Immagini della pagina
PDF
ePub
[ocr errors]

Zahl an, wenn er ihn in der 744. Zeile fragt: exhorruiftis? Allein dieses exhorruiftis wåre sehr leicht in exhorruisti zu verwandeln, welches ohnedem der Gleichförmigkeit wegen höchst nothig ist. —— Von dem Chore selbst will ich nicht viel sagen, weil er fast aus nichts, als aus poetischen Blümchen bestehet, die der befürchtete Untergang der Welt, wie man leicht vermuthen kann, reichlich genug darbiethet. Unter andern geht der Dichter den ganzen Thierkreiß durch, und betauert gleichsam ein jedes Zeichen, das nunmehr herabstürzen und in das alte Chaos zurück fallen würde. Zum Schlusse kömmt er wieder auf einige moralische Sprüche. „So sind wir ,,denn, nach einer unzehligen Menge von Sterb,,lichen, die, welche man für würdig erkannt -„hat, von den Trümmern der Welt zerschmettert ,,u werden? So find wir es, die auf die lezten „Zeiten verspart wurden? Ach, wie hart ist ,,unser Schicksal; es sey nun, daß wir die Sonne ,,verlohren, oder sie vertrieben haben! Doch, ,,weg ihr Klagen! weg Furcht! Der ist auf das ,,Leben zu begierig, der nicht einmahl sterben, ,,will, wenn die Welt mit ihm untergeht.

Fünfter Aufzug.

Die grausame Mahlzeit ist vorbey. Atreus kann seine ruchlose Freude långer nicht måßigen, sondern kömmt heraus, sich feinen abscheutigen Frolockungen zu überlassen..

Diese sind der vornehmste Inhalt des ersten Auftritts in diesem Aufzuge, Aber doch ist er noch nicht zufrieden; er will den Thyest, zum Schlusse der Mahlzeit, auch noch das Blut seiner Kinder zu trincken geben. Er befiehlt daher seinen Dienern, die Thore des Pallasts zu eröfnen, und man sieht in der Ent fernung den Thyest am Tische liegen. Atreus hatte ben Zermehlung der Kinder, ihre Köpfe zurücke gelegt, um sie dem Vater, bey Eröfnung seines Unglücks, zu zeigen. Er freuet sich schon im voraus über die Entferbung des Gesichts, mit welcher sie Thyest erblicken werde. ,,Das, spricht er, muß ich mit ansehe. Ich ,,muß es mit anhören, welche Worte sein „Schmerz zuerst ausstossen wird. Ich muß ,,dabey seyn, wenn er starr und für Entsehen ,,wie entseelt da stehen wird. Das ist die Frucht „meiner That! Ich mag ihm nicht sowohl elend „feyn, als elend werden sehn. -Er wird mit Vergnügen gewahr, daß Thyeft_schon fast truncken sey, und hoft daher, daß ihm seine List mit dem Blute, welches er unter alten Wein von einer starcken Farbe mischen wolle, desto eher gelingen werde. ,,Ein solches ,,Mahl muß mit einem solchen Truncke beschlos ,,sen werden. Er, der lieber mein Blut ge,,truncken håtte, soll das Blut der Seinen trin,,cken. Hört, schon stimmt er festliche Gesänge ,,an, und ist seines Verstandes kaum mehr ,,mächtig. Hier

[ocr errors]

Hier nun kömmt Thyest langsam hervor, und sein Gesang ist eine Ermunterung seiner selbst, alle traurige Vorstellungen fahren zu lassen. ,,Heitere deine Blicke zur gegenwärtigen Freude ,,auf, und verjage den alten Thyeft aus deinem „Gemüthe! Aber so find die Elenden! Sie „trauen dem Glücke nie, wenn es sie gleich wie,,der anlacht, und freuen sich mit Widerwillen. ,,Welcher ohne Ursache erregter Schmerz verbeuth

mir diesen festlichen Tag zu feyern, und befiehlt „mir, 'zu weinen? Was ist es, das mir mein ,,Haupt mit frischen Blumen zu krånzen nicht ,,erlauben will? Es will nicht; es will nicht! „Unerwartete Thrånen rollen die Wangen herab, ,,und mitten unter meine Worte mischen sich ,,Seufzer Ach, der sein Unglück ahn,,dende Geist verkündiget mit diesen Zeichen ein ,,nahes Leiden! — Doch mit was für trau,,rigen Erwartungen quålst du dich, Unsinniger? „Ueberlaß dich deinem Bruder voll leichtgläu„,biger Liebe! Es sey nun was es sey, so fürchtest „du dich entweder ohne Grund, oder zu spåt. ,,Gern wollt ich Unglücklicher mich nicht fürchten, ,,aber mein Jr.nerstes bebet vor Schrecken. Schnell strömet aus den Augen eine Fluth von Zehren, und strömet ohne Ursache. Ist es Schmerz, oder ist es Furcht? Oder hat auch ,,eine heftige Freude ihre Thrånen?

Nunmehr redet ihn Atreus an: „, laß uns, ,,Bruder, unsere Freude verbinden, diesen

,,glück.

„glücklichen Tag würdig zu begehen.

Heute

,,wird mein Thron befestiget; heute wird ein ,,Friede gestiftet, wie er unserer brüderlichen ,,Treue geziemet.

Thyeft. Die reiche Tafel hat mich genung gesättiget; ich glühe vom Weine. Aber wie unendlich könnte meine Freude vermehret werden, wenn ich mich mit den Meinigen freuen dürfte.

Atreus. Glaube, daß sie so gut verwahrt find, als ob du sie in deinen Armen hieltest. Sie sind hier, und werden hier bleiben. Von deinen Kindern soll dir nichts verlohren gehen, Ich will dich ihre Gesichter, die du so sehnlich verlangst, sehen lassen; ich will sie dich alle geniessen lassen. Deine Begierde soll gesättiget werden; fürchte nichts. Sie liegen noch jest, mit meinen Kindern zugleich, an dem frohen Tische; aber man soll sie gleich herhohlen. Nimin nur unterdessen diesen unsern Geschlechtsbecher, mit Bachus Gaben erfüllet, aus meiner Hand Thyeft vermuthet bey diesen zweydeutigen Reden, noch nichts arges. Er greift mit Dancksagung nach dem Becher, ihn vor dem Ungesichte der väterlichen Götter auf eine ewige Liebe auszuleeren, und ist eben in der Stellung, ihn an den Mund zu führen; als seine fürchterliche Ahndungen zunehmen. ,,Was ist das? die ,,Hand will nicht gehorchen? die Schwere des „Bechers wächst und ziehet die Rechte mit nieder ? „Ich bringe ihn dem Munde näher, und ver"giesse

[ocr errors]

„giesse zitternd den Wein, ohne die betrogenen ,,Lippen zu neßen. Sieh! selbst der Tisch springt ,,von dem erschütterten Boden in die Höh! Kaum ,,leuchtet das Feuer! Die schwere dde Luft er,,starret schrecklich zwischen Tag und Nacht! „Das krachende Gewölbe des Himmels drohet ,,zu stürzen! Schwarze Schatten verdicken ,,die Finsterniß, und die Nacht verbirgt sich in „Nacht! Alles Geftirne flieht! Es drohe, was ,,uns auch drohe; nur daß es meinen Bruder, ,,nur daß es meine Kinder verschone! Auf mein ,,unwürdiges Haupt allein breche das Wetter „los. Ach, jezt, jezt gieb mir meine Kinder ,,wieder.

[ocr errors]
[ocr errors]

Atreus. Ich will sie dir geben, und kein Tag soll sie dir jemahls wieder rauben. Hier muß man sich vorstellen, daß Atreus einen Winck giebt, und die zurück gelegten Häupter und Hånde der Kinder herbey bringen läßt, unterdessen daß Thyeft in dem vorigen Tone fortfährt: Welch ein Aufruhr durchwühlet mein Eingeweide? Was zittert in meinem ,,Innern? Ich fühle eine ungeduldige Last, und ,,aus meiner Brust steigen Seufzer auf, die ,,nicht meine sind. Kommt doch, meine Söhne! ,,Euer unglücklicher Vater ruft euch. Kommt ,,doch! Euer Anblick wird diesen Schmerz ver ,,jagen. Hörte ich sie nicht? Wo sprachen "fie? Nunmehr sind ihre traurigen

Ueber

« IndietroContinua »