Immagini della pagina
PDF
ePub

Sonne zurück ziehen werde.

Un diesem sollst „du deinen Hunger stillen. Vor deinen Augen ,,foll, der mit Blut gemischte Wein getrunken ,,werden. Endlich habe ich die Speisen gefun„den, die du selbst fliehen wirst. Auf diese schrecklichen Worte, will der Schatten davon eilen, und alle seine höllischen Strafen scheinen ihm dagegen geringe. Doch die Furie zwingt ihn, mit Streit und Mordlust vorher das Haus und die Gemüther der Könige zu erfüllen. Umsonst wendet er ein, es sey zwar billig, daß er Strafe leide, aber nicht, daß er andern zur Strafe diene. Umsonst beklagt er sich, daß er gleichsam, als ein giftiger Dampf aus der ge= borstenen Erde geschickt werde, welcher Pest und Seuchen unter die Völker bringen müsse. Um sonst will er es wagen, nochmals schwazhaft zu seyn, und seine Enkel vor allen Verbrechen vielmehr zu warnen. Doch die Furie droht und vermehrt in dem Schatten das innere Gefühl feine Quaalen so heftig, daß er ihr in den Pallast folgen muß, wo er überall Raseren und Blutdurst verbreitet. Man muß sich einbilden, daß dieses sogleich geschicht, sobald er über die Schwelle getreten. Der Pallast empfindet es, daß er von einem unseligen Geiste berührt wird, und zittert. Die Furie ruft ihm zu, daß es genug sen, und befiehlt ihm, in die unterir. dischen Höhlen zu seinen Martern zurückzukeh« ren, weil die Erde ihn nicht länger tragen wolle,

1

[ocr errors]

und

und die ganze Natur sich über seine Gegenwart entsehe. Sie beschreibt dieses Entseßen in ein Dußend schönen Versen, die sie hier håtte ersparen können, und macht dem Chore Plah. Der Inhalt seines Gefanges ist eine Bitte an die Götter, alle Verbrechen von dem königlichen Hause abzuhalten, und nicht zuzugeben, daß auf eipen bösen Großvater ein schlimmrer Enkel folge. Er sagt, es sey bereits genug gefündiget worden; und führt dieses zu beweisen, die Geschichte des Myrtilus und die blutige Mahlzeit an, welche Tantalus den Göttern vorgeseht. Von der Strafe des leßtern macht er ein sehr künst liches Gemählde, welches aber den Leser kalt läßt, und beschließt es so abgebrochen, daß einige Kunstrichter zu glauben bewogen worden, es müsse das eigentliche Ende hier fehlen.

Zweyter Aufzug.

Auch dieser Aufzug besteht nur aus einer einzigen Scene, zwischen dem Atreus und einem Vertrauten. Atreus ist gleich Anfangs gegen sich selbst unwillig, daß er noch bis jezt, wegen den schimpflichen Beleidigungen feines Bruders, ungerochen sen. Er tadelt sich, daß er nicht schon längst alles in Blut und Flammen gefeßt. Wie gern hätte er sich wollen unter dem einstürzenden Pallaste begraben lassen, wenn er nur zugleich auch den Bruder zerschmettert hätte. Auf Atreus, beginne etwas, was keine Nach

[ocr errors]

welt billige, aber auch keine verschweige. Auf! ,,erkühne dich einer blutigen gråßlichen Schand. that; einer Schandthat, auf die mein Bruder „neidisch werde; die er selbst begangen zu haben ,,wünschen möchte. Du kannst seine Verbre ,,chen nicht råchen, ohne sie zu übertreffen. ,,Doch durch welche Abscheuligkeit werde ich ihm ,,überlegen seyn können? Auch in seinem Eler.de „ruhet er nicht. Das Unglück macht ihn' eben ,,so hartnäckig, als übermüthig ihn das Glück macht. Ich kenne seinen ungelehrigen Geist. ,,Biegen läßt er sich nicht, aber brechen läßt er sich. Ehe er sich also wieder erhohlt, ehe er „neue Kräfte sammelt, muß ich ihn angreifen: „denn bleib ich ruhig, so greift er mich an. Ich „komme durch ihn um, oder er muß durch mich ,,umkommen. Das Verbrechen ist mitten zwi,,schen uns, `gleich einem Preise, aufgestellt, welcher dem gehört, der es zuerst unternimt.

Der Vertraute. So kann dich das widrige Urtheil des Volks nicht schrecken?

Atreus. Das ist eben das beste an einem Reiche, daß das Volck die Thaten seines Be"Herrschers eben sowohl dulden als loben muß.

Der Vertraute. Die, welche man aus Furcht loben muß, eben die haßt man auch aus Furcht. Der aber, welcher nach dem Rühme einer wahren Liebe strebt, will sich lieber von den Herzen, als von den Stimmen loben lassen. € 2

Atreus.

Atreus. Ein wahres Lob kann auch oft einem geringen Manne zu Theile werden; aber ein falsches nur dem Mächtigen. Die Unterthanen müssen wohl wollen, was sie nicht wollen.

Der Vertraute. Wenn der König, was recht ist, will, so wird sein Wille gern aller Wille seyn.

Atreus. Derjenige König ist nur halb Kdnig, welcher nur das, was recht ist, wollen darf.

Der Vertraute. Wo weder Scham, noch Liebe zum Recht, weder Frömmigkeit noch Treue und Glaube ist, da ruhet das Reich auf schwa= chem Grunde.

Vtreus. Scham, Liebe zum Recht, Frömmigkeit, Treu und Glaube sind kleine Tugenden für Bürger. Ein König thue, was ihm nüßt.

Der Vertraute. Auch einem bösen Bruder zu schaden, mußt du für Unrecht halten.

Atreus. Alles ist gegen ihn billig, was gegen einem Bruder unbillig ist. Denn welcher Verbrechen hat er sich enthalten? Von welcher Schandthat ist er abgestanden? Durch Schẳndung hat er mir die Gemahlin, und durch List das Reich, entrissen. Mit diesem leßtern zielet Atreus auf die schon erwehnte Raubung des goldnen Widders, mit dessem Befihe das Reich verbunden war. Es gehen verschiedene Zeilen auf die Beschreibung desselben, bis er end

lich wieder schließt:,,Meine Gemahlin ist ver ,,führt; die Sicherheit des Reichs ist untergra ,,ben; das Haus ist beschimpft; das Blut ist ,,ungewiß worden. Und nichts ist gewiß, als ,,daß mein Bruder mein Feind ist.,, Du zit,,terst? fährt er zu dem Vertrauten fort. Sieh auf den Tantalus und Pelops. ,,Dieser ihren Beyspielen zu folgen, werden meine ,,Hände aufgebothen. Sprich, wie soll ich das ,,verhaßte Haupt verderben?

[ocr errors]

Der Vertraute. Ein tödlicher Stahl vergiesse sein feindseliges Blut.

Atreus. Du redest von dem Ende der Strafe, und ich will von der Strafe selbst hören, Ein sanftmüthiger Tyrann mag umbringen lassen. In meinem Reiche wird der Tod als eine Gnade erlangt.

Der Vertraute. So ist alle Frömmigkeit bey dir hin?

Atreus. Fort, Frömmigkeit! wenn du anders jemals in unserm Hause gewesen bist. Das wüthende Heer der Furien, die zwistliebende Erynnis, und sie, die in beyden Händen schreckliche Fackeln schüttelt, Megåra, ziehe da für ein. Ich brenne vor Wuth, und dürfte nach. unerhörten unglaublichen Verbrechen.

Der Vertraute fragt ihn, worinne diese Verbrechen bestehen sollen, und ob er sich des Schwerds. oder des Feuers zu seiner Rache bedienen werde. Doch beydes ist ihm zu geringe; Thyest selbst € 3.

foll

« IndietroContinua »