geschriebene Komodie eingenommen, welche von den Zuschauern für frustig gehalten wurde, weil fie an das Spiel und die Maske des Harlequins gewohnt waren, welcher damals gefiel, noch gefällt und beståndig gefallen wird. Wir haben also gewiesen, daß Ruzante die verlarvten Personen auf das italianische Theater gebracht. Die Entwürfe des Flaminio Scala, welcher sie bereits auf der Bühne fand, zeigen, daß sie während der Zeit von dem Ruzante bis auf ihn, sich auf derfelben festgesekt und fidy Der vornehmsten Rollen bemächtiget hatten. Die verschiedenen Mundarten, welche diese Personen redeten, verschaften ohne Zweifel, eine neue Art von Vergnügen, weil alle die verschiedenen Volker Jtaliens einen Geschmak daran fanden, ung fie auf ihren Bühnen mit einander um die Wette einführten. Bologna hat, ausser dem Doctor, einen Parcisino Dessevedo de Malalbergo, erscheinen lassen; Romagna einen Packtråger, welcher seine schlechte Pöbelsprache rebet; Mey= land einen Beltrame; Neapolis den Scaramouche und polichinel; Calabrien, die Giangurgoli; und auch Genua þat, eben fo wohl als die andern Städte Italiens, feine Sprache auf die Bühne gebracht. Die Herrschaft der Spanier in Jtalien zog, verschiedne Komödianten ihrer Nation in dieses {and, und das Theater bekam dadurch ) Capitaine, welche entweder nichts als spanisch, oder einen 4 einen Mischmasch von benden Sprachen rebeten. Unter diesen Capitains sind einige sehr vortrefliche gewesen, und noch bis jeßt find die Capitains Spavento, Maramors & Sangre & Fuego nicht ganz vergessen. Dieser Charakter ist in den legten zwanzig Jahren des vergangenen Jahrs hunderts ganz und gar weggefallen. Seit dem Jahr 1600 bis 1700 berlohr das italiänische Theater unendlich viel durch die schlecha ten spanischen Komödien und Tragikomödien, welche häufig auf der Bühne erschienen, und die Hoffnung immer mehr und mehr entfernten, die gute Tragödien und gute Komödien in Itas lien einmal wieder zu sehen. Destomehr aber gemann es von Seiten der guten Schauspieler, welche die Stücke vorstellten, und ihre Kunst auf einen so hohen Grad der Vollkommenheit trieben, daß sie an alle Europåische Höfe beruf: fen wurden. Der Kanser und der König von Frankreich überschütteten sie mit Ehre und Gnadenbezeugungen. Ich besiße eine gedruckte Copie von den Briefen des Kaysers Matthias, durch die er den Pietro Maria Cecchini, einen wißigen und gelehrten Mann, welcher die Rolle des Harlequins spielte, in den Adelstand erhob. Um zu beweifen, daß ehrbare Komödianten, welche die Wohlanståndigkeit weder durch ihre Worte noch durch ihre Handlur:gen verlegen, der Achtung der größten Fürsten würdig sind, berichtet uns Klicolao Barbieri, i Igenannt Bek und Erzbischof von Meyland, wollte wissen, Beltrame, in feinem Buche, welches den Der h. Carolus Borromáus, Kardinal 1 was man für Komödien zu feiner Zeit spielte. Agata Ugata Calderoni, genannt Flavinia, meiner Frauen Großmutter, Hat diese Entwürfe gesehen und untersucht, und mich versichert, daß fie lange Zeit gegen ihre gute Freundin Lavis nia unwillig gewesen, weil sie keinen einzigen davon aufgehoben. Aller dieser Versicherungen aber ohngeachtet, war ich noch nicht damit zu= frieden, fondern håtte lieber felbst einen dersele ben sehen mögen. Fast ganzer zwanzig Jahr, habe ich in den vor« nehmsten Städten Italiens, welche ich von Zeit zu Zeit mit meiner Gesellschaft besuchte, in den Kabinetern und Bibliotheken berühmter Männer nachgesucht, ob ich keinen von diesen Entwürfen wieder auftreiben könnte; aber meine Mühe war vergebens. Ich erkundigte mich überall darnach, und niemand konnte mir Nachricht davon geben. Endlich sagte mér Herr Angelo Constantini, welcher ehedem unter dem Nam men Mezetin, in der Gesellschaft italiänischer Komödianten, die von den unsrigen in Paris gespielt hat, ganz Frankreich fo viel Vergnügen gemacht, daß er zwen dergleichen Entwürfe in der Gallerie des Herrn Canonicus Settala zu Meyland gesehen habe, die wahrscheinlicher Weise von der - Anzahl derer möchten gewesen fern, welche die gedachte Lavinia hier und da verschenkt. Ich schrieb fogleich an einen guten Freund nach Meyland, um eine Abfchrift davon zu haben. Man antwortete mir, daß man gwar zwar diese Entwürfe in dem Verzeichnisse von dem kostbaren Kabinete des verstorbenen Canox . nicus Settala genannt und eingetragen finde, daß man aber die Originale selbst, der genaues ften Untersuchung ungeachtet, nicht habe finden fönnen. Mein Freund hat sich hiermit noch nicht begnügt, sondern auch in der Umbrosianischen Bibliothek nachgesucht, und unter den Handschriften eine gefunden, in welcher gemels det wird, daß der h. Carolus Borromàus es ben der Regierung dahin gebracht habe, daß die Entwürfe der Komödie, ehe sie öffentlich vorgestellet worden, vorher von dem Probste von S. Barnabas håtte müssen untersucht wers den. Hieraus nun läßt sich hinlänglich muthmassen, daß diese Entwürfe, nachdem sie der Probst von S. Barnabas untersucht, zu dem h. Kardinal gebracht worden, welcher sie mit eignar Hand unterschrieben und hernach den Komödianten ausgeliefert hat. Das Verzeichnis von dem Settalaschen Kabinete bemerket auch noch, daß diese Entwürfe unter die Seltenheiten dieses bes růlimten Kabinets gelegt gewesen, und daß fie vielleicht von jemand entwendet worden, welcher sie gern felbst besitzen wollen. Wenn mein Buch das Glück hat, gelesen zu werden, und einigen von denen unter die Hinde fallen sollte, welche dergleichen Entivůrfe noch aufbewahren, fo hoffe ich, daß sie sich selbst ents decken werden, und ich ersuche sie zugleich auf das |