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die Bayerische chronik ist also von 1478-3 juli 1481 entstanden.

Da für die zeit, in welcher Füetrer das Buch der abenteuer dichtete, die Lanzelotprosa schrieb und diese prosa dann in verse brachte, keine solchen angaben vorhanden sind, hat man sich nach anderen hilfsmitteln zur datierung umzusehen.

Im beginne des Buchs der abenteuer (cgm. 1 f. 1, 10 bis 1,7) bezeichnen die in roter farbe ausgeführten anfangswörter ein akrostichon: Dem Durchleuchtigenn Hochgebornn Fürstenn Vnnd Herren Herren Albrecht Pfaltz Graf Bey Rein Inn Obernn Vnnd Nideren Bayren Ett Zettera. dazu vergleiche man die folgenden stellen:

35", 1 Durch ainen fürsten grossen

Von Bayern des Edeln stams,

der vntugent ye tett stossen

Von im, auch was er mueterhalb des Nams

Von prawnsweygk, dem mein dienst stendt sunder rewen;

Ist mein werck künsten läre,

so laist ich im den willen doch mit trewen.

im Lanzelot heifst es in dem briefe, den frau Minne an Füetrers herrn sendet:

154, 3 Dem durchlauchtigen erkoren

fürsten vnd edlen hern

pfaltzgraf bey Rein geporen

Albrecht in Bairlant herzog, der mit eren
Obern vnd Nidern Bayern herschlich besitzet,
dem hort der brief, der mit weyshait

durch vnnser gunst sein gnossen über witzet.

Albrecht iv, der weise oder witzige genannt, war ein sohn Albrechts i, des gütigen, und dessen gemahlin Anna von Braunschweig, welche 1474 starb. Albrecht in starb am 29 februar 1460, worauf seiner bestimmung gemäfs seine beiden ältesten söhne in Oberbayern zur regierung kamen. Johann starb am 18 nov. 1463, und Sigmund, der darauf allein herschen wollte, wurde von dem aus Pavia zurückgekehrten bruder Albrecht IV (geboren 15 dec. 1447) genötigt, die regierung seit dem 10 sept. 1465 mit ihm

zu teilen (nach Aventin geschah dies an vnser Frauwen tag im Herbstmonat, also am 8 sept.). am 3 sept. 1467 wurde Albrecht alleiniger herzog und blieb es, indem Sigmund von der regierung zurücktrat. Albrecht vermählte sich den 1 jan. 1487 zu Innsbruck mit Kunigunde, geborener erzherzogin von Österreich, der tochter kaiser Friedrichs III. Sigmund starb am 1 febr. 1501 und am 18 märz 1508 endete Albrecht IV sein ruhmvolles leben. dadurch sind die jahre 1465-1508 als die äufsersten grenzen der entstehungszeit gegeben.

Anfänglich bestimmte man die entstehungszeit der dichtungen Füetrers nach der datierung der Bayerischen chronik (1478 bis 1481), und Docen (Museum für altd. litt. und kunst 1 161, Berlin 1809), welchem vdHagen (MS iv 216. Grundriss 153) folgte, sagte: um 1478. später kam er zu der ansicht, die Münchner hs. der gedichte, cgm. 1, sei vom dichter selbst geschrieben, woraus sich für ihn ein anhaltspunct zur datierung ergab, denn diese hs. enthält im anfang eine wappentafel mit dem allianzwappen von Bayern und Österreich. die vermählung Albrechts Iv mit Kunigunde von Österreich fand am 1 jan. 1487 (nach Aventin zu weihnachten 1486) statt; der codex und damit die gedichte wären demnach nicht vor 1487 vollendet gewesen.1 Docen 2 änderte aber bald seine ansicht, die hs. sei ein autograph, eine ansicht, welche schon ein flüchtiger blick in den von etwa 7 händen geschriebenen codex zurückweist. damit fällt der ganze schluss dahin. nicht einmal für die zeit der niederschrift ist die wappentafel ein stricter beweis, weil sie sich auf einem selbständigen, aus zwei pergamentblättern zusammengeleimten doppelblatte befindet, welches der hs. vorgebunden ist.

Pischon (Denkmäler der deutschen sprache 1 21, Berlin 1840) nahm 1503 als terminus a quo an, da Albrecht iv herzog von Ober- und Niederbayern genannt wird, während Niederbayern erst nach dem tode Georgs von Landshut (1503) unter seine herschaft kam. es ist nicht nötig, darauf hinzuweisen dass Albrecht

1 an diese datierung lehnt sich auch Bartsch an (Allgem, deutsche biogr. vi 271: 'um 1487'), der aber irrtümlich sagt dass die Münchner hs. diese 'jahreszahl' enthalte.

2 Aretins Beiträge zur geschichte und litteratur Ix 1226. das titelblatt trägt die jahreszahl 1807, doch ist der aufsatz jedesfalls nicht vor dem octóber 1811 gedruckt worden.

schon vorher das niederbayerische Straubing besafs; Pischons ansicht verliert allen halt durch den umstand, dass Albrecht ja auch pfalzgraf genannt wird, obwol er nie die herschaft über die pfalzgrafschaft in den händen hatte, und in der 1481 vollendeten Chronik Füetrers ebenfalls herzog von Ober- und Niederbayern und pfalzgraf bei Rhein heifst, was sich aus der früheren bayerischen geschichte sehr wol erklärt und zur vorsicht mahnt in der verwendung von titeln zur datierung.

Durch Docens erwähnten aufsatz (Aretins Beitr. 1227) wurden die grenzen für die zeitbestimmung enger gezogen, indem dort auf Lipowskis Bayerisches musiklexicon (München 1811, s. 236) verwiesen wird, wo die grabschrift Conrad Paulmanns (so schreibt Lipowski) abgedruckt ist. dieser Paulmann, richtiger Paumann, ist offenbar der meister Cuenradt, der von Füetrer als gestorben erwähnt wird. 6, 7 redet der dichter bei der erzählung des trojanischen krieges von Medea, die durch ihre zaubersalbe den vater Jasons wider lebendig machte und verjüngte. dabei wünscht er: O Got, wär ich geleret

Der selben kunst auch wol,

Mein 1 fürsten uil geheret

Wolt ich auch machen ein grossen tuppen vol;
Es war auch Jacob pütrich mir genesen
Vnd maister Cuenradt, der ye was plind
Vnnd meines fürsten Organist ist gewesen.

Jacob Pütrich ist, wie ich später zeigen werde, wahrscheinlich 1471 gestorben. Conrad Paumann starb am 24 jan. 1473. auf der südseite der frauenkirche in München, links vom portale, ist sein grabstein in der mauer befestigt, der in rotem Schlehdorfer marmor folgende worte eingegraben zeigt:

‘An. mcccclxxiii an s pauls bekerung abent ist gstarbn und hie begraben der kunstreichist aller instrament vnd der Musica maister Cunrad pawmann Ritter purtig von nurnberg vnd plinter geboren dem got genad.

1 diese lesart ist wol nicht zu ändern, denn der plural Mein (= meinen) braucht sich nicht auf die zeit zu beziehen, da Sigmund noch mit Albrecht zusammen regierte (1465-1467). Sigmund lebte ja noch bis 1501, und dann waren auch noch Christof und Wolfgang, herzog Albrechts jüngere brüder, vorhanden. vgl. 140, 8: ich sprich mein hern es wäre nicht all zu guet.

Darunter ist Paumann die orgel spielend dargestellt, neben ihm befinden sich guitarre, flöte, harfe und bauernleier.

Als grenzen für die abfassungszeit des Buchs der abenteuer ergeben sich somit die jahre 1473 bis 1508, und Gervinus setzt mit recht darauf fufsend die runde zahl 1475 als terminus a quo, worin ihm Koberstein folgt.1 da Füetrer von 1478-1481 seine Chronik schrieb, fragt es sich, ob er von 1473-1478, oder von 1481-1508 dichtete. am nächsten liegt es, durch eine vergleichung der Chronik mit dem Buch der abenteuer die priorität des einen oder anderen werkes festzustellen; diese vergleichung hat aber kein resultat von bedeutung ergeben. ich gehe also vom Buch der abenteuer selbst aus.

Für die abfassung in späterer zeit spricht der umstand, dass Füetrer sich im beginne des werkes alt nennt. im Trojanischen kriege wünscht er beim tode des Pelewus, der durch die list der Medea umkommt, statt gleich Jasons vater verjüngt zu werden: 6, 4 Got mich bewar, das mir kain artzt

Mein alltes verch mit seiner kunst so newe.

in betracht zu ziehen ist ferner die stelle 15, 2, wo der dichter von den Amazonen spricht:

Des namens ab den Zellten

ab dem veld gähe flucht;

Bey meiner frawen selten

hab ich gesehen magt mit solicher zucht.

Gen 2 gerten zer thiost in nur sper zue raichen,

So sicht man auff meinr frawen sal

Von schwertes plick ir mägt alltzeit erplaichen.

Füetrer scheint hier nicht von seiner frau, sondern von seiner herrin, der gemahlin herzog Albrechts iv zu sprechen. da sich letzterer am 1 januar 1487 vermählte, wird man die abfassungszeit des Buchs der abenteuer nach 1487 zu setzen haben.3

1

es beruht offenbar auf einem versehen, wenn Bartsch (Allg. deutsche biogr. vi 271) diesen zahlen die bedeutung unterlegt, dass Albrecht von 1475-1508 regiert habe.

2 Gen jene. e kann in allen fällen apocopiert werden, und wenn die bezeichnung des j durch g in der hs. auch nicht häufig erscheint, so kommt sie doch vor zb. Geschawd Jeschute; Genet = Jenet.

3 wenn Georg von Eysenhofen, wie Wiguleus Hund s. 196 angibt, würklich 1498 gestorben ist, so ergibt sich daraus ein terminus ad quem.

Dagegen könnten mir zwei einwände gemacht werden. Füetrer gedenkt 74, 51 Jörgs von Eysenhofen als eines noch lebenden, während es nach Wiguleus Hund (Bayrisch stammenbuch, Ingolstadt 1598, 1 195) scheinen möchte, er sei schon 1486 gestorben. allein mit diesem 1486 gestorbenen Georg ist offenbar nicht Eysenhofer, sondern Jörg Awer von Puolach gemeint, und die seite 196 angeführte notiz, dass Georg von Eysenhofen 1498 gestorben sein solle, ist auf unseren Jörg von Eysenhofen zu beziehen, der ja 1493 noch in den im anhange abgedruckten Tegernseer weihnachts-erungen vorkommt.

An derselben stelle erwähnt Füetrer den dichter Andre Hesenlocher ebenfalls als noch lebend. der ehemalige reichsarchivssecretär Ludw. Zenker gibt in seiner arbeit über Hans den Heselloher (Hormayrs Taschenbuch für die vaterländische geschichte, München 1831, s. 238-245) an, Andre sei 1470 gestorben. die im anhang abgedruckte urkunde zeigt aber dass derselbe auch 1471 noch nicht ans sterben dachte, sondern vielmehr der meinung war: da got noch lang vor well sein.

Es lässt sich fragen, ob die reihenfolge der einzelnen bearbeiteten werke im Buch der abenteuer die chronologische sei, wie sie Füetrer dichtete, und darauf darf mit ziemlicher sicherheit eine bejahende antwort gegeben werden. fol. 1, 1-744, 6 bilden offenbar ein zusammenhängend gedichtetes werk und zwar das erste. am faden des Jüngern Titurel werden der Trojanische krieg, Merlin, Parzival, Krone, Lohengrin angereiht, sodass sie als episoden desselben erscheinen sollen. bevor der dichter aber beginnt, bedenkt er sich ernstlich, ob er auch zu solcher arbeit tauge, da er ungelehrt und in den künsten unerfahren sei. er nennt sich selbst ein vöglein, welches das elterliche nest verlässt, bevor ihm die schwungfedern gewachsen sind, einen wanderer, der in der finsternis über die baumwurzeln strauchelt, einen blinden, der fechten will. es ist also offenbar Fütetrers erste dichtung, welcher der Wigalois folgte, wie eine endstrophe der erwähnten gruppe und der anfang des Wigalois zeigen:

74°, 4 Hye stet der stam vnd esstte

der läuber gar gesundertt;

ewr gnad Ratt ich das pestte,

ich werde die stelle später anführen.

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