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Winckelm. idee, dass der sturz des Herkules der vergötterte sei,

der nun

nach arbeit, neid und zehrender flammen quaal
der ewgen jugend freudegemal

da ruhet. riesen hat er bezwungen

mit weltverwüstern ungeheuer[n] gerungen

und nun geläutert hinaufgeschwungen

sitzt er auf seinen stab versenkt

und überdenkt

den traum des erdelebens

diese idee ist so schön, dass man ihr auch als traum wahrheit wünschet. wo ist indes die nähere unzweifelhafte anzeige vom vergötterten helden, dem gemahl der Hebe? steht sie etwa vor ihm ihm die nektarschale zu reichen? oder umfasst, umschlinget er sie und wird verjüngt, da er die ewige jugend berühret? nein, er sitzt gesenkt auf seinem stabe, dem mitwandrer durch sein leben, denkt, zieht zusammen den starken, aber jugendlichen rücken und blickt etwa auf. wie wenn er nun als jüngling Herkules dasafse und tugend und wohllust vor ihm stünden und er gesenkt ihre vorschläge überdächte und aufblickte anzuschauen die eine, und die andere? so wäre der jugendliche rücken erklärt gnug, denn dem jungen manne, der tugend und laster an sich zieht, müsste er also seyn, aber schon Herkuls rücken, schon Herkuls brust. alle stärke des mannes und alle werke künftiger jahre verborgen unter der sanften oberfläche; aber bereits da er im aufblicken vielleich schon der tapferkeit gehör gibt, mit sanftem schwunge vortretend. so wäre alles so natürlich: man hätte keine Hebe, Olymp und Oeta nöthig es ist der schönste augenblick seines lebens für den künstler, die zartheit und stärke des jugendlichen helden zu zeigen, u. zugleich die bekannteste geschichte. was über einen solchen trunk gesagt werden kann, muss so natürlich seyn, so wenig beiwerk nöthig haben, als möglich; mich dünkt, diese erklärung hat es. ich wünschte si wissen, was M. Angelo dabei dachte; einen vergötterten Herkules wohl schwerlich, den er auch an seinem Moses nicht bildet. er studirte an ihm den fels der gröften vestigkeit und der schlankesten sanftheit, kurz einen Herkules der jugend, den auch die ganze stellung bestätigt. was lässt sich nicht über den torso träumen?

So viel zur geschichte des Denkmahls. die neue ausgabe ist ein sorgfältiger abdruck der Kasseler handschrift. die wenigen änderungen treffen meist das richtige; dass s. 57 ist s nötig sei, wage ich nicht zu behaupten, vgl. Ält. urkunde 1, 307 und Denkmahl s. 31 z. 10 v. o. mehrfach sind dem herausgeber fehler seiner vorlage entgangen; zb. s. 32 führt der zusammenhang auf die lesart: in dem noch verwachsenern walde, wo... endlich:

sturz gebraucht hier Herder wie Winckelmann und Goethe für torse trunk (truncus); er spricht aber auch wenige zeilen vorher in der be schreibung des Apollo von der schlange die am sturz liegt.

s. 53 ist zu schreiben: die kunst ... nescia, wenn auch bei Horaz Ars poet. 35, 36 im nebensatze steht quia [faber] nesciet. an beiden stellen hätte den herausgeber, wenn er nicht selbst auf das richtige kam, das anderweit vorhandene material aufmerksam gemacht (im ersten entwurf verwachsenern, der künstler-nescius). insbesondere hätte ihn die copie öfter zu widerholter prüfung einzelner stellen veranlasst. diese copie ist, wie meine vergleichung nunmehr gegen Dunckers zweifel als unumstöfsliche tatsache ergeben hat, eine abschrift des Kasseler manuscriptes. sie umfasst 19 bogen, jede seite enthält 13 zeilen und hat links einen breiten rand. der fehlende anfang, der aus dem ersten entwurf vollständig ergänzt wird, hat nach dem verhältnis der schrift zum druck des Denkmahls wie 13:10 einen ganzen bogen ausgemacht, wozu noch ein besonderes titelblatt kommen muste. die letzte seite ist frei, anmerkungen und motto stehen nicht in der abschrift. ich teile hier mehrere varianten mit: zu s. 8 z. 3 v. u. [die anm. zähle ich nicht mit] erneuerten; s. 9 z. 5 v. u. was nicht anzustaunen, sondern sehr; s. 12 z. 11 v. u. verschaffen oder zu bilden; s. 17 z. 4 v. u. selbst gnugsam; s. 18 z. 15 v. o. nur denn; s. 20 z. 10 sodenn; z. 13 v. u. meissel zerstört wären, so werden jene . . überbleibsel.. dauern: so wird. . (statt werden zuerst und); s. 38 z. 9 v. o. nur; s. 39 z. 12 v. o. fing ers denn an? idealisch. ungenau sind die aufschriften Karolines in der einleitung widergegeben.

Der herausgeber verweist indessen für die eigentlich kritische arbeit auf die gesammtausgabe, deren stellung zur lobrede oben gekennzeichnet ist. darum wird man die publication dieser handschrift auch in ihrer jetzigen gestalt willkommen heifsen. ausstattung und typographische ausführung sind recht ansprechend. druckfehler finden sich s. 24 im zweiten absatz: lies u. f. (ferner); s. 58 z. 12 v. o. lies: übrige; s. xv** und xxvi z. 7 v. o. ist sois verlesen für suis, Heyne schrieb jedesfalls svis.

Berlin, 5 december 1882.

ERNST NAUMANN.

JMRLenz: Der waldbruder. ein pendant zu Werthers leiden.

neu zum

abdruck gebracht und eingeleitet von DR MAX VON WALDBERG. Berlin, WHKühl, 1882. 82 ss. S". 1, 80 m. *

51 seiten einleitung schön und grofs gedruckt und darauf 30 seiten text eng und klein gedruckt hier ist der autor offenbar um des vorredners willen widerabgedruckt worden. der herausgeber scheint auch die notwendigkeit einzusehen, das unangenehme, aber unvermeidliche anhängsel, den text, zu entschuldigen er will einem zukünftigen kritischen herausgeber der Lenzischen werke durch eine kleinere vorarbeit unter die arme [* vgl. DLZ 1882 nr 49 (ESchmidt).]

gegriffen haben. das ist aber eitel wind, eine 'genau collationierte widergabe' eines leicht zugänglichen ersten druckes ist gar keine vorarbeit: denn der zukünftige herausgeber mag wenn er gewissenhaft ist die Schillerschen Horen, wenn er gewissenlos ist den vWaldbergschen text zu grunde legen er hat in beiden fällen genau dieselbe arbeit.

Die einleitung selbst lässt einen fortschritt gegenüber der mislungenen erstlingsschrift des verf.s nicht verkennen. ohne frage bewegt er sich auf dem litterarhistorischen gebiete etwas glücklicher als auf dem stilistischen. freilich kann er auch hier nicht ganz von der falschen philologie ablassen, die nun einmal seine unglückliche jugendliebe zu sein scheint. was tut vWaldberg nicht alles um nur ein beispiel zu bringen' (s. 8) oder schon bekannte rubriken mit beispielen auszufüllen (vgl. s. 48) oder längst bewiesenes mit einer neuen sammlung von beispielen abermals zu beweisen! wie kühn besteigt er s. 10 f das hohe ross der höheren kritik, um uns zu zeigen dass Goethe selbst die revision des Waldbruders für die Horen vorgenommen hat. es tut mir leid dass ich ihn hier in seinen träumen stören muss. der 'waldbruder' wird durch die herbstliche natur auf den seufzer geführt, dass auch für ihn noch ein herbst kommen werde: dazu führt vWaldberg eine glückliche parallelstelle aus dem Werther an, und ist sogleich bei der hand auf eine interpolation Goethes im Waldbruder zu schliefsen und die revision des Waldbruders durch Goethe (nicht durch Schiller, den redacteur der Horen) aufser zweifel gesetzt zu sehen. wenn vWaldberg aber die Schillerschen Räuber nachschlagen will, so kann er dort im vierten acte scene 5 auf die worte Karls von Moor stofsen: 'die blätter fallen von den bäumen und mein herbst ist kommen geschwind!' mit demselben rechte und vielleicht noch mit mehr könnte man also Schiller als revisor des Lenzschen romans geltend machen. aber bleiben wir in der sphäre des gewissen: der Waldbruder ist. wie von vorn herein wahrscheinlich war und von Waldberg zwar etwas weitläufiger als notwendig aber überzeugend nachgewiesen wurde, für die Horen überarbeitet worden; von wem und wie weit wissen wir bis jetzt nicht.

Was vWaldberg über die modelle des Lenzschen fragments, über das verhältnis zum Werther und den wahrscheinlichen schluss des romans (hier selbständig gegen ESchmidt und Gruppe) sagt, zeugt wo es bekannt ist von sachkenntnis und wo es neu ist von einsicht. wer aber so viel mit stilistischen beobachtungen beschäftigt ist, sollte dem eigenen stil nicht alle unarten nachsehen; und der pluralis 'wir', in dem der autor von sich redet, nimmt dort, wo er seine meinung der eines andern gegenüberstellt, leicht den character eines pluralis majestatis sive auctoritatis an und richtet die ansicht des gegners von vorn herein durch vermeintliche stimmenmehrheit oder eingebildetes übergewicht zu grunde.

Die reinheit des textes bin ich gegenwärtig aufser stande zu controlieren, aber warum wird bei dem zweiten fragmente der titel des ersten druckes (Horen, dritter jahrgang, fünftes stück) angegeben, da doch vor dem ersten eine parallele angabe fehlt? was soll ferner die gänzlich unverständliche, erst durch einen nachtrag' erklärte römische ziffer über den fragmenten, welche in den Horen die stelle anzeigt, welche die fragmente in den betreffenden stücken einnehmen? eine so gedankenlose treue verlangt doch niemand von einem neudrucke, der nicht zugleich typographische reproduction sein soll.

Mailand 4. 7. 82.

J. MINOR.

Faust ein fragment von Goethe. Deutsche litteraturdenkmale des 18 jahrhunderts in neudrucken herausgegeben von BERNHARD SEUFFERT 5. Heilbronn, gebr. Henninger, 1882. XV und 89 ss. 8°. 0,80 m. Goethes Faust ein fragment in der ursprünglichen gestalt neu herausgegeben Von WILHELM LUDWIG HOLLAND. Freiburg i./B. und Tübingen, JCBMohr (Paul Siebeck), 1882. 168 und x ss. kl. 8°. - 1 m. (auf holländischem büttenpapier 4 m.). dasselbe zweite auflage. xiv und 168 ss.

kl. 8o.- 1 m.

Es war ein alter wunsch aller Goetheverehrer und besonders aller Goetheforscher, die erste gestalt, in welcher der Faust vor das publicum trat, in getreuem, leicht zugänglichem abdrucke

besitzen. die originalausgaben sind sehr selten geworden, auch in der Göschenschen gesammtausgabe von Goethes werken fehlt häufig der siebente band mit dem Faustfragmente. Seuffert annoncierte einen neudruck als fünftes heft seiner Litteraturdenkmale; am besten wäre es gewesen, er hätte seine sammlung mit dem Faust eröffnet. kaum freuten wir uns auf diese publication, als auch von anderer seite ein neudruck in aussicht gestellt wurde, welcher dem anderen auf dem markte zuvorkam.

Seuffert war seinem plane gemäfs, 'seltene originalausgaben von deutschen schriften des 18 jhs. in neudrucken vorzulegen', naturnotwendig zum Faustfragmente geführt worden, Holland dagegen bestimmte ein äufserer umstand: die aufforderung eines 'tätigen verlegers', und diesem wurde durch einen hinweis von Zarncke die idee nahe gebracht. so ist denn auch dem anlass entsprechend das ziel ein vollständig verschiedenes: Seuffert gibt ein brauchbares nützliches, Holland ein zierliches büchlein; bei dem neudrucke in den DLD hat der herausgeber das meiste getan, bei dem anderen die vortreffliche buch- und kunstdruckerei WDrugulins in Leipzig. beide ausgaben werden neben einander bestehen und freunde finden; an Seufferts heft werden sich alle jene halten, welche sich ernst mit dem Faust beschäftigen, denn nur bei ihm ist es möglich citate nachzuschlagen, weil die

Schröersche und Loepersche verszählung beigefügt ist, nur seine ausgabe macht den eindruck einer wissenschaftlichen; an Hollands neudruck werden sich alle jene halten, welche sinn für das äufsere gewand, für genaue seiten- und zeilengetreue widergabe des originales und das ganze raffinement unserer jetzigen imitationstechnik haben, und dass deren sehr viele sind, beweist die schon nach wenig monaten notwendig gewordene zweite auflage.

Die beiden ausgaben unterscheiden sich jedoch auch in den grundlagen ihrer drucke; und die frage, wer von beiden, ob Seuffert oder Holland das 'echte exemplar' gewählt habe, ist schon darum nicht so müfsig als verschiedene recensenten glauben machen, weil Holland das original mit allen druckfehlern widergegeben hat, ohne selbst untersuchungen über die verschiedenen drucke anzustellen. H. beruft sich auf Salomon Hirzel und nimmt dessen resultate ungeprüft herüber. das ist schon an sich bedenklich. Salomon Hirzels grofse verdienste um die Goetheforschung übersehen, wäre der schnödeste undank; aber unsere verehrung für den edlen mann und feinen Goethekenner dar uns nicht blind machen gegen seine schwächen. Hirzel mangelte die für einen philologen unentbehrliche genauigkeit. dies ergibt mit sicherheit eine collation der im Jungen Goethe abgedruckten stücke. diese sammlung war eine sehr folgenreiche, man kann sagen epoche machende leistung Hirzels, und ich glaube in Anz. vi 271 meiner dankbarkeit für diese leistung den gebürenden ausdruck gegeben zu haben (vgl. auch meinen artikel Goethelitteratur im Jahres-supplement 1880-1881 von Meyers Konversationslexikon s. 438 f); trotzdem wage ich die behauptung das auch nicht éine seite in jenen vertrauten drei bänden ganz fehlerles sei. einiges nahe liegende sei angeführt. der Wanderer ist n nach dem Göttinger musenalmanach abgedruckt, wie das quellenverzeichnis III 711 beweist. s. 8 z. 14 von oben steht im 0(rginal) Durch's nicht Durchs. s. 10 z. 24 v. o. liest O Schätzest nich! wie Hirzel Schützest. in dem gedichte Sprachen 16 vers 1 ha O Was stark; in Der adler und die taube drittletzte zeile tril nicht trüb. oder ein anderes beispiel. der brief an unbekannter adressaten zweifel an der echtheit habe ich geäufsert in der Zs. für die österr. gymn. 1881 s. 50 f wird durch die ver gleichung mit dem facsimile von dr WDorow an mehreren stellen nicht unwesentlich berichtigt. I 15 f z. 3 predicht; z. 4 ists: z. 5 da statt ia; z. 8 nach fühlen kein komma; z. 10 verfaße z. 11 Gefühl's. der satz Jetzt ist nichts zum Druck bereit ist in klammer eingeschlossen; z. 13 nach acht kein komma; 2. 16 dass. s. 16 z. 2 drolliche; z. 3 nach seht kein komma, dafür das z. 10 Bifsgen toll, kommts statt Bifsgen toll. Kommis; 2. 12 ver lasst; also in 32 zeilen 16 fehler; darunter freilich kleinigkeiten, aber bei der absicht des herausgebers, alle eigentümlichkeiten der schreibung und interpunction zu wahren (vgl. I S. LXXXIX) doch

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