Immagini della pagina
PDF
ePub

auch hergekommen zu seyn, daß man in den mittlern Zeiten die den wichtigsten Urkunden angehängte Siegel aus Blen verfertigte. Wenn die Bücher auf Baumrinden (Bast) oder Papier geschrie ben waren, so wurden sie an einem runden Stabe befestigt und aufgerollt. Der Stab hatte an beiden Enden Knöpfe (Umbilici) theils zur Zierde; denn man pflegte sie zu vergolden oder sonst zu bemalen; theils die Blätter zu befestigen, theils daß man die Bücher (volumina) bequemer halten konnte. o) Die Titel wurden bisweilen mit Zinnober geschrieben. p)

X.

Das Schreiben wurde bald ein Handwerk; man künftelte; man beeiferte sich schön und geschwind zu schreiben. q) Die orientalis schen Kaiser bedienten sich einer eigenen Dinte bey ihren Unters schriften; sie hieß facrum Encauftum, und wurde aus Purpursaft bereitet. Niemand, ausser ihnen, durfte bey Strafe des Hochvers raths damit schreiben, um zu verhüten, daß kein Betrug gespielt würde. Das Encauftum hieß auch deswegen facrum, daß man eben so viel Ehrfurcht, als gegen die geheiligte Person der Re genten dagegen bezeigte. An dessen Stelle kam vermuthlich das rothe War auf die Canzleien. r) Bey dem Geschwindschreiben

o) Man wird daraus erklären: ad umbilicum carmen ducere. HORAT. Epod.

14. 7.

p) Ueber alles hier gesagte lese man: HERM. HUGO de prima fcribendi origi ne. Trai. 1738. 8. Jo. MABILLON de re Diplomatica. L. VI. Par. 1681. vermehrt, 1709. f. m. Das Supplement dazu, ib. 1704. f. m. Sein Wi dersacher ist P. BARTH. GERMON in Discept. de veteribus Regum Franc. diplomatibus & arte fecernendi antiqua diplomata vera a falfis. Par. 17031707, III. 8. BERNH. DE MONTFAUCON Palæographia græca. Par. Mich. Denis Einleit. in die Bücherkunde. I. Th. p. 24—50. Hambergers Zuverl. Nachr. I. Th. p. 83-87.

1708. f.

PET. HOLMIUS in tr. de fcriptura & variis rationibus f. ad dextram f. ad finiftram, f. defuper, vel quocunque alio modo fcribendi. Lund. 1670. 8. TH. CRENIUS ließ ihn in Analectis philol. wieder abdrucken. Add. BALTH. FR. SALZMANNI tres Difpp. de varietate antiquæ fcriptionis. Lipf. 1661. 4. der aber das meifte aus HERM. HUGONIS lib. de prima fcrib. origine geborgt hat.

r) GUIDO PANCIROLLI lib. de rebus deperditis & noviter inventis. P. I. Tit. II. p. m. 10-15. add. ANT. BOREMANSII Lib. variar. lectionum. Amft. 1676.8. Cap. IV.

hatte man gewisse notas und Abbreviaturen. Die diese Kunst vers standen, hießen Notarii. s) Der Freygelassene des Cicero, M. Tullius Tiro, hat eigene Zeichen, die Gedanken auszudrücken, erfunden; auch Unnaus Seneca, der Vater, die hernach Cyprian vermehrte. Man findet sie in JANI GRUTERI Corpore Infcriptionum, t) Die öffentlichen Schreiber (Tabularii) waren in solchem Ansehen, wie unsere Sekretarii und Registratoren. u) Librarii was ren diejenigen, die so wol Bücher abschrieben, als damit handel ten. x) Antiquarii, die alte Codices abschrieben. In den mittlern Zeiten nannte man auch die Bibliothekare in den Clóstern Librarios; denn eine Bibliothek hieß damals Libraria. y) Mönche und Nons nen beschäftigten sich mit Abschreiben; unter diesen ist besonders berühmt Diemudis, eine deutsche Nonne aus dem eilsten Jahrs hundert, die viele schöne und accurate Manuscripte hinterlassen hat. z) Die Manuscripte waren sehr kostbar. Picus, Graf von Mirandola soll für die Bücher des Esdras 7000 Ducaten bezahlt haben; fogar wurden Töchter damit ausgesteuert und Mayergüter dafür gekauft. Die Librarii waren zugleich gelehrte Grammatiker and Kritiker. a) Sie lehrten in den folgenden Zeiten die Sprachs und Redekunst öffentlich, erklärten die Gedichte der Alten, hats ten die Aufsicht über die Büchersåle, beurtheilten den Werth der Bücher und besserten die Schreibfehler in den Abschriften. Sue. ton nennt fie cenfores, b) und ihr Geschäft hieß adnotare, wenn fie über anderer Schriften Anmerkungen machten. Die Römer

s) AUGUSTINI lib. de doctr. Chrift. Cap. 26. bibl. & ecclef. C. 2. p. 129 fqq.

t) MORHOFII Polyhift. L. IV. C. II. 2) LAUR. PIGNORII tr. de Servis.

[ocr errors]

QUENSTEDII Antiquit.

SUIZERUS in Thef. eccl. T. II. p. 431. §. 4. p. m. 726 fqq.

SIXTI SENENSIS, oder FRANC. SI

XTI, eines Dominicauers von Siena, Bibliotheca Sancta. Colon, 1586.

fol. 1626. 4.

2) MONTFAUCON Palæogr. gr. L. I. C. 5 fqq.

ANDR. CHRIST. ESCHEN

BACHII Diff. de fcribis Romanorum; in fafc. Difpp. Rotterd. 1705. 8. P. II. p. 253 fqq. Hamberger 1. c. I. Th. p. 87-90.

-

Y) DU FRESNE Gloffarium.

2) Bon Abschreiberinnen: EUSEBIUS in Hift. eccl. L. VI. C. 23. Von Dies mudis: BERN. PEZ in Præf. ad Thefaurum Anecdotorum. p. 20 fqq. a) SCIPIONIS GENTILIS Parerga. L. I. C. I. GERH. JO. VOSSII Lib. de arte Grammatica. Amft. 1635. 4. auch fub tit. Ariftarchus. add. Jo. CLERICI ars critica.

b) In lib, de illuftr. Grammaticis.

hatten solche Büchercensoren; und es war besonders dem Senat überlassen, durch die Aediles und Triumviros capitales zu untersus chen, ob in den herausgegebenen Büchern nichts dem Staat und der Religion nachtheiliges enthalten seye. c)

Auch die Juden hatten ihre Schreiber, wozu insgemein die Priester gebraucht wurden. Nach der Babylonischen Gefangen schaft machte man aber den unterschied zwischen den Schreibern des Gesetzes und den Schreibern des Volks. Jene mußten das Gesetz ganz fehlerfrey abschreiben; denn wenn nur ein Zweifel war, ob ein Buchstabe zum vorhergehenden oder folgenden Wort gehds re, so wurde das ganze verworfen. Daher noch jezt die Abschrift der Thora mit 100 Thalern bezahlt wird. Die Schreiber des Volks verfertigten Scheidebriefe ic. und wurden sehr in Ehren gehalten. d)

XI.

Hebråer, Griechen und Römer hatten ihre eigene Abbreviatus ren, di• man verstehen muß, wenn man die alten Handschriften Jesen will. Von den Hebräischen handelt Joн. ВuxTORF in tr. de Abbreviaturis hebraicis. Bafil. 1640. 8. e) Von den Griechischen: MONTFAUCON in Palæographia græca, L. V. Von den Römischen: Alphabetum Tironianum, f, notas Tironis explicandi methodus, cum pluribus Ludovici Pii chartis, quæ notis iisdem exaratæ funt, & hactenus ineditæ, ad hiftoriam & jurisdictionem cum ecclefiafticam tum civilem pertinentibus, ftudio D. P. CARPENTIER. Paris. 1747. f. SERTORII URSATI Comment, de notis Romanorum. Patav. 1672. f. JOH. NICOLAI lib. de Siglis veterum. Lugd. B. 1703. 4. Auch giebt von den Siglis Nachricht HELIAS PUTSCHIUs in seinen Anmers fungen ad veteres Grammaticos; und Janus GRUTERUS in corpore Inscriptionum antiquarum totius orbis Rom. c. n. Marq. Gudii, ex rec. Grævii. Amft. 1707. II. f. Für die mittlere Zeiten: DAN.

•) In der römischen Kirche, besonders in den mittlern Zeiten, waren solche Censoren oft Ignoranten; z. B. jener, der dem ROMULUS PARADISUS, einem italianischen Gelehrten den Namen Paradifus ausftrich, weil er ihn für heilig hielt, und ihn nur mit dreveu Puncten bezeichnete; daher wird dieser Gelehrte aus Schers Romulus trium pun&torum genennt,

d) RICH. SIMON Hift. crit. du V. Teft.

•) Supplementen dazu giebt CHRIST. WOLFIUS in Biblioth. hebr. T. II. L. III. C. 3. p. 575 fqq.

[ocr errors]

DAN. EBERH, BARINGII Clavis diplomatica. Hannov. 1754. gr. 4. M.. und JOH. LUDOLPH WALTHERI Lexicon Diplomaticum, Abbreviationes fyllabarum & vocum in diplomatibus & codicibus a Sæc. VIII-XVI. occurrentes exponens. Ulmæ, 1756. III. f. 2te Ausgabe. Von den Zeichen der alten Kritiker findet man eine besondere Abhandlung in Eschenbachs fascic. Differtat, P. II. p. 283. fqq. add. RICH. SIMON Bibl. crit, T. I. C. 13. FABRICII Bibl, gr. L. II, C. 2. Vol. I. p. 274.

XII.

Anfangs hatte man in den Schriften entweder kein Unterschei dungszeichen, oder man seßte nach jedem Wort ein Punct. Die Buchstaben und Wörter wurden zusammengehängt; es war also schtser, ein Buch zu verstehen. Daher so viele Fehler der Abschreis ber, paher so viele Varianten, die den Kritikern so vieles zu schaffen machten. f) — Unter dem Aegyptischen König Ptolemaus Epiphas nes soll schon Ariftophanes, ein Grammatiker von Byzanz einige Unterscheidungszeichen gemacht haben. Zu den Zeiten der Apostel feste man oben, in der Mitte und unten am Wort ein Punct. Das erstere galt so viel, als unser Punct; das zweyte ein Colon; das lettere ein Comma, oder Semicolon. Aber so wars nur une ter den Gelehrten, und nicht im gemeinen Leben üblich. Oder man schrieb so viele Worte in eine Zeile zusammen, als man zu einem verständigen Sag nöthig hatte; dieß nannte man gñua. Dergleichen waren im Matthäus 2522; im Markus 2675. Endlich ließ man da, wo der Verstand sich endigte, einen leeren Raum, oder man seßte ein Punct. Dieß kömmt oft in den Codicibus MStis., besonders in dem Codice Alexandrino bor. una fere unterscheidungszeichen sind neu. Hieronymus sette im 4ten Jahrhundert zu der lateinischen Uebersehung das Comma und Colon; im 5ten theilte Euthalius, Diakonus zu Alexandrien, das neue Testament in Zeilen. Auf Befehl Carls des Grossen wurden erst die Zeichen des Hieronymus durch Paul Warnfried und Ulcuin eingeführt. Im 9ten Jahrhundert entstund das griechis

MONTFAUCON Pa

#) Jo. CLERICI Ars critica. P. III. Sect. I. B. 10.
leogr. gr. L. I. C. 4. p. 30 fqq. STOLBERGII Exercitationes de So..
vecifmis, barbarifmis & diftinctionibus inprimis N. Teftamenti.

[ocr errors]

D

sche Fragzeichen. (;) Bey den ersten Abdrücken brauchte man dies fe Zeichen willkürlich, besonders Rob. Stephanus, der sie oft abanderte. g)

XIII.

In der griechischen Sprache hatte man keine Accente, so lang fie die Volkssprache war. Erst nachher wurden diese Zeichen von den Gelehrten erfunden, da sie sich allein mit dieser nun beynahe tod ten Sprache beschäftigten. Schon im ersten Jahrhundert nach Chris sto war die griechische Accentuation bekannt; denn der Vers des Euripides : ἓν σοφὸν βέλευμα τὰς πολλὰς χεῖρας νεκᾷ, turbe mit allen Accenten im Herkulan an einem Hause entdeckt; diese Stadt wurde aber unter R. Titus verschüttet. (Winkelmanns Herkulas nische Entdeckungen, p. 82.) Thomas Hearne gab so 1715. die Apostelgeschichte nach einem Codex heraus, der ben 1000 Jahre alt ist, und in der Voldlejanischen Bibliothek aufbewahrt wird. Wahrscheinlich haben die alten Griechen den Ton in der Ausspra che auf die mit einem langen Vokal bezeichnete Sylbe gelegt, wie man noch an den claßischen Dichtern wahrnimmt. h) Die Gram matiker sorgten hernach mit ihren Accenten nur dafür, daß die Sprache nicht nach eines jeden Grillen verändert würde; denn wie oft will jeder etwas neues stümpeln! Heinr. Christ. Zenni. nius wollte die Accente abgeschaft wissen. i) Seine Meinung wurde von Grav und Gronov, besonders aber von Joh. Dan. Mas jor, Prof. med. z. Kiel, gebilligt. k) Dieser wollte auch noch das jota fubfer verbannen. Clericus eifert dagegen, und zeigt, was für Verwirrung aus dieser Neuerung entstehen könnte. 1).

g) GE. FRID. ROGALLI tr. de auctoritate & antiquitate interpunctionis in N. T. Regiom. 1734. 4.

1) 3. 3. Ομήρος, ἀνθρωπος; nidt Ὅμηρος, ἄνθρωπος,

i) Er schrieb deßwegen: Eλλnviomos ogtwidos f. Græcam linguam non effe pronunciandam fecundum accentus, Diff. parad. qua legitima & antiqua linguæ græcæ pronunciatio & modulatio demonftratur. Trai. 1685. 8. k) In Diff. epiftolari de numis græce infcriptis, qua præcipue paradoxum CL. HENR. CHRIST. HENNINII ac ante ipfum VOSSII utriusque & J. C. SCALIGERI, de Lingua gr. non fecundum accentus pronuncianda, ulterius orbi litterato confiderandum committitur; cum appendice de fufpecta Jo torum fubfcriptione. Kil. 1685. 4.

1) Ars Crit. P. III. S. I. C. 10. §. 22 fqq. p. m. 141 fqq.

Anecdota græca. Venet. 1781. 3.

[ocr errors]

VILLOISON

« IndietroContinua »