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tern der Nobilität auch die Berufung auf Cato als ihren Vorkämpfer abgeschnitten.

24. Eine ausführlichere und vollständigere Entwicklung der Ideen, von welchen er bei Abfassung des Buchs geleitet und erfüllt war, hätte man gewis von Sallustius zu fordern das Recht gehabt und gewis ist, dass ihm dazu weder die Fähigkeit, noch der Fleiss mangelten. Es kann ihm nur die Musse und Ruhe dazu gefehlt haben, und so kommen wir zurück auf die Abfassungszeit des Buches und finden darin, dass er die Grundzüge zu zeichnen sich begnügt, wenn er auch diese mit vollster Klarheit und Sicherheit gibt, einen Beweis, dass ein Drang ihn nötigte, rasch mit der ersten Frucht seiner wiederaufgenommenen Lieblingsstudien hervorzutreten, dass die Zeit nach Cäsars Tod diejenige ist, in welche wir die Abfassung am besten und passendsten verlegen können. Mit ihr, mit der eben geschehnen Katastrophe und dem Wiederbeginn einer neuen Krisis stimmt auch die unverkennbare düstere und trübe Färbung der Darstellung, die aus der Vertiefung in ein längere Zeit schon vorübergegangnes Ereignis nicht vollständig erklärt werden kann. Dass Sallustius mit seiner Schrift uns für eine historisch wahre Auffassung der Catilinarischen Verschwörung und der römischen Geschichte überhaupt ungemein genützt hat, das wird begreifen, wer sich die Frage vorlegt, was wir davon wissen würden, wenn wir auf Cicero, Plutarchos und Appianus beschränkt wären.

GAI SALLVSTI CRISPI

LIBER

DE CATILINAE CONIVRATIONE.

Omnis homines, qui sese student praestare ceteris animali- 1 bus, summa ope niti decet, ne vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri oboedientia finxit. Set nostra 2

Vorwort c. 1-4. Nicht den richtigen Gesichtspunkt zur Beurteilung zeigt Quint. III 8, 9: G. Sallustius in bello Iugurthino et Catilinae nihil ad historiam pertinentibus principiis orsus est. Die ersten 4 Kapitel sind nicht eine Einleitung zur Geschichte der Catilinarischen Verschwörung, sondern ein Vorwort an den Leser.

1. sese student praestare] Bei den Verbis des Wollens und Strebens wird für den blossen Inf. der Acc. des Reflexivs mit dem Inf. gesetzt, wenn der Gegenstand nicht sowol das vom Subiect zu vollziehende, als das von ihm zu erreichende ist. Der Vorrang vor den übrigen lebenden Geschöpfen bedarf der Anerkennung bei andern. Vgl. zu c.7: se quisque hostem cet. summa ope] Eben so c. 38, 2. J 9, 2. 25, 2. 31, 7. maxuma ope niti J 14, 20. vitam silentio transeant] Der modale Ablativ silentio bezeichnet nicht allein, dass der Handelnde durch keinen Laut sich bemerklich macht (J 106, 4: dein prima vigilia silentio egredi iubet),

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sondern auch, dass die anwesenden lautlos bleiben (Liv. III 41, 7: silentio patrum edicitur dilectus). Dass hier das letztere der Fall ist und Sall. ein Leben meint, von dem alle schweigen, beweist der Zusammenhang, wie denn unten gloriam quaerere entspricht. Transire (von einem Ende zum andern hindurch gehn, vgl. J 107, 4: per media castra transire) bildlich auf das Leben übertragen auch c. 2, 8.

prona atque ventri oboedientia] Das Vieh kann nicht wie der Mensch frei zum Himmel emporblicken (Ovid. Met. I 84: pronaque cum spectent animalia caetera terram, os homini sublime dedit caelumque tueri iussit et erectos ad sidera tollere voltus, vgl. Xen. Mem. I 4, 11). Darin sahen die Alten die Bestimmung seines Wesens: nur die Befriedigung des Nahrungstriebes (dessen Sitz venter) zu suchen, weshalb Cic. de leg. I 9, 26 sagt: natura cum céteras animantis abiecisset ad pastum. Was wird also durch atque hinzugefügt?

2. Set führt den Untersatz der

2 cupiditate agitabatur, sua cuique satis placebant. Postea vero quam in Asia Cyrus, in Graecia Lacedaemonii et Athenienses coepere urbis atque nationes subigere, lubidinem dominandi causam helli habere, maxumam gloriam in maxumo imperio putare, tum demum periculo atque negotiis conpertum est in bello plurumum ingenium 3 posse. Quod si regum atque imperatorum animi virtus in pace ita

ge gewonnen hatten. etiamtum] Bezeichnung des Bestehens eines Zustandes, der später dem gegenteiligen Platz gemacht hat. Dass bei cupiditas vorzugsweise an das Verlangen nach fremdem Besitz gedacht ist, zeigt das folgende. Das frequentative und intensive agitare hat Sall. statt des gewöhnlichen einfachen agere gebraucht, indem ihm die vielfachen Geschäfte und Verhältnisse des Menschenlebens vor Augen schwebten.

sua

placebant] Das_reflexive Possessivum wird von den Lateinern auch auf ein (ferneres oder näheres) Obiect bezogen, wenn das eigentümliche Angehören zu bezeichnen ist. Wem sein Eigentum genugsam gefällt, der hat daran volle Genüge und trachtet nicht nach fremdem.

2. postea vero quam] Die Trennung des quam von postea (genau so J 29, 3) kann nicht auffallen, da beide Worte immer selbständig ihre Bedeutung behalten. — urbis. atque nationes] In chiastischer Stellung geht urbis auf die Lakedämonier und Athener, nationes auf Kyros und seine Nachfolger. Dagegen ist im folgenden die Beziehung der lubido dominandi auf Kyros, des asyndetisch entgegengestellten auf die genannten griechischen Stämme nicht zu verkennen.- caussam belli habere] Auch hier ist habere nicht für etwas halten, sondern (vgl. zu 1, 4) ‘haben als', wo wir gewöhnlich sagen 'nehmen' oder 'in etwas-finden'.

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und Existenz) gehen die negotia hervor, die keine Unthätigkeit (otium) zulassenden Nötigungen zum umsichtigen und klugen Handeln. Kleinere Staaten und schwächere Völker konnten mächtigern und grössern gegenüber sich nicht auf die Zahl und Leibesstärke ihrer Krieger verlassen, sie bedurften anderer Mittel zur siegreichen Verteidigung. conpertum est] Dies Verbum bezeichnet immer unzweifelhafte und unleugbare Gewisheit.· plurumum posse] Vgl. J 69, 2. h III 61, 19. C 53, 6. 39, 4. 52, 15. J 10, 7. 41, 6.

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3. Quod si] Durch den Gegensatz Ueberleitung zu dem Gedanken, um deswillen die Auseinandersetzung von c. 1, 5 an vorgebracht wird. In Bezug auf Politik hat man gezwungen endlich die Superiorität des Geistes über den Leib für den Krieg anerkannt, im Frieden bequemt man sich noch immer nicht dazu, sieht aber auch die traurigen Folgen davon vor Augen. regum atque imperatorum] Imperatores ist nicht in der engen Bedeutung gebraucht, welche das Wort im römischen Staate hatte, sondern in der ursprünglichen (s. oben zu 1) und fügt hier also den Königen alle bei, welche ohne jener Namen und Recht Staaten und Völker regieren. Da animi virtus in einen Begriff verschmilzt, so ist die Abhängigkeit eines andern Genetivs davon durchaus regelrecht. Unter animi virtus kann man nicht allein Geisteskraft verstehn, sondern muss auch an die sittliche Tüchtigkeit denken, welche um der negotia (und nach Sallusts Anschauung des Ruhms) willen die eignen Leidenschaften und Wünsche zurückdrängt. Valere 'in Kraft stehen, wirksam

ut in bello valeret, aequabilius atque constantius sese res humanae haberent, neque aliud alio ferri neque mutari ac misceri omnia cerneres. Nam imperium facile eis artibus retinetur, quibus initio par- 4 tum est: verum ubi pro labore desidia, pro continentia et aequitate 5 lubido atque superbia invasere, fortuna simul cum moribus inmutatur. Ita imperium semper ad optumum quemque a minus bono 6 transfertur.

Quae homines arant navigant aedificant, virtuti omnia parent. 7

sein, also bethätigt, bewiesen werden'. aequabilius cerneres] Res humanae bezeichnet bei Sall. stets den Lauf der Welt (J 53, 8. 102, 9. 14, 21 u. 23. 104, 2. 38, 9). Chiastisch steht dem aequabilius das mutari ac misceri omnia, dem constantius aber aliud alio ferri entgegen, dem gleichmässigen und unerschütterten Gang (Tac. a. XV 21, 4: aequabilius atque constantius provinciae regentur) des Lebens die Revolutionen, in denen alle Verhältnisse in ein buntes Durcheinander umgestaltet werden (mutari ac misceri) und ein stetes Ansichreissen durch die Parteien und um die Herschaft ringenden (aliud alio ferri) statt findet.

4. artibus] Artes sind die auf Grundsätzen und Gewöhnung beruhenden Handlungsweisen (oft daher Tugenden, oder Laster), vgl. J 2, 4. C 10, 4. 11, 2. J 1, 3. 4, 7. 28,5 (animi et corporis). 41, 2. 63, 3. 85, 9. C 3, 4. 13, 5. J 41, 1. 85, 43. C 5, 7. 9, 3. J 8, 2. 22, 2. 48, 1. 85, 1. 96, 4.

superbia]

5. pro continentia Die Begriffe lubido und superbia heben eben so gut die continentia, wie die aequitas auf. Denn die Beherschung der Begierden schliesst die zügellose Leidenschaft im Wünschen (lubido) und die frevlerische Ueberhebung (superbia) nicht minder aus, als beide mit der Gerechtigkeit und Billigkeit (aequitas) unvereinbar sind.—Als kriegerisches Volk haben die Römer viele Ausdrücke vom Kampf und Krieg auf das geistige und andere Gebiete übertragen, so invadere von dem plötzlichen und gewaltsamen Eindringen in Heere

und Lager auf das einreissen und umsichgreifen von Seelenzuständen, besonders häufig bei Sall. Vgl. J 89, 6. C 5, 6. J 24, 2. 84, 4. C. 12, 22. J 13, 1. 35, 9. 106, 6. 39, 1. C 31, 1. 36, 5. J 32, 4: wie hier ohne Accusativ C 10, 6. J 41, 9.

6. transfertur] nicht sowol in passiver, als in medialer Bedeutung: 'überträgt sich, geht über, fällt zu'. Vgl. Tac. a. I 1: non Cinnae, non Sullae longa dominatio, et Pompei Crassique potentia cito in Caesarem, Lepidi atque Antonii arma in Augustum cessere. Wer sieht nicht, dass Sall. von dem, was Tacitus nennt, das bis zu seiner Zeit Geschehne vor Augen hatte? Widmete er doch seine Kraft gerade dem Zeitraum, in welchem der Kampf zwischen Nobilität und Volkspartei in ein Rin gen um die Alleinherschaft übergieng. Uebrigens liegt eine Verteidigung von G. Cäsars Alleinherschaft darin, nicht wie manche

geglaubt ein Tadel gegen die Art, wie er sie geübt. Sein gewaltsamer Tod war nicht ein selbstverschuldeter und diejenigen, welche nach des grossen Todten Stellung die Hand austreckten, musten eine Weissagung ihres eignen Schicksals darin finden.

7. Wie bei den Griechen werden auch im Lateinischen Neutra der Pronomina als Obiecte auf Verben bezogen, so dass sie die Stelle des mit dem Verbum verwandten Substantivs vertreten. So ist hier quae — aedificant quas arationes, navigationes, aedificationes faciunt, omnes virtuti parent. Parere ist nicht ein blosses Gehorchen, 'sondern ein völ

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8 Set multi mortales dediti ventri atque somno, indocti incultique vitam sicuti peregrinantes transiere, quibus profecto contra naturam corpus voluptati, anima oneri fuit. Eorum ego vitam mortemque 9 iuxta aestumo, quoniam de utraque siletur. Verum enimvero is demum mihi vivere atque frui anima videtur, qui aliquo negotio inten

liges Abhängigsein. Was von der virtus abhängig ist, dessen Erfolg ist von ihr bedingt. Vgl. Hor. sat. II 3, 94: omnis enim res, virtus, fama, decus, divina humanaque pulcris divitiis parent (sie stehen nach, ordnen sich unter in den Augen der Menschen). Klar ist, dass Sall., indem er die Thätigkeiten nennt, welchen sich die vornehmen Römer im Privatleben eifrigst zuwandten, die Bewirtschaftung ausgedehnter Feldgüter in getreidereichen Gegenden, den Seehandel und die Prachtbauten, durch die drei hervorstechendsten Dinge die ganze Gattung, alle Geschäfte des Menschen bezeichnet. Wie er im vorhergehenden gezeigt hat, dass sein Satz: man müsse seine Zukunftshoffnung auf den Geist bauen, in der Politik seine volle Geltung habe, so stellt er nun dasselbe auch vom Privatleben auf, aber nicht in weiterer Erörterung, sondern in einfacher Behauptung und in asyndetischer Hinzufügung, weil der Satz nach dem vorhergehenden keines Beweises bedarf (denn, was sich sogar im Kriege geltend gemacht hat, muss auch von den übrigen Gebieten der menschlichen Thätigkeit wahr sein) und in seiner Allgemeinheit auch das vorhergehende mit umfasst.

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8. Entgegenstellung, dass viele Menschen das Gegenteil davon thun. Die Bitterkeit des Tones deutet auf die zahlreichen Erfahrungen hin, welche der Geschichtschreiber in seiner Umgebung zu machen gehabt hatte. mortales z. 1, 5. - dediti ventri atque somno] Tacitus sagt Germ. 15 von unsern Vorältern: quotiens bella non ineunt, multum venatibus, plus per otium transigunt, dediti somno ciboque. indocti incultique] Das erstere (bei Sall. nur hier) be

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zeichnet den Mangel an Kenntnissen (litterärische Bildung), das zweite die Rohheit in Sitten und Leben (incultum moribus J 85, 39. genus hominum ferum incultumque J 80, 1. Libues asperi incultique J 18, 1. incultius agitare J 19, 5. 98, 7). sicuti peregrinantes] Sie werden im Leben nicht einheimisch, üben keine tiefere Wirksamkeit darin und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. — anima] wird hier, nicht wie sonst gewöhnlich animus, dem Leibe entgegengestellt, weil nicht sowol das Wollende und Denkende, sondern das ganze seelische Leben in Betracht kommt. Eben so J 2, 1 u. 3. iuxta] bei Sall. als Vergleichungsadverb ziemlich häufig. Vgl. C 61, 6. J 67, 2. 72, 2. 85, 47. 88, 1. iuxta ac C 37, 8. J 85, 33. 95, 2. ac si J 45, 2. et C 51, 30. iuxta mecum intellegitis C 58, 5. Hier ergibt sich aus dem Zusammenhang der Sinn des gleich Geringen; ähnlich C 37, 8. 61, 6. Die Verbindung von aestumare mit Adverbien (gravius, carius, perinde u. a.) ist nicht ungewöhnlich.

9. Mit starker Versicherung (in der That aber freilich, vgl. c. 20, 10) wird der Satz, von dem die Erörterung ausgegangen, dem

schlechten Gebaren so vieler Leute entgegengesetzt.- frui anima] Das Gegenteil thun diejenigen quibus anima oneri est. aliquo negotio intentus] Mit dem Ablativ wird intentus nur so verbunden, dass die Ursache, welche angespannte Aufmerksamkeit erregt, angegeben wird, z. B. J 44, 3 Metellus exspectatione eventus civium animos intentos putabat, hier offenbar dem Sinne widersprechend. Häufig wird der Gegenstand, worauf die Aufmerksamkeit gerichtet ist, durch den Dativ bezeichnet

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