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FLINNIG, Bilder zur geschichte der deutschen sprache. Paderborn, Schoeningh, 1881. x und 490 ss. 80. 6 m. das buch ist ohne eigenen wissenschaftlichen wert, eine fleifsige aber in folge mangelnder sprachwissenschaftlicher bildung des verf.s in der gröfseren ersten hälfte verunglückte compilation, in welcher die widerstrebendsten zum teil längst gefallenen ansichten wirr durch einander fahren. besser geraten als die beiden ersten abteilungen (1. die deutsche sprache in den verschiedenen phasen ihrer entwickelung, 2. blicke in die geschichte der sprachformen) ist die dritte: culturgeschichte in wortbildern, wenngleich auch hier eine menge gewagter (übrigens durchweg bescheiden vorgetragener) behauptungen und gegen die sprachgesetze verstofsender erklärungen mit unterlaufen. dies urteil im einzelnen zu begründen ist nach den recensionen im Litt. centralbl. 1882 nr 40 und in der DLZ 1882 nr 31 (ESchröder) nicht mehr nötig. zu bedauern bleibt es dass sich für eine so dankbare, schöne aufgabe die rechte kraft nicht finden will. wie sehr vermissen wir ein buch, das wie seiner zeit Schleichers Deutsche sprache den augenblicklichen stand unseres sprachgeschichtlichen wissens mit vornehmer popularität darlegte. F. LICHTENSTEIN. OLYON, Minne- und meistersang. bilder aus der geschichte altdeutscher litteratur. Leipzig, ThGrieben (LFernau), 1883. vi und 444 ss. 8°. 6,50 m. mit hilfe reichlicher auszüge und meist recht gewandter metrischer übersetzungen will der verf. das grofse publicum über wesen und entwickelung des altd. minne und meistergesanges unterrichten. man muss ihm nachrühmen (und dies lob lässt sich nur wenigen von den zahllosen popularisierenden litterarhistorikern zollen) dass er wenigstens die quellen sorgfältig und in genügendem umfange gelesen hat, wenn er auch keineswegs auf der höhe der heutigen forschung steht: von den vielen den minnesängern gewidmeten arbeiten der beiden letzten decennien ist seine darstellung, wie es scheint, unberührt geblieben; daher scheidet er auch nicht gebürend zwischen ritterlichen sängern und fahrenden leuten und sieht überhaupt die dinge in einseitig idealisierender beleuchtung. auch an versehen im einzelnen fehlt es nicht; zb. s. 110 findet sich ein gotisches laik angesetzt; s. 273 wird in dem bekannten liedchen des anonymus Spervogel (MF 30, 27) wurze des waldes das erste wort mit 'wurzel' übersetzt; s. 92 ist das referat aus Ulrichs Frauendienst 401, 13 ff durchaus ungenau und schief ausgefallen und hat hier wie s. 143 zu falschen schlüssen geführt.

FRIEDR. JOH. freiherr VREDEN - ESBECK, Caroline Neuber und ihre zeitgenossen. ein beitrag zur deutschen cultur- und theatergeschichte. mit sieben kunstbeilagen. Leipzig, Johann Ambrosius Barth, 1881. 358 ss. 89. 12 m. mein urteil über

dieses notwendige, aber keineswegs verdienstliche buch kann sich nur dem allgemeinen urteile fast aller meiner kritischen vorgänger anschliefsen, welche über die monströse entfaltung der urkunden und die horrible zusammenschweifsung des verbindenden textes die köpfe geschüttelt haben. die fleifsige ausnutzung von archiven, welche schier in der runden zahl von einem halben hundert herangezogen werden, kann doch für sich allein unmöglich auf den beifall der kritik anspruch machen, sonst hätten wir in jedem polizeibeamten einen überlegenen und des recherchierens weit kundigeren gelehrten collegen zu begrüfsen. von der notwendigkeit, über den gegenstand, den man einmal coram publico behandelt, eigene gedanken zu haben, wollen wir in zukunft doch ja niemand mehr dispensieren und uns nicht mit geistiger flickarbeit am aller wenigsten wenn auch die flicken alt und entlehnt sind be gnügen. auch discretion in der mitteilung des minder wichtigen und gänzliche verschweigung des unwichtigen wird fernerbin nicht mehr zu entbehren sein. wir verlangen von einem autor geistige, nicht blofse physische arbeit: und robproducte, wie das vorliegende, können auch nur auf den stofflichen gehalt hin geprüft und anerkannt werden der autor bleibt aus dem spiele.

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Wien. MINOR. GROETHE, Sebastian Helbers Teutsches syllabierbüchlein (1593). Freiburg und Tübingen, JCBMohr (PSiebeck), 1882. XVI und 39 ss. 8°. 1,20 m. Sebastian Helber, wahrscheinlich in den dreifsiger jahren des 16 jhs. geboren, bekleidete von 1580 an das amt eines rectors der deutschen schule zu Freiburg i/Br. dieser stelle wurde er 1596 aus nicht ganz klaren ursachen enthoben. mit 1598 versiegen alle nachrichten über den mann. sein gedächtnis hat zuerst Gottsched auf grund desselben, jetzt Berliner, exemplars des Syllabierbüchleins erneuert, welches für die vorliegende sorgfältige und dankenswerte edition benutzt ist; denn nach dem erscheinen von JMüllers ebenso gründlichen wie weit ausholenden Quellenschriften des deutschsprachlichen unterrichts bis zur mitte des 16 jhs. (Gotha 1882) verdienen auch die späteren grammatischen hilfsmittel eingehendere behandlung, als ihnen im allgemeinen bisher zu teil wurde. JSTARKER, Die wortstellung der nachsätze in den ahd. übersetzungen des Matthäusevangeliums, des Isidor und des Tatian. Beuthen O.S. 1883. gymn.-progr. nr 155. 16 ss. 4o.- fleifsige sammlung von beispielen mit hervorhebung der vom lat. original abweichenden fälle. von der im titel bezeichneten frage hätte der gebrauch von enti und oh im nachsatze ganz getrennt werden sollen, da diese partikeln auf die wortstellung ahd. keinen einfluss üben; ich erkläre die sehr vereinzelten fälle aus einer schon damals regelwidrigen anakoluthie. zunehmende

regelmässigkeit bei Tatian gegenüber Matth. und Isid. ergibt sich aus Starkers nachweisen namentlich für vorangestelltes verbum des nachsatzes, sobald der vordersatz mit relativem pronomen (der, so wer usw.) oder zur conjunction gewordenem adverb (dô, sô, nû, êr ua.) beginnt, die nach meiner auffassung (Otfridsyntax 1 § 79) eigentlich als bestandteile des hauptsatzes gedacht sind und eben deshalb das verbum desselben heranziehen. aber die abweichungen von dieser gewohnheit betreffen auch bei Matth. und Isid. fast nur fälle, in denen eine lateinische verbalform durch zwei worte widergegeben ist (remittetur = forlazan wirdit; suscitabo ih arwehhu); ich nehme daher lieber ungeübtheit der übersetzer in überwindung dieser schwierigkeit als würklich abweichenden sprachgebrauch ihrer lebendigen rede von dem der Tatianübersetzer an. nach bedingungssätzen mit ibu, oba, das ohne zweifel dem nebensatze angehört, bewahrt der nachsatz fast immer die allen hauptsätzen gebürende stellung (verbum nach dem ersten nomen, vgl. Anz. vII 192).

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Nach meiner auffassung jener fälle kann ich daher nicht zugeben (was St. anzunehmen geneigt ist) dass sich die wortstellung der nachsätze im ahd. von der aller anderen hauptsätze (alleinstehend oder mit nachfolgendem nebensatze) unterscheide. vielmehr finde ich (Otfridsyntax 1 § 84) die differenzierung der satzarten in der wortstellung des nebensatzes entwickelt. über diese, namentlich auch über seine stellung zu Tomanetz (Relativsätze, Wien 1879) hat St. sich nicht ausgesprochen.

Dass nur nach seiten und zeilen bestimmter ausgaben citiert ist, kann ich nicht billigen. jeder der benutzten texte bot eine eigene gliederung, die man in allen vorhandenen und zukünftigen ausgaben widerfinden kann. O. ERDMANN. PHSTRAUCH, Pfalzgræfin Mechthild in ihren litterarischen beziehungen. ein bild aus der schwäbischen litteraturgeschichte des 15 jhs. Tübingen, Laupp, 1883. 68 ss. gr. 8o. 1,50 m. diese höchst fleifsige und vortrefflich ausgestattete kleine schrift, ein im december vergangenen jahres gehaltener vortrag, sucht in der hauptsache das fünfte capitel von Martins grundlegender monographie über die hochbegabte fürstin, welches ihre beziehungen zur schönen litteratur behandelt, weiter auszuführen und abzurunden. zugleich ist es dem verf. gelungen, eine reihe bisher unbekannter daten zur biographie des Nicolaus von Wyle und des Antonius von Pforr beizubringen: sie finden sich in den anmerkungen 58 und 118 zusammengestellt. auch über Püterich mehrere neue notizen anm. 31 (vgl. dazu jetzt noch Zs. 27, 278 ff). nicht ausreichend begründet scheint mir die behauptung s. 8: 'die deutsche litteratur des 13. 14 und 15 jhs. war ihm [dem HvSachsenheim] in einer weise vertraut, dass wir grund zu der annahme haben, Hermann verdankte

diese auffallende belesenheit der erzherzogin Mechthild, indem sie ihm die schätze ihrer bibliothek zugänglich machte': denn Martin in seiner ausgabe der Mörin s. 29 f, auf den die note verweist, vermutet nur dass Hermann den prosaroman von Herpin auf diesem wege kennen gelernt habe. einen unerheblichen lapsus calami enthält der satz s. 9 oben: 'eingangs feiert Püterich die damals bereits 44jährige witwe', denn erst ein jahr nach der abfassung des Ehrenbriefes starb Mechthilds zweiter gemahl, erzherzog Albrecht von Österreich. WIENER NEudrucke. 1. Auf auf ihr christen von Abraham a SClara 1683. XIV und 135 ss. 2. Prinzessin Pumphia von Joseph Kurz. vII und 59 ss. 3. Der hausball eine erzählung 1781. XII und 24 ss. 8o. Wien, CKonegen, 1883. 1,20. 0,80. 0,60 m. August Sauer, der als kritischer herausgeber sich oft erprobt und immer bewährt hat, eröffnet mit diesen gleichzeitig ausgegebenen heften ein unternehmen, welches die wichtigsten und seltensten litteraturwerke, die seit ausgang des mittelalters bis in den anfang des 19 jhs. in Österreich erschienen sind, einem gröfseren publicum und zugleich der litterarhistorischen forschung zugänglich zu machen bestimmt ist.' wie der prospect und der die litterarische entwickelung Österreichs sehr gerecht einschätzende offene brief im 1 hefte versprechen, gilt es vor allem eigenartig österreichisches zu sammeln. es werden sich die Österreicher und wir 'draufsen im reiche' gleichmässig freuen, die Wiener komische bühne wider aufleben zu sehen, Wienerischen dialect zu hören, in der Wiener localgeschichte zu blättern. so sind diese neudrucke in der tat eine willkommene ergänzung der vorhandenen neudrucksammlungen, und wenn man sonst der jetzt wahrhaft sportmässig betriebsamen neudruckmanie ein energisches ohe iam satis! zurufen möchte, was leider in meinem munde sich nicht recht ziemt, so empfängt man dieses unternehmen vielmehr mit glückwunsch.

Heft 1 ist des verf.s wegen, heft 2 der gattung zu liebe, heft 3 zu ehren Goethes, des nacherzählers des Hausballes neugedruckt. dem entsprechend sind auch die einleitungen verschieden gehalten, was ich sehr lobenswert finde: denn nichts ist verfehlter, als zu fordern, die vorbemerkungen zu den teilen eines solchen sammelwerkes sollten über einen leist geschlagen werden. feststehend ist nur dass 'die nötigsten bibliographischen und litterarhistorischen angaben' gebracht werden. in dieser beziehung hätte das vorwort zum 2 hefte aus Maltzahns Bücherschatz abt. III nr 22895 und 2291, und aus Schmids Chronologie des deutschen theaters (wonach s. 176 die Pumphia schon 1754 aufgeführt worden sein soll) ergänzt werden können.

Die ausstattung der billigen hefte ist hübsch, die schrift

etwas klein aber scharf. zuweilen möchte man den herausgeber bitten, dem setzer noch etwas genauer auf die finger zu sehen: verwechselungen von / und f, c und e, u und n, b und h treiben ihr kleines spiel. nr 1 s. xi lies '8 bl.' statt '16 bl.' wenigstens sind im neudrucke nur 8 widergegeben; s. 110 z. 11 lies 269 statt 265; nr 2 s. vi 1. Gervinus Iv statt v.

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Der herausgeber sucht wie Braune in seiner sammlung die titel typographisch nachzuahmen. es mag das bei einem 'liebhaber' stimmung machen; zweck hat es keinen und schön ist es gewis auch nicht, die alte geschmacklosigkeit oder unbehilflichkeit da zu erneuern, wo doch der haupttext modernen zuschnitt hat. überhaupt geht mir Sauer in bewahrung der eigentümlichkeiten der vorlage etwas zu weit. es ist doch zb. wol nur graphische ziererei dass die zweite letter eines doppel-rr ein sog. rundes r ist; wozu dies nachahmen? ich kann es nur für nachlässigkeit des setzers halten, wenn im 1 hefte zb. s. 41 z. 24. 25, s. 42 z. 12, s. 45 z. 10, s. 92 z. 8, s. 93 z. 34, s. 105 z. 22; oder im 2 hefte zb. v. 269 in wörtern wie vereinige, nicht, etliche, quelle usf. zwischen lauter fracturbuchstaben ein antiqua-i oder -q oder -a oder -r oder -t eingeschaltet ist, wie umgekehrt zb. heft 1 s. 41 z. 29 das in antiqua gesetzte wort Boccalinus durch ein fractur-i unterbrochen wird; ich muss nur wider fragen: wozu dies nachahmen? ebenso wäre dem hättten 1 s. 43 z. 14 besser ein t genommen, das Herrschaaren in Heerschaaren 1 s. 55 z. 16 verändert, 1 s. 90 z. 12 nach Sacramentum eingeschaltet worden ist; auch 1 s. 111 z. 29 fehlt das verbum. 1 s. 92 z. 13 möchte ich Keller statt Kellner lesen. 3 s. 7 z. 33 ihrem statt seinem. auch die interpunction hätte ich trotz aller anerkennung des conservativsten verfahrens in neudrucken weniger geschont. zb. 1 s. 13 z. 11 fehlt punct | s. 45 z. 16 setze ! statt: | s. 125 z. 11, statt; | 2 v. 45! statt ? | ebenso v. 711 (vgl. 715)| 3 s. 15 z. 14 streiche das komma nach schilderung.

Endlich habe ich weniger respect vor der versanordnung und den scenischen anweisungen alter drucke. ich hätte in heft 2 zb. v. 40 den 1 halbvers vorn an der zeile und nicht in der mitte beginnen lassen. v. 269 ist gedruckt als ob es zwei verse wären usw. dann: Soffokles zb. spricht die 2 hälfte von v. 876 und die folgenden, sein name sollte also in derselben schrift gedruckt sein wie die der übrigen sprechernamen ist; er steht aber in der schrift der scenischen anweisungen zwischen klammern, sodass der leser zunächst glauben muss, Kulikan spreche weiter. derlei zahlreiche unebenheiten des originales sollten geändert sein. hierin muss sich der kritische neudrucker von dem handwerksmässigen unterscheiden. Sauer hat ja eine reihe. von offenbaren fehlern beseitigt; aber ich wünschte- und ein textkritischer kopf wie er muss rasch dahin kommen

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