matthias, durch die er den Pietro Maria Cecchini, einen wißigen und gelehrten Mann, welcher die Rolle des Harlequins spielte, in den Adelstand erhob.

Um zu beweisen, daß ehrbare Komödianten, welche die Wohlanständigkeit weder durch ihre Worte noch durch ihre Handlurgen verleßen, der Achtung der größten Fürsten würdig sind, berichtet uns Ficolao Barbieri,¡ [genannt

Bel

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