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Maschinen finden ihren natürlichen Plaß darinne, und wenn die blosse Erscheinung der Juno für die Verzierung des Theaters zu einfach wäre, so könnte man die Erscheinungen aus dem Euripides borgen. Dieser nehmlich, wie ich schon angemerkt habe, führt anstatt der Juno selbst, die Iris, ihre Bothschafterin, und eine Furie auf. Zwey Gegenstände, an welchen Maschis nenmeister und Mahler ihre Kunst hinlänglich zeigen könnten. Auch der Tonkünstler würde sich nicht beschweren dürfen, daß man seine Kunst durch eine verhaßte Monotonie der Leidenschaf= ten einschränkte. Sie sind durchgängig in dem stärcksten Spiele. Das Zornige, das Klagende, das Stolze, das Erfreute, das Rasende, das Zårtliche, das Gefeßte, das Freundschaftliche, wechselt unaufhörlich ab, und oft treffen sie so glücklich zusammen, daß sie der schönsten Abstechungen unter einander fähig sind. Auch die Erfindung des Balletmeisters würde sich hier nicht auf dem Trockenen befinden, auf welchen man in einem Schauspiele, das so vorzüglich zum Vergnügen des Gesichts und des Gehörs bestimmt ist, billig auch mit sehen muß. Doch da die Oper mehr in das musikalische, als in das poetische Fach gehöret, so will ich mich nicht weiter damit einlassen. Ich will vielmehr meine Abficht auf ein regelmäßiges Stück richten. Die mechanische Einrichtung desselben würde man gänzlich dem Seneca absehen können. Nur

mit ber Juno, welche ben ihm ziemlich das Ansehen eines Prologen hat, müßte man eine Aenderung treffen. Unsere neuere tragische Büh ne will die Gottheiten nicht mehr leiden. Man hat sie in die allegorischen Stücke verwiesen, und das mit Recht. Was also zu thun? Ich wollte rathen die persönliche Erscheinung der Juno in einen göttlichen Traum eines Priesters zu vers wandeln. Er müßte selbst kommen, und es dem Herkulischen Hause erzehlen, was er in seiner Entzückung gesehen, und welche schreckliche Dro hungen er gehöret. Diese Drohungen aber müßten in allgemeinen Ausdrücken abgefaßt seyn; sie müßten etwas orakelmäßiges haben, damit Sie den Ausgang so wenig, als möglich verriethen, und den Amphitryo und die Megara nicht verhinderten, den Herkules bey seiner Zurück kunft mit aller Zärtlichkeit zu empfangen. In Ansehung der Sitten, wollte ich, daß sich der neuere Dichter den Euripides zum Muster vorstellte; doch mit Beybehaltung des Senecaschen Lycus. Dieser ist bey den Griechen viel grdber und grausamer geschildert. Er sagt es gera de heraus, daß er die ganze Familie des Herkus les umbringen müsse, wenn er sicher herrschen wolle, und thut der Megara den Vorschlag nicht, den ihn der Römer thun läßt. Dahingegen sind in dem Griechischen der Herkules weit menschlicher, die Megara weit zärtlicher, und Thesus weit freundschaftlicher gebildet. Das D 2 Aben

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Abentheuerliche des erstern ist da ungemein versteckt, und aller seiner Thaten wird nur mit ganz kurzen Zügen in einer Entfernung gedacht, in welcher ihre Unglaubligkeit nicht so sehr in die Aus gen fällt. Die prachtige Beschreibung des Kampfes mit dem Cerberus müßte, als eine uns nöthige Zierrath, wegbleiben. Der Römer hatte noch einigen Grund sie zu wagen, ob er gleich freylich besser gethan hätte, wenn er hier der vors sichtigen Anständigkeit seines Musters gefolgt wäre. Seine Stärke war im Schildern, und welcher Dichter läßt sich nicht gerne von der Begierde, feine Stärke zu zeigen, dahin reissen? Was die Person des Theseus anbelangt, so wurde man auch bey dieser besser der Einrichtung des lateinischen als des griechischen Dichters folgen. Jener bringt ihn gleich mit dem erku les auf die Bühne; dieser aber läßt ihn erst in dem fünften Aufzuge darzu kommen, wo er recht vom Himmel fällt. Wenn der neure Dichter übrigens eine Vermehrung der Personen vorzunehmen für nöthig befände, so würde er, vielleicht nicht ohne Glück eines von den Kindern des Hertules, welche seine beyden Vorgänger nur stumm aufführen, mündig machen können. Er mußte den Charakter desselben aus Zärtlichkeit und Un schuld zusammen sehen, um unser Mitleiden desto schmerzlicher zu machen, wenn wir es von den blinden Händen seines geliebten Vaters ster ben sehen. Doch würde es wohl unsre Bühne

zulassen,

zulassen, in Ansehung der Ermordung selbst, das Kunststücke des Römers anzubringen? In seinem ganzen Umfange möchte sie es wohl schwerlich zu lassen, doch wollte ich auch nicht, daß man dem Zuschauer deswegen diesen ganzen schrecklis chen Anblick zu entziehen suchte. Wenigstens müßte den Herkules auf der Bühne die Raferey befallen; voller Bestürzung müßten Gemahlin und Kinder furchtsam von ihm fliehen, er ihnen nacheilen, und sie ausser dem Gesichte des Zuschauers tödten. Dieses würde das Mittel zwischen dem, was der römische und was der griechische Dichter geschehen lassen, seyn. ··~·Amphitryo könnte ́alsdann den folgenden Aufzug mit der traurigsten und lebhaftesten Beschreibung anfangen; er könnte sich mit dem Theseus berathschlagen, wie sie sich gegen den schlafenden Herkules verhalten sollten, und während der Berathschlagung könnte der erwachte Herkules dazu kommen, und die Rolle, die ihn der Römer fpielen läßt, ausführen. Doch, wird

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man munmehr fragen, ist denn überhaupt ein Held, den eine hassende Gottheit, in einer plög lichen Raferen, Grausamkeiten begehen läßt, ein würdiges Schauspiel? Ist es lehrreich, oder enthält es nicht vielmehr eben so abscheuliche und die Menschen zur Verzweiflung bringende Grundfäße als der Oedip? Dieser ist zu den schrecklichsten Verbrechen bestimmt, und kann ihnen, aller angewandten Mühe ungeachtet, nicht ent

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gehen.

gehen. Jener thut alles mögliche, ein tugendhafter und der Welt nützlicher Mann zu seyn, und wird mitten unter diesen Bestrebungen, durch die Eifersucht einer obern Macht, der Elendeste. Soll dies das Schicksal derer seyn, die auf dem fauren Wege zu der Ewigkeit wandeln? Eine schöne Ermunterung für die, welche als neue Alciden die Laster überwinden, und die Unge heuer ausrotten wollen; Diesen Einwurf wegzuschaffen, muß ich nothwendig

Die Moral des rasenden Herkules untersuchen; so wohl die, welche jezt darinne liegt, als die, welche darein gelegt werden kann. Eigentlich halte ich es eben für keine Nothwendigkeit, daß aus der Fabel eines Trauerspiels eine gute Lehre fliessen müsse, wenn uns nur einzelne Stellen von nüßlichen Wahrheiten unterrichten. Allein so viel wird doch wenigstens nothwendig seyn, daß man auch keine böse Lehre Und diese, daraus folgern könne. mag es so ungern geftehen, als ich will liegt allerdings in dem rasenden Herkules. Es liegt, sage ich, eine böse Lehre darinne, oder eine abgeschmackte. Entweder die Lehre, daß Tugenden und Heldenthaten eine erzurnte Gottheit so wenig versöhnen, daß sie vielmehr diesel be noch heftiger aufbringen: oder die Lehre, daß man sich hüten müsse, von dem Jupiter qus verstohlener Ehe erzeugt zu werden, wenn man

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ich

allen

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