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jagd vor. da diese aber der indischen litteratur völlig unbekannt ist, und der sehr unklare geographische begriff Indiens beliebig weit nach osten ausgedehnt werden konnte, so treffen wir hier mit der chinesischen überlieferung zusammen, die schon 2000 v. Chr. die falkenjagd kennen soll (Schlegel aao.). die erzählung zeigt zugleich dass den Persern die jagdweise so unbekannt war wie den Griechen. dagegen erzählt Aristoteles (Hist. an. 9, 36, 4 vgl. Ausc. mirab. 128) von einer gemeinschaftlichen jagd der menschen und habichte in einer gegend Thrakiens: die vögel wurden von den jägern aus rohr und buschwerk aufgescheucht, durch die oben fliegenden habichte aber so in schrecken gejagt, dass sie niederfielen und mit stöcken todt geschlagen werden konnten; den habichten wurden zur belohnung einige vögel in die luft geworfen und von diesen aufgefangen. Hehn findet 'letzteres ganz nach der sitte der späteren falkenjäger.' das ist irrig. der beizvogel erhielt, je nach der unterart der jagd, von der heute entweder gar nichts, oder nur wenige bestimmte bissen, die ihn zum angriff auf bestimmte stellen am körper gröfserer vögel oder tiere veranlassen sollten. das überlassen eines ganzen vogels würde zur folge gehabt haben dass er sich das nächste mal mit seiner beute an eine unzugängliche stelle entfernt hätte, um dort zu kröpfen, und schliesslich ganz verwildert wäre; es bildete einen wesentlichen teil seiner erziehung dass er gewöhnt ward, mit der zahmen speise vom menschen belohnt zu werden. überdies waren jene habichte frei, und fiengen die vögel nur für sich es fehlt also jede ähnlichkeit mit der falkenjagd. die beispiele irriger auffassung sind bei Aristoteles gar nicht selten, auch da, wo er selbst beobachtet hat; man lese zb. was er über die bienen sagt. hier erzählt er was ein dritter gesehen zu haben glaubte: was dieser gesehen hatte, war dass zur zeit des zugs an einer besonders stark besuchten station mit stehendem wasser, rohr und gebüsch die anwohner den todesschreck, welchen die mitziehenden räuber den kleineren vögeln einflöfsen, in der angegebenen weise benützten; vereinzelt auffliegende vögel, welche den räubern gewöhnlich zur beute fallen, sah der zuschauer für die belohnung an. dieselbe naturbeobachtung hat dem vogelsteller die list eingegeben, auf welche sich ein epigramm Martials bezieht: (accipiter) Praedo fuit volucrum, famulus nunc aucupis, ille Decipit, et captas non sibi moeret aves.

von dem jagdfalken kann nicht gesagt werden dass er die vögel betriege, oder den fang bedaure. es ist eine art des vogelfangs gemeint, welche mehrfach erwähnt wird und bis in unser jahrhundert gebräuchlich war. man kann darüber zb. bei Döbel Neueröffnete jägerpractica, Leipzig 1754 (nicht in der Eröffneten), IV 13 die anweisung nachsehen, wie lerchen mit einem todten oder hölzernen falken, noch besser mit einem lebendigen, zu fangen seien. der gefürchtete feind der kleinen wird an eine stange gebunden über den hof getragen und ruft denselben todesschreck hervor als der lebendige und freie; nur darauf bedacht, sich zu verkriechen oder durch niederducken zu schützen, fallen die lerchen usw. in die hände des menschen. wenn Oppian erzählt dass der vogelsteller den habicht auf den boden lege, so ist das wol eine irrige auffassung.

Nicht die erste unzweideutige sondern überhaupt die erste erwähnung der falkenjagd auf europäischem boden findet sich um die zeit Constantins bei Julius Firmicus Maternus. unter den vielen tausenden von berufen, welche durch die sterne voraus gegeben sind, erwähnt er dass die unter einer gewissen conjunctur der venus geborenen wenig taugen würden accipitres tamen, falcones astures aquilas et aves huiuscemodi equosque ad venandum alere studebunt. unter einer andern ib. 8: fortes erunt, industrii, sagaces, equorum nutritores, accipitrum, falconum ceterarumque avium quae ad aucupia pertinent, similiter et canum molossorum, vertagorum usw. hier zum ersten mal begegnet auch der name des falken. alle aus früherer zeit hieher bezogenen stellen dienen im gegenteil nur dazu, die unbekanntschaft mit der beize zu erweisen.

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Nun könnte man sich, so scheint es, dabei beruhigen dass um 300 unter den Römern die neue jagdweise aufgekommen sei. aber trotz aller tüchtigkeit, die diese in der aneignung fremder kunst und künste zeigten, wird man bei ihrer geringen originalität sich scheuen, ihnen eine unmittelbare erfindung dieser art zuzuschreiben. die abrichtung der falken ist bei aller einfachheit ebenso kühn als geistreich zu nennen, und fand in der zähmung anderer tiere nirgends ein vorbild. zumal aber wie in der ermatteten, zerfallenden hypercultur dieser späten zeit jemand auf den gedanken nicht nur gekommen sein, sondern ihn auch durchgeführt haben sollte, vermag man sich kaum vor

zustellen. Victor von Hehn, der hierüber zu urteilen an erster stelle berufen ist, hat sich daher gegen die Römer ausgesprochen. seine eigene hypothese, die herkunft von den Kelten, stützt er auf den eingangs berührten jagdeifer ihres adels, die günstige beschaffenheit des landes, und vor allem durch die herleitung des deutschen habicht-habuc von keltisch seboc-hebog. es ist klar dass die beiden ersten argumente nur durch das dritte bedeutung gewinnen können, da ja die luxuriöse ausbildung der jagd mit hunden für die falkenjagd keinerlei anknüpfungspuncte bietet, wasser und wild auch anderwärts nicht fehlte. die wallisischen rechtsquellen (Ancient laws and institutes of Wales; by the recordcommission) zeigen uns seit dem 10 jh. eine eifrige pflege der jagd mit habicht, falk und sperber (hebauc, gwalch, llemysten), der falknermeister hat den vierten platz im königlichen hofhalt; auch der wilde vogel wird geschützt, früher als anderwärts; es gilt als ein ereignis und wird besonders belohnt, wenn der falkner einen reiber, kranich, oder trappe erlegt; 1 der falke ist halb so viel wert als der habicht. dass das vergnügen wesentlich um des häuptlings und der hofordnung willen vorhanden scheint, liegt in dem socialen leben des volkes; im übrigen zeigt sich hier keineswegs eine eigenartigere oder vollkommnere entwicklung der jagdweise als sonst im früheren mittelalter. es lässt sich hier eben so wenig eine originalität behaupten als bei anderweitigen der Bretagne und Wallis mit dem übrigen abendland gemeinsamen ritterlichen gewohnheiten. jene herleitung des gemeingermanischen habicht ist meines wissens zuerst von Diefenbach Lexicon comparativum u 490 aufgestellt und nicht von Zeufs. sie setzt voraus dass die wandlung von keltisch s in h bis in das erste jh. unserer zeitrechnung und über dasselbe zurückgehe, wie allerdings Diefenbachs (s. Origines europaeae 154) ansicht war. später trennte die energische militärische besetzung und colonisation des Rheins die Germanen von dem, was jenseits noch etwa keltisch geblieben war. überdies hatte der adel, welcher allein diese jagd betrieben haben würde, sprache und nationalität unglaublich rasch daran gegeben. lassen wir also jene voraussetzung gelten, so fällt uns doch auf dass das wort nicht

1 s. Codex Venedotianus 1 10; Gwentianus 1 15; Dimetianus 13. zur sache vgl. Juan Manuel Libro dela caza ed. Baist s. 44 ff, ed. Gutierrez 8. 69.

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wie in das germanische, so in das vulgärlateinische und die romanischen sprachen übergegangen sei, da doch die benutzung der tiergattung eine genauere unterscheidung der arten und damit neue benennung auch in der siegenden sprache nötig machte; wie denn unter den romanischen falkennamen keiner classischlateinisch ist und keiner keltisch. ganz unerklärlich bleibt dass die Römer von einer so auffälligen sitte im eigenen land erst im 4 jh. etwas erfahren haben sollten. und das ist noch nicht alles. dürfen wir nämlich annehmen dass auf einem teil des gebiets eine träge articulation des s oder eine zwischen s und h in der mitte liegende palatalisierung des s eintrat, noch ehe die sprache der Gallier gänzlich ausgestorben war, so finden wir seboc-heboc in catal. siboc, franz. hibou erhalten, ähnlich wie haukas habicht, raubvogel im estnischen, durch das slavische sokol verdrängt, jetzt auf die eule übertragen ist. diese erniedrigung des wortes durch die sprache der mächtigeren cultur hätte aber nicht eintreten können, wenn die Gallier in dem kulturzweig die lehrmeister waren. endlich bleibt unerklärt wie das keltische e germanisch a ergeben hätte. jede einzelne dieser erwägungen macht die etymologie unannehmbar, und mit ihr die auf sie gegründete hypothese. darum ist die anschauung doch die richtige, dass das auswärtige volk, welchem der name des einheimischen vogels entlehnt ist, auch seine benutzung gelehrt habe. wie so oft in der culturgeschichte werden uns auch hier die benennungen ein sicheres resultat ergeben, während die anderen quellen versagen. nur muss man sich nicht an das einzelne wort halten wollen, sondern die gesammtheit untersuchen.

Die abendländischen jagdvögel sind in erster linie und von anfang an der habicht, falke (d. i. wanderfalke) und sperber. als weitere hauptarten zeigen sich später der gerfalk, sakerfal', lanierfalk und schmerl (baumfalk). nur der name des habichts ist bei Romanen und Germanen verschieden, die übrigen sind gemeingut. an den gränzen der beiden grofsen sprachfamilien bietet das mittelgriechische ebenfalls den namen des falken, neben einigen griechischen neubildungen, asiatischen lehnwörtern, und dem einzigen alten léga§; 1 der heimische name des habichts hat

1 meist nur dieser name; pakxwv, mit romanischer endung, bei Suidas und sonst. die übrigen arten finde ich nur in dem späten an Michael Palaeologus gerichteten Orneosophion, in Rigaltus Hierakosophion s. 243 fi

sich also auch hier gehalten. die falkenjagd in Wales kennt nur die drei hauptarten; zwei der benennungen sind keltisch, die dritte ist, wie wir sehen werden, aus dem angelsächsischen. die slavischen namen weisen auf Asien; nur an der gränze zeigt sich deutscher einfluss. es müssen demnach entweder die Germanen von den Lateinern oder die Lateiner von den Germanen gelernt haben. unter den angeführten worten gilt sperber-sparaviere für deutsch, falcone, girofalco, smerlo, laniere für lateinisch resp. romanisch, sagro für lateinisch oder für arabisches fremdwort (s. die betreffenden artikel in Diezs Etymologischem wörterbuch). hier zeigt sich ein vollkommener widerspruch. denn der sperber ist in den romanischen ländern nicht weniger heimisch als in den germanischen, der falke in den germanischen nicht weniger als in den romanischen, der gerfalke nur im germanischen norden. die wechselseitige entlehnung erschiene also nicht nur bedeutungslos, sondern als den natürlichen verhältnissen widersprechend. schon das fordert zu nochmaliger prüfung der worte heraus.

Der name des falken tritt zuerst im 4 jh. in den oben angeführten stellen auf, als eigentliche benennung des wanderfalken und in verbindung mit der beize. für diese ist er bezeichnend, obgleich dem volk, überall wo dieser heimisch ist, der habicht als der raubvogel gilt. erklärt wird gemeinhin das wort als 'gebildet von falx, also eigentlich sichelträger, wegen der stark gekrümmten klauen des vogels.' diese erklärung ist sachlich unwahrhaft, da der wanderfalke sich nicht durch krümmere, sondern durch etwas weniger stark gekrümmte klauen von dem habicht unterscheidet. vereinzelt (s. Diefenbach Origines s. 340) erscheint die etymologie falcones a falcando (sic), quia in falcis modum in circumeundo perlustrant; es dürfte das (unrichtig gedeutete) griechische zigzos vorgeschwebt haben; aber die sichel ist kein kreis. man hätte griech. άo̟ëŋ, sichel und raubvogel, vergleichen können, doch ohne dass die herleitung von falco aus falx wahrscheinlicher geworden wäre; es ist nur zusammenhang möglich, nicht ableitung. denn ἅρπη 1 ist vom verbalstamm ἁρπ (ἁρπάζω, ἅρπημι, (περὶ τζουρακίων scheint der chark der Beduinen und Perser; περὶ συγzovoiwv ist der sonkor, die der ganzen asiatischen falkenjagd gemeinsame turanische benennung des gerfalken). Du Cange kennt keine weiteren stellen.

1 ich sehe eben dass jetzt donn der raubvogel von der wurzel rap, 07 die sichel von der wurzel sarp geleitet wird.

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