Immagini della pagina
PDF
ePub

einer gotischen gemeinde auf römischem boden gewesen, nicht in der gens ipsa jenseit der Donau. es ist das nur eine vermutung, Auxentius sagt das nicht, seine worte Hic dei providentia et Christi misericordia propter multorum salutem in gente Gothorum de lectore triginta annorum episcopus est ordinatus lassen vielmehr die deutung zu dass er in eben der gens Gothorum lector war, in welcher er bischof wurde. zweifellos würde diese deutung sein, wenn nicht das in gente Gothorum an dieser stelle auch als zusatz zu multorum gefasst werden könnte 'um der seligkeit vieler Goten willen.' da aber Auxentius die würksamkeit des Ulfila keineswegs auf die Goten beschränkt - erwähnt er doch auch die lateinischen und griechischen schriften Ulfilas —, und es zweifellos die meinung des Auxentius ist dass Ulfila nicht nur viele Goten, sondern überhaupt viele zur seligkeit geführt hat: so ist das in gente Gothorum zu ordinatus est zu beziehen. auch Bessell erkennt dies als die natürlichste auffassung des satzes an s. 105, aber er sträubt sich gegen den gedanken, dass es schon vor 341 arianische christen im Gotenvolke gab, s. 107. allein da es bereits christen unter den Goten gab, so ist nicht der geringste grund vorhanden zu behaupten dass, als die spaltung zwischen Arius und Athanasius begann, alle christen im Gotenlande sich für die auffassung des Athanasius entschieden haben sollten. solche kämpfe erzeugen regelmäfsig in allen gemeinden spaltungen. Bessell stützt endlich seine annahme, dass Ulfila bis 341 lector an einer gemeinde im römischen reich war, noch durch die erwägung, dass er doch seine ausbildung notwendig im reiche müsse erhalten haben. allein notwendig ist auch dieses nicht. so wie Ulfila den Auxentius erzog, so kann auch Ulfila von einem einzelnen gebildeten manne erzogen worden sein, der als gefangener oder flüchtling oder sonst wie dorthin verschlagen worden war. die Acta Sabae und die geschichte der Audianer zeigen hinreichend dass es an der möglichkeit dazu nicht fehlte. endlich wäre es ja auch nicht undenkbar dass er südlich der Donau ausgebildet, aber dann doch in ipsa Gothia als lector angestellt worden wäre.

Mit sicherheit lässt sich also die frage, ob Ulfila als lector in einer gemeinde in ipsa Gothia nördlich der Donau würkte, nicht entscheiden: aber sicher ist dass es bis auf die bischofsweihe und die mit ihr beginnende mission Ulfilas bei den Goten

nur zerstreute anfänge christlicher gemeindebildung gab, und dass Ulfila im ganzen hier die rolle des apostels und missionars hatte, das lehren seine ferneren schicksale.

'Der böse feind reizte den gottlosen und gottesschänderischen häuptling der Goten, die christen im Gotenlande mit tyrannischer gewalt zu verfolgen. aber der satan, der da gedachte, ihnen übles zu tun, muste ihnen gegen seinen willen gutes tun, er gedachte sie zu verrätern zu machen, aber mit Christi hilfe wurden sie bekenner und märtyrer. da geriet der verfolger in verwirrung und die verfolgten wurden gekrönt, der angreifer muste erröten ob seiner niederlage, und die angegriffenen jauchzten als sieger. glorreich starben so viele diener und dienerinnen Christi den märtyrertod, aber dann wurde der heilige Ulfila, nachdem er 7 jahre bischof gewesen war, durch die heftig drohende verfolgung mit einer grofsen schaar der bekenner aus dem Gotenlande vertrieben und von dem damaligen kaiser, dem hochseligen Constantius, ehrenvoll aufgenommen auf römischem boden.'

Ulfila war also von 341-348 bischof im Gotenlande. der häuptling, der ihn vertrieb, ist nicht weiter zu bestimmen, die gegend, in welcher er mit seiner gemeinde eine zuflucht fand, wird als bergland bezeichnet (in montibus), es war die gegend des heutigen Plewna, wie wir aus Jordanis 51 wissen. über die organisation der gemeinde, und die stellung des Ulfila sagt Auxentius nichts aber aus Jordanis ergibt sich dass Ulfila nicht nur ihr bischof, sondern zugleich ihr richter und also ihr politisches haupt war. als kirchliche gemeinde nahm sie wahrscheinlich keine abgesonderte stellung ein, sie war eine schwestergemeinde der römischen (griechischen) bistümer, die ja damals ebenfalls arianisch waren.

Die letzte reise des Ulfila.

'So waren ihm vierzig jahre vergangen (in bischöflicher würksamkeit): da rief ihn ein kaiserlicher befehl nach der stadt Constantinopel zu einer disputation gegen die . . . . . . hier ist in dem texte ein bis auf wenige buchstaben verstümmeltes wort ausgefallen, in welchem Bessell durch eine höchst bestechende vermutung den namen psathyropolistas erkennen will. dieser name begegnet zwar nicht unter den secten dieser zeit, wol aber gab es eine nach einem augоnúλng oder zuckerbäcker Psa

Z. F. D. A. XXVII. N. F. XV.

15

thyriani benannte secte. Bessell behauptet nun mit grund dass diese secte nach der analogie von Priscillianisten, Origenisten usw. auch Psathyropolisten hätte genannt werden können, wie denn auch die anhänger des Apollinaris sowol Apollinaristen wie Apollinarii genannt werden. das kann ihm also ohne weiteres zugegeben werden dass, wenn der name Psathyropolisten irgendwo begegnet, die Psathyriani der Kirchengeschichte des Socrates usw. darunter zu verstehen sind. auch das ist zuzugeben dass der buchstabe p zu anfang und die buchstaben stas nach 12 meist ganz unleserlichen buchstaben dazu auffordern, diesen namen hier zu finden, und dass sich kein sectenname angeben lässt, auf den diese spuren besser passen. allein, es bleiben trotzdem noch manche zweifel. die buchstaben, welche von jenen 12 gelesen sind, fügen sich nicht wol in diesen namen ein, und man müste schon weiter annehmen dass sie anders zu lesen seien. ferner wäre es doch nicht unmöglich dass von p bis stas zwei oder drei wörter gestanden hätten und nicht blofs eines. endlich aber erhebt sich die hauptschwierigkeit in der geschichte jener secte. es gab damals zahlreiche spaltungen in der kirche, aber der streit, der die secte der Psathyrianer hervorrief, erschien auch damals schon vielen ungereimt und ungehörig. man stritt nämlich über die frage, ob gott auch schon ehe Christus von ihm erzeugt war vater genannt werden konnte. unter denen, welche dieses behaupteten, zeichnete sich ein Syrer aus, ein avgoлwing dh. ein händler mit zuckerwaren, und nach ihm wurde die secte die der Psathyrianer genannt. in Constantinopel gehörten ihr viele Goten an, auch Selenas der bischof der Goten. mit dem dogmatischen war ein persönlicher kampf verbunden, ein kampf um den besitz der kirchlichen ämter und einkünfte. so waren denn alle leidenschaften entfesselt, und der kampf erregte allgemeines aufsehen und trug nicht wenig dazu bei, den durch die edicte des Theodosius schwer getroffenen Arianismus der griechischen kirche auch innerlich zu zersetzen.

Im jahre 419 vereinigten sich deshalb die Psathyrianer wider mit den übrigen Arianern, und es wurde beschlossen dass fortan keiner des strittigen punctes auch nur gedenken sollte. das war 35 jahre nach dem beginn des streits, wie Socrates in seiner Kirchengeschichte ausdrücklich versichert, die absonderung der Psathyrianer fällt also in das jahr 384. da nun Ulfila 381 starb,

so muss man zunächst schliefsen dass Ulfila nicht zur beruhigung der Psathyropolisten berufen sein kann, und dass also das verstümmelte wort des Auxentius anders gelautet haben muss. Bessell sucht diesem schluss zu entgehen, indem er die von Socrates erwähnte dauer von 35 jahren auf eine weitere spaltung bezieht, welche nach Socrates unter den Psathyrianern ausbrach, nachdem sie sich von den anderen Arianern getrennt und als besondere kirche eingerichtet hatten. allein Socrates sagt ausdrücklich dass 419 die Psathyrianer sich nach 35 jähriger trennung wider mit den übrigen Arianern vereinigten, und dass diese vereinigung durch beseitigung des dogmatischen streitpunctes bewürkt wurde. Socrates denkt also bei dieser angabe nicht an die spaltung unter den Psathyrianern, denn von dieser spaltung hat er vorher ausdrücklich gesagt dass sie nur persönliche, nicht dogmatische gründe hatte.

Sollte aber trotzdem das verstümmelte wort Psathyropolistas zu ergänzen sein, so muss man, da Ulfila bereits 381 starb, notwendig annehmen dass Socrates ungenau berichtet und dass er den beginn der spaltung von einem ereignis ab zählt, dem schon einige jahre voll derartiger bewegungen vorausgiengen. das ist schon möglich, aber so lange nicht unzweideutige zeugnisse dafür gefunden werden, dass jener streit früher begann, so lange müssen wir uns doch an die worte des Socrates halten. so lange aber können wir auch nicht annehmen dass das verstümmelte wort zu psathyropolistas zu ergänzen sei. bleibt es aber auch ungewis, ob es dieser streit war, der den kaiser Theodosius veranlasste, den Ulfila nach Constantinopel zu berufen, so ist doch. diese berufung selbst aufser allem zweifel. zu einer disputation über den glauben berief ihn der kaiser in die hauptstadt und zwar in dem augenblick, in welchem er damit beschäftigt war, den seit 40 jahren im orient und namentlich in Constantinopel herschenden Arianismus zu stürzen und die kirchen orthodoxen geistlichen zu überweisen. der anfang war bereits gemacht, indem Demofilus, der arianische bischof von Constantinopel, das bistum niederlegen muste und an seine stelle Gregor von Nazianz gesetzt wurde. so können wir auch abgesehen von dem besonderen anlass seiner berufung verstehen dass Auxentius von Ulfila sagt, er war auf dieser letzten reise von schweren sorgen erfüllt um einen teil des volkes, 'welchen er in gefahr sah, den wahren

glauben zu verlieren und sich selbst das ewige verderben zu bereiten.'

Er kam nicht dazu, für die sache zu würken, die seine berufung veranlasst hatte, da er bald nach seiner ankunft in Constantinopel erkrankte und starb; eine grofse menge von arianischen priestern war damals in Constantinopel, und so wurde Ulfila hier in feierlichster weise bestattet. seine letzten augenblicke hatte er dazu verwendet, seinem volke noch einmal das glaubensbekenntnis zu verkünden, für das er gelebt hatte und in welchem er sterben wollte. Auxentius bildete daraus den schluss seiner schrift, der also lautet: 'als er sein ende nahe fühlte, da hat er im augenblick des todes dem ihm anvertrauten volke in seinem testament sein glaubensbekenntnis schriftlich hinterlassen, indem er folgende worte dictierte:

Ich, Ulfila, der bischof und bekenner, habe immer so geglaubt und in diesem einzig wahren glauben mache ich mein testament an den herrn (d. i. mein religiöses testament; ad dominum meum facio testamentum = in bezug auf d. h.):

Ich glaube dass nur éin gott ist, nämlich der vater, der allein ungeboren ist und unsichtbar. und ich glaube an den eingeborenen sohn desselben, unseren gott und herrn, den schöpfer und erzeuger aller creatur, der nicht seines gleichen hat. so ist also nur éin gott über alles und der ist auch der gott unseres gottes. und ich glaube an den éinen heiligen geist; er ist die kraft, die da erleuchtet und heiligt [es folgen zwei bibelstellen, Luc. XII 49 und Ap. 18, zur begründung des namens virtus für den heiligen geist], aber er ist nicht gott und nicht herr sondern der diener Christi.'

Der schluss ist verstümmelt, aber es lässt sich erkennen dass hier diese unterordnung noch näher bezeichnet, und dann die rangordnung zwischen vater, sohn und geist noch einmal festgestellt war. der geist ist dem sohn in allen dingen untergeben und zu gehorsam verpflichtet, und der sohn ist dem vater in allen dingen untergeben und zu gehorsam verpflichtet. für beide stellungen wird der gleiche ausdruck subditum et oboedientem in omnibus gewählt. dies glaubenstestament Ulfilas bildet den actenmässigen beweis für die erörterungen des Auxentius über das bekenntnis des Ulfila, welche den ersten teil der schrift ausmachen.

« IndietroContinua »