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denken, der verf. möchte auch die sagen unserer bergmännischen stammesbrüder in Siebenbürgen, in den Venediger alpen und am Monte Rosa einheimsen, sondern demselben ans herz legen, sich überhaupt in der sagenlitteratur des eigentlichen vaterlandes, von der er einen nur kleinen teil benutzt hat, besser umzusehen. von Kuhns arbeiten zb. kennt er nur die von ihm mit Schwartz herausgegebenen Norddeutschen sagen, dagegen nicht die Westfälischen, die doch auch einzelne bergmännische nummern, wie nr 154. 179, enthalten, geschweige denn die entlegenere litteratur, zb. Spieckers Der Harz, worin auch allerhand bergmannssagliches steckt. ja nicht einmal die ihm bekannten werke, wie die eben angeführten Norddeutschen sagen, hat er völlig ausgebeutet, zb. die Lautentaler sagen nr 215. 216, vielleicht aus zarter rücksicht auf die darin etwas spöttisch characterisierten einwohner dieses bergstädtchens, übersehen. und um mit dem mäkeln fertig zu werden, führen wir noch an dass dem Erklärenden verzeichnis der bergmännischen ausdrücke die auf s. 122 vorkommenden wörter nascheltasche und zscherper fehlen, gerade die dunkelsten, und dass s. 127 Josefshöhe statt Josefshöfe bei Stollberg im Harz und s. 128 am Herzberg statt am Harzberg bei Goslar gelesen werden muss.

Der verf. zerlegt seine sammlung ganz passend in 4 gruppen. in die Entdeckungssagen, die Sagen vom berggeist, die von den Venedigern und Vermischte sagen, und schickt in der einleitung einige beobachtungen über die fundorte und veränderungen dieser sagen voran. seine ansicht, dass dieselben fast ausschliefslich nur noch von bergleuten auf erzgruben gekannt würden, und in kohlenwerken nur dann, wenn in der nähe sich ein altes erzbergwerk befinde, wird im ganzen richtig sein. doch führt er selber 3 salzbergsagen an, die gewis sich leicht verzehnfachen lassen. auch hat sich in England, wo der kohlenbergbau älter ist, die sage auch in kohlenminen eingenistet. über die sagen von der auffindung von bergwerken wie über die vermischten lässt sich der verf. nicht weiter aus. wenn die ersten mit einer kurzen bemerkung über das historische datum der eröffnung de bergbaus der betreffenden örter versehen würden, so könnte das auch für die geschichte der sage nicht unwichtig werden. zu eingehenderem widerspruch fordern aber die über die beiden mittleren sagengruppen geäufserten meinungen des verf.s heraus.

Nachdem Wrubel den berggeist mit recht von Rübezahl als einem nur über tage und nur im Riesengebirge auftretenden ge birgsgeist unterschieden hat, behauptet er: 'die sage ist überall da, wo sie vom berggeistern spricht, nicht mehr rein, sondern mit der zwergsage vermengt; die ursprüngliche sage kennt nur einen berggeist, der mit den bergleuten in berührung tritt', und weiterhin die sage vom berggeist ist so alt, wie der deutsche bergbau selbst, ein überrest altheidnischen götterglaubens.' aller

dings ist diese sage ein altheidnischer überrest, aber eben deswegen auch älter als der deutsche bergbau, ein bruchstück und zwar ein durch den später aufgekommenen bergbau nur wenig umgearbeitetes bruchstück der grofsen deutschen zwergensage, in welcher oft viele zwerge, oft ein einzelner, der häufig ein könig ist, gerade so erscheinen, sich gebärden und handeln wie der berggeist oder die berggeister. zwerg und berggeist haben alle ihre wesentlichen oft höchst absonderlichen eigenschaften mit einander gemein, selbst, um nur eine der absonderlichsten hervorzuheben, den abscheu vor starkduftenden kräutern. denn wie die wichtel flichen mit dem ruf hättest du nicht dorant und dosten, wollt ich dir das bier helfen kosten! (Grimm Myth. 2, 1015), so wirft hier s. 36 der bergmönch den von ihm mit tod bedrohten bergmann lebendig aus der grube, ärgerlich rufend: hättest du nicht dill und dust, so hätte ich es wol gewusst. ja sogar die ursprüngliche bedeutung der zwerge als seelen ist noch nicht verwischt, indem bald der berggeist, bald die dem munde des bergmeisters entschlüpfende seele als mäuschen die bergleute überwacht und behütet (s. 41. 43. 153).

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In bezug auf die Venedigersagen will der verf. nur erwähnen dass allen die tatsache zu grunde liegt, dass im mittelalter und auch später der chemie kundige Italiener nach Deutschland kamen und von da goldhaltige erze, deren wert die Deutschen gar nicht ahnten, nach ihrer heimat führten. ich muss bekennen dass mir diese tatsache nicht bekannt ist, auch dass ich nicht eher sie in dem behaupteten umfange annehmen mag, als die nachweise vorliegen. aber auch wenn sie geliefert würden, würde diese tatsache durchaus nicht als die grundlage des betreffenden sagenkreises betrachtet werden dürfen. denn die Venediger der sage sind 'unscheinlich' und ohne 'rechte menschliche natur', nur spannenhoch. die berge tun sich vor ihnen auf, sie gehen durch die felsen vom Harz bis Venedig, pfeifen schlangen herbei, die sie braten und verspeisen, sie rufen für ihre in kindsnöten liegenden weibchen menschliche hebammen zu hilfe und belohnen sie mit kohlen, die sich später in gold verwandeln. wir hören zwar von herlichen palästen in ihrer stadt, aber niemals von deren wundersamen insellage. im schlaf oder nach langer unterirdischer wanderschaft erreicht man sie, die meist als ein mit gold- und silbertieren angefüllter raum, sei es schloss, sei es garten, dargestellt wird. möglich dass einzelne züge der würklichkeit entlehnt sind, wie zb. der bergspiegel, mit dem die Venediger versehen sind, auf das einst weltberühmte glas von Murano deuten könnte. im übrigen wird man die Venediger auf die lausitzischen fenesleute, die österreichischen vensmännel, dh. auf zwerge, und Venedig auf ähnliche namen, wie Venusberg, Venelsberg, Finisoder Venusloch, Veniboch, Venibuck, wie sie fast durch ganz Deutschland als unterirdische mit tieren und schätzen erfüllte

paradiese und wohnsitze der zwerge vorkommen, zurückführen müssen. man vergleiche darüber AKuhn Westfäl. sagen 1, 313, der an vingolf, vinburg und vinsele erinnert. Wolf Zs. f. myth. 4, 217. Vernaleken Mythen 23. Rochholz Schweizersagen aus dem Aargau 1, 365. Henne am Rhyn Die deutsche volkssage s. 147 ff. und so nähern wir uns auch von dieser seite her dem urbegriff der zwerge, auf den ich oben hingewiesen.

Der verf. hofft auf eine weitere auflage seiner sammlung, der auch ich den besten erfolg wünsche. meine vielfachen einwände gegen sein büchlein sollen ihn nicht davon abschrecken; aber sie sollen ihn mahnen, die 'Heinzenkunst', wie man das bergmännische öffnen verschütteter grubenwerke im Harz nennt, als wackerer bergmann das nächste mal mit besserem 'gezähe' dh. handwerkszeug auszuüben. dann wird auch die ‘ausbeute' eine wertvollere sein, zumal wenn er sich nicht nur um die sagen, sondern auch um die oft viel gehaltreicheren bräuche seines mühe- und ehrenvollen standes kümmert. Freiburg i. Breisgau, november 1882.

ELARD HUGO MEYER.

Lexicon deutscher stifter, klöster und ordenshäuser. herausgegeben von OTTO freiherr GROTE. Osterwieck a. Harz, Zickfeldt, 1882. 2-4 lief. 5o.

Seit der ersten besprechung vorliegenden werkes in diesen blättern (vi 200 ff) sind drei neue lieferungen erschienen, die nunmehr ein zuverlässigeres urteil über das ganze möglich machen. leider bleibt dasselbe bis auf weniges das nämliche, welches wir bereits auf grund der ersten lieferung abgeben musten.

In der mit der zweiten lieferung ausgegebenen vorrede verspricht der verfasser, in einem anhange die aufserhalb des jetzigen deutschen reiches liegenden deutschen klöster zu bringen. das ist gut. es wäre aber besser gewesen, wenn das lexicon nicht allzu unbequem werden soll, ein einziges alphabet ohne geogra phische scheidung anzulegen. so aber müssen wir jetzt im 'deutschen' teile namen suchen wie: Les Glandières, Saint Avould. und im aufserdeutschen' teile Göttweih, Kremsmünster, Sanct Gallen und andere zierden der deutschen geschichte.

Was die litteraturangaben betrifft, so wollen wir dem verf. gerne zugeben dass er sich dies mal bemüht hat auch südlich des Mains billigen ansprüchen zu genügen. den anforderungen aber, die jeder, der ein solches werk als hilfsmittel für seine studien anschafft, notwendig stellen muss, wird es nun einmal nicht gerecht. der verf. kennt zwar zb. nach einigen andeutungen im ersten heft (s. 14) das werk von Wagner-Schneider, Die geistl. stifte im grofsherzogtum Hessen. aber benützt hat er es jedes

falls in diesen lieferungen nie. die beweise dafür werden wir sogleich bringen. über Bursfelde kennt er die schrift von Evelt nicht. bei Freising erwähnt er weder die allen historikern und philologen so werte geschichte von Meichelbeck, durch welche sich dieser einen geachteten namen bis zur stunde erworben hat, noch die neuere kürzere von Baumgartner. die Scriptores o. SBenedicti von Ziegelbauer und Legipontius (wovon besonders der 3 band wichtig für ihn ist), die Germania franciscana von Greiderer, die für die deutschen franciskanerklöster so reichhaltigen, wenn auch ungeordneten Beiträge zur kirchengeschichte des 16 und 17 jhs. von PGaudentius, Lipowskys Gesch. der kapuziner in Baiern, Helyot usf. sind ihm wol gar nicht bekannt geworden. und unsere hinweisung auf die 'schematismen' der verschiedenen orden und diöcesen, die einzige quelle, aus der über den dermaligen bestand authentische gewisheit zu holen ist, scheint er nicht einmal beachtet zu haben.

Ein grofser schaden ist auch für diese lieferungen, dass der verf. trotz unseren abmahnungen dem system des ersten heftes treu geblieben ist, nur die 'güter' der einzelnen klöster aufzuführen, nicht aber auch ihre geistigen güter, berühmte schulen, berühmte männer usw. namhaft zu machen. wir können uns nicht vorstellen dass es viele leute gibt, die ein solches werk nachschlagen werden, um zu erfahren, was dieses oder jenes kloster für besitzungen hatte. und wenn, was erfahren sie? zb. Göllingen, güter: Eschenberge, Hausen, Kannewurf, Molschleben usw. aber was sagt uns das? hatten sie dort einen krautgarten, einen hof, ein schloss inne? gehörte ihnen dort ein wald, ein teich, oder das ganze dorf, die ganze herschaft? überdies ist diese angabe sehr ungleichmässig durchgeführt. meistens steht nichts daneben. mitunter beläuft sich das trockene namenverzeichnis fast auf ein halbes, ja ein ganzes hundert (vgl. Dargun, Hiddensee, Buckow, Eldena, Chorin, Grünau usf.). dann wird von dem adeligen SAnnakloster in Aachen wider ganz naiv gesagt: 'güter eine melkerei in der Mörgersgasse.' der teuern zeit! da weifs man wahrlich nicht, was man mehr bewundern soll, die knauserei der markgräfin Sybille von Brandenburg, die zur stiftung des klosters nicht mehr gegeben haben soll, oder aber die übermenschliche genügsamkeit der adeligen nonnen, die sich mit dieser melkerei 302 jahre lang fortfristeten! auf der anderen seite heifst es dann bei Ellwangen: 'der güterbesitz war ein sehr bedeutender, das stift besafs 1 stadt, 1 markt, 20 pfarrdörfer, 22 dörfer und 186 weiler.' das ist allzu summarisch. wo diese stadt gelegen war, interessiert doch gewis jene, die sich um klostergüter überhaupt kümmern, fast ebenso, wie dass jene melkerei in der Mörgersgasse lag! lassen wir den scherz und sagen wir im ernste dass es in einem klosterlexicon weit wichtigere dinge zu ver zeichnen gibt als dass ein kloster hier eine mühle und dort einen

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weinberg angelegt hat, wenn schon eine genaue aufzeichnung auch dieser dinge ihren wert hätte. allein das übersteigt den umfang eines handlichen lexicons und die zeit und kraft von fünfzig mitarbeitern.

Wichtiger aber ist, wie wir das bereits früher hervorhoben, die angabe der bedeutenden männer, der schulen und anderer hervorragender culturgeschichtlicher tatsachen, die mit den betreffenden klöstern zusammenhängen. dass bei Bursfelde nicht ein wort von der berühmten reformation im 15 jh. noch von der daraus hervorgegangenen Bursfelder congregation zu lesen ist, die doch an 140 klöster umfasste, das ist sicherlich bedauernswert. wenn der gewöhnliche leser, der nicht fachmann ist, darüber nicht einmal in einem klosterlexicon auch nur eine andeutung findet, für was kauft er es denn? denn wer fachwerke besitzt, der bedarf ja dieses buches ohnehin nicht. wer aber sollte aus diesem lexicon eine ahnung davon erhalten, welche bedeutung Fulda oder Heiligkreuz zu Donauwörth oder Gandersheim, Helpede (Helfta), Heisterbach uam. haben? wenn solch ein nachschlagebuch dagegen dem leser sagt dass in Disibodenberg die heilige Hildegard lebte, zu der ihre zeitgenossen wie zu einem mirakel wallfahrteten, und dazu die hauptsächlichste litteratur über ihr leben angibt, so weifs jeder, was das kloster bedeutete, und wo er würklich etwas lesenswertes über dessen geschichte findet. so ist es mit Hirschau. dass es einst in Deutschland denselben rang einnahm wie Clugny, wie Clairvaux in Frankreich, dass es, um vieler anderer schriftsteller und bedeutender männer zu geschweigen, einen Wilhelm den seligen in seinen mauern barg, dessen bedeutung Kerker so gut gewürdigt hat, das dürfte sicher manchen interessieren (s. Helyot Gesch. der geistl. und ritterorden 5, 385-395; Montalembert Die mönche des abendlandes 6, 460-483). bei Hersfeld würde ein hinweis auf die heiligen Sturm und Godebard und die litteratur über sie, bei Bingen auf Bartholomäus Holzhauser und seine und die über ihn handelnden merkwürdigen werke, bei Helpede auf die heiligen Gertrud und Mechtild und ihre schriften, bei Gandersheim auf Hathumod, Gerberga und besonders auf Hrotsvitha und den berühmten streit über sie sehr am platze sein. wir sagen nochmals: wenn der gewöhnliche leser in einem klosterlexicon darüber nichts findet, wozu soll es ihm denn dienen? dass es eine lücke an der wand ausfüllt?

Die vernachlässigung dieser und anderer winke, die wir schon in unserer ersten besprechung im interesse der sache machen zu sollen glaubten, hat natürlich auch ihre grofsen sachlichen nachteile mit sich gebracht. dass die aufzählung der klöster in Freising mangelhaft werden muste, ist nach dem oben gesagten selbstverständlich. das jesuitencolleg in Dillingen soll 1610 gegründet sein. es hat aber der grofse cardinal Otto die

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