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zu gelangen. die beiden im äufsersten felde rechts befindlichen gestalten, ritter und abt, halte ich entschieden für die beiden gründer 1 des klosters Tegernsee, Otkarius und Albertus, und dieser umstand weist wol darauf hin dass das gemälde sich an der stelle befand, wo dieselben begraben waren. bis 14452 ruhten ihre gebeine in der capella SAndreae, allein in diese capelle gehört das bild gewis nicht, weil es ja die kreuzigung Christi und keine scene aus der vita SAndreae darstellt. im genannten jahre wurden die überreste der beiden in den chor vor den hochaltar gebracht atque in archa ad hoc ordinata sunt condita et ut sic in sacristia per annum et amplius reservata, tandem ad Ecclesiam majorem ante altare S. Crucis cum omni diligentia in novo sepulchro posita sunt, ibique dum annis XIII 3 repaussassent, Abbas venerabilis Caspar ea ampliori censuit honore decoranda. cum ingenti desiderio summoque studio nec non maximo pretio pretiosum sepulchrum de marmore rubeo, quod ad praesens cernitur, fieri disposuit, in quo et ossa praedicta cum reverentia condigna reponere curavit, ubi et hactenus recondita manent. auf dem hochaltar kann das gemälde auch nicht gestanden haben, denn dieser altar war der dreifaltigkeit, den aposteln Peter und Paul und dem hl. Quirinus geweiht.4 es gehörte also dem altar SCrucis an, wozu der inhalt des bildes, die kreuzigung, trefflich passt, und damit ist 1447 als terminus a quo gegeben. wir können aber noch weiter gehen. das marmorne grab wurde, wie dessen in

Unde

i die geschichte der gründung gibt Füetrer in seiner Bayerischen chronik, cgm. 225 fol. 26-29, indem er dem Garibaldus folgt: nach dem tode Hartwigs, dessen gemahlin die erbtochter von Burgund gewesen war, regierte Albertus, sein sohn, in Bayern. dessen bruder Otkarius erschlug beim schachspiel den sohn des französischen königs Pipin und blieb zwar dank dem klugen benehmen des Albertus ungestraft, allein zur sühne baute er mit seinem bruder das kloster, in welchem Albertus abt, er selbst aber laienbruder (frater conversus) wurde. vgl. die etwas abweichende darstellung in der chronik der Tegernseer äbte bei Pez Thesaurus in 3, 544. chronik des bruder Andree ed. Freyberg Sammlung hist. schriften I 385.

2 vgl. die chronik der Tegernseer äbte bei Pez aao. 543. besser erhalten ist die betreffende stelle in den bruchstücken der chronik ed. Oefele Script. rer. Boic. 1 632.

* diese zahl beruht wol auf einem fehler; vermutlich ist vIII zu lesen, was auf das jahr 1456 führt.

vgl. die Annotationes consecrationis ecclesiae Tegernseensis bei Pez Thesaurus III 3, 575.

schrift 1 sagt, 1457 durch meister Hans steinmetz von München vollendet, welcher überhaupt die sehr ausgedehnten baulichen veränderungen unter abt Caspar geleitet zu haben scheint.2 diesen künstler haben wir doch wol in dem manne mit schurzfell und steinmetzhammer zu erkennen, welcher im ersten felde von Füetrers gemälde dargestellt ist. ob die darüber befindliche figur, der mann im langen gewande, abt Conrad ist, den man wol als zweiten gründer des klosters betrachten kann, wage ich nicht zu entscheiden. daraus, dass der steinmetz Hans auf dem bilde erscheint, ergibt sich dass dasselbe nicht vor 1457 und höchst wahrscheinlich auch nicht später entstanden ist. wenn sich nachweisen liefse doch das scheint bei dem jetzigen zustande der klosterkirche unmöglich zu sein dass die kreuzcapelle die capella annexa der Andreascapelle gewesen sei, so könnte vermutet werden, die bezahlung für dieses gemälde sei in den 44 pfund inbegriffen, welche Füetrer zu folge der von Günthner überlieferten, oben mitgeteilten notiz des Tegernseer ausgaberegisters 1465 erhielt.

Der fürstliche kammerschreiber Matheus Prätzl notiert in seinem ausgabenverzeichnis zum jahre 1468 (Westenrieders Beiträge v 203): Item Ulrich Maller, als er etlich frauen geladen het, da herzog Sigmund von ossterreich hie was, darob sy Wein hetten getrunkhen an sunwent abent Summa 1 fl. (also am 20 juni). ich denke mir dass kunstliebende hofdamen, die mit herzog Sigmund gekommen waren, Füetrers atelier und seine arbeiten zu sehen

1chronik der Tegernseer äbte, Pez aao. 544, wo quadrinque wol für quadringeno verlesen ist:

Anno milleno quadringeno quingeno septeno

Post incarnatum Dei verbum virgine natum
Hoc gubernante monasterium ac renovante
Caspar Abbate lapis perficitur iste.

2 vgl. Westenrieders Beiträge 1389 Extract ex chartis Tegernseensibus: Ich Maister Hannse Stainmetz Burger zu München Bekenn offenlich mit dem Brieve für mich vnd all mein erben als von solicher Schuld wegen, so mir der Erwirdig und gaistlich Herr Herr abbte des gotzhaus Tegernse schuldig worden ist umb arbait mit Namen 230 Pf. und von Crawtzgangk vnd vom Capitel ze gewelben. Item 58 Pfund umb die Pild alle in dem gestuel. Item 110 Pfund umb der Stifter grab. Item 18 t umb ain Parmherzigkait und Crucifix, Dasz mich der obgenannt mein gnediger Herr der obgemellten schuld aller gar und ganzlich berait ausgericht und zalt hat etc. beschehen auf Suntag vor Sand Veichts tag 1460.

wünschten, wobei ihnen dieser nach guter, alter sitte einen trunk wein vorsetzte, welcher dem armen maler dann aus der herzoglichen kasse vergütet wurde. seine kunst scheint also damals sehr geschätzt worden zu sein.

Herr hofrat dr Trautmann hatte die güte mir mitzuteilen dass der schöne turm 1 in München um 1480 von Cröll mit einer uhr versehen und von Nittenauer mit figuren bemalt wurde, während Füetrer dessen sprenggewölbe mit farben schmückte. leider konnte er mir die quelle dieser notiz nicht mehr bezeichnen.

Seit 1426, in welchem jahre Caspar Ayndorfer abt zu Tegernsee wurde, war die verwilderung der sitten, die daselbst wie in anderen klöstern überhand genommen hatte, wider einem regen interesse für litteratur und kunst gewichen, sodass Albrecht II diesen energischen abt zu visitationen der klöster seines landes abordnete. unter seiner herschaft wurden in Tegernsee neue gebäude aufgeführt, die alten, von denen manche mit dem einsturz drohten, renoviert, die klosterschule nahm einen neuen aufschwung und viele gelehrte zierten das gotteshaus, darunter auch Conrad Airinsmaltz, der dann von 1461-1492 die stelle des abtes bekleidete, das begonnene schön fortführte, stets viele künstler beschäftigte und grofse summen für die beschaffung von hss. verwendete.

Der meister Gabriel, welcher im register der Tegernseer weihnachts- erungen erscheint, war sein schwager und hiefs mit seinem vollen namen Gabriel Mächleskircher, maler und bürger zu München. er malte wol noch mit Füetrer zusammen in Tegernsee und manche seiner bilder sind uns erhalten. so bewahrt zb. die Schleifsheimer gallerie eine kreuzigung Christi von ihm, welche in der gruppierung dem bilde Füetrers entspricht, indessen fehlt die anwendung architectonischer kunstformen, und statt grau in grau zu malen, schmückt der künstler sein weit besser ausgeführtes gemälde mit lebhaften farben.

In den weihnachts- erungen erscheint er, soweit sie uns erhalten sind, in jedem jahre (1465, 1466, 1471, 1476, 1493). — 1468 erhielt er eine zahlung von 5 gulden rh. von seite Albrechts IV (vgl. Westenrieders Beiträge v 204). von 1472-1478 malte

1 er befand sich zwischen der Kaufinger und der Neuhauser strasse, wurde 1157 erbaut und 1807 abgebrochen.

er 14 gemälde für die Tegernseer altäre, jedes für 90 gulden rh., und zwei kleine bilder für je 10 gulden (Westenrieder 1 390. Pez Thesaurus II 3, 587). 1475 nennt ihn eine urkunde: So hab ich benante Veronica sein hausfraw gepeten vnd erpeten den erbern vnd weisen Gabrieln mäleskircher des Rats vnd purger zw Munchen usw. und darauf noch einmal: des benanten Gabrieln mäleskircher Insigel (reichs-archiv, 62 fasc. kl. Tegernsee). er war also zu dieser zeit im rate.

1481: Den kauff haben gemacht die Ersamen Mayster gabriel mächlaskircher, hanns frölich, payd maler zw München (reichsarchiv, 25 fasc. München stadt). -1484: Gabriel Maelaskircher, civ. Mon., mitglied des äufseren rates (Mon. Boica xxxv 2, 419). 1502 empfieng er als weihnachts-erung vom kloster Tegernsee 1 gueten, 1 leger käsz, 1 senif vässel (reichs - archiv, kl. Tegernsee 1851/2 fol. 138").

Wie Füetrer mit dem herzoglichen hofe zu München bekannt wurde, ist nicht gewis. er könnte wol von dem kunstsinnigen Albrecht Iv, der ja auch einen hofmusikus, den Conrad Paumann 1 hatte, als hofmaler engagiert und nachher zum historiker gemacht worden sein. wahrscheinlicher ist es mir dass ihn der durch seinen Ehrenbrief bekannte Jacob Pütrich von Reicherzhausen 2 einführte. derselbe ist nachzuweisen für die jahre:

1441 (MB x 171).

1440 (Mon. Boica xvIII 422). 1442 wurde er von herzog Heinrich als richter in den Landshuter rat gesetzt.31447 (Oefele Script. rer. Boic. п 320). — 1451 (MB XIX 291. XX 383). 1462 schrieb er den Ehrenbrief. 1465 und 1466 erscheint er in den Tegernseer weihnachts- erungen an Münchner einwohner. 1466 (märz) wurde er nebst dem hofmeister Veit von Egloffstein und fünf anderen räten den herzogen Sigmund und Albrecht Iv zur seite gegeben.4 1471

1 über diesen damals berühmten blinden musiker und freund Füetrers vgl. Oefele Script. rer. Boic. 1 539 anm. und Günthner Was hat Bayern für wissenschaft und künste getan 1 301-303.

2 cod. Palat. DCLXXVI (Wilken s. 518) enthält eine privatgeschichte Pütrichs, die mir leider unzugänglich ist.

3 vgl. Joannis Vetteri Fasti consulares Landshutani, Oefele aao. п 761. Landshuter ratschronik, Städtechroniken xv 285.

4 vgl. den compromiss-spruch bei Krenner Bayer. landtagsverhandlungen v 165-193. Hefner Oberbayer. archiv x 245.

wird sein name vom register der weihnachts- erungen nicht mehr genannt; da er 1400 geboren wurde, ist wol anzunehmen dass er damals bereits verstorben war.

Pütrich befand sich also in seinen späteren lebensjahren zu München und stand in engen beziehungen zum hofe. als herzog Albrecht iv, der an den alten rittergeschichten so grofse freude hatte, ans ruder kam (8 sept. 1465), da mochte dem greisen manne das herz wider jung werden. wie oft hatte man seiner leidenschaft für das alte höfische wesen, den minnedienst und die verstaubten ritterbücher gespottet, ihn nach einem buch gar allte geschickt, und wenn er frohlockend ankam, so muste er erfahren dass die herren vom hof nur spafs mit ihm getrieben hatten. jetzt wurde das anders; jetzt kam er zur geltung. er nahm sich Füetrers an und fand in ihm einen aufgeweckten, talentvollen schüler, der sich mit liebe und begeisterung in seinen gedankenkreis hineinlebte. ihn machte er zum erben seiner litterarischen kenntnisse und lehrte ihn auch die kunst, so edle verse zu dichten, wie sie der höchste von allen poeten Wolfram von Eschenbach im Jüngern Titurel, dem Haubt ob Teutschen puechen, als leuchtendes vorbild hingestellt habe.

Dass sein verhältnis zu Füetrer 1 in der tat so aufzufassen ist, glaube ich wahrscheinlich machen zu können. wie Pütrich in seinem Ehrenbriefe str. 100 (Zs. 6) den Jüngern Titurel nach der allgemeinen ansicht seiner zeit Wolfram zuschreibt, so tut es auch Füetrer, und es war wol die hohe verehrung dieses werkes, welche Pütrich hegte und so begeistert ausspricht, die in ihm den gedanken reifen liefs, auf diesen grundstein sein Buch der abenteuer zu bauen und die Titurelstrophe als form zu wählen. auch im anbringen seines akrostichons lehnte er sich an Putrich an.

Man hat nämlich bis jetzt übersehen dass der Ehrenbrief von strophe 5-47 ein akrostichon enthält, welches offenbare corruptelen aufweist. nach Karajans ausgabe lautet es: Möcht Hielt Geboren Von Bayrn Pfaltz Graf Im Bey Rain Ercz Herczogin In Ossterreich Muetter Halb Vor Safft Pfui Ein Enickhl Des Römischen Khunig Rue Brächt Vnnd Tochter Pasz Lüd Solch ain Pfalcz Graf Bey Otting Rhein Hertzogin Von Ir In In Bayern.

Mechtild (1419-1482) war die enkelin Ruprechts ш, der

1 Docen dachte schon an eine beziehung Pütrichs zu Füetrer. Wiener jahrbücher der litteratur 1821, xv 68.

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