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derte. Und diese Aenderung soll PRONAPIDES, noch vor Homers Zetten gemacht haben. Man schrieb hernach nicht nur von der Linken zur Rechten, wie es von den occidentalischen Völkern geschieht, sondern verkünftelte auch in nichtsbedeutenden Spielwerken die Echrift. Spiridon hieß die Art, da man die lângere Zeilen in engere korbartig abkürzte; Plinthidon, wenn die Zeilen unterein ander in länglichtem Quadrat; Bustrophidon, wenn man die Zeis len von der Linken zur Rechten, und von dieser zur Linken ununterbrochen; Bionidon, wenn man die Buchstaben einzeln Columnens weis untereinander seßte. r) Pyrgidon war das Gegentheil von Spiridon. Doch diese Spielwerke galten meines Wissens nur ben den Griechen.

IX.

Man schrieb also; aber worauf? und womit? In den ältesten Zeiten auf Stein, Bley, Holz, Baum oder Palmblätter, Baum rinde oder die innere Häute der Bäume, auf Haute und Eingeweiz de der Thiere, Leinwand, hölzerne Tafeln, die blos polirt oder mit War überzogen waren, auf Elfenbein, Seemuscheln ic. Here nach brauchte man das Aegyptische Papier, in dessen Ermanglung das Pergament, aus Baumwollen und Baumrinden zubereitetes Papier, und endlich unser Lumpenpapier. In Stein wurden kurze Inschriften und Denkmale gegraben; 8) Erz gebrauchte man zur Dauer, z. B. die 12 Tafeln der Römischen Geseze; und bey Bündnissen, dergleichen ben 3000 im Capitol verschmolzen find. Auf Holz waren Solons Gesche geschrieben. t) Die Palmblåtter hieffen auch folia Sibyllæ, vermuthlich weil die Sibyllinische Weis

1) FABRICII Biblioth. gr. Vol. I. p. 159 fqq. — GERH. Jo. VOSSIUS De arte grammatica. L. I. C. 34. p. 120 fqq. — CROIUS Obf. S. Cap. IX. p. 70 fq. - HERM, HUGO de prima fcribendi origine. C. 8. PETR. HOLMIUS

de Scriptura. C. 5. ») Daven findet man Nachricht in HUMPHREY PRIDEAUX, Dechants zu Norwich, Bach: Marmora Oxonienfia ex Arundelianis, Seldenianis aliisque conflata. Lond. 1628. f. — March. MAFFEI Græcorum Sigla lapidariæ. Veronæ. 1746. 8. P. CORSINI Notæ Græcorum, quæ in æreis atque marmoreis tabulis obfervantur. Florent. 1749. f. WALTHERE Lexicon Diplomaticum.

Ulma, 1756. f.

A. GELLIUS Noct. Att. L. II. C. 12.

Fagungen darauf geschrieben waren. u) Ob von der Gewohnheit auf die innere Baum oder Buchrinde zu schreiben, das lateinische Mort Liber, oder das deutsche Buch, herkomme, lasse ich dahins gestellt seyn. x) Bey den Römern waren die tabulæ ceratæ üblich, worein sie mit einem Griffel, der vornen spißig und hinten breit war, die Buchstaben eingruben. Von ihnen lerntens unsere alten Deutschen. So waren die Speyerischen Gesetze geschrieben. y) Die Wartafeln wurden auch mit starkem Silberblech umzogen, dergleis chen man im Herkulan gefunden hat. Die Reichen hatten auch elfens beinerne Tafeln, die diptycha hießen, wenn sie aus 2. Blatten bes ftunden. Auf Muschelschalen (organov) zeichneten die Athenienser den Namen eines zu verweisenden Bürgers, daher das Gericht Oftracifmus genannt wurde. Das Aegyptische Papier verfertigte man aus ber Silpflange βιβλος, δελτος, παπυρος, beut gu Sage Berd; ein Schilfrohr, deffen Stengel 10 Fuß hoch wächst, und das aus vielen Häuten oder Blåttern besteht, die mit einer Nas del abgesondert, bisweilen vielfach übereinander gelegt, mit Nils waffer oder mit Leim bestrichen und an der Sonne getrocknet wurs den. Plinius nennt davon 8. Sorten. Man findet noch Urkuns den davon zu Corbie (nicht Corvey) und zu Wien. Ohngefehr im 12ten Jahrhundert hörte der Gebrauch auf, weil die Pflanze nicht mehr hinreichte. z) Das Pergament soll nach Plinii Bez richt a) also entstanden seyn. Prolomaus Philadelphus, ein groffer Bücherfreund, habe zu Alexandrien eine ungeheure Büchers sammlung veranstaltet, und zu dem End alle Schriften, die nur

u) MELCH. GUILANDINUS, ein Königsberger, der sich lang in Italien aufhielt, läugnet, daß man auf Palmblätter schrieb in Comment. in tria Plinii Mai. de Papyro capita. Amberg. 1613. 8. - Jos. JUST, SCALIGER hat ihm aus Neid widersprochen.

*) OLAUS RUDBECK, Prof. Botan, und Anat. su Upsal, will es behaupten in seinem Werk; Atlantica f. Manheim vera Japheti pofterorum fedes & patria. Upfal. 1675. 79. 96. IV. f. (40 Thlr. I lat. und schwedisch. Der 4te Theil ist so selten, weil die meisten Exemplare su Upsal verbrannten, daß felbft in Schweden und Dänemark das Werk nur 2 bis 3mal complet vorhanden seyn soll.

y) S. Lehmanns Speperische Chronic.

z) MELCH, GUILANDINUS Comm. in tria Plinii capita de Papyro. MuRATORI Antiquitates medii ævi. T. III. Diff. 43.

a) Hift. Nat. L. XX, C. XI.

t

aufzutreiben waren, abschreiben lassen. Eumenes, König zu Pers gamus, ein eben so feuriger; Sammler, habe mit jenem um den Vorzug geeifert. Ptolemȧus habe aus Neid die Ausfuhr des egyptischen Papiers verboten. Daher seye Eumenes auf den Einfall gerathen, zu Pergamus die Thierhäute zum Schreiben bes reiten zu lassen; und dieses habe dem Pergament die Benennung gegeben. Allein dieser Plinianischen Erzählung steht entgegen, daß schon der Hohepriester Eleazar zu Jerusalem dem König Ptolos maus unter andern Geschenken auch ein Pergament, worauf das Gesch mit goldenen Buchstaben geschrieben war, nach Aegypten überschickt hat. b) Ueberdieß meldet Herodot, daß die Jonier schon in den ältesten Zeiten auf zubereitete Thierhäute geschrieben haben. Mag also das Pergament daher seinen Namen haben, weil sole ches zu Pergamus entweder häufig, oder vorzüglich gut verfertigt wurde. c) Sobald das Aegyptische Papier aufhörte, gebrauchte man das Cottunpapier, charta bombycina, das aus Baumwolle bez reitet wurde. Es kam mit dem Arabischen, das aus Baumseide verfertigt wird, nicht aber, wie Montfaucon mennt, mit unserm kumpenpapier überein. Darauf sind die griechischen Bücher, bes sonders aus dem 13ten und 14ten Jahrhundert geschrieben. Der Gebrauch davon fieng im 8ten oder 9ten Jahrhundert an, und erhielt sich bis ins 14te. Das Chinesische wird aus der innern Rins de des Bambusrohrs bereitet, kann aber nur einseitig beschrieben werden. Man kann übrigens nicht bestimmen, wann unser Lumpenpapier, das in die Stelle des zu kostbaren Baumwollenen getretten ist, aufgekommen seye. Meermann seßt es zwischen 1250:1302. Montfaucon in das 12te oder gar ins 8te Jahrhuns Dert; d) Mabillon will ein dergleichen Manuscript angetroffen baben, das 900. Jahre alt war; er sah aber, wie es mit mehrern Codicibus von dieser Art geschah, das Baumwollene für kum

b) Flavii Josephi Werke, nach der Tübinger D. Ausgabe vom J. 1736. P. 356 fqq.

*) CHRISTI. GOTTL, SCHWARZII de ornamentis librorum hexas. Lipf. 1756. 4 c. f. Ej. Exercit. de varia fuppellectili rei librariæ veterum. Altd. 1725. 4. Lipf. 1756. 4. HERM. HUGO, S. J. Rector zu Brüssel in tr. De prima fcribendi origine & omni rei litterariæ antiquitate. Antw. 1617. 8. Mit Trozens Vermehrungen wieder aufgelegt. Utrecht. 1738. gr. 8.

In Palæographia L. I. C. 2. p. 17 fqq. L. IV. C. 3. p. 278.

penpapier an. Ich glaube nicht, daß man deffen Gebrauch über Das 14te Jahrhundert zurückseßen kann; wenigstens findet man keine Proben davon. Auf der Leipziger Universitätsbibliothek wird eine solche Handschrift vom Jahr 1312. aufbewahrt; sie enthält ein deutsches Reimgedicht: Der Renner. e) Auch findet man eine Urkunde vom Jahr 1339. in Eraths Codice Quedlinburgenfi p. 454. Zuverläßig hatte man im 15ten Jahrhundert Papierfabricken vor Leinen in Spanien errichtet, wo sonst das von den Arabern dahin gebrachte baumwollene Papier bekannt war. Man legte 1473. die erste Druckeren zu Barcellona und Madrid, und 1474. eine dritte zu Valencia an. Schon 1340. hatte man eine solche Fabrick zu Trevigio in Italien, und man fand eine der ältesten Urkunden von Leinenpapier vom Jahr 1367. (MAFFEI Iftor, diplom. Lib. I.) Mit Gewißheit findet man in Deutschland Spuren von Leinenpapier von 1308. Doch wollte ich hieraus nicht sogleich den Schluß zies hen, daß Deutschland die Ehre der Erfindung gebühre, weil die Vermuthung immer noch möglich bleibt, daß dergleichen Papier aus Italien gebracht worden sey. Gewiß läßt sich für die Erfins bung nichts entscheiden.

Es versteht sich von selbst, daß die Schreibinstrumenten sich nach Beschaffenheit der Schreibmassen abånderten. So lang die Schreibmasse hart war, bediente man sich des Griffels, und zwar in den åltern Zeiten des eisernen, hernach des beinernen, nachs dem jener, wegen dem vielen Unglück, verbotten wurde. f) Auf

•) Schöne hieher gehörige Untersuchungen findet man in GERH. MEERMANNI & doctorum virorum ad eum epiftolæ atque obfervationes de chartæ vulgaris f. linex origine. Haga, C. 1767. 8. add. Leipz. M. Z. 1767. p. 571. fqq. Man lese überdieß G. F. Wehrs Schreiben vom Papier, und von den Schreibmassen, derer man sich vor Erfindung desselben bediente. Hannover, 1779. 8. Vorzüglich das neue diplomatische Lehrgebäude der Benedictiner. I. Th. Ge. Grubers, Prof. hift. auf der Savoyschen Mitterakad. zu Wien, Lehrsystem einer allgemeinen Diplomatik. Wien, 1783. II. 8. Joh. Gottl. Imman. Breitkopfs Versuch den Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapiers, und den Anfang der Holzschneide. kunft in Europa zu erforschen. Leipz. 1784. 8. I. Th. Hambergers zus

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verl. Nachr. I. Th. p. 73-83.

F) Von dem Griffel der Alten giebt Nachricht JANUS DOUSA in Centurionatu f. Plautinarum Explanationum L. IV. Francof. 1611, 12, und Laur. PIGNORIUS in tr. de Servis & eorum apud veteres minifteriis. Amft. 1613. 4. vermehrt 1674. 12, c. f.

Aegyptisches Papier schrieb man mit Schilfrohr, (calamus) das beynahe wie unsere Federn geschnitten war. Unsere Gånsfedern mögen noch eher gebraucht worden seyn, als unser kumpenpapier erfunden war. g) Mit Bimsenstein pflegte man das rauhe auf dem Bergament abzureiben; denn die äußere Seite war gelb, die ins nere, worauf man schrieb, weiß und rauh, auch bisweilen noch mit Haaren versehen. Das Papier glåttete man mit Bein oder mit einem Zahn; (Charta dentata) und wenn es beschrieben war, so pflegte mans mit Cedernsaft zu bestreichen, um es vor der Fäul niß und vor den Würmern zu bewahren. h) zu Rom hatte man zu Verfertigung des Papiers verschiedene Werkstätte; das schönste war Charta Claudia, das der R. Claudius machen ließ. i) Auf das Pavier schrieb man mit Dinte, die aus Ruß bereitet war. k) Daher die Buchstaben gelb wurden. Hernach nahm man Weina stein und Kohlen, auch Vitriol; die Dinte war sehr dick, wie man an den erhabenen sehr schwarzen Buchstaben der Handschrifs ten aus dem Herkulan sieht. Die herrlichste und kostbarste Schrift in den åltern Zeiten war die Goldschrift (xgvsoygaP,α) auch Sil berschrift, die man zur heil. Schrift oder zu den liturgischen Wers fen brauchte. 1) So ist z. B. die Gothische Ueberseßung der vier Evangelien, die Ulphilas, der Gothische Bischof im 4ten Jahrs hundert besorgte, mit goldenen Buchstaben im Anfang der Capitel und mit filbernen im Text geschrieben. m) Die Alten hatten auch ihre Schreibbehältnisse (nadaμıdes, graphiaria), n) um die Zeilen gerad zu ziehen, brauchten sie einen bleyernen Stift (nagaygaPor, wypada, Præductal) und eine Richtschnur (xavovis, Canon.). Die Abtheilung der Zeilen (nagaygapur) geschahe auch mit Mens ning oder andern rothen Farben; daher nennen die alten Rechts lehrer die Abtheilungen der Rede Paragraphos und Rubriquen. Von der Gewohnheit der Alten auf Bley zu schreiben, mag es wol

3) Ifidor rebet schon davon Orig. L, VI, C. 13. Inftrumenta fcribæ calamus & penna.

h) PLIN. H. N. L. XIII. C. 13.

i) PLIN. L. XIII. C. 12.

k) PLIN. L. XXXV. C. 6.

1) Wie sie zubereitet worden, zeigt MONTFAUCON Palæogr. gr. L. I. C. I. a) Hambergers Z. N. 2. Th. p. 792-796.

R) MARTIAL. L. XIV. epigr. 19. 21.

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