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auf der 24 Seite, aus dem dritten Aufzuge an

geführt habe:

-fi novi Herculem

Lycus Creonti debitas pœnas/dabit.

Lentum eft, dabit; dat: hoc quoque eft len

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tum; dedit.

Theseus will dem Amphitryo damit Trost zu» sprechen. Ich habe schon so viel Zutrauen zu meinem Geschmacke, Laß ich mich nicht zu geste hen schäme, diese Zeilen allezeit für sehr schön ges halten zu haben. Mußte ich also nicht erstaunt feyn, als ich folgendes Urtheil des Brumoy las. Das ich fterbe, ich bin tod, ich bin be graben, des Geißigen bey dem Moliere (Aufi. 4. Auft. 7.) ist ohne Zweifel aus dies ,,ser Quelle entsprungen. Allein dieses sagt ein Narr, welchen der Dichter in einer lächerlichen Unsinnigkeit seinem Charakter gemäßt sprechen läßt; und Theseus hätte sich, wo nicht als ein König, doch wenigstens als ein vernünfti ,,ger Mann ausdrücken sollen. Wenn es auch wahr wäre, daß Moliere bey Gelegen. heit dieser Stelle auf seinen Einfall gerathen sen, so würde dieses doch nichts mehr beweisen, als so viel, daß kein ernsthafter Gedancke, keine Wene dung so schön fen, die sich nicht ziemlich lustig pas rodiren lasse. Hieraus aber zu schliessen, daß die Parodie, und die parodirte Stelle gleich une gereimt seyn müßten, ist eine sehr kindische Ueber eilung. Das Ungereimte in der Stelle des

Moliese

Moliere liegt eigentlich nicht in dem Klimar selbst, sondern darinne, daß er einen Narren von fich etwas sagen läßt, welches gleich dadurch, daß er es noch von sich sagen kann, widerlegt wirdt nicht darinne, daß der Tod so geschwind auf das Eterben, und das Begräbniß so geschwind auf den Tod folgt; sondern darinne, daß er einen Menschen vorgeben läßt, dieses alles wiederfahre ihm bey lebendigem Leibe. Was hat denn nun also die Rede des Theseus, auffer dem drey fachen Steigen, hiermit für Gleichheit? Oder ift sie an und vor sich selbst abgeschmackt? Håtte doch der Pater dieses gezeigt; håtte er doch auch beyläufig gezeigt, wie es der Dichter schöner ausdrücken sollen, daß Herkules den Lycus ganz gewiß, und ganz gewiß unverzüglich strafen werde. Mit eben so wenig Grunde tadelt Brumoy diejenigen Stellen, in welchen Herkules raset.,,Herkules, sagt er, bildet sich ,,ein den himmlischen Löwen, den er in dem Ne ,,meäischen Walde überwunden, zu sehen, wie er ,,eben bereit ist, die Zeichen des Herbstes und „des Winters zu überspringen, um den Stier zu zerreissen, welcher ein Zeichen des Frühlings Das ist wahrhaftig eine gelehrte Rase= iren! Wie artig der Jesuit spottet. Aber warum ist sie denn gelehrt? Ohne Zweifel darum, weil ein Jesuiterschüler nicht ganz und gar ein Ignorante seyn muß, wenn er wiss fen will, daß Herkules einen Löwen umge

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bracht

bracht habe. Aber was für eine Gelehrsamkeit braucht denn Herkules, dieses von sich selbst zu wissen? Oder steckt etwa die Gelehrsamkeit in der Kenntniß der Zeichen des Thierkreisses? Wenn das ist, so werden ziemlich alle Bauern gelehrt seyn. Ich muß noch einen Tadel dieses französischen Kunstrichters anführen, welcher entweder sehr viel leichtsinnige Uebereilung, oder sehr viel Bosheit verräth. In dem fünften Aufzuge, wie man gesehen hat, kömmt Herku les wieder zu sich selbst, und geråth in die aufferste Verzweiflung, als er erfährt, was er in seiner Raferey begangen. Man könnte sagen, er werde aufs neue rasend; so schreckliche Dinge erbittet er über sich selbst.,,Allein, sagt Bru »moy, seiner Gewohnheit gemäß, mengt er auch ,,lächerliches Zeug darunter. Er will seine Keule, feine Pfeile, und selbst die Hände der "Juno, die sie so unglücklich geführt haben, »,verbrennen. Nun sehe man, ob es wahr ist, daß ihn der Dichter dieses sagen läßt. Die Stelle ist diese:

Tibi tela frangam noftra, tibi noftros

puer

Rumpemus arcus, ac tuis ftipes gravis.
Ardebit umbris: ipfa Lernæis frequens
Pharetra telis in tuos ibit rogos.
Dent arma pœnas: vos quoque infaustas

meis

Cremabo relis, novercales manus,

Er redet die ermordeten Kinder, eines nach den andern an, und will zu dessen Genugthuung die Pfeile, zu dessen den Bogen, zu dessen Keule und Kocher zerbrechen und verbrennen. Auch ,,euch, spricht er, auch euch, unselige stiefmüt ,,terliche Hände, will ich mit meinen Pfeilen. verbrennen, Wer heißt denn nun hier' den Jesuiten, unter novercales manus die Hänt de der Juno verstehen? Warum können es denn nicht die eignen Hände des Herkules feyn? Ja freylich wäre alsdann die Stelle nicht mehr lächerlich! Aufs höchste liegt in dem Worte novercales blos eine Anspielung auf die Juno, und er nennt seine Hånde bloß darum stiefmutterlich, weil sie nicht minder grausam gegen seine Kinder gewesen waren, als die Juno gegen ihn zu seyn pflegte. Ich will mich nicht län

ger hierbey aufhalten.

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Von neuern Trauerspielen auf den
rasenden Herkules.

Es fehlt an neuern Dichtern nicht, welche gleichfalls diesen Stof bearbeitet haben. Ben den Franzosen führen eine Menge Tragödien den Titel Herkules; ich kann es aber jezt nur von zweyen mit Gewißheit sagen, daß sie den rasenden Herkules angehen. Die mehresten werden ohne Zweifel den sterbenden Herkules aufstellen. Roland Briffset ist der erste, von

welchen

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́welchem ich einen Hercule furieux anzugeben weis. Sein Theater ist zu Tours 1589. in 4to gedruckt, und enthält ausser genanntem Stücke, noch folgende: Baptifte; Agamemnon; Octavie; und Thieste. Der zweyte Franzose ist Nicolas L'Heritier Nouvellon, welcher 1638. ein Trauerspiel unter der Aufschrift: Amphitrion ou Hercule furieux, verfertigte. Ich habe jezt weder des einen noch des andern Arbeit bey der Hand, und kann also nicht urtheilen, wie fie zu Werke gegangen sind; ob sie mehr den Euripides oder den Seneca nachgeahmt, oder ob sie gar nur einen von beyden überseßt haben. Auf dem italiänischen Theater finde ich einen Ercole furiofo vom Lodovico Dolce; allein von diesem weis ich es zuverläßig, daß es bloß eine poetische Uebersehung des Seneca ist. Dolce hat noch sieben Trauerspiele unsers lateis nischen Dichters überfeßt, die ich an ihrem Orte anführen will.

ཨོ

Da ich also nicht eigentlich sagen kann, mit wie viel Glück man in den neuern Zeiten den rasenden Herkules auf die Bühne gebracht habe: so will ich wenigstens meine Gedanken ents decken, wie er am besten darauf zu bringen sey. Vorschlag für einen heutigen Dichter. So viel ist augenscheinlich, daß aus dem Stü cke des Seneca, mit kleinen Veränderungen, eine vollkommene Oper zu machen sey. D

Die

Maschi

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