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und

Art von Topischen Fächern zu nehmen, welche die Italiåner Robbe generiche nennen, deren sich die Schauspieler nach Maaßgebung des Inhalts und der Stellung einer jeden Scene bedienen. Diese Art die Unterredung zu unterhalten taugt nichts; denn es geschieht oft, daß dadurch die schönsten Marimen so übel ange bracht werden, daß sie sich zu dem gar nicht schicken, was der Acteur von sich sagen soll, und also durchaus abgeschmackt werden. Diese Unbe quemlichkeit verursacht noch eine andere. Wenn derjenige Komödiant, welcher nichts anders als das weiß, was er auswendig gelernt hat, und oft auch nicht einmahl versteht, was er sagt, nach einer Scene, in welcher er die schönsten Gedanken, die er dem Dichter, nicht aber seiner Einbildungskraft schuldig ist, ausgekrahmt und den Zuhörer durch diesen erborgten Schimmer gerührt hat; wenn, sag ich, dieser Komödiant feine Gebietherin oder seinen Freund nun verkassen hat, und mit seinem Bedienten extemporiren foll, deffen Lazzis und Theaterspiele noth wendig erfordern, daß er aus dem Stegreife darauf antworte; so werden ihn seine Topischen Fächer zu nichts nüßen, und er wird sich in folcher Verwirrung befinden, daß man ihn gar bald für das erkennen wird, was er ist. Wenn er sich in der vorhergehenden Scene durch eine edle und prächtige Rede die Aufmerksamkeit der Zuhörer erworben hat, so wird man ihn nun

mehr

mehr so gemeine Ausdrücke brauchen, und eine so niedrige Sprache führen hören, daß er eben demselben Publico unerträglich wird, dessen Beyfall er sich einen Augenblick vorher erwarb. Dieses ist die schlimme Seite der italiänischen Komödie aus dem Stegreife; ein Fehler, welcher in den vierzig Jahren, als so lange ich das Theater kenne, beständig geherrscht hat.

Die gewöhnlichste Zuflucht derjenigen Komddianten, welche es selbst merken, daß sie zur gehörigen Unterhaltung des Gesprächs nicht geschickt genug sind, (eine Zuflucht, deren sie sich oft ohne alle Ueberlegung bedienen) ist ein gewisses Theaterspiel, welches wir Lazzi nennen. Weit der wahre Sinn dieses Worts nicht eben sehr bekannt ist, so wollen wir uns bemühen, den gehörigen Begrif davon fest zu sehen, damit man einsehe, bey welcher Gelegenheit man sich desselben bedienen könne.

Wir nennen Lazzi dasjenige, was der Har lequín oder die andern verlarvten Acteurs mitten in einer Scene thun, die sie durch Zeichen des Erstaunens oder durch Possen unterbrechen, welche mit der Sache, von welcher gehandelt wird, gar nichts gemein haben, und zu welcher man doch immer wieder zurück kommen muß. Diese Unnüzlichkeiten also, welche bloß in dem. Spiele bestehen, das der Acteur nach seinem Genie erfindet, find es, welche die italiånischen Komödianten Lazzi nennen. Ich habe mich

bey

ben alten Komödianten um die wahre Bedeutung dieses Worts erkundiget, allein sie haben meiner Neugierde keine Genüge thun können. Endlich habe ich in den alten Entwürfen nachgesucht, welche jezt ben der Profeßion von gar keinem Nugen sind, weil sie nicht umtständlich genug sind, und man ganz und gar nicht daraus klug werden kann; und glaube, daß die Bedeutung dieses Ausdrucks ganz ohnfehlbar durch das Wort selbst angezeiget werde.

Die Komödianten unsere Vorfahren, welche es ohne Zweifel vergessen und dadurch verstüm melt hatten, daß sie es mit einem einzigen z aussprachen, Lazi, haben vielleicht geglaubt, daß es in den alten Entwürfen ein orthographis scher Fehler sen, wenn sie es mit einem dop pelten z geschrieben gefunden, und haben das her bey dem Abschreiben manchmal ein eins faches z daraus gemacht. Ich habe gleich Anfangs gedacht, daß die Alten wohl Recht könnten gehabt haben, und untersuchte daher, was das Wort Lazzi sagen wolle. Weil die italianischen Komódianten gemeiniglich die Lombardische Sprache, mit einigen Toscanischen Worten untermengt, reden; so kann man gar wohl Lazzi, welches ein Lombardisches Wort ist, an statt Lacci gesagt haben, welches ein Toscanisches ist. Lazzi oder Lacci aber heißt auf deutsch Bånder. Wir wollen nunmehr sehen, ob diese Bedeutung sich zu dem, was unserer Profeßion angehet, schickt.

Es

Es ist gewiß, daß wenn Harlequin seinen Herrn mit ernsthaften Angelegenheiten beschäftiget findet, und desselben Reden und Handlun gen durch seine Possen unterbricht, er den Lauf der Scene gleichsam aufhält, und den Faden eines Werks, welches sein Herr angefangen hatte, zerschneidet. Da er aber gleichwohl wie der auf den Inhalt der unterbrochenen Scene zurückkommen muß, so ist es nöthig, daß seine Poffen, die zur Sache selbst nicht gehören, die Handlung wieder so verknüpfen, daß sie ein Theil der angefangenen Materie, die man nun wieder fortseßet, zu seyn scheinen. Und daher kömmt es denn, daß man Possen Lazzi ode Lacci genennet hat.

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Ich will ein Beyspiel von dieser Kunst geben, welches den Kömödianten, die sie nicht verstehen, zur Regel, und den Zuschauern zum Unterrichte dienen kann, wenn sie davon urtheilen wollen. Ich will eine von den alleråltesten Komödien unsers Theaters nehmen.

In dem Stücke Arlequin Devalifeur de Maisons sind Harlequin und Scapin Bediente der Flaminia, welches ein armes von ihren Eltern entferntes Mädchen ist, das in die åusserste Dürftigkeit verfallen. Harlequin beschweret sich ge gen seinen Kameraden über die verdrüßlichen Ums stände und über den Mangel, in welchem er sich seit langer Zeit befindet. Scapin tröstet ihn, und verspricht, Rath zu schaffen; unterdessen N

aber

aber befiehlt er ihm, einen term vor dem Hause zu erregen. Flaminia kömmt auf das Geschrey des Harlequins heraus und fragt ihn um die Ursache; Scapin entdeckt ihr die Ursache ihres Streits, und Harlequin schreyt beständig, daß er fie verlassen wolle. Flaminia bittet ihn, sie nicht zu verlassen, und empfiehlt sich dem Sca pin, welcher ihr einen Vorschlag thut, um sich aus ihrem Elende auf eine anständige Weise zu reissen. Mittlerweile aber Scapin der Flaminia seinen Anschlag mittheilet, unterbricht Harlequin die Scene durch verschiedene Lazzi. Bald bile det er sich ein, als ob er in seinem Huthe Kir sehen habe, und thut als ob er sie effe und die. Kerne dem Scapin ins Gesicht werfe; bald thut er, als ob er eine Fliege erhaschen wolle, ihr auf eine komische Art die Flügel ausreisse und sie esse; bald macht er andere Streiche, und dieses eben ist das Theaterspiel, welches man Lazzi nennt. Diefe Lazzi unterbrechen zwar beständig die Rede des Scapins, zugleich aber geben sie ihm auch Gelegenheit, fie desto lebhafter fortzuführen. Sie müssen zwar nicht nothwendig in der Scene feyn, denn wenn sie Harlequin nicht machte, so würde die Handlung doch beständig fortgehen, ohne daß etwas daran fehlte; gleichwohl aber entfernen sie sich nicht von der Absicht der Scene, denn wenn sie dieselbe schon verschiedene mal unterbrechen, so verbinden sie sie doch auch wieder, und zwar durch eben die Schwäncke,

welche

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