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vernichten. Nachdem Maßinissa allen mög. lichen Widerstand gethan, weicht er endlich dem Ansehen des Senats und den Vorstellungen des Scipio. Nur bittet er noch um einige Frist, um sich zu entschliessen, auf was für Art und Weise er der Königin Sophonisbe sein ihr gegebenes Wort halten könne, daß sie, so lange sie lebe, den Römern nicht ausgeliefert werden solle. Scipio verwilliget ihm diese Frist, und Maßinissa begiebt sich weg, um darüber nachzudenken.

Der Chor von Weibern tritt wieder auf, und nachdem er seine Unruhe über das Schiffal der Sophonisbe bezeigt, erscheint eine von den Kammerfrauen dieser Prinzeßin, und meldet, daß weil Masinissa sie von der Knechtschaft der Römer nicht habe erretten können, er ihr Gift zugeschickt habe, um seinem Versprechen ein Genüge zu thun, sie nicht lebendig in die Hånde der Römer zu liefern. Die Königin habe geantwortet, daß sie dieses erste Unterpfand der Zärtlichkeit ihres Gemahls mit Vergnügen annahme; sie habe hierauf die Juno um ihren Schuß für ihr Vaterland und ihren Sohn ange ruffen und endlich das Gift verschlungen. Her minia ihre Unverwandte habe nichts davon gewußt; sondern weil sie mit Anordnung des Op fers beschäftiget gewesen, so habe sie es allzuspåt erfahren.

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Die Königin erscheint mit ihrem Sohne an der Hand, und ihr folgt die weinende Herminia.

Das

Das Gift fångt an zu wircken; die Königin, tröstet die Herminia wegen ihres Todes und vertraut ihr ihren Sohn. Sie befiehlt ihr, dann und wann mit ihm von seiner Mutter zu reden, und ihm zu sagen, auf was für Art sie gestorben und wie sie den Tod der Knechtschaft vorgezogen habe. Sie stirbt und man schaft sie weg.

Maßinissa kömmt in aller Eil und will die Königin noch verhindern, das Gift zu sich zu nehmen, weil er Hofnung habe, fie des Nachts ohne Vorbewußt des Scipio nach Karthago schicken zu können. Er erfährt ihren Tod, verlangt sie noch zu sehen, sieht sie, wird gerührt und verspricht der Herminia seinen Beystand.

Beurtheilung der Sophonisbe.

Die Gelehrten in Italien wollen von keinen andern Tragödien vor dieser wissen, und geben fie für die erste aus. In der That müßte man auch in Ansehung der innern Einrichtung und der Beschaffenheit der Verse, von dem zärtlichften Geschmacke nicht seyn, wenn man åltere Tragödien anführen wollte, als diese. Weil dieses also ausgemacht ist, so muß man sich billig nach der allgemeinen Meinung richten.

Sophonisbe ward im Jahr 1524. gedruckt, fie war aber wenigstens zehn Jahr vor ihrem Abdrucke schon aufgeführt worden. Ich kann den Zeitpunct auf das genaueste nicht angeben, sondern weiß nur, daß sie das erstemal zu Vicenz,

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auf dem grossen Saale des Rathhauses, mit prächtigen Verzierungen des Theaters und der Siße der Zuschauer, aufgeführt worden, und zwar alles auf Kosten des Senats dieser Stadt. Die Rosemonda des Ruccelai, welches die zweyte Tragödie war, die in Italien gemacht wurde, so wie wir hernach sehen werden, ward 1516. zu Florenz in Gegenwart Leo des zehnten aufgeführet. Sophonisbe muß also noch vor dieser Zeit seyn aufgeführt worden.

Es find folglich an die drittehalbhundert Jahr, als diese Tragödie in Italien zuerst erschien. Was die Einrichtung, den Ausdruck und alle die übrigen Theile feines Werks anbelangt, so muß man gestehen, daß sich Trißino von den Mustern der griechischen Tragödien nicht entfernt habe. Der Tod der Sophonisbe ist fast eine Ueberfehung von der Scene der sterbenden Alceste, in der Tragödie des Euripides dieses Namens.

Während der Zeit, als ich (Riccoboni) den italianischen Zuschauern einen Geschmack an den Trauerspielen beygebracht und sie gewöhnt hatte, die Stücke des Corneille und des Racine vorstellen zu sehen, habe ich die Sopho nisbe des Trißino aufgeführt, ohne daß sich jemand beklagt hatte, sie schmecke nach dem Alterthume. Unser Verfasser denkt edel, und drücke sich angenehm aus; die Peripetie ist in seinem Stücke vollkommen. Nichts kann trauriger feyn, als die Stellung der Sophonisbe, da

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fie sich am Schlusse des zweyten Aufzuges zu einer Sklavin der Römer gemacht sieht; nichts kann tröstlicher für sie feyn, als die Versprechungen des Masinissa und ihre Vermählung mit ihm, welche alle ihr Furcht und ihr Schrecken vor der gedrohten Knechtschaft vertreibet; nichts kann endlich schrecklicher seyn, als daß sie gendthiget wird das Gift zu nehmen, welches ihr ihr neuer Gemahl schickt. Livius hat die ganze Handlung dazu hergegeben, und der Dichter ist ihm sehr genau gefolgt. Ich wenigstens halte diese Tragödie für vollkommen, und wenn unsre tragischen Dichter aus dem sechzehnten Jahrhun derte in dem Geschmacke des Trißino geschrie ben hätten, so würden wir jest weiter keine Mühe haben, als die Auftritte und Aufzüge zu bemerken, so wie ich es that, als ich das Stück aufführte, und Italien würde Griechenland glücklich gefolgt feyn.

Diejenigen, die diese Tragödie kennen und sie als ein Werk, das ganz neulich oder nur vor funfzig Jahren gemacht worden, beurtheilen wol len, werden selbst in den Schönheiten derselben Fehler finden. Sie werden den Ort der Handlung nicht billigen, welches ein Plas vor dem Thore des königlichen Pallasts ist, und werden wünschen, daß es lieber ein Saal in dem Pallaste selbst seyn möchte. Sophonisbe, werden sie fagen, würde alsdenn nicht genöthiget seyn, ihren Pallast und ihr Zimmer zu verlassen, um auf

Dem

dem öffentlichen Plaße zu streben, und man würde die Schönheiten dieser Scene besser empfinden, weil mehr Anständigkeit dabey seyn würde. Sie werden verlangen, daß die Borhen ihre gewisse Namen haben sollten, so wie ihnen andre Dichter dergleichen gegeben haben; und obgleich diese befondern Namen ihnen kein ander Amt geben könnten, als das Amt, Nachrichten zu bringen, welches die gewöhnlichen Bothen in der Tragödie thun, so würde man doch wenig, stens den königlichen Personen sich keine andre Leute, als Leute vom Stande, nåhern sehen. Kurz, fie werden noch eine Menge andre Anmerkungen machen, die ich nicht tadeln würde, wenn ich nicht ganz anders dächte. Ich habe es gesehen, was für ein Unterscheid zwischen einem besondern und einem öffentlichen Plaze, zwischen der Einfalt der Handlung und dem Reichthum der Episoden, zwischen blossen Bothen und ähnlichen Personen ist, die man prächtig ausgekleidet und mit einem grossen Namen versehen hat.

Ob nun gleich die Sophonisbe vor drittehalb Jahrhunderten erschienen ist, so bin ich doch überzeugt, daß die Griechen zu den Zeiten des Sophocles und Euripides sie ohne Befremdung würden haben können aufführen sehen; und ich bin ein Augenzeuge, daß auch Zuschauer aus den jezigen Zeiten einen Gefallen daran gefunden haben, ohne etwas sehr anstößiges darinne zu bemerken.

Rosemonda

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